Wie stellen Sie ein AC zusammen? In diesem Beitrag - World Tune

Planungshilfe für die Zusammenstellung von Start AC
Wie stellen Sie ein AC zusammen?
In diesem Beitrag geht es um verschiedene Fragen zur Konstruktion von
AC. So zum Beispiel um die Frage,
•
welche Anforderungen die in einem AC zusammengestellten Aufgaben erfüllen müssen, damit das AC zu gültigen Aussagen führt
oder
•
welche Bedeutung das Ziel und die Zielgruppe des AC für die Auswahl der Aufgaben haben?
Zwei Beispiele zur Planung eines AC runden den Beitrag ab.
Zur Art und Weise, wie diese CD Sie darin unterstützen kann, aus der Fülle
der Aufgaben ein AC zusammenzustellen, schlagen Sie bitte auf der Pinnwand unter „Wie nutzen Sie diese CD?“ nach.
Der hier vorliegende Beitrag versteht sich als eine Sammlung von Hinweisen und Tipps. Er kann weder den Besuch eines Beobachtungstrainings
noch die intensive Auseinandersetzung mit dem Assessment-CenterVerfahren Start und der ihm zugrunde liegenden Theorie und Philosophie
ersetzen.
Wenn Sie ein AC zusammenstellen möchten, ist es wichtig, im Vorfeld die
Frage zu klären, welches Ziel Sie mit Ihrem AC verfolgen. Unmittelbar mit
dieser Frage verbunden sind die Fragen, zu welchen Merkmalen Ihr AC
Aussagen ermöglichen soll bzw. zu welchen Merkmalen Sie Rückmeldungen geben möchten?
Natürlich gehören auch Fragen zur Dauer Ihres AC, zu den zur Verfügung
stehenden sächlichen, personellen und finanziellen Ressourcen in die Planung Ihres AC. Aber das Hauptaugenmerk sollte auf der Frage nach dem
Ziel Ihres AC liegen.
Ziele und Zielgruppen:
© Start am IMBSE e. V. 2005
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Planungshilfe für die Zusammenstellung von Start AC
Das Assessment-Center-Verfahren Start kann an verschiedenen Stellen im
Übergang Schule - Beruf eingesetzt werden.
•
Schon zu einem frühen Zeitpunkt schulischer Berufswahlorientierung kann Start einen wichtigen Beitrag leisten, Schülerinnen und
Schülern berufliche Anforderungen nahe zu bringen und dabei auch
eigene Stärken und Neigungen kennen zu lernen.
•
Start kann Schülerinnen und Schüler darin unterstützen, sich zielgerichteter auf das Betriebspraktikum vorzubereiten.
•
Zu einem späteren Zeitpunkt im Prozess schulischer Berufsorientierung kann Start Schülerinnen und Schülern eine Hilfe sein, sich für
ein bestimmtes Berufsfeld - im Sinne einer Ausbildungspräferenz zu entscheiden.
•
In schulischen Angeboten zur Berufsvorbereitung (BVJ) kann Start
die Entscheidung für ein bestimmtes Berufsfeld, für einen bestimmten Qualifizierungsbaustein erleichtern.
•
In berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit
kann die Eignungsanalyse auf der Grundlage von Start durchgeführt
werden und
•
im weiteren Verlauf berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen
bzw. in Ausbildungsgängen kann Start eingesetzt werden, um Lernerfolge sichtbar zu machen und zu evaluieren (Stichwort: Kompetenzentwicklung).
Diese kurze Liste zeigt die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten und die damit
verbundene Vielfalt der Ziele.
Für die oben zuerst genannte Einsatzmöglichkeit geht es vor allem darum,
die Breite der beruflichen Möglichkeiten kennen zu lernen: Berufe, in denen
viel im Team gearbeitet wird, Berufe mit viel Kundenkontakt, mathematisch© Start am IMBSE e. V. 2005
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Planungshilfe für die Zusammenstellung von Start AC
technische Berufe oder Berufe mit größeren Gestaltungsspielräumen. Für
ein solches AC können Aufgaben aus vielen verschiedenen Berufsfeldern
zusammengestellt werden, die ein spezifisches Merkmal gemeinsam haben
(z. B. „Teamfähigkeit“ oder „Kundenorientierung“). Je mehr Aussagen das
AC zu einem bestimmten Berufsfeld oder einem bestimmten Beruf ermöglichen soll, desto berufsspezifischer muss die Auswahl der Aufgaben erfolgen. Für ein AC, das Aussagen zur beruflichen Eignung ermöglichen soll,
muss demzufolge das gesamte entsprechende AC durchlaufen werden.
multitrait-multimethod Ansatz:
Unabhängig des Ziels oder der Zielgruppe Ihres AC gilt für alle Merkmale,
zu denen Ihr AC Ergebnisse liefern soll, dass in einem AC mehrere Merkmale mit mehreren Methoden (Aufgaben) unabhängig voneinander beobachtet werden müssen. Erst diese Vielfalt unabhängiger Beobachtungssituationen ermöglicht es, auf übersituative Gemeinsamkeiten zu schließen.
Wir sprechen in diesem Zusammenhang vom Prinzip der Mehrfachbeobachtung bzw. dem Konstruktionsprinzip des „multitrait-multimethod Ansatzes“. Ein Blick auf die nachfolgende Tabelle verdeutlicht dieses Konstruktionsprinzip:
AC:
Aufgabe
Büro:
Barkasse
Pflege:
Patientenaufnahme
IT:
Netzwerk
Verkauf:
Verkaufen
Merkmal:
Rechnen
X
-
X
X
Kontaktfähigkeit
-
X
X
X
Lernen/Merken
X
X
X
-
Sprechen
X
X
X
X
In den Aufgaben wird viermal überprüft, ob die Teilnehmerin/der Teilnehmer arbeitsrelevante Informationen mündlich übermitteln kann. Ebenso
wird dreimal beobachtet, mit welcher Leichtigkeit die Teilnehmerin/der Teilnehmer Kontakt zu Kunden und Patienten aufbauen kann.
Wenn die Beobachterinnen und Beobachter zu dem Ergebnis kommen,
dass die Teilnehmerin/der Teilnehmer in allen drei Situationen mit Leichtigkeit Kontakt aufbauen konnte, dann gilt diese übersituative Gemeinsamkeit,
um von Kontaktfähigkeit zu sprechen.
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Planungshilfe für die Zusammenstellung von Start AC
Jedes Merkmal, zu dem Ihr AC Aussagen machen soll, muss mindestens
zweimal beobachtet werden. Andernfalls ist eine Aussage zu diesem Merkmal unmöglich.
Zwei Beispiele:
Die folgende Übersicht zeigt die Planung eines AC, wie es in einer 8. Klasse einer Hauptschule durchgeführt wird, um im Rahmen schulischer Berufswahlorientierung noch im Vorfeld des ersten Betriebspraktikums einen
handlungsorientierten Zugang zur Arbeitswelt zu eröffnen, der es den
Schülerinnen und Schülern erlaubt, sich zu erproben und etwas über eigene Stärken und berufliche Anforderungen zu erfahren.
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
8.00 – 13.10
Begrüßung
Einführung
8.00 – 13.10
Arbeit in zwei
Gruppen:
8.00 – 13.10
Arbeit in zwei
Gruppen:
8.00 – 13.10
Ganztägige
Beobachterkonferenz
8.00 – 16.00 Uhr
Aufgaben zur
Teamarbeit
Aufgaben zur
sozialen und zur Alltagskompetenz
Gruppe I:
Floristik:
- Blumen anschneiden
und
einen Strauß
binden
- Verpacken
von Werkstücken
Gruppe I:
Metall:
- Bau eines
Schlüsselanhängers
- Bemaßen
Gruppe II:
s. Mittwoch:
Gruppe I
Nachmittags:
Gruppe I:
Büro:
- einen Brief
erstellen
Auswertung mit
den Schülerinnen
und Schülern
Gruppe II:
s. Dienstag
Gruppe I
Nachmittags:
s. Dienstag (die
Gruppen tauschen)
Gruppe II:
Verkauf:
- Verkaufen
Gearbeitet wird in zwei Gruppen. Jede/r macht alles. Im Anschluss an das
AC wird mit jeder Schülerin und jedem Schüler ein individuelles Auswertungsgespräch geführt. Gemeinsam werden Förderziele benannt, die im
Unterricht und im Praktikum verfolgt werden sollen. Die Schüler/innen erhalten für die Teilnahme am AC ein Zertifikat.
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Die Merkmale, die in den verschiedenen Aufgaben zu beobachten sind,
werden zwischen zwei- und fünfmal beobachtet. Lediglich „Lernen/Merken“
wird nur einmal beobachtet, was eine Aussage zu diesem Merkmal nicht
zulässt.
Die folgende Übersicht zeigt die Planung eines AC für Jugendliche, die sich
beispielsweise im Kontext einer schulischen Berufsvorbereitung für das
Berufsfeld „Büro“ interessieren.
1. Tag
Posteingang
An der Rezeption*
Kassenbuch
Kundengespräch**
2. Tag
Postausgang
Textübung
Barkasse
Einen Brief erstellen
Kundengespräch**
3. Tag
Gruppendiskussion
Ergebnisprotokoll
Planung eines Netzwerks
Kundengespräch**
* Für die Aufgabe „An der Rezeption“ werden einzelne Teilnehmer/innen aus der Bearbeitung des
Postausgangs oder des Kassenbuchs herausgenommen. Als Einzelarbeit führen sie die Aufgabe „An
der Rezeption“ durch und kehren dann an ihre ursprüngliche Aufgabe zurück. Dadurch kann zusätzlich
das Merkmal „Umstellung“ beobachtet werden.
** Beim Kundengespräch handelt es sich um eine Einzelaufgabe, die aus Zeit- und Personalgründen
täglich nur einige der Teilnehmer/innen durchlaufen. An den Tagen zwei und drei wird - wie am ersten
Tag die Aufgabe „An der Rezeption“ - durchgeführt. Das heißt, die Aufgabe „Gruppendiskussion“ führen
alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer parallel durch, danach wird jeweils eine Teilnehmerin/ein Teilnehmer gebeten, die Aufgabe „Kundengespräch“ zu bearbeiten.
Im Sinne des multitrait-multimethod Ansatzes ergibt sich daraus folgende
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Ergebnisprotokoll
Pflege
Textübung
Verkauf
Kassenbuch
IT
Kundengespräch
Netzwerk
Anzahl der
Beobachtungen
X
X
Gruppendiskussion
X
X
X
(X)
X
X
X
Einen Brief erstellen
X
X
X
X
X
X
-
Barkasse
X
X
X
X
X
X
X
-
An der Rezeption
Posteingang
Auffassung/Vorstellung
Aufmerksamkeit/Konzentration
Lernen/Merken
Problemlösen
Umstellung
Kontaktfähigkeit
Kritisierbarkeit
Teamarbeit
Arbeitsplanung/Selbstständigkeit
Ausdauer/Antrieb
Misserfolgstoleranz
Ordnungsbereitschaft
Sorgfalt/Kritische Kontrolle
Lesen
Rechnen
Schreiben
Sprechen
Büro
Postausgang
Übersicht:
X
X
X
X
X
X
X
-
X
X
X
X
X
-
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
-
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
-
X
X
X
(X)
X
X
X
X
X
X
-
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
8
7
6
5
2
4
5
2
6
6
6
5
8
1
2
4
4
5
Planungshilfe für die Zusammenstellung von Start AC
Alle relevanten Merkmale werden mehrfach beobachtet. Das Merkmal
„Teamarbeit“ könnte durch weitere Beobachtungen gestützt werden, die im
Bereich sozialer Kompetenz durchgeführt werden. Die Kulturtechniken
werden im Unterricht vertiefend überprüft. Die Varianz der zusammengestellten Aufgaben ermöglicht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern,
sich mit besonderen Aufgabenbereichen im Berufsfeld Büro auseinander
zu setzen, um darüber besondere Affinitäten zu erkennen. Die Ergebnisse
des AC ermöglichen es, gezielte Rückmeldungen zu geben und Fördervereinbarungen zu verabreden.
Die abschließende Liste zeigt Ihnen noch mal alle relevanten Faktoren, die
Sie bei der Zusammenstellung eines AC berücksichtigen sollten:
•
Ziel Ihres AC
•
Zielgruppe
•
Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
•
Zeit/Dauer
•
Räumlichkeiten
•
Ausstattung
•
Finanzmittel.
Wir hoffen, die hier genannten Hinweise, Tipps und theoretischen Hintergründe unterstützen Sie dabei, aussagekräftige und abwechslungsreiche
AC zusammenzustellen, die es Jugendlichen erlauben, ihre Stärken und
Kompetenzen zu erfahren und zu zeigen, was in ihnen steckt.
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