Projekte wie Pflänzchen pflegen - Projekte Frauen Kenya

Bezirk Uster
ZO/Av U Samstag, 10. November 2007
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Dübendorf Inge Schmidt bereitet sich auf den nächsten Kenia-Aufenthalt vor
Projekte wie Pflänzchen pflegen
Andernorts
Einladung
Mitte November reist
Inge Schmidt für viereinhalb
Monate nach Kenia. Dort wird
sie die begonnenen Hilfsprojekte weiter betreuen.
Unter anderem dank
grosszügigen Geldspenden.
Inge H. Schmidt*, Nairobi
Christian Brütsch
«Ich freue mich auf die Wärme», sagt
Inge Schmidt unumwunden, mit Blick
auf das nasskalte Novemberwetter. Wer
Schmidt kennt, weiss, dass sie nicht nur
die Sonnenwärme Kenias vermisst.
Auch die Wärme, die ihr die Menschen
in Kibera, dem grössten Slum von Nairobi, geben; die Wärme, die sie verspürt, wenn eines ihrer Projekte auf gutem Weg ist, vermisst sie in der
Schweiz.
«Es war eine unglaublich intensive
Zeit», fasst sie die vergangenen drei Monate Aufenthalt in ihrer alten Heimat
Dübendorf zusammen. Vor allem nutzte
sie die Zeit, ihr Ein-Personen-Hilfswerk
bekannt zu machen und natürlich Geld
für die anstehenden Aufgaben zu sammeln.
Vorträge, Basare und Kontakte
An Informationsveranstaltungen erklärte sie die Anliegen und Sorgen der
Menschen im Slum. Dabei geht es um
Elemtares wie das tägliche Essen oder
darum, wo es sauberes Wasser gibt.
«Die Resonanz erstaunt mich immer
wieder», erklärt Schmidt. In Dübendorf
werde sie auf der Strasse angesprochen.
Leute stecken ihr Geld zu.
Eine Zeitlang war im Stadthaus eine
Wahlurne als Sammelkässeli installiert.
Ertrag: 1500 Franken. Bei einem Arbeitseinsatz hatte eine Schulklasse Geld eingenommen, das sie Schmidt für ein spe-
Vor den Büros in Kibera werden die noch jungen Pflanzen sorgfältig gepflanzt und dann gehegt und gepflegt. (ü)
zielles Projekt zukommen lassen wollte.
Nach einem Besuch Schmidts in der
Klasse ist man übereingekommen, das
Geld dem «Mister Gardener» zukommen
zu lassen.
Geld für Ausbildung oder Herd
Das ist einer der Vorteile des kleinen
Hilfswerks, das Schmidt aufgebaut hat:
Sie kann selber bestimmen, an wen das
Geld geht, und sie kann garantieren,
dass die Spenden zu 100 Prozent in die
Hilfsarbeit in Kibera fliessen. «Mister
Gardener» kann mit dem gespendeten
Geld eine Ausbildung machen, und die
Schulklasse kann seinen Werdegang direkt mitverfolgen.
Das Geld wird aber nicht geschenkt.
Ist er einmal ausgebildeter Gärtner und
kann seine Dienste gegen Entlöhnung
anbieten, muss er 80 Prozent des Spendengeldes an Inge Schmidt zurückerstatten – so wird es vertraglich festgehalten.
«Es gilt immer, Nischenprodukte zu
finden, sonst wird es schwierig.» Ein weiteres Projekt, das während des kommenden Aufenthalts auf die Beine gestellt
werden soll, ist die Eröffnung eines kleinen Restaurants. Mit der betreffenden
Antragsstellerin ist Schmidt übereingekommen, dass sie Kuchen und Suppen
anbieten soll. «Jetzt fehlt aber ein Herd
mit Backofen, um das Projekt voranzutreiben. Wir werden auf die Suche nach
einem günstigen Modell gehen», sieht
Schmidt in die nahe Zukunft.
Ideen ohne Ende
An Ideen mangelt es Inge Schmidt
nicht. Ihre Basis in Kibera ist in den
Räumlichkeiten der Kenian Water
Health Organisation (Kwaho), die eng
mit der von der Dübendorfer Firma Eawag ins Leben gerufenen Sodis-Bewegung zusammenarbeitet. Dieses Gelände soll einmal mit einer Mauer umgeben werden; dann soll eine Kantine für
die Kwaho-Mitarbeiter entstehen, die
auch für Aussenstehende zugänglich
sein soll; die kleine Bibliothek, die zurzeit den Kwaho-Mitarbeitern vorbehalten ist, könnte ausgebaut und öffentlich
zugänglich gemacht werden – und, und,
und. Vorerst freut sich Schmidt aber auf
die Rückkehr in ihre Wahlheimat. Hier
in der Schweiz wünscht sie bereits jetzt
allen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Wenn alles klappt,
wird sie Ende März des kommenden
Jahres wieder in die Schweiz kommen.
Dübendorf «Glow.das Glattal» will sich neu breiter in den Gemeinden abstützen
Neue Zusammensetzung für die Zukunft
Der Verein Glow.das Glattal
will sich neu strukturieren,
um besser in den Gemeinden
abgestützt zu sein. Zudem
nimmt der Stadtrat von
Dübendorf Stellung zum
Gesetz der politischen Rechte.
nimmt die Schnitt- und Kontaktstelle
zwischen den Projektleitern und der Regionalkonferenz wahr. Die Geschäftsstelle arbeitet im Auftrag der Steuerungsgruppe.
Im Februar 2007 wurden die strategische Ausrichtung von Glow.das Glattal
überprüft und daraus abgeleitet die
Struktur und Organisation besprochen.
Eine Arbeitsgruppe entwickelte in der
Folge einen Vorschlag für neue Strukturen. Dieser Vorschlag wurde an der Vollversammlung im September 2007 den
Gemeindevertretern präsentiert.
Die acht Gemeinden Dübendorf, Kloten, Opfikon, Wallisellen, Rümlang,
Bassersdorf, Dietlikon und WangenBrüttisellen sind seit dem Jahr 2002 im
Verein Glow.das Glattal zusammen- Neue Strukturen für Glow
Zusammengefasst ergeben sich folgeschlossen. Ursprung dieses Zusammenschlusses ist der gemeinsame Ein- gende Änderungen: Die Regionalkonfesatz für ein neues Verkehrssystem der renz soll künftig breiter abgestützt werRegion – die Glattalbahn. Der Verein den (drei Vertreter pro Gemeinde),
bezweckt die gemeinsame Förderung ebenso die Steuerungsgruppe (Vorstand, je ein Vertreter
desWohn- und ArbeitsGemeinde). Es
standortes der Region
«Künftig sollen pro pro
sind zudem VollverGlattal. Dabei werden
vorgeunter anderen folGemeinde drei Ver- sammlungen
sehen. An der Regiogende Ziele verfolgt:
Fördern von Bekannttreter in der Regio- nalkonferenz und
in der Steuerungsheit und Ansehen der
Region nach aussen,
nalkonferenz sein.» gruppe haben die Gemeinden je eine
Aufbau einer IdentifiStimme. An den
kation von Bevölkerung und Wirtschaft mit der Region, möglichen Vollversammlungen, die
Pflege und konsequenter Aufbau des konsultativen und informativen Charakwirtschaftlichen Potenzials, Koordina- ter haben, können alle Exekutivmitglietion unter den Gemeinden und Durch- der teilnehmen. Das geschäftsführende
führen eigener gemeinsamer Projekte in Organ, die Steuerungsgruppe, kann
den Bereichen Kultur, Sport, Lebens- Leistungsvereinbarungen (zum Beispiel
für die Geschäftsstelle) abschliessen. Es
raumgestaltung, Wirtschaft usw.
Die Organe des Vereins sind: die Re- gibt ständige Arbeitsgruppen (zum Beigionalkonferenz, die Steuerungsgruppe, spiel Standortförderung); es können
die Geschäftsstelle und die Rechnungs- aber auch zeitlich befristete Arbeitsprüfer. An der Regionalkonferenz (Ver- gruppen für besondere Themen oder
einsversammlung) nehmen bislang die Fragen eingesetzt werden. Die vorgeseGemeinde-/Stadtpräsidenten und die henen Änderungen erfordern minimale
Gemeinde-/Stadtschreiber teil. Die Steu- Anpassungen der Statuten vom 12. Juni
erungsgruppe ist der Vorstand, sie 2002. In der heutigen wie auch in der
AvU Seite: 5
vorgeschlagenen neuen Struktur haben
alle Gemeinden – unabhängig von der
Höhe des Beitrages – das gleiche Stimmrecht. Die grösseren Gemeinden sind
dadurch benachteiligt. Der Stadtrat Dübendorf beantragt deshalb, die Kosten
von Glow. das Glattal unter den Gemeinden zu gleichen Teilen aufzuteilen.
juristische «Spezialkenntnisse» anwendbar bleiben. Zu einzelnen Punkten äussert sich der Stadtrat wie folgt:
● gedruckte Wahlvorschläge: Die Rückkehr zur früheren Regelung gemäss kantonalem Wahlgesetz (leerer Wahlzettel
bei Kampfwahlen) wird unterstützt.
● kantonale Abstimmungen: Die Ausweitung auf drei Abstimmungsvorlagen
Veränderte politische Rechte
wird abgelehnt. Damit wird nicht nur
Die Direktion der Justiz und des In- die Arbeit des Wahlbüros erschwert,
nern führt ein Vernehmlassungsverfah- sondern vor allem ergibt sich für die
ren über den Vorentwurf zur Änderung Stimmberechtigten ein Verlust an Transdes Gesetzes über die politischen Rechte parenz und Verständlichkeit.
● Beiblatt: Die obli(GPR) durch. Ziel dieser Revision ist die
gatorische VerpflichAnpassung des GPR
tung, ein Beiblatt
an Neuerungen des
«Bei Kampfwahlen zwingend in der Geübergeordneten
meindeordnung vorRechts, namentlich
soll wieder ein
schreiben zu könan die neue Kantonsnen, lehnt der Stadtverfassung. Im Bereileerer Wahlzettel
rat ab. Eine solche
che der Volksrechte
bewirkt die neue Ververwendet werden.» Regelung ist unflexibel, und der Handfassung
zahlreiche
lungsspielraum der
Änderungen, welche
nun auf Gesetzesstufe nachzuvollzie- Exekutivbehörde wird dadurch eingehen sind, wie beispielsweise die Zahl schränkt.
der für eine Volksinitiative erforderli- ● konstruktives Referendum: Es ist unchen Unterschriften (neu: 6000 anstatt klar, ob das konstruktive Referendum
10 000), die Behandlungsfristen für auf Gemeindeebene zwingend vorgeseVolksinitiativen oder das Gemeinderefe- hen, nach Massgabe der jeweiligen Gemeindeordnung zugelassen oder überrendum.
Der Stadtrat weist darauf hin, dass es haupt nicht zugestanden werden soll.
für die Gemeinden ein Anliegen ist, dass Diese Frage muss im Gemeindegesetz
Klarheit darüber besteht, welche Be- geklärt werden. Art. 86 KV, welcher sich
stimmungen der Kantonsverfassung, mit den Volksrechten der Gemeinden
des Gemeindegesetzes und des GPR an- befasst, enthält nach Auffassung des
wendbar sind. Da die Rechtsanwendung Stadtrates einen blossen Gesetzim Zusammenhang mit möglichen Ab- gebungsauftrag.
stimmungskonstellationen sehr komplex ist (es wird auf die Erläuterungen Zweckverband Dürrbach
Der Stadtrat hat den Voranschlag
zur Revisionsvorlage verwiesen), ist
wenn immer möglich eine einfache Lö- 2008 mit einem Kostenanteil von
sung beziehungsweise eine Vereinfa- 158 000 Franken (laufende Rechnung)
chung anzustreben. Die Volksrechte und 184 000 Franken (Investitionsrechmüssen für die Gemeinden auch ohne nung) genehmigt. (bpd)
Eveline, eine aus meinem Team in
Kibera, dem grössten Slum in Nairobi,
hat mich zu sich nach Hause eingeladen, worüber ich mich freue. Wir verabreden uns für einen Samstag, 10
Uhr, am Busbahnhof in Nairobi, in der
Nähe des Bahnhofs. Ich gehe früh genug los, damit ich pünktlich bin, denn
ich weiss nie, wie lange ich zum Überqueren des Uhuru-Highways habe.
Heute ist es kein Problem. Ich gehe
zügig weiter und bin schon bald am
Busbahnhof, ungefähr eine Viertelstunde vor der verabredeten Zeit. Gut.
So kann ich noch in die öffentliche
Toilette gehen, weiss ich doch nicht,
wann ich wieder eine Gelegenheit dafür habe.
Ich zahle, umgerechnet zehn Rappen, und erhalte auch Toilettenpapier
– das ist normal hier. Vorsichtshalber
habe ich trotzdem immer eine Rolle
WC-Papier in meinem Rucksack. Also
gehe ich auf die linke Seite, für Damen. Die Frau, die für die Sauberkeit
rundherum schaut, macht mich
freundlich darauf aufmerksam, dass
ich auf die andere Seite zu gehen
habe, für Männer. Na ja, ich verstehe
das gut, habe ich doch solche Erlebnisse in meinen jungen Jahren öfters
gehabt. Okay, ich bin schlank, habe
kurze Haare, kaum Busen, und mit einem weiten T-Shirt ist oben nichts zu
sehen, nur flach. Meinerseits erkläre
ich ihr, dass ich eine Frau bin und also
am rechten Platz. Was sie wohl gedacht hat? Ich buche es unter «lustig»
ab.
Auf dem Busbahnhof stelle ich
mich so, dass ich einen relativ grossen
Bereich überblicken kann. Ich warte,
es wird 10 Uhr. Nirgendwo sehe ich
Eveline. Zum Glück hatte ich ihr
meine Handynummer gegeben. Und
prompt. Eveline fragt mich telefonisch, wo ich stehe. Nach kurzer Zeit
sehen wir uns. Nun kann die gemeinsame Zeit beginnen.
Schon bald geht die Fahrt mit dem
grossen Bus durch Nairobi los, an Orten vorbei, die ich bereits kenne. Ausserhalb der Stadt wird die Landschaft
grün. Es ist ländlich. Nicht weit von
der Strasse entfernt, auf einem Baum,
sehe ich einen Affen sitzen. Auch das
gehört zum Alltag. Nach fast einer
Stunde sind wir am Zielort angelangt.
Zu Fuss geht es zu Evelines Heim. Wir
werden gross angeschaut. Was macht
die Kenianerin mit der Mzungu (Wort
für Europäer)? Wahrscheinlich sind
nicht viele Weisse hier, abseits der
Hauptverkehrsstrasse. In den nächsten Stunden werde ich noch öfters bestaunt. Auch die übliche Frage «How
are you?». Vor allem Kinder lieben dieses Fragespiel sehr. Bei Eveline zu
Hause geht es weiter so: Wer ist die
Fremde? Was macht sie hier? Zum
Glück bin ich diese Situation bereits
gewohnt.
Die Gastfreundschaft spielt hier in
Kenia eine grosse und wichtige Rolle,
auch dann, wenn man kaum das Nötigste zum Leben hat. So wird jemand
beauftragt, für mich eine Cola zu kaufen – ein Luxusartikel, den sich nicht
jedermann leisten kann. Dazu wird
mir Toastbrot gereicht, was auch nicht
selbstverständlich ist und für mich
eine grosse Ehre bedeutet. Später,
nach einem Rundgang durchs Quartier, gibt es am frühen Nachmittag ein
reichhaltiges Mittagessen. Ein grosses
Fest für die Mzungu. Danke.
* Die Dübendorferin Inge H. Schmidt betreut
verschiedene Hilfsprojekte in Kenia. Weitere
Informationen unter www.projekte-frauenkenya.ch. Spenden auf PC-Konto 85-374327-4.