Was ist eigentlich ein Bild? Chronist der Krise - Archiv

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DEICHTORHALLEN, KUNSTHAUS, KUNSTVEREIN
Zwei Künstler
aus Tschechien
HA-Museum
Aus Blech, Kunststoff und Holz
entwickelt der Prager Bildhauer Stanislav Koli´bal (75)
niedrige „Bauten“ in einer
geometrischen Formensprache, deren Thema das Labile
ist. Die erste große Werkschau
Koli´bals „labil − stabil“ in der
südlichen Deichtorhalle zeigt
Skulpturen und Zeichnungen
des Künstlers aus den vergangenen zehn Jahren. Die in Essen lebende tschechische Fotografin Jitka Hanzlova´ (42)
präsentiert in der nördlichen
Deichtorhalle nüchtern und
sensibel aufgenommene Situationen und Porträts aus ihrer Umgebung.
herr
L Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2,
Stanislav Koli´bal: 13. 10−28. 1., Jitka
Hanzlova´: 10. 11.−4. 2., di−fr 11−18,
sbd/so 10−18 Uhr, Katalog.
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Im Visier der Fotografen: Autos als Kunstmotiv
Der moderne Mensch − was
wäre er ohne das Auto? Es
bringt ihn nicht nur von hier
nach dort, es verkörpert vor
allem hohe Ideale: Freiheit,
Unabhängigkeit, Identität, Erfolg. In welcher Weise aber
das Auto das Lebensumfeld
der Menschen prägt, zeigt die
Ausstellung „AutoWerke. Europäische und amerikanische
Fotografie 1998 − 2000“ in der
nördlichen Deichtorhalle. Im
Auftrag von BMW suchten 20
Künstler aus den USA und
Deutschland nach der Wirklichkeit außerhalb von Werbespots. Und so vielfältig wie die
Stile − Porträtfotografie, Interieurs,
Landschaftsaufnahmen, Inszenierungen und Reportagefotografie − sind auch
die Sichtweisen der renommierten Fotografen. Die Monumentalität leerer Autobah-
nen und Zubringerbrücken
setzt Catherine Opie in klassischer Schwarzweiß- Fotografie ins Bild. Der Schweizer
Beat Streuli porträtiert von
blitzendem Blech umgebene
Passanten in Großstädten.
Verbrechen rund ums Auto
thematisiert Paul Seawright in
nachgestellten Szenen. Wolfgang Tillmans begnügt sich
mit abstrakten Ausschnitten
sauber polierter Fahrzeuge,
und Inez van Lamsweerde
zeigt die vorüberziehende
Landschaft als farbige Spur.
So geben diese durchaus kritischen Beschreibungen auch
einen Überblick über Positionen zeitgenössischer Fotografie.
herr
L
Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2,
10. 11.−4. 2. 01, di−fr 11−18, sbd/so
10−18 Uhr, Katalog.
Dieses Bild „Sydney“ von Beat Streuli entstand
1998. Die Deichtorhallen zeigen es in ihrer Schau
„AutoWerke“.
Foto: STREULI/ BMW FINANCIAL SERVICES
Nr. 212
Was ist eigentlich ein Bild?
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MUSEUM DER ARBEIT
750 Jahre Zeitreise rund um St. Katharinen
Ein faszinierendes Kapitel
Hamburger Stadtgeschichte
dokumentiert die Ausstellung
„Leben und Arbeiten am Fleet
− 750 Jahre Zeitreise rund um
St. Katharinen“. Mit Dokumenten, Bildern, Zeichnungen
und historischen Sachzeugnissen wird die Geschichte des
Kirchspiels nachgezeichnet.
Dabei steht der Alltag der
Menschen im Mittelpunkt, ihre Wohn- und Arbeitsbedingungen.
Im Mittelalter wurde an den
Fleeten vor allem gebraut,
1369 entfielen noch 61 Prozent der Seeausfuhr Hamburgs auf Bier. Kaufleute ließen sich hier später prächtige
barocke Bürgerhäuser bauen.
Doch schon nach Aufhebung
der Torsperre 1861 begannen
diejenigen, die es sich leisten
konnten, an die Alster oder in
die Elbvororte umzusiedeln.
Mit dem Bau der Speicherstadt gingen dann große Teile
der historischen Bausubstanz
verloren. Eine Dia-Schau, in
der jeweils Ansichten aus den
30er-Jahren denen von heute
gegenübergestellt
werden,
zeigt am Ende der Ausstellung, wie groß die Kriegsverluste waren. Aber noch in den
50er- und 60er-Jahren wurden wertvolle Gebäude, die
den Krieg überstanden hatten,
abgerissen.
M.G.
L Speicherstadtmuseum, St. Annenufer, bis 5. November, di−so 10−17
Uhr; Führung: so 14 Uhr.
Seite 14,7
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Schwarz
E-Blau
E-Rot
E-Gelb
L Kunsthaus, Klosterwall 15, 26. 9.−29. 10.,
di−so 10−18, do 10−21 Uhr.
Videoanimationen über Annlee
L
Pop-Musik, Kino und Videoclips
sind der Bodensatz für poetische
Rauminstallationen von Dominique Gonzalez-Foerster, Philippe Parreno und Pierre Huyghe.
Parreno kreiert bekannte Musikvideos neu, und Pierre Huyghe
verlängert Filmklassiker wie
„Der amerikanische Freund“ von
Wim Wenders um eine weitere
Szene. So wie sich hier populäre
Medienproduktionen und reflektierende Kunst die Hand reichen,
versteht die französische Künstlergruppe auch das Museum als
einen Ort, in dem Fiktion und Lebenswelt aufeinanderstoßen.
Die Ausstellung im Kunstverein
ist die Verlängerung eines Zyklus’ von Gemeinschaftsarbeiten
der drei Künstler zum Thema
„Museum der Zukunft“. Im Pariser Musée d’Art Moderne fragten
sie in Videoinstallationen nach
dem Verhältnis von Gegenwart
und Vergangenheit. Bei der Biennale von Venedig 1999 gestalteten sie einen Raum, in dem Realität und Fiktion verwischen.
In Hamburg nun gehts um Leben und Tod. Genauer: Um das
Leben von Annlee, einer MangaComicfigur aus Japan. Von dort
aus versorgen Agenturen den Comic-Markt massenhaft mit Protagonisten. Je komplexer der
Charakter einer Figur ist, desto
länger lebt sie und hat einen entsprechend hohen Preis. Annlee
hat eine unkomplizierte Persön-
lichkeitsstruktur und also nur ein
kurzes Leben. In drei Animationen entwickeln die Künstler
durch Zugaben die Komplexität
der Figur und erweitern damit ihr
Leben über den ökonomischen
Rahmen hinaus. Die Schau
zeigt sechs Videoarbeiten über
Annlee und rekonstruiert darüber hinaus die Installation auf der
Biennale. Hier präsentierten
Gonzales-Foerster, Parreno und
Huyghe Videoprojektionen, in denen sie vor Ort als Betrachter ihrer eigenen Filme auftraten. herr
L Kunstverein, Klosterwall 23, 7. 10.−
12. 11., di−so 11−18, do 11−21 Uhr,
Führungen jeden so 14 Uhr, Vorträge
21. 9., 6. 10., 26. 10., 19 Uhr.
Eine
Sonderausstellung
im Speicherstadtmuseum widmet
sich dem Viertel
rund um St.
Katharinen. Hier ein
Blick auf die
Katharinenstraße in
östlicher Richtung.
Das Foto aus
dem Jahr 1938 zeigt
prächtige barocke
Bürgerhäuser,
die vom einstigen
Reichtum dieses
Viertels zeugen.
L Museum der Arbeit, 16. 11. 2000−
4. 2. 2001, Maurienstraße 19.
Füllhalter aus
aller Welt
Foto: MUSEUM
Chronist der Krise
Füllhalter können mehr sein
als Schreibgeräte. Sie sind
Kostbarkeiten und oft Liebhaberstücke. Bei der „Internationalen Füllhaltersammlerbörse Hamburg“ im Museum der Arbeit kommen
nicht nur Sammler auf ihre
Kosten. Gezeigt werden Stücke aus verschiedenen Materialien und Ländern und
die
Schau
„Historische
Schreibgeräte Hamburger
Marken aus Hartgummi“.
Höhepunkte sind eine Auktion (Freitag) und die Börse
(Sonnabend). Ein Füllhalterdrechsler arbeitet vor
Ort, defekte Geräte werden
repariert. Außerdem gibt es
am Wochenende Kämme
mit den eigens geprägten
Namen der Besucher.
L Internationale
Füllhalterbörse
Hamburg, 21.−24. 9. jeweils ab
10 Uhr im Museum der Arbeit,
Maurienstr. 19., Tel. 428 32 35 33.
Kontaktmesse
Neue Medien
Der Fotograf
Walter
Ballhause
Von MATTHIAS GRETZSCHEL
Seine ersten dokumentarischen Fotos machte er Anfang
der 30er-Jahre mit einer geliehenen Leica, die er oft verdeckt halten musste, denn er
nahm Arbeitslose, Kriegsinvaliden, hungernde Kinder auf.
Diese Fotos zeigen das soziale
Elend der Weltwirtschaftskrise anteilnehmend, Partei ergreifend, anklagend.
Comicfigur Annlee kann für jede
künstlerische Verwandlung benutzt
werden . . . Foto: EISFELD/SCHIPPER &KROME
Späte
Freiheiten
Zwischen dem 55. und dem
75. Lebensjahr vollzieht sich
der Übergang von der Berufstätigkeit in den Ruhestand − eine Lebensphase,
die einschneidende Änderungen im Alltag und im
Selbstverständnis jedes einzelnen mit sich bringt. In der
Ausstellung „Späte Freiheiten − Geschichten vom Altern“, die das Museum der
Arbeit im Spätherbst zeigt,
geht es um die Besonderheiten, Probleme und Chancen
dieses Lebensabschnitts.
Bilder − in Massen huschen sie täglich vorüber, verführen, bilden Meinungen, setzen sich in der Erinnerung fest. Kaum einer merkt noch ihre Macht. Dem Berufsverband bildender Künstler schien da eine
Grundsatzfrage angebracht: Was ist
eigentlich ein Bild? In der Ausstellung „Reflected Images. Das Bild in
der Fotografie“ beleuchten 13 Hamburger Künstler diese Frage. Im Mittelpunkt der Schau steht die Auseinandersetzung mit Fotografie als Medium der Reproduktion, als Mittel
zur Interpretation und Reflexion von
Wirklichkeit und als Bild selbst.
Bianca Hobusch etwa fotografiert
Reproduktionen von Gemälden in
Büchern und zeigt, wie verzerrt dieser Blick auf die Kunst ist. Die Einbindung des Menschen in seine Zeit
thematisiert Michael Keesmeyer. Er
stellt die metaphorischen Bilder des
Malers Sa´nchez Cota´n aus dem 17.
Jahrhundert mit realen Gegenständen nach und lichtet das Arrangement ab. Marc Lüders, einer der Kuratoren der Schau, fotografiert zeitgenössische Kunst und fügt mit Mitteln der Malerei absurde Elemente
dazu. Die monumentale, mehr als
sieben Meter lange Arbeit von Bernhard Suhr schließlich filtert die Realität über mehrfache Reproduktionen von Videosequenzen. Das Ergebnis ist eine aufgeblasene, selbstständige Wirklichkeit.
herr
Bianca Hobusch nahm dieses Foto im Oktober 1999 in Rom auf. Die Hamburger Künstlerin nimmt an der Ausstellung „Reflected Images. Das Bild in der Fotografie“ des Berufsverbandes bildender Künstler im Kunsthaus teil.
Foto: HOBUSCH
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„Aus der Nähe“ heißt der Titel einer Ausstellung, die das
Museum der Arbeit dem Fotografen Walter Ballhause gewidmet hat. Ballhause, der
1911 in Hameln geboren wur-
de und 1991 in Plauen/Sachsen starb, war Autodidakt. Er
entstammte einer Arbeiterfamilie. Nach dem Abschluss der
Volksschule wurde er Hilfsarbeiter, Zeitungsausträger und
Laborant. Als er zu fotografieren begann, war er bei Hanomag in Hannover beschäftigt.
Seine Motive suchte er sich im
Alltag, auf der Straße. Er fotografierte Arbeitersiedlungen,
Großstadtszenen, aber auch
Ferienlager und Ausflüge der
„Roten Falken“, den NaziÜberfall auf die Gewerkschaftszentrale in Hannover.
Auf Grund seines politischen Engagements wurde er
von den Nationalsozialisten
verfolgt und verhaftet. Das Fotografieren musste er damals
aufgeben. Seit 1941 lebte er in
Plauen im Vogtland, wo er
nach Abschluss einer beruflichen Qualifizierung 1944 als
Laborleiter arbeitete. Im glei-
chen Jahr wurde er auf Grund
seiner Kontakte zu Widerstandsgruppen von der Gestapo erneut festgenommen und
bis zur Befreiung 1945 im
Zuchthaus Zwickau inhaftiert.
Nach dem Krieg griff er wieder zur Kamera, zunächst um
Flüchtlinge und Arbeiter zu
porträtieren. Später verlor er
das Interesse an dokumentarischen Fotoserien und wandte
sich fast ausschließlich der
Natur- und Landschaftsfotografie zu. In der DDR machte
Ballhause als Techniker Karriere. Er wurde MetallurgieFachmann und leitete bis
1971 eine Gießerei.
Seine Bedeutung als Fotograf wurde erst in den 70erJahren allmählich wiederentdeckt, nachdem er für die in
Hannover gezeigte Ausstellung „Niedersachsen im Widerstand“ fast 100 Abzüge von
seinen alten, nahezu vergesse-
Ballhause fotografierte immer
wieder Kriegsinvaliden.
Foto: BALLHAUSE/GAFF GALERIE FÜR
FOTOGRAFIE ROTENBURG
nen Negativen gemacht hatte.
Ballhause war durch sozial
engagierte Künstler wie Heinrich Zille oder Käthe Kollwitz
beeinflusst, doch seine Bilder
spiegeln vor allem eigenes Erleben und Erfahrungen wider.
Die Spannung aus teilnehmender Nähe und fotografischer Distanz, aus persönlichem Engagement und ästhetischem Gespür machen die
Qualität dieser Bilder aus, mit
denen Walter Ballhause zu einem wichtigen fotografischen
Chronisten der späten 20erund 30er-Jahre geworden ist.
L Museum der Arbeit, Maurienstraße
19−21, bis 22. Oktober, mo 13−21,
di−sbd 10−17, so 10−18 Uhr.
„MultimediX“ ist eine Initiative, mit der das Arbeitsamt
Hamburg der stürmischen
Entwicklung
Rechnung
trägt, die sich in den letzten
Jahren in den Wirtschaftsbereichen „Neue Medien“,
Internet und Multimedia
vollzogen hat. Unter dem
Motto „Neue Medien brauchen Qualifikation“ soll ein
professioneller Erfahrungsund Wissensaustausch ermöglicht werden. Bereits im
letzten Jahr fanden sich
mehr als 40 Partner im Museum der Arbeit zu einer
Kontaktmesse zusammen.
Mit der Messe verbunden
war auch der Wettbewerb
Neue Medien für die erfolgreichsten Existenzgründungen und Newcomer-Projekte des Jahres 1998. Da der
Erfolg mit mehr als 1500 Besuchern alle Erwartungen
übertraf, soll die Veranstaltung wiederholt werden.
Unter dem Titel „MulitmediX 2000“ präsentieren das
Arbeitsamt und seine Partner vom 16. bis 18. November ihr Angebot in erweitertem Rahmen.
M.G.
L Information und Wettbewerbsunterlagen beim Arbeitsamt Hamburg, Günter Henke,
Tel.: 040/24 85 12 30.