Rede von Brunhild Kurth Präsidentin der

Rede von Brunhild Kurth
Präsidentin der Kultusministerkonferenz
und sächsische Kultusministerin
anlässlich der Auszeichnungsveranstaltung
zur Aufnahme in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes
am 16. März 2015 in Berlin
Anrede,
als im Dezember die Entscheidung in der Kultusministerkonferenz fiel, war die Freude bei den
27 aufgenommenen Gruppen und Gemeinschaften groß. Heute erhalten Sie Ihre Urkunden und ich
freue mich sehr, dass Sie alle den Weg hierher nach Berlin gefunden haben.
Die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist eine ganz besondere
Auszeichnung – zum einen natürlich für die Trägergruppen und zum anderen auch für uns alle in
Deutschland. Denn die Aufnahme in das Verzeichnis bestätigt, dass es in ganz Deutschland einen
unglaublich vielseitigen, traditionsreichen und bunten kulturellen Schatz immateriellen Kulturerbes
gibt.
Jede der 27 Ausdrucksformen steht für eine in der Gesellschaft tief verankerte, von den Menschen
praktizierte lebendige Kulturform, die es zu erhalten und zu fördern gilt.
Ich wünsche mir, dass das bundesweite Verzeichnis ganz im Sinne des Mottos der heutigen
Fachtagung „Wissen. Können. Weitergeben“ dazu beiträgt, diese kulturellen Schätze noch weiter zu
verbreiten und die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Kultur im Allgemeinen und die heute geehrte im Besonderen zeichnet sich dadurch aus, dass sie den
sozialen Zusammenhalt fördert. Diese Kulturformen sind der Kitt, der unsere Gesellschaft verbindet.
Denn sie schaffen Identität, sie stiften Sinn und Lebensfreude.
Wir würdigen heute deshalb eine lebendige Alltagskultur, die Wissen und Können von einer
Generation an die nächste weitergibt.
Sie, die Menschen, die diese Kulturformen leben, zeigen ein sympathisches und vielfältiges Bild von
Deutschland, das Gäste aus der ganzen Welt anlockt. Wo gibt es bspw. ein vielfältigeres Angebot an
gutem Brot? Wo wird der Karneval – oder Fasching, wie wir in Sachsen sagen – von so vielen
Menschen so intensiv gefeiert und gelebt? Wo sonst besteht eine so dichte Landschaft an
hervorragenden und lebendigen Theatern und Orchestern?
1
Dabei ist das Spannende am immateriellen Kulturgut, dass es so gar nicht ins Museum passen will.
Es geht nicht darum, einen bestimmten Zustand zu bewahren oder zu konservieren. Das immaterielle
Kulturerbe ist auf die Zukunft ausgerichtet. Es will weitergegeben und gelebt werden.
Und genau gehört zu den maßgeblichen Auswahlkriterien, dass die aufzunehmende Kulturpraktik
aktiv gelebt wird und jede und jeder Interessierte daran teilnehmen kann.
Sie sind die entscheidenden Akteure bei der Erhaltung und Pflege unseres immateriellen Kulturerbes.
Sie repräsentieren lokal oder regional verankerte Gruppen und Gemeinschaften, die sich stark und
engagiert für dieses lokale Kulturgut einsetzen.
Oder Sie sind Repräsentanten ganzer Interessensnetzwerke, die deutschlandweit wirken – bisweilen
sogar darüber hinaus. Ohne Ihren Einsatz würde es das immaterielle Kulturerbe nicht geben.
Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engagement, ob haupt- oder ehrenamtlich. Sie tragen maßgeblich
dazu bei, dass auch unsere Kinder und Enkel noch Bräuche, Feste, Traditionen und handwerkliche
Fertigkeiten als authentischen Teil ihrer Lebenswirklichkeit erfahren und praktizieren können.
Darüber hinaus danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Länderministerien, im
Sekretariat der Kultusministerkonferenz und in der Deutschen UNESCO-Kommission, die das
Auswahlverfahren nach Kräften organisatorisch unterstützt haben.
Im März 2013 fiel der bundesweite Startschuss. Die Resonanz auf diesen Aufruf war enorm, die
Bewerbungen vielfältig. In den anschließenden Auswahlverfahren traf jedes Land eine Vorauswahl,
die an das Sekretariat der Kultusministerkonferenz übermittelt wurde. Daraus entstand eine Liste mit
über achtzig Vorschlägen, aus denen das Expertenkomitee unter der Leitung von Herrn Professor
Wulf die finale Auswahl traf. Ich bin sicher, das war keine leichte Aufgabe und hat so manche
intensive Diskussion hervorgebracht.
Ich möchte der Jury deshalb meinen ganz besonderen Dank für die geleistete Arbeit sagen. Sie haben
einen Vorschlag unterbreitet, dem die Kultusministerkonferenz im Einvernehmen mit Frau Professor
Grütters, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aus voller Überzeugung folgen
konnte.
Ich gratuliere allen Ausgezeichneten herzlich. Leben Sie Ihre Kulturform auch weiterhin so engagiert
und setzen Sie damit stetig neue Akzente, damit unsere Kulturlandschaft so vielfältig bleibt!
2