Montag, 10. September 2012 | az | www.limmattalerzeitung.ch LIMMATTAL STADT UND KANTON ZÜRICH Was Dietikon den Räten auch noch zu bieten hat Dietikon Auf ihrem jährlichen Ausflug hörten die Gemeinderäte Bemerkenswertes über ihre Stadt VON BETTINA HAMILTON-IRVINE Der Dietiker Gemeinderatsausflug hätte genau so gut nach Remetschwil führen können. Denn Remetschwil ist der Heimatort des aktuellen Ratspräsidenten Pius Meier (CVP) und einer Tradition zufolge führen die Präsidenten ihre Ratsmitglieder auf der jährlich stattfindenden Reise gerne in ihren Heimatort. Doch Meier hat noch einen zweiten Heimatort und so kam es, dass die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte gar nicht in die Ferne schweifen mussten, sondern ganz in der Nähe blieben – nämlich in Dietikon selber. Amüsante Episoden Doch auch in der Heimat gab es am Samstag so einiges an Neuem zu entdecken. Daran nicht unschuldig war Hans Peter Trutmann, der die Truppe von 17 Gemeinderätinnen «Solche Gauner hat man zuvor in der Schweiz noch kaum gekannt.» Hans Peter Trutmann, Präsident der Dietiker Neujahrsblattkommission und Gemeinderäten, vier Stadträten und einer Stadträtin sowie der Stadtschreiberin und ihrem Stellvertreter auf ihrer Tour durch Dietikon begleitete. Der Präsident der Dietiker Neujahrsblattkommission war wie ein wandelndes Geschichtsbuch und unterhielt die Politiker mit amüsanten und bemerkenswerten Episoden aus der Vergangenheit ihrer Stadt. Eine Familie, die Radau machte So erzählte Trutmann beispielsweise im Reppischtal die unheimliche Geschichte des Bankdirektors Armin Bannwart, der genau dort im Jahr 1951 von den brutalen Ganoven Schürmann und Deubelweiss nieder- «Hier war einst die Flussbadestelle für die Mädchen»: Hans Peter Trutmann und die Gemeinderäte an der Reppisch. geschossen worden war, weil er ihnen den Schlüssel zum Tresor nicht geben konnte. Das seien «Mafia-Typen» gewesen, sagte Trutmann: «Solche Gauner hat man zuvor in der Schweiz noch kaum gekannt.» Doch Trutmann wusste auch Geschichten über die Römer in der Region, über eine wilde alte Dietiker Familie, die «Radau machte in den Wirtschaften», über die Zeit, als Bergdietikon und Dietikon zum Kanton Baden gehörten oder über eine ehemalige Dietiker Firma, die sogar Prinz Albert von Monaco belieferte. Doch Meier war darauf bedacht, nicht nur die historische Seite von Dietikon zu beleuchten, sondern den Tag möglichst vielseitig zu gestalten. So fanden sich die Politikerinnen und Politiker unter anderem in der höheren Fachschule SFB wieder, von deren Existenz einige zuvor noch nichts gewusst hatten. Dietiker Käse, Weininger Wein und interessante Geschichten über die Landwirtschaft gab es auf dem Hof von Albert und Nelly Triaca, den Tochter Anita und ihr Partner Fabian Brandenberger letztes Jahr übernommen haben. Es ist einer von nur noch sechs 7000 Besucher an Hanf-Ausstellung BHI Bauernhöfen in Dietikon. Noch im Jahr 1950 gab es rund 50 Stück, wie Albert Triaca wusste. Auf dem Nachbarhof erzählte Obstbauer Kurt Bräm, der rund 30 verschiedene Sorten von Äpfeln hat, dass «man heute als Bauer ein Unternehmen ist, wie jedes andere auch». Sein Vater berichtete aus den früheren Zeiten, die oft hart waren. So sei 1834 der ganze Hof abgebrannt und nach dem 1. Weltkrieg die Nahrung so knapp, dass alle litten. dem Hof der Familie Bräm mit Fleischkäse und Kartoffelauflauf verköstigt, bevor sie sich derart gestärkt auf einen Rundgang durch den Bruno-Weber-Skulpturenpark machten. Die Tour durch ihre Heimat kam bei den Dietiker Gemeinderäten gut an: «Man entdeckt in Dietikon immer wieder etwas, das man noch nicht gekannt hat», sagte Werner Hogg (FDP). Positives Feedback Viel besser ging es den Politikern auf ihrem Ausflug: Sie wurden auf Weitere Fotos vom Ausflug finden Sie auf www.limmattalerzeitung.ch Laufen für Menschen in Not VON ESTHER LAURENCIK (TEXT UND FOTO) Dietikon Mit der Wahl des schönsten Joints endete gestern in der Stadthalle die Hanfmesse CannaTrade. Die Veranstalter denken an eine Wiederkehr in zwei Jahren. VON MATTHIAS SCHARRER (TEXT UND FOTO) Süsslich riechende, berauschende Rauchschwaden aus dicken Joints gabs nur draussen vor der Tür. Drinnen, in der Dietiker Stadthalle, bastelten derweil Hanffreunde beim Joint-Roll-Wettbewerb ihre Rauchwaren aus herkömmlichem Tabak. Mit der Kür des Wettbewerbs-Siegers kam gestern Nachmittag eine Veranstaltung zum Abschluss, die im Vorfeld nicht unumstritten war: Die internationale Hanfmesse CannaTrade. Die Vereinigung «Eltern gegen Drogen», angeführt von der Berner SVP-Grossrätin Sabina GeissbühlerStrupler, hatte den Dietiker Stadtrat aufgefordert, die Vermietung der Stadthalle zu annullieren. SVP-Stadtrat Roger Brunner sah dafür jedoch keinen Grund, da den Veranstaltern strenge Auflagen gemacht und an der Hanfmesse keine illegalen Waren Ein Teilnehmer des Joint-Roll-Wettbewerbs präsentiert sein Werk. toleriert würden. Wie ein Sprecher der Kantonspolizei gestern auf Anfrage sagte, verlief die Messe ohne Probleme. Die Polizei sei vor Ort gewesen. Es sei aber nichts Nennenswertes vorgefallen. Aus Sicht der Veranstalter war die 11. CannaTrade ein Erfolg. Mit rund 7000 Besuchern an drei Tagen seien mehr Leute gekommen als erwartet, sagte Messesprecher Marcel Müller. Sie konnten sich mit Geräten und Hanfbüchern zur Pflanzenzucht, Raucherutensilien und anderen, nicht rauchbaren Hanfprodukten eindecken. «Der Standort Dietikon hat sich sehr bewährt, die Atmosphäre mit den Aussenständen vor der Stadthalle, der Allmend im Hintergrund und dem Bruno-Weber-Park in der Nähe war wunderbar», so Müller. «Wir fühlten uns willkommen und wohl.» Es sei durchaus eine Option, dass die nächste Ausgabe der CannaTrade 2014 wieder in Dietikon stattfinde. Urdorf 162 Läuferinnen und Läufer beteiligten sich am Samstag am 12. Limmattaler Zweistundenlauf. Der Erlös des Sponsorenlaufs kommt über das Schweizer Hilfswerk Horyzon Menschen in Not in Bangladesch zugute. Denn jeder Läufer suchte sich im Familien- oder Bekanntenkreis Sponsoren, die Pauschalbeträge oder pro gerannte Runde einen bestimmen Geldbetrag spenden. 44 000 Franken kamen so diesmal zusammen. Peter Bamert, OK-Vizepräsident und Jugendbeauftragter der reformierten Kirchgemeinde Dietikon, sieht im Limmattallauf eine Möglichkeit, mit wenig Geld die Welt zu verbessern: «Es ist schön, etwas für die Dorfgemeinschaft auf die Beine zu stellen, was gleichzeitig anderen hilft, die es nicht so gut haben wie wir hier in der Schweiz.» Etwas enttäuscht ist er über die Teilnehmerzahl. Lediglich 162 Läufer – 53 Kinder, 52 Damen, 57 Herren – machten diesmal mit, gehofft habe man auf 300. Doch nimmt es Bamert mit Humor: «Am Wetter kann es dieses Jahr nicht liegen», sagt er und lächelt. Mitgelaufen ist auch Ana Catalina Müller. «Wir haben es dieses Jahr ge- Norbert Müller hat am meisten Spenden erlaufen. mütlich genommen», sagt sie und lächelt. Für sie ist es der zweite Limmattallauf, sie hat bereits letztes Jahr teilgenommen. Mit Mutter und dem Sohn im Kinderwagen sei sie die Route spaziert. Um 17 Uhr nimmt der Limmattallauf sein Ende. Der glückliche Gewinner des unter den Teilnehmenden verlosten Mountainbikes ist Elia Gloor aus Dietikon. Norbert Müller aus Lupfig hat es mit 2986 Franken geschafft, am meisten Geld zu sammeln. In der milden Abendsonne erholt man sich auf den Festbänken und geniesst die selbst gemachten Crêpes der Cevi Urdorf. Das haben sich die Läufer des Limmattallaufs 2012 auf jeden Fall verdient.
© Copyright 2024 ExpyDoc