Urner Architekten kritisieren das Vergabeverfahren Wenig

KANTON URI | 5
Urner Wochenblatt | 139. Jahrgang | Nr. 40 | Mittwoch, 27. Mai 2015
Urner Architekten kritisieren das Vergabeverfahren
Kantonsspital Uri | Mit dem eingeschränkten Verfahren fühlen sich Urner Büros vor den Kopf gestossen
Sie seien von Anfang an
chancenlos gewesen, kritisieren die Urner Architekturbüros. Für künftige
Vergaben verlangen sie vom
Kanton mehr Sensibilität.
bewerb muss sein», sagt er. Aber
durch die Übungsanlage sei eine Teilnahme von Urner Architekturbüros
von Anfang an ausgeschlossen gewesen. «Keiner hat drei Akutspitäler im
Portfolio, und wenn man nicht teilnehmen kann, wird man es auch nie
haben.»
Markus Arnold
Kanton soll künftig
sensibler agieren
Am Projektwettbewerb für den Umund Neubau des Kantonsspitals Uri
können sechs Generalplanerteams
teilnehmen. Sie hatten beim zweistufigen Auswahlverfahren die sogenannte Präqualifikation überstanden
und werden nun bis Ende Juli ein
konkretes Wettbewerbsprojekt einreichen. Kein Urner Architekturbüro
hatte diese Hürde genommen. Beim
Neu- und Umbau des Kantonsspitals
Uri handelt es sich um das grösste
Hochbauprojekt, das der Kanton Uri
je in Angriff genommen hat. 100 Millionen Franken dürfte der Bau insgesamt kosten. Um die 20 Prozent davon werden für die Planungsarbeiten
benötigt.
Urner Büros faktisch chancenlos
26 Generalplanerteams hatten sich in
der Präqualifikation für die Teilnahme
am Planerwettbewerb beworben. Darunter auch drei aus dem Kanton Uri.
Zu ihnen gehören die CAS Architekten AG sowie das Büro Germann &
Achermann AG. Beide Firmen hatten
sich für dieses Vorhaben mit Spitalplanungsspezialisten zusammengetan.
Dass kein Urner Team reüssiert habe,
sei nicht das eigentliche Problem, äussert sich Architekt Max Germann
gegenüber dem «Urner Wochenblatt».
Den Urner Büros stosse aber sauer auf,
dass sie faktisch nicht die geringste
Chance hatten, überhaupt zum Wettbewerb zugelassen zu werden. Aufgrund des zweistufigen Verfahrens und
der angewandten Kriterien sei im
Nachhinein klar gewesen, dass nur
etablierte Spitalbau-Planerteams in die
Kränze kommen können. Referenzobjekte für bereits realisierte Um- oder
Erweiterungsbauten von Akutspitälern
seien stark gewichtet worden. «Somit
kommt nur ein ganz exklusiver Kreis
überhaupt für die Teilnahme am Wettbewerb infrage», sagt Max Germann.
Zu wenige Referenzobjekte
In der schriftlichen Begründung, warum die CAS-Architekten nicht berücksichtigt wurden, hielt das Amt für
Hochbau denn auch fest: «Die Referenzobjekte der Architekten, realisierte Um- oder Erweiterungsbauten primär von Akutspitälern, sind nicht erfüllt.» Und weiter: «Die Gebäudetech-
«Der Kanton hätte problemlos ein offenes Verfahren durchführen können. So hätten auch Urner Architekten eine Chance gehabt mitzumachen.» Die Architekten Philipp Aregger (CAS), Falk Grimm (CAS) und Max Germann (Germann &
Achermann) diskutieren über das Vergabeverfahren beim Um- und Neubau des Kantonsspitals Uri. FOTO: MARKUS ARNOLD
nik kann den Nachweis für mindestens eine realisierte Referenz Gesundheitseinrichtung in vergleichbarer
Komplexität nicht erfüllen.»
Im Präqualifikationsprogramm hiess
es, dass die Architekten drei Referenzobjekte einreichen sollen. Dazu zählen
realisierte Um- oder Erweiterungsbauten primär von Akutspitälern oder vergleichbar komplexen Einrichtungen
sowie realisierte Projekte mit ähnlichem Komplexitätsgrad.
Mehrere Spital- und
Pflegeheimprojekte ausgeführt
«Die aufwendige Arbeit für die Präqualifikation hätten wir uns sparen
können», resümiert Philipp Aregger,
Geschäftsleitungsmitglied der CASArchitekten. Aber aufgrund der Zusammenarbeit mit dem Büro HPP aus
Düsseldorf, einer internationalen
Spezialistin in der Spitalplanung, habe man sich bei der Bewerbung durchaus eine Chance ausgerechnet, zum
Wettbewerb zugelassen zu werden.
Gemeinsam habe man schliesslich
schon mehrere Projekte realisiert.
«Wir waren zu naiv», so Philipp Aregger. Als Referenzobjekte hatten die
CAS-Architekten das Alters- und
Pflegeheim Rüttigarten in Schattdorf
(Bauleitung und Kostenmanagement),
die Frauenklinik in Stuttgart sowie
das Bettenhaus 1 der Universitätsklinik Bonn angegeben.
Auch das Büro Germann & Achermann hat schon diverse Spital- und
Pflegeheimprojekte ausgeführt. So
wurde beispielsweise kürzlich der Bau
der Seeklinik in Brunnen, ein 30-Millionen-Projekt, abgeschlossen. Rein
technisch und architektonisch sei der
Bau eines Spitals nicht ausserordentlich attraktiv, bezüglich organisatorischer Herausforderung aber schon.
Korrektes Verfahren, aber ...
Dass die Urner Architekturbüros
aussen vor bleiben, hätte gemäss Max
Germann nicht sein müssen. Der
Kanton habe das Verfahren zwar korrekt abgewickelt. Die Urner Architekten kritisieren jedoch, dass der Kanton laut Submissionsrecht problemlos
das offene Verfahren hätte anwenden
können. Auf diese Weise hätten auch
einheimische Architekten mitmachen
können. «Ich selber bin derzeit in der
Jury für einen Spitalneubau in Zweisimmen, ein 50-Millionen-Projekt.
Dort hat man sich für ein offenes Verfahren entschieden», führt Max Germann aus. Es gebe für den Kanton
keinen Grund, gegen ein offenes Verfahren zu sein. Die Praxis zeige, dass
für einen solchen Spitalbau nicht so
viele Projekte eingereicht würden,
dass deren Auswertung kaum bewältigbar wäre. In Zweisimmen beispielsweise rechne man mit maximal 20 Bewerbungen. Die Teilnahme an einem
Projektwettbewerb sei für die Büros
sehr aufwendig und koste zwischen
50 000 und 80 000 Franken.
Spielregeln von Anfang an klar
Die hohen Kosten für die Teilnahme
am Wettbewerb führt der Kanton denn
auch als Grund auf, dass man sich für
ein selektives Auswahlverfahren entschieden hat. «Auf diese Weise kann
man die geeignetsten Teams für den
nachträglichen Projektwettbewerb auswählen, ohne dass alle Teams schon
von Anfang an sehr viel Ressourcen
und Kosten aufbringen müssen», erläutert Gesundheitsdirektorin Barbara Bär
auf Anfrage des «Urner Wochenblattes». Schon im Bericht und Antrag des
Regierungsrates an den Landrat vom
18. März 2014 zum Kreditbeschluss für
die Planung des neuen Spitals sei erwähnt worden, dass ein Präqualifikationsverfahren durchgeführt werde.
Barbara Bär betont auch, dass die
Urner Architekturbüros durchaus eine
Chance gehabt haben, das Spital zu
planen. Es spiele keine Rolle, ob jemand Urner oder Auswärtiger sei. Die
gesetzlichen Vorschriften seien aber
sauber einzuhalten. «Heimatschutz
gibt es nicht. 26 Teams waren da, die
besten sechs Teams als Ganzes wurden
ausgewählt. Leider ist kein Urner
Architekturbüro dabei.»
Von Bevorteilung der Urner will auch
Max Germann nichts wissen. «Wett-
Wenig Änderungen für die Zentralschweiz
Neuer Fahrplan | Fast 3 Millionen zusätzliche Zugkilometer
Ab dem 13. Dezember ändert vor allem für Bahnfahrer entlang der
Schweizer West-Ost-Achse das Angebot. Dagegen kommt es laut SBB im
Nord-Süd-Verkehr nicht zu wesentlichen Neuerungen. Insgesamt wird laut
SBB das Angebot im Fernverkehr um
660 000 Zugkilometer ausgebaut. Dies
entspricht einer Zunahme von rund 1
Prozent. Gar um 4 Prozent oder 2,3
Millionen Zugkilometer aufgestockt
wird der Regionalverkehr. Hier gibt es
einschneidende Änderungen. Dies bedeutet für viele Pendler, dass sie alte
Gewohnheiten ändern müssen.
Mai, mitteilte. Grund für die Massnahme ist die gestiegene Zahl der Pendlerinnen und Pendler aus dem Seetal.
Mehrere Grossbaustellen
Vereinzelte Anpassungen
In der Zentralschweiz hingegen kommt
es ein Jahr vor Inbetriebnahme des
Gotthard-Basistunnels nur zu wenigen
Änderungen. Zwischen Hochdorf und
Luzern kommen auf der Seetalbahn S9
zu den Hauptverkehrszeiten drei zusätzliche Züge zum Einsatz. Die SBBZüge verkehren wie der bereits bestehende Zusatzzug zeitversetzt zu den
regulären S-Bahnen, wie der Luzerner
Verkehrsverbund am Dienstag, 26.
Anzeigetafel am Hauptbahnhof in Zürich.
FOTO: ALESSANDRO DELLA BELLA, KEYSTONE
Auf der BLS-Linie Luzern–Bern
durchs Entlebuch soll anderes Rollmaterial für mehr Kapazität sorgen. Drei
der vier bisher eingesetzten Kompositionen des Typs EWIII werden durch
neuere Züge des Typs Lötschberger ersetzt. Daneben wird die bisherige Linie S18/S1 Sursee–Luzern–Baar neu
durchgehend S1 heissen. Die seit sechs
Jahren bestehende Verbindung soll so
bekannter gemacht werden.
Änderungen in den Fahrplänen gibt es
zudem vorübergehend wegen mehrerer Grossbaustellen auf dem Bahnnetz.
Betroffen sind etwa die Strecken Steinen–Schwyz, Schüpfheim–Hasle und
Oberrüti-Rotkreuz sowie der Bahnhof
Goldau (SZ). Neben der Bahn kommt
es bei zahlreichen regionalen Buslinien
in der Zentralschweiz zu Anpassungen. In der Stadt Luzern etwa werden
Kurse auf einzelnen Strecken in den
Randstunden ausgedünnt. (sda)
«Wir wollen nicht als schlechte Verlierer dastehen. Am aktuellen Verfahren
rütteln wir nicht», hält Philipp Aregger
fest. Es sei aber wichtig, die Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam
zu machen, damit der Kanton bei
künftigen Vergaben sensibler agiert.
Der Kanton habe mit dem eingeschränkten Verfahren den vermeintlich einfachsten Weg gewählt, damit
aber die einheimischen Büros vor den
Kopf gestossen. Es sei für die Urner
Architekten stets eine grosse Herausforderung, attraktive Projekte zu akquirieren. Im ausgetrockneten Arbeitsmarkt sei es nämlich schwierig, qualifiziertes Personal für den Kanton Uri
zu finden. Alleine Germann & Achermann sowie die CAS-Architekten beschäftigen insgesamt 100 Mitarbeitende. Zu einem guten Teil Akademiker.
Bei diversen Urner Büros stünden
Nachfolgeregelungen an. «Es ist dabei
ein durchaus denkbares Szenario,
dass in Uri Büros zugunsten attraktiverer Standorte schliessen werden»,
so Max Germann. Dies, obwohl die
Urner Architekten national durchaus
mithalten könnten. «Rund die Hälfte
unserer Aufträge holen wir von ausserhalb des Kantons herein und sorgen
dafür, dass viel zusätzliche Wertschöpfung in den Kanton kommt.»
Eröffnung im
Sommer 2023
Die sechs ausgewählten Generalplanerteams können bis Ende Juli
ein konkretes Bauprojekt einreichen. Eine Jury wird dann das Siegerprojekt ermitteln und voraussichtlich Ende Jahr oder Anfang
2016 der Öffentlichkeit präsentieren. Anschliessend wird das Siegerprojekt weiterbearbeitet, und es
wird ein Vorprojekt mit Kostenvoranschlag erstellt. Läuft alles nach
Plan, kommt der Neu- und Umbau
des Kantonsspitals Uri im Herbst
2017 vors Stimmvolk, sodass wahrscheinlich im Herbst 2018 die Bauarbeiten starten können. Die Inbetriebnahme des neuen Spitals ist im
Sommer 2023 geplant. (ma)
FORUM
Salomonische
Lösung für WOV
Für die Lösung des gordischen Knotens für die West-Ost-Verbindung
(WOV) schlage ich dem Urner Landrat vor, diesen Knoten in drei Schritten zu durchhauen (Alexander der
Grosse, Stadt Gordion).
1. Der Kanton Uri (Regierungsrat)
handelt mit dem Bundesrat (Uvek)
aus, den Halbanschluss Altdorf/Attinghausen an der A2 umgehend zu
bauen.
2. Der Verkehr wird mit geeigneten
flankierenden Massnahmen für den
Schwerverkehr und Personenverkehr
zwei bis drei Jahre laufen gelassen.
Danach werden die Auswirkungen
neu erfasst und ausgewertet.
3. Dann ist eine neue Beurteilung der
Verkehrssituation vorzunehmen und
die Ermittlung der dannzumal notwendigen Massnahmen zu entwickeln sowie in einer dazu geeigneten
Form zu realisieren, zum Beispiel mit
einer West-Ost-Verbindung oder mit
anderen intelligenten Lösungen.
Heribert Huber, Eyrütti 20, Schattdorf