Programm - St. Anna Hospital

Tagung und Workshop: 27.–30. Oktober 2014
Digitale Editionsphilologie – (Druck-)Aufbereitung XML-/TEI-basierter Daten
Abstracts: Referate
Prof. Dr. Tara Lee Andrews: A Tale of Two Mediums: digitale Editionen im Druck und/oder vernetzt?
Dieses Referat hat den Prozess des digitalen Editierens zum Thema. Wie kann TEI-XML in der Vorbereitung einer
digitalen Edition benutzt werden, unabhängig davon, ob die Edition schliesslich gedruckt oder online erscheinen
wird? Immer mehr wird TEI nicht nur als eine blosse Form der Formatierung und Strukturierung von Text, sondern
vielmehr als eine Art Toolkit für die Modellierung von textlichen Phänomenen verstanden; dies bedeutet, dass es
zwar möglich ist, das Markup eines Textes ohne Berücksichtigung der eventuellen Publikationsform zu erstellen –
eine Form von Wissenschaft, die von den Beschränkungen des Publikationsmediums befreit ist. Es bedeutet aber
auch, dass der / die WissenschaftlerIn, wenn das Resultat publiziert werden soll, die Beziehung zwischen der
geleisteten textuellen Forschung und der Art und Weise, wie sie im gewählten Medium, sei es gedruckt oder online,
dargestellt werden wird, sehr viel sorgfältiger berücksichtigen muss.
Referentin: Prof. Dr. Tara Lee Andrews, Assistenzprofessorin für Digital Humanities, Universität Bern.
http://www.dh.unibe.ch/de/tara-l-andrews
Prof. Dr. Eric W. Steinhauer: Kontext, Risiko und Verantwortung – Rechtsfragen der Editionsphilologie im
digitalen Wandel
Rechtsfragen haben die Editionsphilologie schon immer begleitet. War es früher vor allem die Beziehung zu
Verlagen und gegebenenfalls Rechteinhabern, die zu klären waren, um eine Edition erfolgreich zu publizieren, stellt
sich heute durch die digitale Form des wissenschaftlichen Arbeitens und Publizierens eine Fülle von neuen, nicht
eindeutig zu beantwortenden Rechtsfragen. Plötzlich findet sich die Editionsphilologie in einem stark juridifizieren und
damit ungewohnten Arbeitsumfeld wieder. Sie macht die Erfahrung, dass gerade ihre innovativsten Arbeitsmethoden
aus den Digital Humanities schwer abschätzbare rechtliche Risiken in sich bergen. Ungewohnt ist auch die
Vorstellung, für das editorische Arbeitsergebnis der Wissenschaftsgemeinde gegenüber eine rechtliche Gestaltungsverantwortung zu übernehmen. Die genannten rechtlichen Probleme stellen aber nicht nur eine Herausforderung,
sondern auch eine Chance für die Editionsphilologie dar. Sie kann ihren Sachverstand rund um das, was als „Text“,
„Werk“ und „Autor“ bezeichnet wird, gewinnbringend in die aktuelle (rechts)politische Diskussion um den digitalen
Medienwandel einbringen. Zugleich kann eine Achtsamkeit auf Rechtsfragen ihren Blick für die pragmatischen
Konsequenzen des digitalen Wandels schärfen. Mit der Bewertung und Beschreibung von Publikationswegen kehrt
sie am Ende wieder zu ihrem gewohnten Thema zurück.
Referent: Prof. Dr. Eric W. Steinhauer, Dezernent für Medienbearbeitung und Fachreferent für Allgemeines, Rechts-,
Staats- und Politikwissenschaft, Fernuniversität Hagen – http://www.steinhauer-home.de
Organisation:
Mit Unterstützung des
NachwuchsförderungsProjektpools der
Universität Bern
Dr. phil. Patricia Zihlmann-Märki
[email protected]
Phil.-hist. Fakultät
Institut für Germanistik
Länggassstrasse 49
CH-3000 Bern 9
Dr. des. Manuela Heiniger
[email protected]
+41 (0)31 631 54 37
+41 (0)31 631 83 59
Philipp Vanscheidt: Nelson, Trafalgar und die TEI
Obwohl digitale Editionen in aller Philologenmund sind, gibt es auch Hemmungen, ja Widerstand. Für viele
Geisteswissenschaftler ist es ungewohnt, in Kategorien der „Maschinenlesbarkeit“ zu denken, Anforderungen als
Algorithmen zu formulieren oder Quellcode, welcher Art auch immer, selbst zu schreiben. Der Vortrag soll einige
Unterschiede und Ähnlichkeiten in der editorischen Tätigkeit mit und ohne Verwendung der sogenannten „XTechnologien“ darstellen, diese anhand eines konkreten Projektes zu Briefen an Lord Nelson aus der Zeit von 1803
bis 1805 verdeutlichen und zur Diskussion einladen.
Referent: Philipp Vanscheidt, M.A., M.A., Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und
Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften, Universität Trier (Trier Center for Digital Humanities);
Technische Universität Darmstadt, Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
Martin Fechner: Die Arbeitsumgebung „ediarum“ in der Schleiermacher-Edition – Vom Manuskript zur
Druckvorschau mit TEI
Die Arbeitsumgebung ediarum ist eine Lösung aus mehreren Softwarekomponenten, die es Wissenschaftlern
erlaubt, Manuskripte in TEI-konformem XML zu transkribieren, zu bearbeiten und als Web- und Druckpublikation zu
veröffentlichen; ediarum muss dabei stets für das individuelle Projekt angepasst werden.
Die digitale Arbeitsumgebung nutzt die Funktionen der Software „Oxygen XML Author“ und die XML-Datenbank
„exist-db“ als zentrales Repositorium. Die Bearbeiter nutzen die benutzerfreundliche „Autorenansicht“ und können
über eine eigene Werkzeugleiste Auszeichnungen vornehmen. Alle Projektmitarbeiter greifen über die online
zugängliche Datenbank auf denselben Datenbestand zu. Auch können zentrale Register angelegt und mit den TEIDokumenten bequem verknüpft werden. Über die Website kann der aktuelle Datenbestand leicht durchblättert und
durchsucht werden. Mit Hilfe von „ConTeXt“ wird automatisch eine Druckvorschau inklusive Apparaten,
Zeilennummerierungen und Lemmata generiert; bei Bedarf werden auch ein passendes Register erstellt und
Querverweise aufgelöst.
Die Arbeitsumgebung wurde 2012 vom TELOTA-Projekt der BBAW in einem Pilotprojekt für das
Akademienvorhaben „Friedrich Schleiermacher in Berlin 1808–1834“ entwickelt. Sie wird seitdem in mehreren
Projekten eingesetzt und von Wissenschaftlern bei ihrer täglichen Arbeit benutzt. Auch werden Konzept und selbst
erstellte Programmteile der DH-Community zur freien Verfügung bereit gestellt.
Referent: Dipl.-Phys. Martin Fechner, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, TELOTA (The
Electronic Life of the Academy).
Organisation:
Mit Unterstützung des
NachwuchsförderungsProjektpools der
Universität Bern
Dr. phil. Patricia Zihlmann-Märki
[email protected]
Phil.-hist. Fakultät
Institut für Germanistik
Länggassstrasse 49
CH-3000 Bern 9
Dr. des. Manuela Heiniger
[email protected]
+41 (0)31 631 54 37
+41 (0)31 631 83 59
Martin Sievers: Aufbereitung von XML-Daten für den Druck – Wege, Werkzeuge, Wissenschaft
XML ist zu dem Dateiformat für die Verwaltung von Daten aller Art geworden. In den „Digital Humanities“ wird
insbesondere der TEI-Standard von vielen Werkzeugen als Ausgabe- und Austauschformat unterstützt. Bei aller
Digitalisierung ist bei den Anwendern jedoch der Wunsch erhalten geblieben, ihre Texte bzw. Ergebnisse nicht
nur elektronisch zu veröffentlichen, sondern auch in eine gedruckte (analoge) Form zu überführen.
Der Vortrag klärt zunächst die Frage, in welchen Stadien des (wissenschaftlichen) Publikationsprozesses XML
eine Rolle spielt und zeigt anschließend anhand verschiedener Werkzeuge und Projekte beispielhaft auf, welche
Möglichkeiten Anwender heute haben, um aus XML-Daten eine ansprechende und hochwertige Publikation
(analog und/oder digital) zu machen. Dabei fließen auch Fragen der Typografie mit ein.
Referent: Dipl.-Math. Martin Sievers, Kompetenzzentrum für elektronische
Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften (Trier Center for Digital Humanities).
Erschließungs-
und
Thomas Kollatz: Jenseits von Buch und Bibliothek – Forschungsdaten und digitale Infrastrukuren
Die traditionellen Publikationswege sind wohl bekannt, gut bestellt und viel begangen. Bibliotheken und Archive
horten und pflegen seit Jahrhunderten mit grossem Sachverstand Primär- und Sekundärquellen. Kataloge und
Findbücher bieten Orientierung, verleihen Zugang zu gedruckten oder handgeschriebenen Werken und Quellen.
Digitale Infrastrukturen und Repositorien für digitale Editionen sind dagegen erst im Aufbau. Zudem ist der Umgang
mit digitalen Forschungsdaten in vielen Disziplinen keineswegs selbstverständlich, muss erlernt werden bzw.
überhaupt erst in die Curricula Eingang finden.
Im Vortrag werden praxisnah zwei Drittmittel geförderte Verbundprojekte vorgestellt: TEXTGRID und DARIAH. Die
virtuelle Forschungsumgebung TEXTGRID stellt der Geisteswissenschaft einen virtuellen Schreibtisch zur
Verfügung. Im TEXTGRID LAB kann eine digitale Edition erstellt werden, falls gewünscht auch kollaborativ mit
feingranularem Rollenmanagment. Das modular konzipierte Lab stellt generische Hilfsmittel bereit und erlaubt eigene
Werkzeuge einzubinden. Am Ende kann aus dem Lab heraus eine stabile, referenzierbare, langzeitarchivierte und
zitierfähige digitale Edition offen und frei im TEXTGRID Repositorium publiziert werden.
DARIAH ist ein europäisches Projekt mit dem Ziel „eine digitale Forschungsinfrastruktur für Werkzeuge und
Forschungsdaten“ aufzubauen und „Materialien für Lehre und Weiterbildung im Bereich der Digital Humanities“ zu
entwickeln.
Auch wenn beide Projekte einen nicht zu unterschätzenden „Technik“- und Informatik-Anteil aufweisen, stehen
programmatisch die Forschungsfragen und spezifischen Anforderungen der geisteswissenschaftlichen
Fachdisziplinen im Mittelpunkt.
Digitale Infrastrukturen dienen vor allem dazu, Forschungsfragen der Geisteswissenschaft zu unterstützen und
im besten Fall, neue Fragestellungen zu ermöglichen. Digitale Editionen sind hierfür wesentliche Voraussetzung.
Referent: Thomas Kollatz, drs, drs, wissenschaftlicher Mitarbeiter am S.L. Steinheim-Institut für deutsch-jüdische
Geschichte, Essen – http://steinheim-institut.de/wiki/index.php/Mitarbeiter:Thomas_Kollatz
Organisation:
Mit Unterstützung des
NachwuchsförderungsProjektpools der
Universität Bern
Dr. phil. Patricia Zihlmann-Märki
[email protected]
Phil.-hist. Fakultät
Institut für Germanistik
Länggassstrasse 49
CH-3000 Bern 9
Dr. des. Manuela Heiniger
[email protected]
+41 (0)31 631 54 37
+41 (0)31 631 83 59