Reminiscere
(2.Son.Passionszeit)
28.02 .2010
Süderhastedt
Was ist der Mensch
Orgelvorspiel
Begrüßung
L I E D : 320, 1 - 5 Nun laßt uns Gott dem Herren
Psalmgebet : Psalm 8 Gem.: Ehre sei dem ...
Kyrie-Ruf
190.1
Lesung : Römer 5, 1 - 5
Gem.: Amen
L I E D : 79, 1 – 4 Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Lesung : Johannes 15, 1 - 8
Gem.: Lob sei dir o Christe
Glaubensbekenntnis
L I E D : 270, 1 – 6 Herr, unser Herrscher
Anspiel : Wozu ist das da, das Mensch? (Konfirmanden)
L I E D : 86, 1 + 6 - 8 Jesu, meines Lebens Leben
P r e d i g t : Was ist der Mensch
Pastor Alfred Sinn
L I E D : 401, 1 - 3 + 7 Liebe, die du mich zum Bilde
Mitteilungen G e b e t
L I E D : 220 Herr, du wollest uns bereiten
Abendmahl
Segen
L I E D : 571, 1 - 3 O Jesu, dir sei ewig Dank
Orgelnachspiel
Teilnehmer: Männer - 19
Frauen - 34
Kinder - 8
61
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Reminiscere 28.02.2010
A n s p i e l : Wozu ist das da, das Mensch?
Personen: Person A (Alexander Lamaschansky); Person B (Marvin Neumann)
Person A trägt Haarreifen mit „Antenne“ und Hut, betritt den Platz und sagt ständig in
ganz verschiedener Betonung „Guten Tag“
A: Guten Tag... guten Tag.... guten Tag... (Person B tritt auf und geht gedankenverloren
an A vorbei)
A: Guten Tag... guten Tag...
B: Hä, ach so, guten Tag!
A: Guten Tag... guten Tag... guten Tag...
B: Stimmt’s irgendwo nicht?
A: Guten Tag.... (zu sich selber) Es wird immer besser!
B: Hör mal, du glaubst doch wohl nicht, daß von deinem ständigen „Guten Tag“ derselbe
besser würde?
A: Guten Tag...
B: Guten Tag! Ach...jetzt hör’ endlich auf, was soll’n das?
A: Ich übe den Gruß der Irdischen. (zu sich selber) Ich darf einfach nicht auffallen
B: Ach so, du bist wohl vom Jupiter?
A: (entsetzt) Wie, was, wer hat dir das verraten. Ist meine Verkleidung nicht gut gewesen?
B: Nun ja...das sieht man doch an... an dem Fühler auf deinem Kopf!
A: Was - hat er ein Loch? (Hut ab)
B: Potz! Blitz!!
A: P... otz... Bl... itz, ist das ein schweres Wort!
B: Das gibt es doch gar nicht!
A: Warum sagst du es dann? - Aber du bist von der Erde? Darf ich dir ein paar Fragen
stellen?
B: Da wendest du dich besser an die NATO!
A: N A T O, das ist ein schönes Wort. Was ist das, das NATO?
B: Das NATO - äh - die NATO ist eine Vereinigung zur Eroberung des Weltalls.
A: Och, wie schade!
B: Aber vielleicht kann ich dir ja doch helfen?!
A: Kannst du mir sagen, was das ist?
B: Was?
A: Das dort!
B: Ach so, das ist eine Ampel.
A: Und wozu ist das da, das Ampel?
B: Das Ampel - äh- die Ampel ist ein Verkehrszeichen, sie regelt den Verkehr. Ohne
Ampel würden viele Unfälle geschehen.
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Reminiscere 28.02.2010
A: Du bist sehr klug, nicht wahr?
B: Tja, man tut was man kann.
A: Und was ist das?
B: Das ist ein Auto, ein Automoblile, bzw. ein Manta, man könnte auch sagen
Ellenbogenstütze, Cowboystiefelhalter oder Frisörenkutsche...
A: (etwas verwirrt) Interessant, interessant. Und was ist das?
B: Das ist ein Haus!
A: Und wozu ist das da, das Haus?
B: Ein Haus ist ein Gebäude, ein Bauwerk; sozusagen die Wohnstätte der Irdischen.
Manchmal sind dort auch Büros und Geschäfte, zum Beispiel Frisörsalons drin. Also auch
eine Arbeitsstätte der Irdischen...
A: Und was ist das dort? (zeigt auf Armbanduhr)
B: Das ist eine Uhr!
A: Und wozu ist das da, das Uhr?
B: Das Uhr - äh - die Uhr mißt die Zeit in Stunden, Minuten und Sekunden. Mit ihr wird
genau festgelegt, wann ein Tag vorbei und der nächste Tag anfängt. (Er gerät so langsam
ins Schwärmen) Ohne diese Zeiteinteilung wäre das Leben hier gar nicht denkbar. Alles
richtet sich nach der Zeit. Schon Jahrhunderte, Jahrtausende lang.... (B kramt in der
Tasche, holt Haribo raus und ißt)
A: Was ist das?
B: Bist du nervig? Na also, das ist HARIBO, äh Haribo macht Kinder froh und ...äh
Jupitaner ebenso! (gibt ihm etwas)
A: Hm, schmeckt gut...Und was ist das? (zeigt auf Person B)
B: Was??
A: Ja, das!
B: Du zeigst auf mich?
A: Ja!!
B: Äh, ich bin ein Mensch!
A: M e n s c h, wozu ist das da, das Mensch?
B: Wie - wozu ist das da, das ...äh der Mensch? Zum Arbeiten... nein, zum Schlafen...
zum Essen.... zum Surfen! Ja... (lauter werdend) Wie, wozu ist das da, das Mensch?
(aufgebracht) So eine unverschämte Frage. Wenn du uns zum Narren halten willst, dann
geh’ doch auf die nächste Karnevalssitzung! Nein, wie unerhört... wie albern... wozu ist
das da, das Mensch...! (geht ab)
A: Wozu ist das da, das Mensch? Ich dachte, er wäre klug.
Wozu ist das da, das Mensch ?????
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P r e d i g t : Was ist der Mensch
Reminiscere 28.02.2010
Pastor Alfred Sinn
Liebe Gemeinde,
„Wozu ist das da, das Mensch?“, freilich muß es heißen „Wozu ist er da, der Mensch?“
Es ist die uralte Frage nach dem Wesen des Menschen und auch nach dem Sinn des
Lebens. Was ist der Mensch? Warum lebe ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?
Wer hat nicht schon über diese Fragen nachgedacht!
Wo gibt es Antwort darauf? Nun, ohne den Religionsbezug gibt es keine
zufriedenstellende Antwort. Ohne Religion und Moral wird wahr, was der römische
Dichter Plautus schon im 2.Jahrh. v.Chr. gesagt hat: „Homo homini lupus“ (Der Mensch
ist dem Menschen ein Wolf). Wenn man die Grausamkeiten sieht, die Menschen
einander zufügen, scheint der Römer recht zu haben. Das Verhalten mancher Menschen
übersteigt sogar diese Definition. Denn ein Wolf jagt nur und tötet, um seinen Hunger zu
stillen, der Mensch hingegen ist zu grausamen Taten fähig, die mit Existenzsicherung gar
nichts zu tun haben.
Was ist der Mensch? Was ist sein wirkliches Wesen? Jeder von uns hat zumindest zwei
Gesichter. Wir spielen verschiedene Rollen. Wir geben uns nicht immer so, wie wir sind;
wir können das gar nicht. Wir nehmen uns ja schon oft zusammen – um des lieben
Friedens willen. Wir leben zumindest zwei Realitäten. Hinter unserer Fassade läuft
noch was anderes ab. Manchmal erschrecken wir vor unseren eigenen Gedanken. Ja, auch
wir sind zu unvorstellbaren Taten fähig. Wir können durchaus dem anderen zum Wolf
werden, noch mehr: zur Bestie. Die Religion will dem Menschen helfen, daß es nicht dazu
kommt.
Doch nicht nur hinter unserer Fassade gibt es eine zweite Wirklichkeit, sondern
überhaupt ist diese uns sichtbare und zugängliche Welt nicht die ganze Wahrheit.
Diesen Standpunkt vertritt nicht nur das Christentum, sondern auch andere Religionen
sprechen von einer vielschichtigeren Welt. Und selbst die Philosophie, die Mathematik
und die Physik rechnen mit mehreren Dimensionen.
Der griechische Philosoph Platon hat im 4. Jahrh. v.Chr. sein berühmtes Höhlengleichnis
geschrieben. Darin vertritt er die Ansicht, daß nicht die vorfindliche, sichtbare Welt die
wahre Wirklichkeit ist, sondern das ewige Reich der Ideen und des Geistes. Diese
Wahrheiten nehmen wir allerdings nur wie einen Schatten wahr. In unserer Welt leben
wir wie Menschen in einer Höhle. An der Wand der Höhle flackern Schatten. Während
wir mit allem, was uns in der Höhle gegeben ist, herumhantieren, ist der Schatten der
Hinweis auf eine andere Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die die eigentliche ist. Der
Mensch sollte sein Leben auf das Reich der Ideen ausrichten.
Damit liegt der Philosoph gar nicht so weit weg von der christlichen Lehre. Auch die
Bibel sagt, daß das Ziel des menschlichen Lebens nicht diese irdische Zeit ist, sondern
das Reich Gottes. Im Buch Prediger im AT lesen wir: „Ich sah die Arbeit, die Gott den
Menschen gegeben hat, daß sie sich damit plagen. Er hat alles schön gemacht zu seiner
Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur daß der Mensch nicht ergründen kann
das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ (Pred. 3, 10-11) Also, wir sind
eingebunden in die Bedingungen dieser Zeitlichkeit (Arbeit), doch zugleich weiß unser
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Herz um die Ewigkeit. Jedoch können wir diese Dimension mit dem Verstand nicht
ergründen.
Und wiederum stimmt auch hierin die Philosophie mit der Theologie überein. Der
deutsche Philosoph Immanuel Kant wies darauf hin, daß der Mensch gefangen ist in der
Kategorie von Raum und Zeit. Für alles, was jenseits von Raum und Zeit liegen könnte,
hat der Mensch kein 'Organ', keine Anschauung und darum keine
Erkenntnismöglichkeit. Und dennoch sehnt sich der Mensch danach, diese Zeitlichkeit
zu transzendieren.
Was ist der Mensch? Er ist ein Erdenwesen und ein Himmelswesen. Als Erdenwesen
angelegt auf den Himmel. Ein Geschöpf, das einen Schöpfer hat und ohne seinen Schöpfer
eigentlich nicht bestehen kann. Schon in der Schöpfungsgeschichte wird deutlich, daß
der Mensch mehr ist als das Äußere ahnen läßt. Adam wurde genommen von adama
(Erde); der Mensch stammt vom Acker. Doch ebenso gilt, daß Gott ihm den Lebensodem
eingehaucht hat. Darum auch hat die Aussage Geltung: „Gott schuf den Menschen zu
seinem Bilde“. (1.Mose 1,27) Also nicht nur „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“
(Goethe), sondern „Imago Dei = Ebenbild Gottes.“
Nicht allein will die Religion den Menschen zu einem besseren Wesen erziehen, zu
ethischem Verhalten anregen, sondern ihm seine Bezogenheit auf Gott ins Gedächtnis
rufen. Die Bibel aber schildert den Menschen nicht nur als Geschöpf, sondern bezeichnet
ihn als Ebenbild Gottes. Das ist eine hohe Auszeichnung. Freilich ist dieses Bild an uns
getrübt, doch Zuspruch und Anspruch bleiben in Geltung. Noch mehr, Gott hat einen
Weg aufgezeigt, auf dem der Mensch wieder zur vollen Ebenbildlichkeit gelangen kann.
Dieser Weg heißt Jesus Christus. Der Apostel Paulus erinnert daran, wenn er schreibt:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
(2.Kor.5,17) Damit geht auch die Verpflichtung einher: „Zieht den neuen Menschen an, der nach
Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Eph. 4,24 )
Was ist der Mensch? Er ist ein Geschöpf Gottes. Er ist nach seinem Bilde geschaffen.
Freilich, er ist auch Sünder, doch ebenso gerechtfertigt im Glauben an Christus. Dieser
hat sich für uns gegeben, damit wir leben, wie auch der Wochenspruch hervorhebt:
„Gott erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist.“ (Römer 5,8)
Durch Christus ist der Mensch Kind Gottes und Erbe der Herrlichkeit. Seine
Bestimmung ist der Himmel, das Reich Gottes.
Aus der Lesung (Römer 5, 1 – 5) haben wir vernommen, daß der Glaube an Christus den
Frieden mit Gott zur Folge hat: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben,
haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch
den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung
der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.
Wozu ist das da, das Mensch? Um ewig selig zu werden. Was ist der Mensch? Er ist ein
Wesen, das nicht auf verlorenem Posten steht. Er ist durch Christus Kind Gottes. Er ist
versöhnt mit Gott, er hat Frieden mit seinem Schöpfer – um Jesu Christi willen. Er ist
durch den Glauben erfüllt von der Hoffnung auf die zukünftige Herrlichkeit.
Das bist du - Mensch!
Amen.