David Auner: René van Bakel: Ein Buch wie ein Menü „Mein

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Österreichische Post AG
Info.Mail
Entgelt bezahlt!
30. Jahrgang - Mai 2014
Fach 153 - 1131 Wien
Syndikat der Pressephotographen, Pressebildagenturen und Filmreporter Österreichs
Magazin für Pressefotografen, Fotodesigner, Beruf sfotografen und V ideorepor ter in Österreich. Erscheint z wei Mal jährlich (Mai
und November) in Ergänzung zur website www.syndikat fotofilm.at sowie facebook/Syndikat Foto Film und Syndikat intern
René van Bakel:
Ein Buch wie ein Menü
„Mein Waldviertel“
Wie geht der Europäer aus Holland ein großes Projekt an, wir setzt er es um? Er lässt sich an diesem
Bespiel über die Schulter schauen . . . S 12 und 13
David Auner:
Digitale Bilderwelt: Zurück zum
„Silver Standard“? . . . S 4
Ein Fest für
Lois Lammerhuber
Kannst Du
davon leben?
Die höchste Auszeichnung, die einem Fotografen verliehen werden kann, ist das Ehrenkreuz
für Wissenschaft und Kunst, 1. Klasse.
Lois ist nun stolzer Inhaber . . . S 5
Dass er für die Kunst lebt,
darüber berichtet ausführlich
Ronnie
Niedermeyer
auf den Seiten 6 und 7
Über die unvollendete Revolution
in Ägypten berichtet Emese Benko
und fordert mit ihren Schwarz-weiß-Bildern die Sinne des Betrachters.
Man ist nicht dabei - sondern mitten drin!
Man erlebt Zeitgeschichte ganz nah in dichter Atmosphäre . . .
auf den Seiten 8 und 9
FilmSpuren
vermittelt Robert W. Sackl-Kahr Sagostin
in seinem SW-Essay, das in limtierter Auflage die
Geschichte des Kinos in Paris beleuchtet . . .
Seiten 14 und 15
Pirate Bay auf der Flucht will ohne Domain
auskommen
Wahnsinn heute:
Selfies im Auto
enden oft mit Crash!
The Pirate Bay kämpft schon seit Jahren mit dem Gesetz. Die Gründer
wurden in Schweden bereits 2009 wegen Urheberrechtsverstößen
verurteilt, das Urteil 2010 bestätigt. 2012 hat der schwedische Oberste Gerichtshof ein Berufungsverfahren abgelehnt. Daraufhin begann
für die Website eine Domain-Irrfahrt. Um sich dem Zugriff amerikanischer Behörden zu entziehen, wurde die .org-Domain im Februar
2012 zugunsten einer schwedischen .se-Domain aufgegeben. Im April
2013 folgte der Umzug auf thepoiratebay.gl, um einer Sperre durch
schwedische Behörden vorzubeugen.
Fast einer von zehn britischen Autofahrern hat schon einmal einen Unfall gehabt, weil er oder sie während der Fahrt mit dem Smartphone
beschäftigt war. Mehr als ein Drittel der Befragten nutzte das Telefon
während der Fahrt - auch für Selfies, wie eine Umfrage des britischen
Autoversicherers Confused http://confused.com ergeben hat.
Sieben Prozent der Fahrer machen während der Fahrt Selfies oder andere Fotos. Allein auf Instagram gibt es laut der Untersuchung bereits
mehr als 10.000 Fotos, die zum Beispiel mit „#DrivingSelfie“ oder
„#DrivingSelfies“ getaggt sind. Diese Fotos verfügen häufig auch über
andere Hashtags wie „#langweilig“ oder „#gefährlich“.
Das hat wenig geholfen, denn die grönländische Tele-Post http://telepost.gl hat binnen kürzester Zeit eine Sperre wegen illegaler Nutzung
angedroht. Darauf wurde kurzzeitig eine isländische Domain genutzt,
An der Umfrage nahmen insgesamt rund 2.000 Autofahrer teil. Weniger
ehe noch im April mit einer .sex-Domain der Karibikinsel Sint Maarals einer von zehn berichtet, dass er oder sie von der Polizei mit dem
ten eine neue Heimat gefunden war. Diese geriet aber durch BREIN
Handy erwischt wurde. 57 Prozent jener, die ertappt wurden, wollen
unter Druck, weshalb The Pirate Bay nun kurzzeitig die Tropeninsel
ihre Handys auch weiterhin während der Fahrt nutzen. In der VerAscension (.ac) unnd damit ein britisches Überseegebiet angelaufen
gangenheit wurden die Handys genutzt, um zu telefonieren oder eine
hat. Mit der peruanischen Domain hofft man nun, einen sicheren HaNachricht zu schreiben.
fen gefunden zu haben.
[email protected]
[email protected]
WestLicht . . . ab 9. April völlig losgelöst
Mit einer exklusiven Weltraumschau präsentiert sich diesmal die besteingeführte Adresse in
der Wiener Westbahnstraße. In der von Jay Belloli für die California International Arts Foundation in Los Angeles kuratierte Schau zieht in noch nie gesehener Klarheit die Geschichte der
Weltraumfotografie vorüber. Etwa der riesige Saturn mit seinen Ringen, Jupiter als größter
Planet unseres Sonnensystems und der Rote Planet, Mars, bietet sich zur weiteren Suche nach
eventuellem Leben an.
Die Ausstellung zeigt zugleich den beeindruckenden technischen Fortschritt in der Beobachtung
des Weltallsund der Himmelskörper. In kaum einem anderen Genre hat sich das fotografische
Medium so sehr von der menschlichen Wahrnehmung entfernt wie die Weltraumfotografie.
Wurden die Himmelsbilder bis in die 1940er-Jahre noch ausschließlich mit stationären Teleskopen aufgenommen, löste sich die Fotografie mit der Entwicklung der Raketentechnologie aus
dem Gravitationsfeld der Erde . . .
Tote Tiere, Fotografien von Kurt Palm
Kurt Palm schreibt Romane, Essays und Drehbücher. Ab und zu dreht er auch Filme
oder inszeniert Theaterstücke. Manchmal ist er darin sogar als Darsteller zu sehen. Und
er fotografiert tote Tiere. Auf seinen Reisen durch Australien, Neuseeland, Südafrika
oder Thailand hat Palm seine Begegnungen mit toten Tieren fotografisch festgehalten.
Palm: „Tote Tiere erzählen viel über die Veränderungen der komplexen Beziehungen
zwischen Mensch und Natur. In Tasmanien, zum Beispiel, kommt der holzverarbeitenden
Industrie eine immer größere Bedeutung zu, was die Rodung riesiger Waldgebiete zur
Folge hat. Dadurch werden viele Tiere gezwungen, sich neue Lebensräume zu suchen,
wodurch sie zwangsläufig mit den Menschen in Konflikt geraten. Dass an einer solchen
Schnittstelle zwischen Natur und Zivilisation die Tiere im wahrsten Sinn des Wortes auf
der Strecke bleiben, liegt auf der Hand. Überfahrene Kängurus, Possums, Echsen oder
Schlangen sind also auch ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Mensch immer weiter in Ausstellung, kuratiert von Ronnie Niedermeyer
in der Galerie Lumina, Lindengasse 65, Wien 7
jene Räume vordringt, die bisher diesen Tieren vorbehalten waren.“
Neben exotischen Tieren wie Wallabys, Possums oder Pukekos, hat Palm tote Tiere auch Eröffnung 29. April 2014, ab 19 Uhr
mit einer Lesung von El Awadalla
in Österreich fotografiert. In der Ausstellung sind also auch überfahrene Katzen, Igel
oder Marder zu sehen. Romantische Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens
Ausstellungsdauer 30. April – 13. Mai 2014
kommen beim Betrachten dieser Bilder erst gar nicht auf.
geöffnet montags und donnerstags, 13:00 – 19:00 Uhr
„Die Dinge sind viel banaler“, sagt Palm: „Die Tiere waren zum falschen Zeitpunkt
schlicht und einfach am falschen Ort.“ Kurt Palm, geb. 1955 in Vöcklabruck, lebt als Autor
www.luminawien.at, www.palmfiction.net, www.rn.co.at
und Regiseur in Wien.
80/2
Es gibt Neues, viel Neues! Noch nie war unsere Branche so in Bewegung:
Zunächst (leider) Negatives. So hört man auch schon auf facebook von
Angeboten, die man eigentlich nicht wahrhaben möchte. „Biete Produktfoto um € 5.-!“ Hier möge sich gleich zu Anfang jeder selber seine Gedanken zum „Freien Markt“ machen . . .
Anlässlich einer großen Veranstaltung in der Graphischen lässt ein mir
gut bekannter Meisterfotograf aus Niederösterreich geringschätzig verlauten, dass er drei Lehrlinge an die soziale Hängematte verloren habe!
Rückgefragt, erklärt er, dass der erste Lehrling ihn aus heiterem Himmel
Sehr verehrte Damen,
liebe Kollegen,
mit der Kündigung konfrontiert habe, wenig später folgte der zweite,
zuletzt eben der dritte. Und: Ein Lehrer aus der Berufsschule unterstütze
die Aktion – nachdem zumindest ein Lehrling weiterhin am Unterricht
teilnehme.
Wie war das? Soziale Hängematte schon für Lehrlinge? Ich merke, dass
sich mir die Nackenhaare sträuben. Von einem älteren, in diesen Dingen
erfahrenen Kollegen erfahre ich später, dass dies in einigen Fällen schon
seine Richtigkeit habe . . .
Es lässt mir keine Ruhe, möchte dieser Sache mehr auf den Grund gehen – schließlich ist Missbrauch jeder Art verwerflich. Zunächst lese
ich im Internet nach. Weitere Recherche führt zu einem Telefonat – der
Fachlehrer muss sich allerdings erst höheren Orts Sprechfreigabe holen
– dann der Termin.
Um 12:25 Uhr stehe ich in der Lehrwerkstätte der Berufsschule in der
Wiener Hütteldorfer Straße (jene Berufsschule, in der ich selbst in den
Jahren 1953 bis 1955 fachliche Ausbildung genoss) und beginne mit drei
kompetenten Fachlehrern längere Erläuterungen. Auch ein Vieraugengespräch mit einem inkriminierten Fotografen-Lehrling des hier bestbekannten Niederösterreichischen Meisters bestätigt mir, was ich schon
vermutete.
Ohne jetzt auf die vielen Details einzugehen und um es kurz zu machen:
Ja, es gibt in wenigen Fällen für Auszubildende (der älteste Lehrling ist
vierzig Jahre alt!) die Möglichkeit, im letzten Lehrhalbjahr soziale Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn etwa der Betrieb insolvent wird oder
ähnliche schwerwiegende Gründe das Ansuchen untermauern. Einfach
nachgeworfen wird gar nichts – und die Lehrerschaft ist samt und sonders am Gedeih der lückenlosen Berufsausbildung interessiert. Sie unterstützen auch schwierige Fälle, um gute Ausbildung zu ermöglichen.
Die öffentlich verbreitete Unterstellung aus Niederösterreich ist völlig
haltlos und stellt den Firmenchef, dessen Name mir natürlich bekannt
ist, in denkbar schlechtes Licht. Es ist leider bezeichnend, dass immer
wieder mit Unterstellungen argumentiert wird, die unerträglich und
dazu noch frei erfunden, verfälscht oder erlogen sind. Besonders seit der
Freigabe des Zuganges zum Gewerbe des Berufsfotografen, ist die immer
unangenehme, oft ausufernde Reaktion eingesessener Kollegenschaft zu
merken; zu verstehen ist sie allerdings nicht!
Gut zu wissen ist, dass der hier angesprochene Lehrling, inzwischen
eine hübsche junge Dame, für die Zeit nach dem Lehrabschluss bereits vom Fleck weg einen Job in einem Fotostudio in Aussicht hat und
weiters die Meisterschaft anstrebt. Sie wird ihren Weg gehen und bereut keinesfalls, dem ehemals fragwürdigen Ausbildungsbetrieb den
Rücken gekehrt zu haben. Lehrjahre sind natürlich keine Herrenjahre
- ich weiß aus eigener Erfahrung wie das ist. Habe ich doch nach der
abgeschlossenen graphischen Lehre als Schriftsetzer später die “Lehre“
in der damals größten Bildagenturen des Landes begonnen und abgeschlossen, wie ich meine! Aber die echte Lehre bringt das Leben! Täglich! Außerdem, um den Jungen Entscheidungshilfe anzubieten: Schon
lange ist der Weg zur Berufsmatura bekannt - nur eben wenig kommuniziert! Gerade jetzt werden neue Modelle erwogen - bald gibt es eine
Palette an exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten, die aus Kolloquien,
Seminaren, Kursen und Workshops bestehen; der Meisterbetrieb alter
Prägung ist nicht mehr so marktbeherrschend wie ehemals - obwohl
sich die duale Ausbildung einmal sehr bewährt hat. Dazu kommt, dass
es heute ja nur mehr wenige Ausbildungsplätze gibt . . .
An der täglichen Weiterbildung führt sowieso kein Weg vorbei! Zu kurz sind die
Zyklen, die die Industrie vorgibt - fast monatlich neue Produkte, neue Verfahren und
zu vielfältig der sich heute darstellende
Markt mit Superkameras, tollen Objektiven, erforderlichen Computerkenntnissen und dem Beherrschen völlig neuer Techniken. Das Jahrhundert eben, in dem wir leben . . .
Auch neu – aber positiv: flash wird sich künftig noch viel mehr um
das Bildschaffen in Österreich kümmern und soll künftig als Plattform
aller professionellen und künstlerischen Fotografen in der Printausgabe dienen. Neben der website www.syndikatfotofilm.at und zwei
facebook-Foren Syndikat Foto Film und Syndikat intern soll flash ergänzen und Fotos allgemein mehr Platz einräumen. So wird es ausgewählte Bilderstrecken geben, Ausstellungsberichte einschließen, fallweise auch Technisches verbreiten. Schon in dieser Nummer werden
Ronnie Niedermeyer, Emese Benko, Theres Cassini, René van Bakel,
Lois Lammerhuber, David Auner und Robert Sackl-Kahr als Autoren/
Urheber auftreten und mit Qualität bestechen. Weitere Autoren und
Urheber sind hiemit herzlich eingeladen, diese lebendige Plattform zu
nutzen! Werbung in eigener Sache ist ja kein Fremdwort!
So muss Fotografie . . . um ein neues Wort zu verwenden, zumal es
auch um Konzepte, Umsetzung, Durchführung, Präsentation und Vermarktung gehen soll. Und ja, den willigen Pressefotografen früherer
Jahre gibt es zwar noch, sein Beruf ist aber nun neu zu definieren!
Der Markt stellt sich für alle Berufsfotografen gleich dar! Hochwertige
Bildproduktion hat immer eine Chance. Das sollte man in allen Sparten nun endlich zu verstehen lernen! Auf ein Neues!
Euer Gerhard Sokol
Impressum: flash 80 erscheint im 30. Jahrgang als Ergänzung zur Website www.syndikatfotofilm.at und zu den facebook-Foren syndikat foto film und syndikat
intern. Eigentümer: Syndikat der Pressephotographen, Pressebildagenturen und Filmreporter Österreichs, 1131 Wien, Fach 153. Hersteller,Verleger, Redaktion und
Vertrieb: Gerhard Sokol ([email protected]). Alle Rechte ausschließlich by Gerhard Sokol. Druck: www.druck.at, Auflage 1200 Exemplare. flash
ist für Mirglieder kostenlos und liegt auch im cyberlab.at, Schottenfeldgasse 51, 1070Wien, zur freien Entnahme auf - allerdings nur, solange derVorrat reicht!
flash soll vermehrt dem Verständnis professioneller und künstlerischer Fotografie dienen und nicht nur Mitgliedern Platz für Selbstdarstellung bieten. Die Meinung
der Autoren muss sich nicht mit jener der Redaktion decken . . .
80/3
Auch 2014 veranstaltet das
David Auner: Zurück
zum „Silver Standard“?
Ein vor über hundert Jahre belichtetes und entwickeltes Stück 35
mm Kinofilm passt in jeden weltweit verfügbaren modernen 35mm
Kinoprojektor. Problemlos lässt sich hier ein „uraltes“ Speichermedium in aktuellem Equipment verwenden. Genauso lässt sich natürlich ein modernes Stück Film von Kodak in eine Kamera von 1910
einlegen und damit drehen. Ist der Film mal entwickelt und wird
nicht mehr gebraucht, legt man die Rolle in ein halbwegs trockenes
und temperaturstabiles Lager – dann braucht man sich nicht ständig
drum kümmern. Das Material bleibt über
Jahre stabil. Finden Außerirdische in 4000
Jahren eine erhaltene Rolle Film, wäre einer
halbwegs technisch entwickelten Zivilisation
sicher in kurzer Zeit klar, wie ein Abspielgerät dafür aussehen müsste.
Sehen wir uns nun die digitale Welt an: Noch
vor ungefähr 15 Jahren war die 3,5 Diskette
mit 1,44 MB ein Standard. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde die Diskette nicht mehr
lesbar sein, weil die magnetisch gespeicherte
Information bereits „verblasst“ ist. Auch selbst gebrannte CD-Recordables aus den späten 1990ern sind heute kaum noch zu lesen. Die
angeblich „unkaputtbaren“ Digitaldaten verlieren sehr schnell ihre
Lesbarkeit.
Daten sind nun mal nur so stabil wie das Speichermedium. Digitale
Magnetbänder müssen immer wieder umkopiert werden, über die
Lagerfähigkeit von Speicherkarten gibt es bisher wenige Informationen. Festplatten haben bewegliche Teile und funktionieren ebenso
magnetisch. Auch unsere Außerirdischen hätten keine Freude: es
ist extrem unwahrscheinlich anhand einer DigiBeta-Kassette ein
Abspielgerät nachbauen zu können. Alle digitalen Speicherlösungen
sind technisch extrem aufwendig und komplex und daher auch wenig lagerfähig sowie ohne regelmäßiges Service anfällig.
Um die stetig wachsenden Datenmengen überhaupt lagern zu können, wird man Lösungen finden müssen. Derzeit erscheinen Server
mit großen RAID-Systemen als einzig gangbarer Weg. Eine Lösung,
die aufwendig ist, Strom frisst und gegen alle möglichen Dinge
trotzdem anfällig bleibt.
Wie sollen wir nun in Zukunft digital speichern? Es gibt mittlerweile einige Ansätze digitale Daten als kleine Punkte auf Schwarzweißfilm auszubelichten, da dieser eben genau jene Lagerfähigkeit
besitzt. Kodak betreibt aktive Entwicklungsarbeit an Filmmaterial,
welches extra für die Archivierung von Filmen ausgelegt ist. Im besten Fall werden hier 3 Farbauszüge auf Schwarz-Weiß-Material mit
hohem Silbergehalt ausbelichtet und so für die „Ewigkeit“ erhalten.
Zurück also zum Ursprung?
80/4
Kuratorium
für Journalistenausbildung
in Kooperation mit der Tageszeitung
Salzburger Nachrichten bereits zum 19. Mal den Workshop
Internationaler
Foto-Sommer
Termin für alle interessierten Fotografen:
21. bis 23. Juni 2014
Termin für Pressefotografen:
25. bis 27. Juni 2014
an der Österreichische Medienakademie, Salzburg.
Vernissage der besten Arbeiten der Workshops im Foyer des Salzburger Pressezentrums: Freitag, 27. Juni 2014, 18 Uhr.
Der international ausgezeichnete polnische Fotograf Tomasz Lazar
ist heuer beim internationalen Foto-Sommer zu Gast, bei dem
weltweit tätige Fotografen Denkanstöße geben.
Thema des Workshops ist
Street-Photography
Es geht darum, den Moment festzuhalten: Licht, Emotion, Gestik
und Komposition existieren nur für einen Augenblick.
Die Aufgabe, diesen einen Moment auf Salzburgs Straßen zu finden,
hilft Fotografen generell, bessere Bilder zu machen.
Tomasz Lazar hat bereits bei internationalen Bewerben abgeräumt
(World Press Photo, UNICEF Photo, BZWBZ Press Photo) und
fotografiert weltweit, u.a. f ür die New York Times, International
Herold Tribune und Sunday Times. Lazar ist Mitglied der „The unposed photography group“, deren Mitglieder sich auf ungestellte
(Straßen-)Fotografie spezialisieren.
Seminarziel: Die Arbeit mit dem Foto-Profi eröffnet neue Perspektiven für die Weiterentwicklung und Reflexion der eigenen Arbeit.
Die digitale Fotoausrüstung ist mitzubringen.
Teilnahmegebühr: € 300,Anmeldung auf www.kfj.at
Weitere Infos und Fotos
von Tomasz Lazar: http://tomaszlazar.pl
Mag. Dagmar Köttl
Semianrleiterin und Assistentin der GF des
Kuratoriums für Journalistenausbildung
Österreichische Medienakademie
Karolingerstraße 40, 5020 Salzburg
+43 662 834133 - www.kfj.at
www.facebook.com/journalistenausbildung
Ein Fest für Lois Lammerhuber
war es wohl, das am 25. März 2014 über uns niederging. Dem Meister
aller Klassen wurde das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen. Es ist dies die höchste Auszeichnung, die einem
Fotografen verliehen werden kann. Zahlreiche Festgäste erwiesen darüber hinaus Lois Lammerhuber die Ehre. Lammerhubers Leistungen sind Legende - was sowohl seine fotografischen Werke wie die Umsetzung sprudelnder Ideen und auch seine verlegerischen Künste betrifft. Dazu kommt
das Beispiel, mit seiner Ehefrau Silvia und seinem Team durch dick und dünn zu gehen und größte Aufgaben zu bewältigen. Lois Lammerhuber kann
mit Fug und Recht als lebende Ikone uns Fotografen als Wegweiser und Vorbild dienen!
Die Bilder von © Gerhard Sokol zeigen Lois Lammerhuber im
Glück; und zwar die Insignien samt Urkunde den Gästen zeigend,
dann mit Prof. Werner Sobotka, Gerhard Hinterleitner, mit der
stolzen Frau Mama und mit seiner Ehefrau Silvia und dem Verleger
Christian Brandstätter (v.l.o.n. r.u.).
80/5
Kannst Du davon leben?
Künstlerische Fotografie entsteht aus dem Wunsch, Licht auf einer
Weise festzuhalten, die nicht primär Fakten vermitteln soll, sondern
eine persönliche Aussage.
Je persönlicher diese Aussage, desto exklusiver wird das Publikum
sein, das diese Aussage versteht und nachvollzieht. Und je verwässerter
die Aussage, desto breiter die Masse, die sie kapiert.
Als Lektor, Kurator, Coach und Galerist werde ich oft von angehenden
künstlerischen Fotografen gebeten, ihnen zum Erfolg zu verhelfen.
Sobald ich mich näher mit ihnen darüber unterhalte, merke ich aber,
dass sie unter Erfolg nicht eine hochwertige künstlerische Aussage
verstehen, sondern ganz banal nur Ruhm und Geld.
Ich bin immer ganz verblüfft, dass die schönen Künste für etwas so
niederes herhalten sollen. Wer Kunst als Vehikel zu Reichtum und
Anerkennung benutzen will, wird nicht nur garantiert damit scheitern,
sondern hat auch grundlegend missverstanden,
was Kunst überhaupt ist.
Im Februar 2014 war ich zu Gast bei einer Podiumsdiskussion im
Kunstraum Niederösterreich. Dort diskutierten fünf Kuratoren die
Frage, wann eine Ausstellung erfolgreich sei. Der Konsens war,
dass Ausstellungsbesucher zu neuen Gedanken angeregt werden sollen.
Auch waren sich alle einig, dass die Planung sogenannter BlockbusterAusstellungen eine höchst bedenkliche Form des Kuratierens sei,
bei dem – oft bitterarme – Künstler posthum missbraucht werden,
um künstlich Quoten zu machen.
Dabei ist es nicht die Aufgabe der Kunst, Geld zu verdienen, sondern
die Aufgabe des Geldes, Kunst zu ermöglichen.
Aber geschieht das wirklich?
Im Jahr 2013 hat das Budget des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur laut Eigenangabe 8.503 Millionen Euro betragen.
Das klingt nach sehr viel. Davon wurden allerdings
8.060 Millionen Euro in den Unterricht investiert
und 350,2 Millionen Euro in die Kultur.
Für die Kunst blieben 92,4 Millionen Euro übrig.
Immer noch eine schöne Summe? Diese ging allerdings
fast zur Gänze an die Bundesmuseen und an die Nationalbibliothek.
Für die sogenannte „Nachwuchsförderung“ – also für die soziale
Absicherung von Künstlern, die auf Förderungen angewiesen sind –
blieben lediglich 6 Millionen Euro übrig.
Diese wurden zu gleichen Teilen an Künstler in den Bereichen
(1) Bildende Kunst, (2) Darstellende Kunst, (3) Film,
(4) Literatur und Verlagswesen, (5) Bilateraler Künstleraustausch,
sowie (6) Kulturinitiativen aufgeteilt.
Das sind also genau 1 Million Euro pro Bereich.
„Bildende Kunst“ enthält zusammen mit Malerei, Architektur, Design,
Mode, Video- und Medienkunst auch die Fotografie.
Die oben erwähnten 1 Million Euro wurden also nochmals unter
diesen sechs Unterkategorien aufgeteilt. Der österreichische Staat
hat sich im Jahr 2013 also knapp 170,000 Euro für die Förderung der
künstlerischen Fotografie geleistet.
Davon können bestenfalls zehn Fotografen in Österreich leben.
Die Tradition der Fotografie als anerkannte Kunstform ist vor allem in
Paris, London und New York verankert. In Wien hat das
Fotomuseum Westlicht maßgeblich zur Verbreitung künstlerischer
Fotografie beigetragen. Dass das Westlicht noch nie eine staatliche
Förderung bekommen hat, ist bezeichnend für die österreichische
Einstellung zur Fotografie. Und mit dem Übersiedeln begnadeter
österreichischer Fotografen ins Ausland – wo sie als Resident Artists
weit größere Förderungen bekommen, als im eigenen Land – wird ein
Teufelskreis gezogen, der Österreich nicht nur seiner großen Talente
beraubt, sondern auch noch eine weitere Schmälerung des hiesigen
Fotografie-Budgets rechtfertigt.
Wieso also überhaupt weitermachen?
Ganz einfach: Weil wir weitermachen müssen. Hat Schubert
das Komponieren aufgegeben, weil er damit kein Geld verdienen
konnte? Zum Glück nicht, sonst wären uns einige der größten Musikstücke entgangen, die jemals in diesem Land entstanden sind.
Schubert hungerte – und komponierte trotzdem weiter, weil er eben
nicht anders konnte. Und gerade das zeichnet den Unterschied
zwischen einem Künstler und einem Opportunisten aus.
Der Künstler schafft Kunst, weil er einfach muss.
Der Opportunist hingegen sieht Kunst als eine Möglichkeit,
sich einen Namen zu machen. Sobald er merkt, dass er dieses Ziel
nicht erreicht, wendet er sich von der Kunst wieder ab.
Wenn dich wieder jemand fragt, ob du davon leben kannst,
antworte einfach:
Ich lebe dafür!
Ronnie Niedermeyer
80/6
Peter Kern (aus der Serie Wiener Köpfe) © Ronnie Niedermeyer
Ronnie Niedermeyer ist als freischaffender Künstler im Bereich der Fotografie tätig.
Seine Arbeiten wurden im Leopold Museum und im Künstlerhaus Wien ausgestellt.
Sie wurden in etlichen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht und werden seit kurzem von der Agentur ASAblanca präsentiert.
Eine Monographie unter dem Titel „Zeit und Wien“ ist 2008 im Christian Brandstätter Verlag erschienen
und wurde für „Die Schönsten Bücher Österreichs“ nominiert.
Niedermeyers Serie „Blinde sehen“ wurde 2011 beim europaweiten Wettbewerb von Amnesty International mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Bilder und weitere Informationen sind zu finden auf www.rn.co.at
80/7
Mit ausgeprägter Bildsprache versteht Emese Benko, ihre Fotos zu überzeugenden Dokumenten zu formen. Immer nah dran schafft sie Foto-Essays, die sie auszeichnen!
Emese Benko: Bilder einer unvollendeten Revolution – Ägypten
„Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“, lautet das Motto
des Militärs in Ägypten, das seit dem Putsch vom 3.
Juli 2013 an der Macht ist. Seit auch unautorisierte
Proteste verboten sind, landen alle die eine andere
Meinung haben im Gefängnis – wenn nicht schon
beim Protest erschossen. Aktivisten die damals gegen
Mubarak, nachher gegen den Muslimbrüdern und
jetzt gegen Militär sind, auch, Journalisten auch – aber
besonders die Muslimbrüder die für Terroristen erklärt
wurden. Seit Juli 2013 wurden von der Ägyptischen
Sicherheitskräften mehr als 1000 Muslimbrüder
erschossen und 20.000 sind im Gefängnis gelandet,
viele ohne Anklage. März 2014: 529 Muslimbrüder
wurden in einem Schnellverfahren ohne Anhörung der
Verteidigung. zum Tode verurteilt!
80/8
Emese Benko, Fotografin, ist Ungarin, geboren und
aufgewachsen in Temesvar, Rumänien. Derzeit lebt
und arbeitet sie in Wien. Nach dem Studium der
Anthropologie und Psychologie hatte Benkö die
Eingebung, die Welt nicht länger erklären sondern eher
zum Ausdruck bringen zu wollen.
Sie will Geschichten erzählen: Fotografie bedeutet: Hier,
jetzt, bewusst zu sein. Du willst nicht anderswo, in einem
anderem Zeitpunkt sein. Alles was du hast ist dieser
Moment, es gibt nur Gegenwart.
Emese Benko ist in der Agentur ASAblanca vertreten.
Website: www.emesebenko.com
Die dichte Atmosphäre ihrer Bildschöpfungen - aber auch die Gelassenheit, mit der Kamera in höchster Herausforderung noch Lyrisches zu schaffen, ist ohne Beispiel.
Emese Benko bedient abseits des Mainstreams mit beispiellosem Enthusiasmus ein schmales Segment heutiger Reportagefotografie, die in dieser Form fast ausstarb . . .
80/9
Andreas Kunzl:
Datensicherheit kein leerer Wahn!
Des Bergbauern schwere Arbeit
und Walter Schweinösters 1. Preis
der European Rural Visions 2020
Dem unermüdlichen Fotografen aus St. Martin bei Lofer wurde große Ehre zuteil. Er ist
Gewinner eines großen europäischen Fotowettbewerbes!
Staatsminister Helmut Brunner
überreichte im Bayerischen
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in München den begehrten
Preis. Der Fotowettbewerb wurde von der Europäischen ARGE
Landentwicklung und Dorferneuerung veranstaltet. Als Preis gab es einen
Urlaub im Feldmilla.Designhotel in Sand in
Taufers, dem ersten klimaneutralen Hotel
Südtirols, gestiftet von der ARGE, dem Hotel
und der Gemeinde Sand.
Insgesamt beteiligten sich 268 Fotografen mit
700 Bildern aus allen europäischen Regionen
am Wettbewerb. Von einer sechsköpfigen, international besetzten Jury wurden zunächst
die elf besten Bilder ausgewählt. Danach kam
es unter diesen Bildern zu einem
Voting über Internet und Facebook.
Dieses Procedere dauerte zehn Tage
lang. Schweinöster gewann überlegen
- konnte er doch 5669 Stimmen für
sich buchen!
Die weiteren Plätze belegten eine
deutsche Fotografin mit 3029
Stimmen und einem ungarischen
Fotografen. Schweinöster gewann mit einem
Bild, das den Bauern Johann Leiter aus dem
Südtiroler Ahrntal bei der mühsamen Bewirtschaftung seiner Alm im Krimmler Achental
zeigt. Staatsminister Brunner: ”Gerade hier
sieht man wieder einmal: Ein Bild sagt mehr
als 1000 Worte!”
Wir gratulieren zum großen Erfolg!
Einer, der es wissen muss, präsentiert an
seinem Arbeitsplatz (pro-digital, Antonigasse
44, 1180 Wien) welcher Dinge es bedarf, um
ruhig schlafen zu können.
Es sind dies einige RAID-Systeme der Certon
Systems von klein und leicht bis etwas größer,
noch immer leicht und handlich, mit und
ohne Netzwerkfähigkeit. Der Datenumfang
beginnt bei etwa 4 TB und kennt nach oben
kaum Grenzen. Die Preise beginnen bei etwa
€ 1.000.- inkl. MwSt. Die Geräte sind leicht
zu bedienen, sofort installiert, brauchen keine
Aufmerksamkeit, keine Pflege! Bedient alle
Datensysteme! Ideal für Gestresste!
Interessiert? (Sollte man aber sein!) Anrufen,
Prospekt zusenden lassen oder hingehen,
ansehen, erklären lassen - und eventuell gleich
mitnehmen, anstecken (Netz und USB3) und
dann alle jene auslachen, die Datensicherheit
vernachlässigen!
Tel 01 308 44 18
[email protected]
Matthias Olmeta im Atelier Jungwirth
Der französische Fotograf zeigt zur Zeit in Graz, Opernring 12, mit seinen Ambrotypien zwar
wiederentdeckte Fototechnik - aber künstlerische Arbeit mit Seltenheitswert. Ausstellung bis
28. Juni 2014 (Die bis Fr von 11 bis 17 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr - und auf Anfrage).
Dazu richtet er außerdem im Juni hier sein Atelier hier ein, fotografiert Kinder, die stillsitzen
können (immerhin geht es um eine Belichtungszeit von 20 Sekunden!) und zeigt vor Interessenten, was seine Spezies in Sachen Bild bedeutet. Es ist dies ein längerer Prozess bis zur erfolgreichen Montage. Eine seltene Gelegenheit, einem raren Künstler bei seiner Tätigkeit über die
Schulter schauen zu dürfen. Die genauen Termine der Action werden zeitgerecht auf www/
Facebook.com/Syndikat Foto Film bekannt gegeben!
www.atelierjungwirth.com
80/10
Ausstellung kinetischer Plastiken
von Theres Cassini
im Robert Musil-Literatur-Museum in Klagenfurt
Möglichkeiten
oder noch nicht geborene
Wirklichkeiten
„Geöffnete Türen“
Auszug aus dem Katalog von Dr. Heimo Strempfl
Leiter des Robert Musil-Literatur-Museums
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muss man
die Tatsache achten, dass sie einen festen Rahmen haben“. Dieses
Zitat aus Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“
ist einer der Ausgangspunkte für neue Arbeiten der Künstlerin
Theres Cassini (Bild rechts).
„Ein fester Rahmen“ für die Präsentation des Lebens und des
Werks jenes in Klagenfurt geborenen Autors – das könnte die
Definition für eine der Aufgaben des Robert Musil-LiteraturMuseums, das von der Landeshauptstadt Klagenfurt geführt
wird, sein. Die Ausstellungsbesucher sind bereits durch gut
geöffnete Türen gekommen. Theres Cassini hat mit ihrer künstlerischen Arbeit, durch ihre Annäherung an Musils „Mann ohne
Eigenschaften“ die Türen zu einem schriftstellerischen Werk,
welches gemeinhin als schwer zugänglich gilt, weit aufgestoßen.
Theres Cassini gebührt das Verdienst, mit ihren Arbeiten Musils
Roman, der als ein Klassiker der Weltliteratur gelten kann und
„Diskurse über Logik und Gefühle, Wirklichkeiten und Möglichkeiten, über Kausalität und Analogie, über Wissenschaftsgläubigkeit und Kulturpessimismus“ (Cassini) enthält, mit ihrer
Art der Annäherung gleichsam seiner „Schwere entkleidet“ zu
haben. Cassini zeigt sozusagen „Musil im Schwebezustand“.
Sie übersetzt Inhalte des Romans und Eigenschaften von Romanfiguren in so
genannte „kinetische Plastiken“. Ein integraler ästhetischer Bestandteil dieser
Art von Skulpturen, die alle speziell für die Präsentation im Musil-Museum
konzipiert worden sind, ist die Bewegung.
Theres Cassini schenkt uns Leichtigkeit . . .
80/11
Ein Buch wie ein Menü
„Mein Waldviertel“
von René van Bakel
Die Buch-Neuerscheinung „Mein Waldviertel“ fordert heraus, lässt sich nicht
einordnen, hat anderen Touch, erweitert die Kategorie: „Internationale Haubenküche – nach Rezepten und mit Zutaten aus der Region“. So kommt es
zur „Minestrone mit Waldviertler Zander“, zum „gefüllten Paprika mit Couscous und Flusskrebsen“, zum „Tatar vom geräucherten Karpfen mit roten
Rüben und Apfelschaum“ oder gar zum „Zander-Spargelgulasch“. Michael
Kolm, Haubenkoch, bietet die einfallsreichen Menüs in seinem Restaurant
Bärenhof in Schönfeld, Arbesbach, auf bestens sortierter Menükarte an.
Über die exzellent und ideenreich fotografierten Menüs in diesem Buch geht
die Reise aber auch zu „Land und Leut“ in die Umgebung des Bärenhofes
durch´s ganze Waldviertel, zu den Biobauern, Käseerzeugern, Weingütern,
Kräuterhändlern und, no na, zu Fisch- und Fleischlieferanten.
Nun zur „Kür“ des Projekts „Mein Waldviertel“, um auch allen Kolleginnen
und Kollegen zu zeigen, wie vorgegangen werden sollte, um großen Erfolg
zu landen. René van Bakel, ein mit Ausdauer, Können und Fleiß gesegneter
geborener Europäer aus Holland, Fotograf erster Güte lässt sich herbei, im
Plauderton Wissen zu vermitteln.
Der Gründer der Agentur ASAblanca arbeitet mit Nikon D800; 36 MP sind
ihm gerade genug, Objektive von 14 bis 400 mm, eine Blitzanlage mit vier
Einheiten und Zubehör ist immer dabei – wie auch fast immer vom Stativ
fotografiert wird. So hatte jeder Ausflug, dem Fluss und Fels entlang im
Waldviertel Expeditionscharakter, weil auch der Koch genug zu schleppen
hatte, zumal die Menüs immer vor Ort zubereitet und präsentiert werden
mussten.
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Schon sind wir mitten drin: Die im Buch gezeigten „Randfotos“ sind in wird das gemacht – alle Register musst du ziehen! René wurde mit dem
Styria-Verlag einig – dennoch wurde schon diskutiert, warum das Buch
Wahrheit der harte Kern des Werkes – weil derart sicher nur äußerst
nicht großformatiger angelegt wurde, 27x27 cm – das wär´s gewesen!
selten dokumentiert wird!
Die Bildqualität hätte das locker zugelassen . . . aber mit dem VertrauNatürlich kann man debattieren, ob es wichtig ist, dass der Koch mit
ensvorschuss auf Verlagsseite ist das so eine Sache! Für jeden Text den
seinem auf einer Glasplatte angerichtetem Menü in einer Szene am
Richtigen zu finden, ist eine große Aufgabe. Für dieses Buch wurde ein
Fels inmitten eines Wasserfalles sitzt und sein Gericht präsentiert. Eine bekannter Hohepriester der Gourmetjournalistik, Lorenzo Morelli,
Lichtzange aus zwei Blitzen und die längere Belichtung lassen Wasser
eingeholt. Bild dominant – aber Text wichtig!
schießen, den Koch lachen und die Glasplatte glänzen! Selbst der Weisse im Glas setzt noch den richtigen Akzent! So was schon gesehen? Das Qualen, Disziplin und Zeitplanung waren tägliche Prüfungen – immerBild hat Aussage! Oder der Buchtitel (re oben): Koch präsentiert eben hin hatte das „Waldviertel“ ein Arbeitserfordernis von 10 Monaten mit
zahlreichen Anreisen, Aufbauten, Lichtsetzungen, nur – am Monitor
zubereitetes Menü um 21 Uhr, in der Mohnblüte stehend; wieder
musste kaum mehr korrigiert werden. Hier lohnte präzise Belichtung
Lichtzange mit zwei Blitzen und im Hintergrund – jener Vollmond,
dessen Aufgang man drei Tage beobachtete, um dann zur rechten Zeit schon bei der Aufnahme. Natürlich: Layout und Grafik fordern ebenfalls
Mengen an Zeit (auch die Umsetzung in für den Offsetdruck erforderliam richtigen Ort zu sein. Kein Trick, keine Manipulation! Nur Konche CMYK-Dateien wurde am EIZO-Bildschirm vom Fotografen geleiszept für Fotografen . . .
tet), bis endlich gesagt werden konnte: Geschafft!
Apropos: Konzepte sollte man immer mehrere haben. Etwa: Essen
René van Bakel lehnt sich nicht zurück, hat bereits viele neue Pläne, arund Lebensstil, Essen und Gegend, Zutaten aus der Gegend. Ein gebeitet schon an mancher Umsetzung, sieht neue Produkte vor sich – und
schlossenes Konzept beim Verlag vorzulegen, ist absolutes Muss! Wer
der Alltag bei ASAblanca geht auch immer weiter, immer weiter . . .
macht Bild, wer Text, wer Grafik, wer titelt, welche Schrift, welches
Buch, Format, Umfang, Auflage? Welches Honorar bzw. wieviele ProGerhard Sokol
zente an Tantieme ist den Kosten gegenüber zu stellen, wie sind die
Erfolgsaussichten? Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Van Bakel produzierte auf seinen Drehplätzen gleich ein Dokumentar-Video, welBilder von René van Bakel aus dem Buch „MeinWaldviertel“ von Michael Kolm, Lorenzo
ches bei der Buchpräsentation Appetit auf das Werk machte und dann Morelli und René van Bakel, erschienen 2014 im © PichlerVerlag byVerlagsgruppe Styria
GmbH & Co KG, 224 Seiten, ISBN 978-3-85431-649-7, € 24,99.
durch die facebook-Foren zog und mit Genuss aufgesogen wurde! So
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Jedem Freak seine Information . . .
Genau so soll es sein! Kaum erweckt ein Trend entsprechende Aufmerksamkeit - schon ist die richtige
Literatur dazu auf dem Markt. Das nebenstehende 150seitige Werk aus dem Verlag PIAG (Presse Informations AG) in Baden-Baden verdient erhöhte Aufmerksamkeit der Klientel. In zahlreichen Themen werden
Fotothemen mit Smartphones erläutert, neueste Modelle getestet und auch die problematische rechtliche
Seite nicht außer Acht gelassen. Schließlich ist es ja nicht egal, wer wann, wo unter welchen Umständen
fotografiert wird - und dann zum Kadi läuft, um sein Recht auf´s eigene Bild geltend zu machen!
Ein paar Euro sollte man natürlich schon investieren (Euro 6,80 in Österreich), um am Laufenden zu
bleiben bzw. einschlägiges Wissen aufzubauen. Bei dieser Vielfalt der Angebote ist es recht hilfreich, beim
Sortieren seiner Gedanken Ansprache und Know-how zu erfahren.
Themen wie Langzeitbelichtung mit Smartphone, Geld mit Photos verdienen, Fotowettbewerb, digitale
Photobücher gestalten usw. sind auf dem letzten Stand! Nur zu!
ISSN 2198-4611 ist erhältlich im gut sortierten Fachhandel . . . oder aber: [email protected]
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Mit einer überaus bemerkenswerten SW-Reportage im Fotobuch-Format geht
Robert W. Sackl-Kahr Sagostin
wieder an die Öffentlichkeit und versteht, den Betrachter sofort gefangen zu nehmen.
FilmSpuren
aus den Kinosälen längst verschwunden, fesseln den Beschauer, nageln ihn fest! Vielleicht
außerhalb? Reste des Gesehenen auf endlosen Straßen, die die Zeit belichtet hat. Verblasste Bilder, Übriggebliebenes. Auf- und Abtauchen cineastischer Erinnerungen. Filmfetzen.
Ferne schwarzweiße Gedanken. Bruchstückhafte Erinnerungen . . .
Wer erinnert sich nicht des Kinos vergangener Zeiten, jener Filme, die zu Geschichte
wurden und deren Dialoge heute Zitate sind. Echos aus Drehbüchern, die sich mit dem
eigenen Leben kreuzen. Resonanz vertrauter Filmsequenzen, die nicht zuordenbar
sind. Ein kümmerliches Denkmal lebt: Ein kleiner symbolischer Widerklang von Plakaten,
Fassaden, Dokumenten, Photographien. Der Rest . . .
Das Buch erschien in der Edition SKS, Robert und Samuel Sackl-Kahr Sagostin, Paris, im Format 21x21cm, ISBN 978-3-200-03457-0.
Die Fotos von Sackl-Kahr stammen aus den Jahren 2012 bis 2014.
Fotografen-Doyen Gerhard Sokol
Na ja, der jungen Kollege, der heute im Kurier die Geschichte der Photographie schrieb und mein Bild aus dem Jahre 1992 dazustellte, mir überdies ein
wenig zuhörte, meint es gut mit mir! Seiner Meinung nach sei ich . . . siehe
oben! Danke sehr! Aber ja, wir sind Jäger des Augenblicks! Alles Warten,
Sehnen, Lauern dient dem Augenblick des Schusses, der auswählt, verändert,
festhält. Insoferne treiben wir ein gewaltiges Spiel: Wir teilen die Zeit in
Momente, sortieren, werten auf, entscheiden in Sekundenbruchteilen über
Gedeih oder Verderb! Fotografie war nie zuvor so gegenwärtig. Wir erfahren,
dass ein hoher Prozentsatz aller heute festgehaltenen Augenblicke schon beim
Entstehen Müll ist - lassen wir uns nicht beirren, wir Profis wissen es besser!
Nur zu, wenn es gilt, dem Augenblick mit der Kamera zu huldigen, das Aufgezeichnete zu ordnen, zu hüten, zu archivieren, in wertvoller Form weiterzugeben. Zweimal leben in einem Leben? Genau! Das ist es!
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