LL 14 DEICHTORHALLEN, KUNSTHAUS, KUNSTVEREIN Zwei Künstler aus Tschechien HA-Museum Aus Blech, Kunststoff und Holz entwickelt der Prager Bildhauer Stanislav Koli´bal (75) niedrige „Bauten“ in einer geometrischen Formensprache, deren Thema das Labile ist. Die erste große Werkschau Koli´bals „labil − stabil“ in der südlichen Deichtorhalle zeigt Skulpturen und Zeichnungen des Künstlers aus den vergangenen zehn Jahren. Die in Essen lebende tschechische Fotografin Jitka Hanzlova´ (42) präsentiert in der nördlichen Deichtorhalle nüchtern und sensibel aufgenommene Situationen und Porträts aus ihrer Umgebung. herr L Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2, Stanislav Koli´bal: 13. 10−28. 1., Jitka Hanzlova´: 10. 11.−4. 2., di−fr 11−18, sbd/so 10−18 Uhr, Katalog. <> Im Visier der Fotografen: Autos als Kunstmotiv Der moderne Mensch − was wäre er ohne das Auto? Es bringt ihn nicht nur von hier nach dort, es verkörpert vor allem hohe Ideale: Freiheit, Unabhängigkeit, Identität, Erfolg. In welcher Weise aber das Auto das Lebensumfeld der Menschen prägt, zeigt die Ausstellung „AutoWerke. Europäische und amerikanische Fotografie 1998 − 2000“ in der nördlichen Deichtorhalle. Im Auftrag von BMW suchten 20 Künstler aus den USA und Deutschland nach der Wirklichkeit außerhalb von Werbespots. Und so vielfältig wie die Stile − Porträtfotografie, Interieurs, Landschaftsaufnahmen, Inszenierungen und Reportagefotografie − sind auch die Sichtweisen der renommierten Fotografen. Die Monumentalität leerer Autobah- nen und Zubringerbrücken setzt Catherine Opie in klassischer Schwarzweiß- Fotografie ins Bild. Der Schweizer Beat Streuli porträtiert von blitzendem Blech umgebene Passanten in Großstädten. Verbrechen rund ums Auto thematisiert Paul Seawright in nachgestellten Szenen. Wolfgang Tillmans begnügt sich mit abstrakten Ausschnitten sauber polierter Fahrzeuge, und Inez van Lamsweerde zeigt die vorüberziehende Landschaft als farbige Spur. So geben diese durchaus kritischen Beschreibungen auch einen Überblick über Positionen zeitgenössischer Fotografie. herr L Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2, 10. 11.−4. 2. 01, di−fr 11−18, sbd/so 10−18 Uhr, Katalog. Dieses Bild „Sydney“ von Beat Streuli entstand 1998. Die Deichtorhallen zeigen es in ihrer Schau „AutoWerke“. Foto: STREULI/ BMW FINANCIAL SERVICES Nr. 212 Was ist eigentlich ein Bild? <> MUSEUM DER ARBEIT 750 Jahre Zeitreise rund um St. Katharinen Ein faszinierendes Kapitel Hamburger Stadtgeschichte dokumentiert die Ausstellung „Leben und Arbeiten am Fleet − 750 Jahre Zeitreise rund um St. Katharinen“. Mit Dokumenten, Bildern, Zeichnungen und historischen Sachzeugnissen wird die Geschichte des Kirchspiels nachgezeichnet. Dabei steht der Alltag der Menschen im Mittelpunkt, ihre Wohn- und Arbeitsbedingungen. Im Mittelalter wurde an den Fleeten vor allem gebraut, 1369 entfielen noch 61 Prozent der Seeausfuhr Hamburgs auf Bier. Kaufleute ließen sich hier später prächtige barocke Bürgerhäuser bauen. Doch schon nach Aufhebung der Torsperre 1861 begannen diejenigen, die es sich leisten konnten, an die Alster oder in die Elbvororte umzusiedeln. Mit dem Bau der Speicherstadt gingen dann große Teile der historischen Bausubstanz verloren. Eine Dia-Schau, in der jeweils Ansichten aus den 30er-Jahren denen von heute gegenübergestellt werden, zeigt am Ende der Ausstellung, wie groß die Kriegsverluste waren. Aber noch in den 50er- und 60er-Jahren wurden wertvolle Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, abgerissen. M.G. L Speicherstadtmuseum, St. Annenufer, bis 5. November, di−so 10−17 Uhr; Führung: so 14 Uhr. Seite 14,7 2 Schwarz E-Blau E-Rot E-Gelb L Kunsthaus, Klosterwall 15, 26. 9.−29. 10., di−so 10−18, do 10−21 Uhr. Videoanimationen über Annlee L Pop-Musik, Kino und Videoclips sind der Bodensatz für poetische Rauminstallationen von Dominique Gonzalez-Foerster, Philippe Parreno und Pierre Huyghe. Parreno kreiert bekannte Musikvideos neu, und Pierre Huyghe verlängert Filmklassiker wie „Der amerikanische Freund“ von Wim Wenders um eine weitere Szene. So wie sich hier populäre Medienproduktionen und reflektierende Kunst die Hand reichen, versteht die französische Künstlergruppe auch das Museum als einen Ort, in dem Fiktion und Lebenswelt aufeinanderstoßen. Die Ausstellung im Kunstverein ist die Verlängerung eines Zyklus’ von Gemeinschaftsarbeiten der drei Künstler zum Thema „Museum der Zukunft“. Im Pariser Musée d’Art Moderne fragten sie in Videoinstallationen nach dem Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit. Bei der Biennale von Venedig 1999 gestalteten sie einen Raum, in dem Realität und Fiktion verwischen. In Hamburg nun gehts um Leben und Tod. Genauer: Um das Leben von Annlee, einer MangaComicfigur aus Japan. Von dort aus versorgen Agenturen den Comic-Markt massenhaft mit Protagonisten. Je komplexer der Charakter einer Figur ist, desto länger lebt sie und hat einen entsprechend hohen Preis. Annlee hat eine unkomplizierte Persön- lichkeitsstruktur und also nur ein kurzes Leben. In drei Animationen entwickeln die Künstler durch Zugaben die Komplexität der Figur und erweitern damit ihr Leben über den ökonomischen Rahmen hinaus. Die Schau zeigt sechs Videoarbeiten über Annlee und rekonstruiert darüber hinaus die Installation auf der Biennale. Hier präsentierten Gonzales-Foerster, Parreno und Huyghe Videoprojektionen, in denen sie vor Ort als Betrachter ihrer eigenen Filme auftraten. herr L Kunstverein, Klosterwall 23, 7. 10.− 12. 11., di−so 11−18, do 11−21 Uhr, Führungen jeden so 14 Uhr, Vorträge 21. 9., 6. 10., 26. 10., 19 Uhr. Eine Sonderausstellung im Speicherstadtmuseum widmet sich dem Viertel rund um St. Katharinen. Hier ein Blick auf die Katharinenstraße in östlicher Richtung. Das Foto aus dem Jahr 1938 zeigt prächtige barocke Bürgerhäuser, die vom einstigen Reichtum dieses Viertels zeugen. L Museum der Arbeit, 16. 11. 2000− 4. 2. 2001, Maurienstraße 19. Füllhalter aus aller Welt Foto: MUSEUM Chronist der Krise Füllhalter können mehr sein als Schreibgeräte. Sie sind Kostbarkeiten und oft Liebhaberstücke. Bei der „Internationalen Füllhaltersammlerbörse Hamburg“ im Museum der Arbeit kommen nicht nur Sammler auf ihre Kosten. Gezeigt werden Stücke aus verschiedenen Materialien und Ländern und die Schau „Historische Schreibgeräte Hamburger Marken aus Hartgummi“. Höhepunkte sind eine Auktion (Freitag) und die Börse (Sonnabend). Ein Füllhalterdrechsler arbeitet vor Ort, defekte Geräte werden repariert. Außerdem gibt es am Wochenende Kämme mit den eigens geprägten Namen der Besucher. L Internationale Füllhalterbörse Hamburg, 21.−24. 9. jeweils ab 10 Uhr im Museum der Arbeit, Maurienstr. 19., Tel. 428 32 35 33. Kontaktmesse Neue Medien Der Fotograf Walter Ballhause Von MATTHIAS GRETZSCHEL Seine ersten dokumentarischen Fotos machte er Anfang der 30er-Jahre mit einer geliehenen Leica, die er oft verdeckt halten musste, denn er nahm Arbeitslose, Kriegsinvaliden, hungernde Kinder auf. Diese Fotos zeigen das soziale Elend der Weltwirtschaftskrise anteilnehmend, Partei ergreifend, anklagend. Comicfigur Annlee kann für jede künstlerische Verwandlung benutzt werden . . . Foto: EISFELD/SCHIPPER &KROME Späte Freiheiten Zwischen dem 55. und dem 75. Lebensjahr vollzieht sich der Übergang von der Berufstätigkeit in den Ruhestand − eine Lebensphase, die einschneidende Änderungen im Alltag und im Selbstverständnis jedes einzelnen mit sich bringt. In der Ausstellung „Späte Freiheiten − Geschichten vom Altern“, die das Museum der Arbeit im Spätherbst zeigt, geht es um die Besonderheiten, Probleme und Chancen dieses Lebensabschnitts. Bilder − in Massen huschen sie täglich vorüber, verführen, bilden Meinungen, setzen sich in der Erinnerung fest. Kaum einer merkt noch ihre Macht. Dem Berufsverband bildender Künstler schien da eine Grundsatzfrage angebracht: Was ist eigentlich ein Bild? In der Ausstellung „Reflected Images. Das Bild in der Fotografie“ beleuchten 13 Hamburger Künstler diese Frage. Im Mittelpunkt der Schau steht die Auseinandersetzung mit Fotografie als Medium der Reproduktion, als Mittel zur Interpretation und Reflexion von Wirklichkeit und als Bild selbst. Bianca Hobusch etwa fotografiert Reproduktionen von Gemälden in Büchern und zeigt, wie verzerrt dieser Blick auf die Kunst ist. Die Einbindung des Menschen in seine Zeit thematisiert Michael Keesmeyer. Er stellt die metaphorischen Bilder des Malers Sa´nchez Cota´n aus dem 17. Jahrhundert mit realen Gegenständen nach und lichtet das Arrangement ab. Marc Lüders, einer der Kuratoren der Schau, fotografiert zeitgenössische Kunst und fügt mit Mitteln der Malerei absurde Elemente dazu. Die monumentale, mehr als sieben Meter lange Arbeit von Bernhard Suhr schließlich filtert die Realität über mehrfache Reproduktionen von Videosequenzen. Das Ergebnis ist eine aufgeblasene, selbstständige Wirklichkeit. herr Bianca Hobusch nahm dieses Foto im Oktober 1999 in Rom auf. Die Hamburger Künstlerin nimmt an der Ausstellung „Reflected Images. Das Bild in der Fotografie“ des Berufsverbandes bildender Künstler im Kunsthaus teil. Foto: HOBUSCH 7 „Aus der Nähe“ heißt der Titel einer Ausstellung, die das Museum der Arbeit dem Fotografen Walter Ballhause gewidmet hat. Ballhause, der 1911 in Hameln geboren wur- de und 1991 in Plauen/Sachsen starb, war Autodidakt. Er entstammte einer Arbeiterfamilie. Nach dem Abschluss der Volksschule wurde er Hilfsarbeiter, Zeitungsausträger und Laborant. Als er zu fotografieren begann, war er bei Hanomag in Hannover beschäftigt. Seine Motive suchte er sich im Alltag, auf der Straße. Er fotografierte Arbeitersiedlungen, Großstadtszenen, aber auch Ferienlager und Ausflüge der „Roten Falken“, den NaziÜberfall auf die Gewerkschaftszentrale in Hannover. Auf Grund seines politischen Engagements wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet. Das Fotografieren musste er damals aufgeben. Seit 1941 lebte er in Plauen im Vogtland, wo er nach Abschluss einer beruflichen Qualifizierung 1944 als Laborleiter arbeitete. Im glei- chen Jahr wurde er auf Grund seiner Kontakte zu Widerstandsgruppen von der Gestapo erneut festgenommen und bis zur Befreiung 1945 im Zuchthaus Zwickau inhaftiert. Nach dem Krieg griff er wieder zur Kamera, zunächst um Flüchtlinge und Arbeiter zu porträtieren. Später verlor er das Interesse an dokumentarischen Fotoserien und wandte sich fast ausschließlich der Natur- und Landschaftsfotografie zu. In der DDR machte Ballhause als Techniker Karriere. Er wurde MetallurgieFachmann und leitete bis 1971 eine Gießerei. Seine Bedeutung als Fotograf wurde erst in den 70erJahren allmählich wiederentdeckt, nachdem er für die in Hannover gezeigte Ausstellung „Niedersachsen im Widerstand“ fast 100 Abzüge von seinen alten, nahezu vergesse- Ballhause fotografierte immer wieder Kriegsinvaliden. Foto: BALLHAUSE/GAFF GALERIE FÜR FOTOGRAFIE ROTENBURG nen Negativen gemacht hatte. Ballhause war durch sozial engagierte Künstler wie Heinrich Zille oder Käthe Kollwitz beeinflusst, doch seine Bilder spiegeln vor allem eigenes Erleben und Erfahrungen wider. Die Spannung aus teilnehmender Nähe und fotografischer Distanz, aus persönlichem Engagement und ästhetischem Gespür machen die Qualität dieser Bilder aus, mit denen Walter Ballhause zu einem wichtigen fotografischen Chronisten der späten 20erund 30er-Jahre geworden ist. L Museum der Arbeit, Maurienstraße 19−21, bis 22. Oktober, mo 13−21, di−sbd 10−17, so 10−18 Uhr. „MultimediX“ ist eine Initiative, mit der das Arbeitsamt Hamburg der stürmischen Entwicklung Rechnung trägt, die sich in den letzten Jahren in den Wirtschaftsbereichen „Neue Medien“, Internet und Multimedia vollzogen hat. Unter dem Motto „Neue Medien brauchen Qualifikation“ soll ein professioneller Erfahrungsund Wissensaustausch ermöglicht werden. Bereits im letzten Jahr fanden sich mehr als 40 Partner im Museum der Arbeit zu einer Kontaktmesse zusammen. Mit der Messe verbunden war auch der Wettbewerb Neue Medien für die erfolgreichsten Existenzgründungen und Newcomer-Projekte des Jahres 1998. Da der Erfolg mit mehr als 1500 Besuchern alle Erwartungen übertraf, soll die Veranstaltung wiederholt werden. Unter dem Titel „MulitmediX 2000“ präsentieren das Arbeitsamt und seine Partner vom 16. bis 18. November ihr Angebot in erweitertem Rahmen. M.G. L Information und Wettbewerbsunterlagen beim Arbeitsamt Hamburg, Günter Henke, Tel.: 040/24 85 12 30.
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