Wie Schwyz automobil wurde - beim Historischen Verein des

Freitag, 27. Juli 2012 / Nr. 173 Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Wie Schwyz automobil wurde
Tumulte, Spionage,
Hungersnot …
Kanton  s. Tumulte, Spionage, Hungersnot, Skandale, Zensur oder die
Uniform eines Nazi-Ortsgruppenleiters in einem Kleiderschrank im
Hauptort: All dies gehört auch zur
Schwyzer Geschichte.
Das soeben erschienene mehrbändige Werk zur Geschichte des
Kantons erschöpft sich nicht nur
in Abhandlungen über Althergebrachtes wie Schlachten, Herrenhäuser, alte Kirchen, Ausgrabungen oder Reisläuferei. Zur Schwyzer Kantonsgeschichte gehört auch
das Entstehen seiner Automobilisierung und der Bau des Strassenetzes. Immerhin ist heute der
Kanton Schwyz gemessen an seiner Bevölkerung einer der am
stärksten motorisierten Kantone
der Schweiz.
Sattel um 1960: Die Strassen waren der stürmischen
Verkehrszunahme nicht immer gewachsen.
Serie  Zunächst hielt das
Auto nur langsam Einzug im
Kanton Schwyz. Seit den
1960er-Jahren aber verläuft
die Entwicklung stürmisch.
Bild Historischer Verein Kanton Schwyz
Möglichkeit zum erfrischenden Spaziergang», so Kälin. 1924 hob die Schwyzer
Regierung diese sonntäglichen Verbote
auf. Das Tempo wurde «im offenen
Felde» auf 30 Kilometer pro Stunde beschränkt, innerorts und auf Bergstrecken
auf 18 Stundenkilometer.
Kanton macht Schulden
Bert Schnüriger
[email protected]
Mit Schwyzer Nummern sind derzeit
mehr als 116 000 Motorfahrzeuge unterwegs. Vor ein paar Jahrzehnten waren
die Motorfahrzeugbesitzer noch lange
eine verschwindend kleine Minderheit.
«1905 gab es im ganzen Kanton zwei
Autofahrer», schreibt dazu Kari Kälin in
der «Geschichte des Kantons Schwyz».
Kälin ist Historiker und Journalist, er
arbeitet bei dieser Zeitung. Im Jahr 1913
fuhren erst 78 Fahrzeuge mit Schwyzer
Nummernschildern durch die Gegend.
Die Zahl der Fahrzeuge nahm nur langsam zu, 1927 waren es 476. Im gleichen
Jahr aber seien 31 500 auswärtige Fahrzeuge durch den Kanton gefahren, steht
im damaligen regierungsrätlichen Rechenschaftsbericht.
Tempo 18 innerorts
Die Autos wurden anfänglich nicht
gern gesehen. Bezirke und Gemeinden
konnten in eigener Regie entscheiden,
ob sie auf ihrem Strassennetz Kraftfahrzeuge zulassen wollten. Ab 1912 wurden
Sonntagsfahrverbote erlassen und Autofahrer gebüsst. «Damit wurde eine Petition des christlichsozialen Arbeitervereins umgesetzt: Einzig am Sonntagnachmittag hätten Arbeiterfamilien die
Die Neue SZ schöpft derzeit in
einer losen Artikelserie wiederholt
aus dem reichen Fundus des neuen kantonalen Geschichtswerks.
Die siebenbändige «Geschichte des
Kantons Schwyz» ist im Buchhandel oder beim herausgebenden
Historischen Verein des Kantons
Schwyz erhältlich und kostet 200
Franken.
Dementsprechend sah damals auch
noch das Schwyzer Strassennetz aus.
Erst ab Mitte der 1920er-Jahre wurden
die Beläge bedeutender Strassenzüge
nicht mehr nur bekiest, sondern gewalzt,
später asphaltiert. Vor allem aber deckten die Gebühren von den wenigen
Motorfahrzeugen die Kosten für den
Schwyzer
Kantonsgeschichte
Tumulte, Spionage, Hungersnot
Strassenunterhalt bei weitem nicht. So
kassierte der Kanton 1920 Gebühren in
der Höhe von 24 225 Franken, gab aber
allein für das Kantonsstrassennetz
133 494 Franken aus. Die Wende brachte ein neues Strassenbaugesetz. Es wurde vom Schwyzer Volk 1930 angenommen und erlaubte dem Kanton, für den
Strassenbau eine Anleihe von 2 Millionen Franken aufzunehmen.
Mit dem zunehmenden Verkehr nahmen auch die Unfälle zu. Prominen­
testes Todesopfer auf Schwyzer Strassen
war 1935 die belgische Königin Astrid.
Sie starb, weil der von ihrem Gatten
gesteuerte offene Personenwagen bei
Küssnacht von der Strasse abkam.
Benzin wurde rationiert
Der fortschreitenden Motorisierung
setzte 1939 der Zweite Weltkrieg ein
vorläufiges Ende. Vor allem wegen der
damaligen Rohstoffknappheit, Benzin
wurde rationiert, reduzierte sich die Zahl
der Personenwagen und Lastwagen zwischen 1939 und 1942 von 872 auf 399.
Aber bereits 1948 waren erstmals mehr
als 1000 Personenautos mit Schwyzer
Nummern immatrikuliert, 1974 waren
es schon über 25 000. «Der motorisierte Untersatz war zum Alltagsgegenstand
geworden», schreibt der Historiker Paul
Schneeberger in der Kantonsgeschichte.
Die Pendler
So richtig los ging es aber erst ab den
Sechzigerjahren. Damals setzte das Pendeln zu auswärtigen Arbeitsstellen ein.
Die Pendlerzahl nur schon in andere
Schwyzer Gemeinden stieg zwischen
1960 und 1980 von nur 2674 auf 36 452
Personen an. Und im Jahr 2000 fand
mehr als die Hälfte der Schwyzer Erwerbstätigen ihr Auskommen ausserhalb
der Wohngemeinde. Damals, im Jahr
2000, benützten drei Viertel der im
Kanton Schwyz registrierten Pendler das
Auto, nur ein Viertel war mit öffentlichen
Verkehrsmitteln unterwegs.
50 Kilometer Autobahnen
Die anhaltende Zunahme des Individualverkehrs verlangte den Bau von
Autobahnen. Im 1958 vom Schweizer
Volk verabschiedeten Nationalstrassen-
netz erhielt auch der Kanton Schwyz
rund 50 Kilometer. 1968 konnte der
Autobahnabschnitt Richterswil–Pfäffikon eröffnet werden, fünf Jahre später
waren die ganzen 23 Ausserschwyzer
Autobahnkilometer von Wollerau bis
zur Glarner Grenze befahrbar. 1981
folgte mit der Eröffnung der N 4 von
Holzhäusern bis nach Brunnen der
Autobahnanschluss des inneren Kantonsteils.
«1905 gab es im
ganzen Kanton
zwei Autofahrer.»
Ka r i Kä l i n
Hinzu kam im Verlauf der Jahre auch
der zunehmende Ausflugstourismus in
den Kanton. Was jeweils an Wochenenden zu langen Autoschlangen im
mittleren Kantonsteil führte. In der ersten Hälfte der 1970er-Jahre entschärfte
die Untertunnelung von Schindellegi
dieses Übel. Das Engagement des Kantons Schwyz im Strassenbau konzentrierte sich seither vor allem auf den
Ausbau der innerkantonalen Hauptstrasse H 8 zwischen Pfäffikon und
Brunnen. Sie wurde gemäss einem damals erstellten generellen Projekt seither
in Etappen ausgebaut. Noch offen ist
derzeit nur die letzte Etappe von der
Dritten Altmatt nach Biberbrugg.
HINWEIS
 Die bereits erschienenen Folgen der Serie unter
www.schwyzerzeitung.ch/serien 
Zugang zum Perron nun behindertengerecht
Bahnhof  Die letzten Arbeiten sind getätigt: Wilen und
Schindellegi haben nun behindertengerechte Zugänge.
pd. An den Bahnhöfen Wilen und
Schindellegi wurden im letzten Herbst
die Perrons auf 55 cm erhöht und Rampen gebaut, um den Anforderungen des
Behindertengleichstellungsgesetzes zu
entsprechen. Die Deckbelege wurden
wegen der Qualitätssicherung erst in
diesem Frühjahr eingebaut. In den vergangenen Tagen wurden die weissen
Sicherheitslinien aufgebracht. Damit
sind die Arbeiten nun abgeschlossen.
An den Bahnhöfen Wollerau und Einsiedeln sind die Bauarbeiten für die
Perronerhöhungen zurzeit in Gang.
Die taktil-visuellen
Sicherheitslinien
werden
­aufgetragen.
PD
Kanton Schwyz
22
Vorschau
Frauengottesdienst
Morschach pd. «Heimat – wo
finde, suche, erhoffe ich sie?» Diesen
Gedanken wird im Frauengottesdienst im Mattli nachgespürt. Er
findet am kommenden Dienstag, 31.
Juli, um 19.30 Uhr in der Antoniuskapelle im Mattli, Morschach, statt.
Alle Frauen sind herzlich eingeladen.
1.-August-Feier
Schwyz  pd. Die früheste und wohl
eine der eindrücklichsten 1.-AugustFeiern der Schweiz findet einmal
mehr auf dem Grossen Mythen statt:
15 Minuten nach Sonnenaufgang,
d. h. um 6.15 Uhr. Bereits zum siebten Mal organisiert das «Komitee für
einen 1. August auf dem Mythen»
einen Festanlass auf dem Schwyzer
Hausberg. Die vaterländische Ansprache, die mit frohen Fanfaren
umrahmt wird, hält der Schwyzer
alt Nationalrat Reto Wehrli. Im
Anschluss zum offiziellen Festakt
­
offeriert das Komitee allen Teilnehmenden einen feinen Kaffee. Bei
unsicherer Witterung wird die Veranstaltung auf das nächste Jahr verschoben. Die Telefonnummer 1600
unter Rubrik 3 gibt am 31. Juli ab
19 Uhr Auskunft über die Durchführung.
Ausflug geplant
Küssnacht pd. Wie bereits angekündigt, führt der diesjährige Car­
ausflug der Seniorenwandergruppe
vom nächsten Freitag, 3. August, zu
dem auch alle ehemaligen Wanderer
recht herzlich eingeladen sind, in
die Verenaschlucht. Über Sursee,
Huttwil gehts nach Affoltern i. E. In
der Schaukäserei ist der Znünihalt.
Weiter geht die Reise nach Solothurn
zur Verenaschlucht. Hier bietet sich
die Gelegenheit, eine Kurzwanderung (etwa 30 Minuten) durch die
Schlucht zur Wallfahrtskapelle zu
unternehmen. Nach dem Mittagessen gehts über Burgdorf, Langnau
nach Trubschachen, wo ein Kaffeehalt geplant ist. Rückfahrt übers
Entlebuch. Treffpunkt: Küssnacht,
Parkplatz beim Friedhof um 7.20
Uhr, Immensee, Café Bijou um 7.35
Uhr. Rückkehr etwa 18.30 Uhr; Fahrkosten 37 Franken. Anmeldung bis
spätestens Dienstag, 31. Juli, an die
Wanderleiter Hans und Rösli Brändle, Telefon 041 850 25 54.
Wallfahrt geplant
Schwyz  pd. Der Lourdespilgerverein Schwyz plant vom 11. bis 14.
September eine Wallfahrt nach
Schönstatt–Köln–Rüdesheim. Die
diesjährige 4-Tages-Vereinswallfahrt
führt zu Gnadenstätten in Deutschland. Besucht werden die Wirkungsstätte von Pater Josef Kenterich, der
hl. Hildegard, Adith Stein sowie des
hl. Andreas, hl. Albertus, hl. Magnus,
von Adolf Kolping und St. Ursula. Es
hat noch freie Plätze. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Anmeldungen an DrusbergPilgerreisen Einsiedeln unter Telefon
055 412 80 40.
Person
30 Jahre als Lehrer
tätig gewesen
Pius Rohner hat am Theresianum
Ingenbohl zahlreichen Schülern die
Freude und das Verständnis für die
Literatur, ein historisches Denken
und das Interesse für die Kulturen
der ganzen Welt gelehrt. Er geht
nach 30 Jahren Tätigkeit am Theresianum in die wohlverdiente Pension. Graziella Contratto, Dirigentin
und ehemalige Theri-Schülerin, kam
persönlich vorbei, um seine Verabschiedung mitzufeiern. Sie überraschte Pius Rohner mit gekonnter
und witziger Literaturlesung über
das Gelernte im Theri und sorgte
mit Patrick Vogel, Tenor und Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich (IOS), für eine festliche musikalische Umrahmung.