Ausgabe | 40 17. Oktober 2014 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Mittelstand Automatisiertes Fahren stärkt die Macht der Zulieferer Elektronik- und Softwareunternehmen können vom Trend zum automatisierten Fahren deutlich profitieren A Das Volkswagen-Moutos werden mit neuer Software und Elektrodell XL1 ist in Europa benik ausgestattet, die autoreits auf dem Markt. Es matisiertes Fahren ermöghat in den Außenspiegeln lichen. Die Produkte dafür Kameras installiert. Andekommen von Zulieferern, re Hersteller entwickeln nicht von den Autobauern Funktionen, die dem Fahselbst. Die Zuliefererbranrer erlauben, das Lenkrad che kann dabei bis 2016 auf in die Mitte des Fahrzeuges Wachstumsimpulse von zu verschieben, wenn das jährlich 30 Prozent hoffen. Auto im „Autopilot“-Modus Die Autobauer selbst gerafährt, um dem Fahrer mehr ten enorm unter Innovati- Kameras statt Außenspiegel: Neue Technik erhöht den Einfluss von Zulieferern Beinfreiheit zu gewähren. onsdruck: Wer den Trend und fordert den Status der Hersteller heraus. Daimlers fahrerloser Lkw Foto: Flickr/MotorBlog verschläft, läuft Gefahr, an soll der Prototyp für die Bedeutung zu verlieren. ist es mir egal, ob der Hubraum 1,9 oder Logistik werden. Der Fahrer wird so zum Dabei führen Analysten einen Ver- 2,4 Liter beträgt, weil ich es nicht mehr Logistikmanager, der während der Fahrt administrative Aufgaben erledigen kann. gleich mit der PC-Branche an. Die großen selbst fahren werde.“ Die ADAS-Systeme (Advanced Driver Er muss nicht einmal mehr auf die Straße Profite machen die Software- und Elektronikunternehmen, nicht mehr die PC- Assistance Systems) sollen die Langeweile schauen. Hersteller wollen ihre Fahrzeuge indibeim Fahren beseitigen und gleichzeitig Firmen. „Alle Zulieferer in der Industrie wer- Unfälle vermeiden. Hersteller Tesla ar- vidueller gestalten und sich von der Konden mit der Zeit an Macht gewinnen“, beitet an einer Funktion, die es Sensoren kurrenz abheben. Gleichzeitig verlangt zitiert die Financial Times eine anony- ermöglicht, die Geschwindigkeitsbegren- automatisiertes Fahren wieder verstärkt me Quelle aus der Automobilindustrie. zungen der Strecke auszulesen und das Ersatzsysteme zur Gewährleistung der Si„Wenn ich mir in Zukunft ein Auto kaufe, Fahrzeug bei Bedarf zu bremsen. cherheit dieser Innovation. Beides macht Analyse Sinkende Ökostromumlage bringt kaum Einsparungen für Stromkunden Erstmals seit Einführung der Ökostromumlage im Jahr 2000 fällt die Abgabe etwas niedriger aus. Die EEGUmlage liege 2015 bei 6,17 Cent je Kilowattstunde nach zuletzt 6,24 Cent, teilten die vier Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO, 50 Hertz, Amprion und TransnetBW am Mittwoch mit. Für die Stromkunden ergibt sich aus dem Rückgang rein rechnerisch lediglich eine Ersparnis von ein paar Euro im Jahr. Da andere Faktoren, wie etwa die Netzgebühren, in einigen Regionen steigen könnten, könnte es am Ende sogar für manche teurer werden. Die Senkung der Ökostromumlage stößt auf Skepsis bei den Bundesbür- gern: Nur 20 Prozent der Deutschen glauben daran, dass die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den Strompreis für private Haushalte langfristig senken wird. Insgesamt zeigt sich große Unzufriedenheit mit der Energiepolitik der Bundesregierung – auch weil bisher vor allem die privaten Haushalte die Last der Energiewende zu tragen haben, so die Ergebnisse einer Umfrage des Heiz- und Wärmetechnikunternehmens Stiebel Eltron. Jeder fünfte Deutsche bemängelt, dass die Energiewende bisher überwiegend die Interessen der Unternehmen berücksichtigt, nicht aber die der Privathaushalte. Zudem bezweifeln 61 Prozent, dass die Bundesregierung mit ihrer Politik für einen besseren Klimaschutz sorgt. „Die Privathaushalte fühlen sich als Zahlmeister der Energiewende“, sagt Rudolf Sonnemann, Geschäftsführer von Stiebel Eltron. „Sie sind zwar grundsätzlich mit den Zielen einverstanden, fühlen sich aber bisher nur wie Zuschauer bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Dabei wird 40 Prozent der Energie in Deutschland in Gebäuden verbraucht, rund zwei Drittel davon im Privatbereich – in der Hauptsache für die Heizung und Warmwasserbereitung. Hier schlummert enormes Sparpotenzial.“ Thomas Gollmann 1 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |40/14 es wahrscheinlich, dass ADAS-Systeme wie Radar, Kameras, Kartentechnik, Sensoren und Software in Zukunft den Automarkt erobern werden. Dabei geht es nicht um den Kampf zwischen Herstellern und Zulieferern. Vielmehr erhalten Zulieferer durch die neuen Produkte mehr „Verhandlungsmacht“, sagt Guillaume Devauchelle, Vizepräsident für Innovation beim französischen Zulieferer Valeo. Zulieferer mit einer breiten Palette an Angeboten zum automatisierten Fahren profitieren am meisten. Die Innovation hat eine Welle an Fusionen und Übernahmen in der Branche ausgelöst. ZF Friedrichshafen übernahm im September TRW Automobile und stieg damit zum zweitgrößten Zulieferer der Welt auf. Panasonic übernahm 49 Prozent des spanischen Autoteileherstellers Ficosa. Autoliv, eine schwedische Airbagund Sicherheitsgurte-Firma investiert in deutsche Radartechnik der Firma Hella. Continental und Bosch profitieren beide von der bekennenden Haltung deutscher Hersteller zum automatisierten Fahren, weil sie die Technik liefern. Automatische Einparkhilfen, Warnungen beim Ausscheren aus der Spur sowie automatische Bremshilfen und Fußgängererkennung sind Produkte, die bereits in Serie in die neue Autogeneration installiert werden. Daimler entwickelt einen Stauassistenten, der automatisch bei niedriger Geschwindigkeit hinter dem vorwegfahrenden Auto herfährt. ADAS-Systeme werden bis 2025 etwa 57 Milliarden US-Dollar ausmachen, verglichen mit einem Marktwert von derzeit rund 6 Milliarden, schätzen Analysten der BNP Paribas. Wichtige Konkurrenten auf dem Software-Markt für automatisiertes Fahren sind neben Google die Firma Mobileye, ein israelisches Start-up, das Kamerasys- 17. Oktober 2014 teme entwickelt, oder Elektrobit, ein finnischer Softwareentwickler, der mit Mercedes-Benz kooperiert. Der Entwicklung des Software-Codes für automatisiertes Fahren kommt eine immense Bedeutung zu. Hersteller werden sich darum bemühen, im Schadensfall die Haftungsverantwortung von sich zu weisen. „Wenn der Code versagt, kann das katastrophale Folgen haben. Das will kein Hersteller“, sagt Martin Schleicher von Elektrobit. Daher seien die Hersteller bestrebt, sich in dem Bereich abzusichern. Das Auto der Zukunft wird eine zentrale Kontrollinstanz besitzen, die die Daten der Sensoren mithilfe von Algorithmen in automatische Aktionen verwandelt. Diese Funktionsweise kommt der eines Gehirns recht nahe. Wer diese zentrale Instanz kontrolliere – egal, ob Hersteller oder Zulieferer – „kontrolliert den Wert des Fahrzeuges“, heißt es in einem Bericht der Investmentbank Morgan Stanley. Wirtschaft Deutsche Unternehmen ziehen sich aus Ebola-Krisenstaaten zurück Im Ebola-Krisengebiet gibt es keine aktiv tätigen deutschen Unternehmen mehr. Die Gefahr einer Ansteckung ist zu groß D ie deutsche Wirtschaft hat sich komplett aus den drei am stärksten von der Ebola-Seuche betroffenen westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone zurückgezogen. „Es ist keiner mehr da”, sagte der Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing, am Dienstag in Berlin. Zuletzt seien etwa zehn Unternehmen mit Mitarbeitern vor Ort gewesen, die vor allem Infrastrukturprojekte vorbereitet hätten. In Ländern wie Senegal, dem Kongo und Nigeria – wo nur vereinzelt Ebola-Fälle aufgetreten sind – seien deutsche Unternehmen weiter aktiv. „Dort laufen die Dinge normal weiter”, sagte Liebing. Der Afrika-Verein befürchtet, dass der gesamte Kontinent durch die Seuche zurückgeworfen wird. „Afrika war gerade dabei, ein bisschen zur Mode zu werden in der deutschen Wirtschaft”, betonte Liebing. Die Ebola-Epidemie in Westafrika – der seit Jahresbeginn mehr als 4.000 Menschen zum Opfer gefallen sind – schrecke aber viele Interessenten ab. Das sei nicht immer gerechtfertigt. „Die Hys- terie ist ansteckender als Ebola selbst”, sagte der Vorsitzende des Afrika-Vereins. „Bei einer Grippewelle in Moskau sagt auch niemand seine Wochenendreise nach Paris ab.” Die Gefahr sei groß, dass durch die Krise in den drei Staaten auch die anderen 51 afrikanischen Länder in Mitleidenschaft gezogen würden. Der nach Leipzig ausgeflogene EbolaPatient aus Westafrika ist in der Nacht zum Dienstag gestorben. Das teilte das Leipziger Klinikum St. Georg mit. Der 56-Jährige sei trotz intensiv-medizinischer Maßnahmen der Infektion erlegen. Indes besteht Hoffnung auf die Entwicklung eines Wirkstoffes gegen Ebola. Das chinesische Pharmaunternehmen Sihuan Pharmaceutical Holdings steht nach eigenen Angaben kurz vor einem Durchbruch bei der Zulassung eines Ebola-Medikamentes. Mit Hilfe der Militärakademie für medizinische Wissenschaften solle das Zulassungsverfahren für das Medikament JK-05 beschleunigt werden, teilte Unternehmens-Chef Che Fengsheng am Dienstag mit. Vergangene Wo- In Guinea ist normales Arbeiten nicht mehr möglich. Foto: Flickr/European Commission che sei ein dementsprechendes Abkommen mit der Akademie unterzeichnet worden. JK-05 wurde von der Militärakademie entwickelt und ist derzeit nur für militärische Notfälle in China zugelassen. Schon Ende des Jahres könne das Medikament bei der chinesischen Aufsichtsbehörde für Arzneien angemeldet werden, sagte Che. Sein Unternehmen hat nach seinen Angaben hervorragende Verbindungen zum Militär. Die Ursprünge der Pharmafirma liegen in der militärischen Forschung. 2001 hatte eine Gruppe 2 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |40/14 Wissenschaftler aus diesem Bereich die Firma gegründet, die eng mit der Militärakademie für medizinische Wissenschaften zusammenarbeitet. Bislang gibt es weder einen Impfstoff noch ein Heilmittel gegen das EbolaVirus. Derzeit befindet sich eine ganze Reihe von Ebola-Medikamenten in der Entwicklung. Der britische Pharmariese GlaxoSmithKline ist eines von mehreren Unternehmen, die mit Tests an Menschen begonnen oder diese angekündigt haben. Zu dem Kreis gehören auch die US-Firmen Johnson & Johnson, NewLink Genectics, Inovio Pharmaceuticals und Profectus Biosciences. Die Furcht vor einer weiteren Ausbreitung der Seuche Ebola beflügelt einzig die Einnahmen von Anbietern von Schutzbekleidung. Lakeland und Alpha Pro gewannen im vorbörslichen USGeschäft 2 beziehungsweise 6,5 Prozent. Konkurrent Versar legte zeitweise sogar um 88 Prozent zu. Die beiden ersteren haben ihren Kurs seit Wochenbeginn bereits mehr als verdreifacht. Versar hinkt bisher hinterher. Gefragt waren auch Chembio Dia- 17. Oktober 2014 gnostics. Die Papiere des Anbieters von Infektionsschnelltests rückten vorbörslich 14 Prozent vor. Sharps, Spezialist für die Entsorgung medizinischer Abfälle, notierte 13 Prozent höher. Die in den USA gelisteten Aktien von Tekmira legten drei Prozent zu. Ein experimentelles Medikament des kanadischen Konzerns wird zur Bekämpfung von Ebola eingesetzt. Die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen liegt zwischen 56 und etwa 200 Millionen Dollar. Lediglich Tekmira ragt aus dieser Gruppe mit einem Börsenwert von gut 500 Millionen Dollar heraus. Innovation Markt für vernetzte Fahrzeuge wächst 2020 auf 170 Milliarden Euro an Die Neuordnung der Automobilindustrie wird durch den Einzug von Internetkomponenten immer schneller voranschreiten D er weltweite Automobilmarkt steht vor einer fundamentalen Neuordnung. Auslöser für die Verschiebung der Marktgewichte ist die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge und die damit einhergehende steigende Nachfrage der Kunden nach Connectivity-Angeboten: Für 13 Prozent der Käufer kommt ein Neufahrzeug ohne Internetzugang gar nicht mehr in Betracht. Das ist ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Branchenstudie von McKinsey & Company mit dem Titel „Connected Cars”. „Car Connectivity hat das Potential, die Automobilbranche entlang aller Ertragsquellen stark zu verändern”, sagt Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey. Wer einen Neuwagen fünf Jahre lang behält, für den macht der Kaufpreis derzeit 52 Prozent der Gesamtausgaben für die Nutzung aus. Die andere Hälfte verteilt sich auf Betriebskosten (24 %), Versicherung (14 %), Wartung und Reparaturen (6 %) sowie Car Connectivity (4 %). Gerade der letzte Kostenpunkt wird sich in Zukunft spürbar verändern: Die Schätzungen über die Entwicklung des Marktes überschlagen sich. Der weltweite Markt für ConnectivityKomponenten und -Dienste wird sich bis zum Jahr 2020 von heute 30 Milliarden Euro auf dann 170 Mrd. Euro mehr als verfünffachen. Dann macht Connectivity 6 Prozent der Ausgaben aus. „Wesentlich Automatisiertes Fahren ist nur eine von vielen neuen Funktionen, die das Auto und den Markt grundlegend verändern werden. Foto: Flickr/Sam Churchill größer ist jedoch der indirekte Einfluss von Car Connectivity auf die Marktanteile. Das Thema wird für die Autohersteller zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor”, betont Detlev Mohr. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage der Unternehmensberatung unter 2.000 Autokäufern in Deutschland, den USA, Brasilien und China sowie mehr als 30 Interviews mit Automobilherstellern, Zulieferern, Telekommunikationsund Halbleiterunternehmen. „Beim Autokauf spielen Angebote wie Echtzeit-Wartungsinformationen, ortsbasierte Empfehlungen, dynamische Stauprognosen oder Musikstreaming eine zunehmend wichtige Rolle”, erklärt Mohr. 20 Prozent der Kunden würden die Automarke wechseln, wenn sie dadurch an bessere Connectivity-Angebote gelangen. Unter den Vielfahrern, die mehr als 20 Stunden pro Woche im Auto verbringen, beträgt der Anteil der Wechselwilligen sogar 40 Prozent. In China, dem weltweit größten Automarkt, ist die Wechselbereitschaft generell höher als in Europa. „Die potentielle Verschiebung von Marktanteilen zwischen den Autoherstellern ist damit eine der zentralen Auswirkungen von Connected Cars”, so der McKinsey-Experte. Maßgeblich beeinflusst seien auch 3 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |40/14 die Bereiche Wartung und Versicherung – beispielsweise „durch Wartungsempfehlungen oder eigene Apps”, erläutert Mohr weiter. So könnten Hersteller Daten zum Zustand der Fahrzeuge nutzen, um ihren Anteil am Wartungs- und Reparaturmarkt zu erhöhen, indem sie die Kundenbindung stärken. 23 Prozent der weltweit befragten Autokäufer – in Deutschland erst 7 Prozent – würden der Wartungs- oder Reparaturempfehlung einer App folgen und eine Vertragswerkstatt aufsuchen. Zudem könnten Informationen über das Fahrverhalten das Versicherungsgeschäft verändern: 35 Prozent der befragten Fahrer wären bereit, Daten für Versicherungen freizugeben, um einen Rabatt von 10 Prozent auf ihre Versicherungsprämie zu erhalten. „Die Autohersteller müssten aufpassen, dass sie die Hoheit über die digitale Revolution nicht den Internetunternehmen überlassen” sagt Dominik Wee, Partner bei McKinsey und verantwortlich für das Thema Connected Cars. Unternehmen aus dem Software- oder Telekomsektor drängen in den Markt und bieten ihre Dienstleistungen (wie Navigationssoftware) oft günstiger und zum Teil kostenlos an. Viele Kunden sind nicht bereit, für zusätzliche Services einen Aufpreis zu bezahlen: Nur 34 Prozent der Autokäufer geben an, für knapp 80 Euro eine standardisierte Smartphone-Schnittstelle für das Auto zu kaufen, nur 20 Prozent würden für abonnementbasierte Dienste zahlen. Für Automobilhersteller ist es daher entscheidend, an kritischen Punkten die Kontrolle zu bewahren. Die integrierte Bedienung der Dienste und Apps im Auto ist ein Alleinstellungsmerkmal der Automobilhersteller. Neue Technologien wie 17. Oktober 2014 beispielsweise Projektionen auf Windschutzscheiben, die diese Vernetzung intuitiv, komfortabel und sicher gestalten, bieten Herstellern die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich zu behaupten. Anonymisierte Daten zum Zustand und zur Nutzung des Fahrzeugs sind Grundlage für Versicherungsund Wartungsleistungen, aber auch für viele andere Dienste. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich viele Kunden um die Datensicherheit sorgen, ist dies ein entscheidender Kontrollpunkt. Aktuelle Daten zur Verkehrslage, Warnung vor Glatteis und ortsspezifische Dienste können nur über Echtzeit-Geoinformationen angeboten werden. Gemeinsam mit Sensordaten im Fahrzeug bilden diese die Voraussetzung für autonomes Fahren. Vernetzte Autos, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, ebnen damit den Weg zum fahrerlosen Fahrzeug. Innovation Faltbare Windturbine soll Laptops mit Energie versorgen Mikro-Energiewende: Mit einer kleinen Windturbine aus dem 3D-Drucker erhalten Laptops und andere Geräte ihren Strom I nsgesamt wurden 19.000 britische Pfund benötigt – über 24.000 Pfund haben die Geldgeber weltweit in das Projekt gesteckt. Somit kann AirEnergy 3D starten und Laptops mit sauberer Energie beliefern. Die Windturbine aus dem Drucker soll maximal 312 Watt Leistung liefern. Laut Zeitplan läuft aktuell schon die Produktion auf Hochtouren. Als Dankeschön für die Finanzierungshilfe haben die polnischen Ingenieure versprochen, Afrika grünen Strom zu liefern. Für jede 2.500 Pfund, die per Kickstarter eingegangen sind, soll eine Die kleine Windturbine AirEnergy 3D ist zusammenklappbar und lässt sich in der Tasche tragen. Den kleinen Stromerzeuger kann man auch zum Camping mitnehmen, um für ausreichend Strom zu sorgen. Screenshot via Kickstarter.com komplett ausgedruckte Windturbine in die Orte transportiert werden, die es besonders benötigen. Dazu wollen die Erfinder von AirEnergy 3D mit diversen Organisationen zusammenarbeiten. Das Projekt sah eigentlich vor, Laptops mit genügend Strom zu versorgen. Inzwischen sollen aber noch viel mehr Geräte von dieser Technik profitieren, so die Erfinder aus dem Hause Omni3d. Denn der Vorteil von AirEnergy 3D ist die Mobilität. Das bedeutet, Kunden können die Turbine hinstellen, wo sie möchten und jederzeit neu platzieren. Es werden für den maximalen Output Windgeschwindigkeiten von zehn Metern pro Sekunde benötigt. Das sind umgerechnet 36 Kilometer pro Stunde. Wer also davon besonders profitieren möchte, muss sich einen Ort aussuchen, der ausreichend Windböen hat, um auf dieses Tempo zu kommen. Aber das ist wiederum nur der maximale Wert, den der Anwender nicht zwingend erreichen muss. Auch mit weniger Wind liefert die Turbine Strom. In Kombination mit einem Akku kann AirEnergy 3D auch 4 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |40/14 über Nacht Energie speichern, die der Nutzer tagsüber verbraucht. Für die Reise oder einfach unterwegs ist das Gerät eher an sportliche Kunden adressiert. Mit einem Gewicht von 25 Kilogramm für die Turbine ist diese zwar mobil, aber sicherlich nicht für jeden potentiellen Käufer interessant. Zumindest nicht, wenn es darum geht, sie öfter mal zu transportieren. Natürlich kann die Windturbine auch einfach zu Hause fest installiert werden – auf dem Dach, Balkon oder in einem besonders windigen Eck. Sie ist zum Beispiel auch dafür konstruiert, auf einer Satellitenschüssel angebracht zu werden. Die Höhe der Anlage beträgt 1,2 bis 2,5 Meter – abhängig davon, ob sie der ganzen Höhe nach aufgebaut wird. Der Durchmesser beträgt stolze 125 Zentimeter und benötigt somit eine gewisse Fläche für den Betrieb. Zusätzlich dazu besteht auch die Option, AirEnergy 3D mit einem Adapter an einen Stromanschluss in der Wohnung zu verbinden. So kann die Windenergie direkt aus der Steckdose genutzt werden. Um die Zweifler in windstillen Regionen zu beruhigen, hat Omni3d bereits erklärt, dass alleine drei Meter pro Sekunde ausreichen, um die üblichen Geräte mit 17. Oktober 2014 Strom zu beliefern. Die Turbine ist außerdem mit einer üblichen 12Volt-Batterie kompatibel. Mit Hilfe des mitgelieferten Umrichters ist es dann auch möglich, den USB-Ausgang an eine 220V-Steckdose anzuschließen. Kontakt zur Windturbine kann über verschiedene Wege aufgenommen werden. Mit einem Webbrowser wird der Energielieferant per Ethernetkabel überwacht. Aber es gibt auch schon eine App, mit der Nutzer die Leistung und Funktion ihrer Turbine kontrollieren können. Die Kosten für die AirEnergy 3D belaufen sich auf umgerechnet rund 375 Euro in der preiswertesten Ausführung. Auto Autohersteller zwingen mittelständische Zulieferer zum Sparen Die neue Sparrunde der Autobauer trifft kleine Zulieferer am schwersten. Die Hersteller sind neidisch auf ihre hohen Margen Zulieferer, die sich durch Schlüsseltechnologien unverzichtbar machen, könnten von der nächsten Sparrunde der Hersteller verschont bleiben. Foto: Flickr/Kārlis Dambrāns D ie Autobauer müssen sparen. Damit geraten automatisch auch ihre Zulieferer ins Visier, denn ein Großteil der Produktionskosten entfällt auf den TeileEinkauf. Doch bei den größten Lieferanten wie Bosch, Continental oder Leoni ist nicht mehr viel zu holen. Sie haben mit ihren Auftraggebern wie BMW, VW oder Daimler bereits feste Vereinbarungen über regelmäßige Preissenkungen. Bisher kamen kleine Firmen darum noch herum. Doch Branchenexperten sind sich sicher, dass sich das ändern wird. Während die Autozulieferer im Schnitt sechs Prozent vom Umsatz an operativem Gewinn erwirtschaften, fahren einige Firmen Renditen weit im zweistelligen Prozentbereich ein – zum Ärger der Autobauer. Fiat-Chef Sergio Marchionne, nie um ein markiges Wort verlegen, polterte im Sommer, das treibe seinen Blutdruck in die Höhe. Er sei neidisch und hypnotisiert von so mancher Marge. BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner äu- ßerte sich ähnlich: „Viele Zulieferer erzielen Umsatzrenditen, die nicht andeuten, dass sie notleidend sind.“ Die erfolgsverwöhnten Hersteller von Oberklassewagen müssen sich angesichts des Gegenwinds aus allen Winkeln der Welt mühen, Margen zwischen acht und zehn Prozent zu erreichen. Massenhersteller, vor allem in Europa arg gebeutelt, können davon nur träumen. „Jetzt werden die kleineren Zulieferer ins Auge gefasst“, sagt Alexander von Jarzebowski von der Unternehmensberatung Staufen. Sparpotenzial sehe die Autoindustrie in der Schweiz, wo es viele mittelständische Zulieferer gebe. „Das betrifft auch kleinere Firmen in Deutschland oder in Frankreich.“ Mittelständler seien die Schwächsten, weil sie weniger global und wettbewerbsfähig seien und keine starke Interessenvertretung hätten, schreibt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Essen-Duisburg in einer Analyse für das Ifo-Institut. Viele dieser Lieferanten aus den hinteren Reihen wurden bislang von den Autobauern nicht so stark auf Sparbeiträge – durch niedrigere Preise – durchleuchtet. Weil laut Dudenhöffer mehr als 60 Prozent der Kosten eines Fahrzeugs auf den Einkauf von Teilen entfallen, stehen die Zulieferer seit langem im Fokus, wenn es ans Sparen geht. Die Firmen aus den 5 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |40/14 vorderen Reihen müssen jedes Jahr die Preise senken, im Schnitt um zwei bis drei Prozent, manchmal sogar mehr. „Der Kostendruck der letzten 20 Jahre war schon hoch, und das sind wir auch gewohnt“, sagt etwa Klaus Probst, Chef des KabelSpezialisten Leoni. „Wir müssen jedes Jahr die Preise senken. Das ist in unserer Branche normal“, bestätigt auch Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender von ElringKlinger. Mit höherer Produktivität lasse sich das auffangen, aber inzwischen sei eine Grenze erreicht. Weitere Nachlässe seien nicht akzeptabel. Chancen für die Zulieferer, sich gegen das Spardiktat ihrer Großabnehmer zu wehren, gibt es durchaus, wie Branchenexperte Thomas Gronemeier von der Commerzbank erläutert: „Wer global aufgestellt ist, kann dem Druck besser be- gegnen. Auch wer Produkte hat, die für Sicherheit sorgen, oder Innovationstreiber ist, ist besser aufgestellt. Zentrale Frage ist demnach: Liefert eine Firma Mehrwert für den Autobauer oder nur Teile?“ Unternehmensberater Jarzebowski ergänzt: „Wieviel Zeit hat der Kunde, um sich nach Alternativen umzuschauen?“ Die meisten hochspezialisierten Zulieferer seien nicht schnell austauschbar. Das verbessere etwa die Verhandlungsposition Schweizer Betriebe, auch wenn sie deutlich höhere Kosten verursachten. Besonders die neuen Technologien für die Implementierung von IT-Innovationen in Autos sind gefragt und könnten die Macht der Zulieferer stärken. Von den sogenannten ZuliefererEntwicklungsprogrammen der Autohersteller seien die Schweizer bisher weitge- 17. Oktober 2014 hend verschont geblieben. Die Autobauer durchleuchten dabei nicht nur die Produktion, sondern auch die Forschung, Entwicklung und Verwaltung. „In der Autoindustrie wird mit großer Transparenz verhandelt“, sagt Jarzebowski, der Geschäftsführer von Staufen Schweiz. „Das sind die Unternehmen hier nicht gewöhnt.“ Mittelfristig könnten sich die Zulieferer aber nicht entziehen. „Es ist nur die Frage, wie tief man Einblick gewähren muss.“ Experten warnen schon, die Autobauer dürften den Bogen nicht überspannen, da sie ihre Lieferanten sonst schlimmstenfalls ins Aus befördern würden. Die Zulieferer können sich zumindest damit trösten, dass möglicherweise mehr Aufgaben bei ihnen landen, wenn die sparenden Autobauer weniger selber machen wollen. E-Commerce Online-Handel zu träge: Innovationen werden nicht ausgeschöpft Online-Händler fragen zu selten nach Einzelheiten zur Warenlieferung, wie zum Beispiel dem Wunschtermin des Kunden D er Online-Handel schöpft die Möglichkeiten des Internets noch nicht voll aus. Die Zustellung der Ware zum Wunschtermin ist hier ein Beispiel. Obwohl bereits seit einigen Jahren im Angebot deutscher Logistikunternehmen fragen Online-Händler noch immer kaum nach dem Wunschtermin des Kunden. „Generell nutzen nur 5 bis 7 Prozent der Händler neuere Services ihrer Logistikpartner“, schätzt Thomas Horst, Geschäftsführer beim Paketversender Hermes auf dem Etailment Summit, einem Kongress zum interaktiven Handel. Ein Grund für das Zögern der Händler seien die Kosten. Der Kunde achte auf niedrige Versandkosten. Der Mehraufwand, um Pakete schnell und außerdem in frei wählbaren Zeitfenstern auszuliefern, sei schwer zu vermitteln. „Logistik darf nichts kosten, soll aber immer flexibler und schneller werden“, fasst Horst zusammen. Dabei seien die Zustelldienste heute im Normalfall schon so schnell wie früher im Expressversand. Logistik und Online-Handel arbeiten noch nicht eng genug zusammen. Foto: Flickr/Daniel Broche Hermes-Pakete erreichten in 96 Prozent der Fälle einen Tag nach der Bestellung ihr Ziel. Die Geschwindigkeit und auch die Flexibilisierung beim Zustellen werden vom Online-Handel durchaus erkannt und geschätzt. „Die deutschen Logistiker sind ein wichtiger Treiber für den E-Commerce“, lobt Hartmut Deiwick, Kaufmännischer Leiter der Versandapotheke Aponeo. „Allerdings macht der Online-Handel zu wenig daraus.“ Man müsse nicht nur die bereits bestehenden Services der Logistiker besser annehmen, sondern darüber hinaus noch mehr neue Services fordern. Viele Online-Unternehmen seien jedoch schlicht zu träge. Der Handel lasse so Chancen liegen. „Vor allem kleinere Händler lassen sich von den Internetriesen immer mehr die Butter vom Brot nehmen“, so Deiwick. Damit neue Lieferservices mehr Einzug in den Online-Handel finden, sollten aber auch die Logistiker umdenken. Sie müssten die Schnittstelle des Händlers zu deren Kunden ernster nehmen: den Online-Shop. „Wenn der Kunde bestellt, dann heißt das Gebot: So wenig Klicks wie möglich. Wir als Logistiker müssen den Händlern nicht nur neue Liefermodelle anbieten. Wir müssen ihnen auch zeigen, dass sie sich in die Online-Shops einbauen lassen, ohne den Bestellprozess komplizierter zu machen“, so Horst. Impressum Herausgeber: Dr. Michael Maier. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Jennifer Bendele. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de 6
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