Die Jungen verbünden sich Jugendorganisatoren aller Parteien gründen gemeinsamen Ring. Deutliche Kritik an Politik der Mutterparteien CAROLIN GEORGE Sie gründen den Ring Politischer Jugend: vorne Kamila Pienkos (25, Jusos), dahinter v.l. Leonhard Hyfing (24, Jungliberale), Andre Kleine-Möller (21, Junge Union), Michel Pauly (25, Linksjugend) und Lennart Thamm (16, Grüne Jugend). Foto: Carolin George : : Was es in Berlin und Hannover nicht gibt, wird es ab heute Abend in Lüneburg geben: einen Zusammenschluss der Jugendorganisationen aller fünf im Rat der Stadt vertretenen Parteien. Heute Abend gründen die jungen Leute den Ring politischer Jugend (RPJ) Landkreis Lüneburg. LÜNEBURG Mehr Gemeinsamkeiten vorhanden als gedacht Die Idee dazu hatte Lars Klockmann, ehemaliger Vorsitzender der Jungen Union Lüneburg, der seinen Posten im Frühjahr dieses Jahres abgab. Sein Nachfolger, Sparkassen-Azubi Andre Kleine-Möller (21) sagt: „Unser Ziel ist es, die Leute früh abzuholen. Am besten in der Schule." Dabei wollen die Vertreter der fünf Jugendorganisationen Junge Union, Grüne Jugend, Junge Liberale, Jusos und Linksjugend auf Themen setzen, die die Jugendlichen auch wirklich interessieren. Und diese Themen in die Schulen tragen. „Wir wollen regelmäßig Podiumsdiskussionen an Schulen veranstalten", sagt Leonard Hyfing (24), Vorsitzender der Jungliberalen und Student der Agrarwissenschaften. „Wir möchten den Schulen zusätzlich anbieten, in die Klassen zu kommen und mit den Schülern und Lehrern zu diskutieren." Dafür wollen die jungen Denker an die Politiklehrer herantreten, sagt Andre Kleine-Möller: „Ein Thema könnte zunächst im Unterricht behandelt werden, und anschließend bieten wir eine Diskussion dazu an." Denn diskutieren ist das oberste Ziel des Rings politischer Jugend, sagt Michel Pauly (25) von der Linksjugend, Student der Staatswissenschaften: „Wir wollen das gepflegte Diskutieren etablieren und Debatten führen." Und Infostände in der Stadt auch außerhalb der Wahlkampfzeiten aufstellen. Damit die Jugendlichen ihr Interesse an Politik nicht verlieren. Denn das ist da, darin sind sich die fünf einig. Podiumsdiskussionen etwa in der Wilhelm-Raabe-Schulen seien immer voll gewesen, sagt Schüler Lennart Thamm (16) von der Grünen Jugend. Das Interesse gehe aber auf halber Strecke verloren, „wegen der Politik, die gemacht wird, und weil die Politik bürgerfremd ist", sagt Kamila Pienkos (25), stellvertretende Vorsitzende der Jusos und Studentin des Bauingenieurwesens. Die Jungen wollen die von Ju- gendlichen an sie herangetreten Themen an ihre Mutterparteien herantragen, als Bindungsglied zwischen Jugend und Politik wirken. Denn Schüler wissen ihrer Erfahrung nach oft nicht, an wen sie sich bei Problemen wenden sollen und kommen gar nicht auf die Idee, Ratsmitglieder anzusprechen. Die Parteien-Kinder wollen außerdem ihre Mütter „pieksen", „Motor" sein und untereinander gemeinsame Positionen finden. „Die Parlamente wirken wir Altherrenclubs", sagt Michel Pauly. „Dort herrscht die Notwendigkeit zur Show, zum Abgrenzen in den Medien gegenüber den anderen. Politischer Streit ist oft inszeniert, es geht nicht mehr um die Sache." Und das wiederum lasse vergessen, „was uns eint", sagt Leonard Hyfing, „und was Demokratie und Politik alles können." So werde das Thema Stadtwerke laut Kamila Pienkos in Lüneburg „gar nicht konstruktiv diskutiert, weil es ein Antrag der Linken ist. Das aber kann Politik nicht sein." Die Gründung des gemeinsamen Rings sei daher auch ein „Signal an die Mutterpartcicn". Denn dass sie „erstaunlich viele Gemeinsamkeiten" haben, stellten die Verl relcr der fünf Jugendorganisationen hei ihren ersten Gesprächen schnell fest, sagt Kamila Pienkos. Deswegen machten sie auch in Lüneburg möglich, was es in Berlin und Hannover nicht gibt: Im bundesweiten Ring politischer Jugend ist die Linksjugend nicht Mitglied, und auf Landesebene versuchen die Linken nach Aussage von Michel Pauly zur/eil, sich in den Hing einzuklagen. „Ihnen war die Mitgliedschaft verwehrt worden." Er sagt: „Wir sind zwar nicht einer Meinung, aber in einem sind wir uns einig: dass die Bürger wählen gehen sollen - selbst wenn sie unsere jeweiligen Parteien nicht wählen." Verärgerung über die neue Benutzungsordnung für Schulen Ein erstes Thema des Rings politischer Jugend ist wie berichtet die neue Benutzungsordnung für Schulen. Die jungen Aktiven befürchten, politische Diskussionen könnten durch die Stadtverwaltung verboten werden. Stadtsprecherin Suzanne Moenck hatte gegenüber der Rundschau allerdings bereits betont, Schulen dürften weiterhin zu politischen Debatten einladen. Gegründet wird der Ring heute Abend, 20 Uhr in Raum 201 des Hauptgebäudes der Leuphana Universität Lüneburg am Wilschenbrucher Weg.
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