FINANZ | 37 25. — 31. Oktober 2006 | HANDELSZEITUNG | Nr. 43 INVESTOR Was billig ist, kann auch glänzen Going East auch als Health Care Investor? AKTIEN SCHWEIZ Erreichen die Indizes Höchststände, wird Anlegern zur Vorsicht geraten. Umsicht ist auch angebracht: Unter den zehn Titeln mit der günstigsten Bewertung sind zum Beispiel Zurich, Swiss Life und Credit Suisse. PETER HODY E Mit ZFS, Swiss Life und Helvetia sind gleich drei Versicherungstitel mit einem KGV um 11 auf der Top-Ten-Liste Zurich Financial Services (ZFS), Swiss Life und Helvetia gleich drei Versicherungstitel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) um 11 auf der Top-Ten-Liste erscheinen. Die Schweizer Versicherungsaktien haben im laufenden Jahr mit einem Anstieg von 23% sowohl den Swiss Performance Index (17,4%) als auch den Swiss Market Index (14%) deutlich geschlagen. Und schon 2005 war mit einem Plus von 40% die Entwicklung mehr als überdurchschnittlich gewesen. ZFS sei gemessen an CYRILL ZIMMERMANN Cyrill Zimmermann ist Gründungspartner der Adamant Biomedical Investments AG KEYSTONE/PHOTPRESS-ARCHIV E Kein Ausverkauf, aber dennoch vergleichsweise günstig: Unter den am tiefsten bewerteten Schweizer Aktien sind drei Bluechip-Titel. der operativen Stärke zu Unrecht mit einem Abschlag zur Konkurrenz bewertet, so Schudel. «Das laufende Effizienzsteigerungsprogramm dürfte weitere Verbesserungen bringen.» Das KGV für 2007 wird auch von anderen Analysten auf unter 10 geschätzt. CS auf Augenhöhe mit UBS Mit «Back to solid» lässt sich auch die Entwicklung der Swiss Life zusammenfassen. Die Bewertung ist leicht höher als jene von ZFS, aber auch die Gewinnaussichten des Lebensversicherers sind mehr als intakt. CEO Rolf Dörig hat im September die Zielsetzung von 1 Mrd Fr. Reingewinn im Jahr 2008 genannt. «Ein ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel», sagt Helvea-Analyst Marc Effgen. Damit ergäbe sich für 2008 ein geschätztes KGV von knapp 10. Nachdem in der Schweiz das Wachstum begrenzt ist, wird dieses von Swiss Life im Ausland gesucht. Als spekulativen, aber kurstreibenden Faktor darf man die schwelenden Übernahmegerüchte um Swiss Life und auch um ZFS nennen. Nachdem die Winterthur von der französischen AXA übernommen worden ist, erwartet man im europäischen Markt wei- DIE GÜNSTIGSTEN AKTIEN IM SCHWEIZER MARKT sjd Rangliste gemäss den Gewinnschätzungen der Bank Leu Name Getaz Romang OZ Holding Baselland. Kantonalbank Swissfirst Zurich Financial Services Swiss Life Holding Helvetia Holding Credit Suisse Schmolz+Bickenbach Georg Fischer Kurs/Gewinn 8.20 8.50 9.00 10.20 10.60 10.80 10.90 11.10 11.30 11.50 tere Konsolidierungsschritte. Die könnten auch Helvetia betreffen, wie Effgen festhält. Der noch auf den Heimmarkt fokussierte Leben- und Sachversicherer liefert seit 2005 solide Gewinnzahlen. Doch sind die Wachstumschancen im reifen Schweizer Markt beschränkt. Helvetia-Präsident und -CEO Erich Walser gab den Anlegern Hoffnung, indem er organische Wachstumsziele – 7% im Bereich Leben und 4% im Sachversicherungsbereich – setzte sowie Akquisitionen nicht mehr ausschloss. Helvetia gehört nach der starken Performance in diesem Jahr (43,5%) bereits zu den teureren Versicherungstiteln. Unter der Bewertungs-TopTen-Liste ist auch der Titel der Cre- Kurs/Buch 1.65 2.41 0.97 2.61 1.69 1.57 1.61 2.00 2.80 2.02 QUELLE: DATASTREAM ine Börsen-Hausse kommt einem labilen Gesundheitszustand der Aktienmärkte gleich: Schon ein Niesen kann eine Grippeepidemie verursachen und die Kurse auf Talfahrt schicken. Auch die Psyche der Aktienmärkte wird umso anfälliger, je höher die Kurse steigen und je mehr sie damit ins Interesse der Öffentlichkeit rücken. Doch während dieses Herbstrallys stehen die Vergleiche zu früheren heftigen Korrekturen oder Crashes auf wackligen Beinen: Es drohen nicht wie im vergangenen Frühsommer Inflation und Zinserhöhungen. Und ein Vergleich der jetzigen Hausse mit jener von 2000 ist beinahe so, als ob man faule Äpfel mit reifenden Birnen in einen Korb werfen wollte. Damals waren die Aktienmärkte exorbitant überbewertet. Zudem hingen die Gewinnaussichten vieler Unternehmen von der weiteren Entwicklung an den Börsen ab – zum Beispiel bei den Assekuranz- und Finanzkonzernen. Heute raten die Anlagestrategen, Aktien weiterhin überzugewichten: «Europa, Schweiz und USA bevorzugen», lautet der Rat der Bank Leu. «Wir setzen auf unterbewertete Titel», sagt Analyst Thomas Schudel. Auf der LeuRangliste (siehe Tabelle) der am günstigsten bewerteten Titel im Schweizer Aktienmarkt sind allerdings keine faulen Äpfel zu finden. Eher überraschend ist, dass mit dit Suisse. CS-CEO Oswald Grübel ist seinem Ziel näher, den Reingewinn bis 2008 auf 8 Mrd Fr. zu schrauben, als jenem, auch den Aktienkurs zu verdoppeln. Der CSTitel hat in der Anlegergunst gegenüber jenem der Konkurrentin UBS nach wie vor das Nachsehen. Das könnte auch eine Einstiegschance sein: Lombard Odier Darrier Hentsch setzt das Kursziel für die CS auf 82.00 Fr. – jenes für UBS auf 82.50 Fr. OZ ist billig, aber intransparent Die billigste Schweizer BankAktie ist mit einem KGV von 8,5 jene der OZ Holding, und dies nicht erst seit dem Absacker von 4% vom Montag, 23. Oktober. Überraschend ist CEO Peter Rüegg zurückgetreten. Über die Gründe werden Anleger weitgehend im Dunkeln gelassen. Dass eine bankinterne Untersuchung eingeleitet worden ist, kann das Vertrauen nicht fördern, solange die OZAktionäre im Dunkeln gelassen werden. Die gemäss der Leu-Rangliste billigste Aktie ist Gétaz Romang. Der Westschweizer Baustoffhändler profitiert von der gesunden Baukonjunktur. Doch brauchte es 2003 ein Restrukturierungsprogramm, um die Gewinnqualität zu verbessern. Die Vereinfachung der Kapitalstruktur verlieh den Titeln 2005 enormen Schub: Plus 182%! Im aktuellen Jahr sind es rund 21%. Dennoch beläuft sich das KGV auf etwas über 8. Anleger müssen aber die relative Illiquidität der Gétaz-Titel mit in Betracht ziehen. Es sind nur etwa 240000 Aktien im Handel. Zuletzt noch der Titel von Georg Fischer: Trotz eines Jahresplus von über 38% ist die Aktie im Vergleich zu anderen Maschinenund Engineeringkonzernen günstig. «GF hat in den letzten Jahren die Effizienz, Profitabilität und Finanzierungsstruktur deutlich verbessert», so Leu-Analyst Schudel. Mit der vollständigen Übernahme von Agie Charmilles wird die Angebotspalette noch ergänzt. BÖRSENAUSBLICK Branchenvorgaben beeinflussen die Erwartungen Von den ganz Grossen werden in den nächsten sieben Tagen nur ABB und UBS 3.-Quartals-Ergebnisse vorlegen. Der Technologiekonzern tritt am Donnerstag, 26. Oktober, vors Publikum, die Grossbank am Dienstag, 31. Oktober. Im Industriesektor scheint alles rund zu laufen: Die ABB-Konkurrenz hat positive Zahlen präsentiert und zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Deshalb werden auch vom Schweizer Technologiekonzern erfreuliche 3.-Quartals- des österreichischen HalbleiterAusrüsters im 3. Quartal. Panalpina wird seine 3.-Quartals- BLOOMBERG Was von vielen erwartet wurde, ist eingetreten, Swiss Market Index (SMI) und Swiss Performance Index (SPI) haben neue Rekorde erreicht. Allerdings nicht im Sog der Unternehmensdaten. Die grossen SMI-Titel vermochten den Aktienmarkt trotz vorwiegend guter Quartalsergebnisse nicht zu beflügeln. Die grosse Berichtswoche endete für den SMI knapp im Minus. Ohne Erwartungsdruck kletterte er am ersten Tag der neuen Woche dafür auf einen neuen Höchstwert von 8689 Punkten (SPI: 6768 Punkte). Die Messlatte der Konkurrenz liegt für UBS-CEO Peter Wuffli eher tief. Zahlen erwartet. Anders bei der UBS. Nicht dass die Erwartungen an die Schweizer Grossbank klein wären, aber die wenig befriedigenden ErgebABB N nisse der Citigroup setzen in Fr. 20 die Branche nicht ganz so 15 stark unter 10 Druck. 5 18.10 24.10.05 23.10.06 Auch Dentalimplantat- hersteller Straumann muss sich an der Konkurrenz messen lassen. Die Analysten werden insbesondere bei der Geschäftsentwicklung in den USA genau hinhören. Auf die überzeugenden Zahlen von Nobel Biocare hat Straumann zurzeit jedoch kaum eine passende Antwort. Die Erwartungen der Analysten an die am selben Tag präsentierten 3.-Quartals-Resultate von SEZ sind höher. Bei rund 99 Mio Fr. sieht der Konsens den Umsatz Resultate am Montag, 30. Oktober, erstmals als Mitglied des SMIM vermelden. Die Erwartungen sind aber nicht hoch, weil Panalpina damit zu den 30 liquidesten und grössten Mid-Cap-Titeln des Schweizer Aktienmarktes zählt, sondern aufgrund des nach dem ersten Halbjahr ausgewiesenen Gewinnsprungs von 58%. Vermögensverwalter EFG International konnte im 1. Semester den Gewinn ebenfalls mehr als verdoppeln und wird am Dienstag, 31. Oktober, zeigen, ob das 3. Quartal ähnlich erfolgreich war. Mit dem Sanitärtechniker Geberit kommt am UBS N selben Tag zudem einer der 90 in Fr. grössten SPI80 Titel mit Ergeb70 nissen zum 3. Quartal. Nah60 rungsmittel78.80 50 produzent Hie24.10.05 23.10.06 stand mit Re- sultaten der ersten neun Geschäftsmonate sowie Feintool mit dem Jahresabschluss haben sich ebenfalls den 31. Oktober für ihre Präsentationen ausgesucht. Aus den USA werden der Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch, 25. Oktober, sowie BIPZahlen für das 3. Quartal am Freitag und Daten zum US-Verbrauchervertrauen am Dienstag, 31. Oktober, die Märkte beschäftigen. Es wird erwartet, dass das Fed den Leitzins nicht verändert. (wul) BÖRSENTERMINE Do. 26.10. ABB, Schweizerhall, Bucher, Cytos und Swissquote präsentieren 3.-Quartals-Ergebnisse. Fr. 27.10. COS Computer Systems, Quadrant und Siegfried veröffentlichen Resultate des 3. Quartals. Di 31.10. Geschäftszahlen von UBS, EFG International, Geberit, Feintool und Hiestand stehen auf dem Tagesplan. s ist gegenwärtig «en vogue», über die asiatischen Märkte zu sprechen. Die beiden bevölkerungsreichsten Wachstumsmotoren Indien und China stechen mit Zuwachsraten von 8 bis 10% pro Jahr jedem Investor ins Auge. Als ich kürzlich an einer Konferenz in Indien einen Regierungsvertreter hörte, waren nicht die bereits 120 Mio bestehenden Mobiltelefonbenutzer das Thema, sondern die monatliche Anzahl Neubenutzer, die mit über 5 Mio im Monat August erstmals diejenige von China überholte. An Indien mit seinen 250 Universitäten, 1500 ResearchInstituten und jährlich über eine Million Hochschulabsolventen kommt man als Investor auch im Gesundheitswesen nicht vorbei, zumal die Einwohnerzahl bis im Jahre 2050 um 50% wachsen wird. So wird gegenwärtig die grösste Klinik in Asien nach dem Vorbild des John Hopkins Hospital in den USA gebaut. Die Medicity in New Delhi wird in einer ersten Phase über 1240 Betten verfügen und sich auf selektive chirurgische Eingriffe wie auch Herz-Bypass-Operationen ausrichten. «Die asiatischen Länder verfügen über signifikante Kostenvorteile und schier unendliche Humanressourcen.» Insgesamt sind über 1000 Beschäftigte, 44 Operationssäle und zehn Herzlabors geplant. Eine Bypass-Operation soll dort lediglich rund 9000 Dollar kosten, während man in den USA problemlos das Zehnfache bezahlen kann. Zudem verfügt Indien über 70 von der amerikanischen Gesundheitsbehörde zugelassene Produktionsanlagen für medizinische Substanzen, die höchste Zahl ausserhalb der USA. Nicht nur Indien im Bereich der Generikaproduktion und des Gesundheitstourismus, sondern auch Japan mit seiner Überalterung und einer erst 3%igen Generikapenetration (USA und Deutschland über 30%) ist unter dem Aspekt der stetig steigenden Gesundheitskosten interessant. Ferner gehören Indonesien und Malaysia in der Produktion «Scharia»-konformer Generika sowie Thailand und Singapur bei Spitaldienstleistungen auf eine Empfehlungsliste. Zudem sind Japan, China, Südkorea oder Taiwan neben der Pharmaindustrie auch im Bereich der Medizinalindustrie attraktive Investitionsgebiete und haben auch technologische Fortschritte begründet. Gleiches gilt für die pazifischen Länder, wobei sich in Australien die Biotech-Branche in den vergangenen Jahren etabliert hat. Grundsätzlich werden sich aus unserer Sicht Europa und Nordamerika mittelfristig in der Leaderrolle im Health-Care-Sektor halten können. Allerdings befinden sich die asiatischen Länder in einem sehr dynamischen Aufholprozess und verfügen über schier unendliche Humanressourcen sowie signifikante Kostenvorteile. Dies sind unter anderem gute Gründe, weshalb man sich auch als Investor auf lange Sicht im asiatischen Wirtschaftsraum entsprechend positionieren sollte.
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