Johannes Brahms Kammerkonzert »Das Beste, was ein Musiker haben muß, hat Dvořák.« SEXTET T Di, 19.04.2011, 20 Uhr | Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstraße 120 Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters Antonín Dvořák Streichsextett A-Dur op. 48 Johannes Brahms Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 DAS ORCHESTER DER ELBPHILHARMONIE 8612_SO_KK5_10_11_PRO 2 05.04.2011 14:44:48 Uhr Se x tett Das Konzert wird mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt auf NDR Kultur übertragen. Dienstag, 19. April 2011, 20 Uhr Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio Sextett Antonín Dvořák (1841 – 1904) Streichsextett A-Dur op. 48 (1878) I. Allegro moderato II. Poco allegretto III. Presto IV. Allegretto grazioso, quasi andantino Pause Johannes Brahms (1833 – 1897) Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters: Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 (1860) I. Allegro ma non troppo II. Andante ma moderato III. Scherzo. Allegro molto – Trio. Animato IV. Rondo. Poco Allegretto e grazioso Ruxandra Klein Violine Motomi Ishikawa Violine Torsten Frank Viola Daniela Muntean Viola Yuri Christiansen Violoncello Vytautas Sondeckis Violoncello „Diese herrliche Erfindung, Frische und Klangschönheit ...“ Zu den Streichsextetten von Dvořák und Brahms Anders als das Streichquartett stand das Streichsextett – eine Besetzungsvariante, die noch Mitte des 19. Jahrhunderts keine fest um rissene Form hatte – anfänglich der Ensemblemusik wie dem Divertimento nahe, was sich u. a. daran zeigt, dass in den frühen Sextetten die „ausgewogene“ Besetzung für je zwei Geigen, Bratschen und Violoncelli noch nicht festgelegt war und die tiefste Partie zur Erweiterung des Klangspektrums auch von einem Kontrabass übernommen werden konnte. Erst mit den beiden Sextetten op. 18 und op. 36 von Johannes Brahms, zwei Schlüsselwerken für die eigentlich noch nicht existierende Gattung, erlangte die dreifach paarige Besetzung den Rang einer gewissen Verbindlichkeit, wobei Brahms’ B-Dur-Sextett op. 18 aufgrund seines serenadenhaften Tonfalls noch deutlich auf die ältere Divertimento-Praxis verweist. Dass dem skrupulösen und von Selbstzweifeln geplagten Komponisten, der sich während der Entstehungszeit dieses Stücks 1859/1860 als „jungen Mann“ bezeichnete, „der alles noch lernen muß“, auf Anhieb der große Wurf gelang, hatte wohl vor allem zwei Gründe: Zum einen war das Sextett durch keine Gattungs tradition vorbelastet wie das Streichquartett; zum anderen zählte das Divertimento als Form typus gesellschaftsgebundener Unterhaltungsmusik zum „leichteren Fach“. Brahms schickte das laut eigenhändigem Werk verzeichnis im „Sommer 60“ vollendete Werk im September desselben Jahres an den Geiger Joseph Joachim, der dem Komponisten am 8. Oktober „zur Vollendung eines Kunstwerkes“ 2 8612_SO_KK5_10_11_PRO.indd 3-4 gratulierte, „das seines Meisters Lob singt!“ Sechs Tage später berichtete Joachim von den Vorbereitungen zur Uraufführung: „Wir haben Dein Sextett zweimal durchgespielt, und wollen’s am nächsten Samstag abend […] öffentlich spielen.“ Nach dieser erfolgreichen Premiere, die am 20. Oktober 1860 in Hannover stattfand, hat sich Brahms’ erstes Streich sextett umgehend im Kammermusikrepertoire etabliert. Dies ist wohl vor allem seiner fass lichen Form und dem eingängigen und folkloristisch-tänzerischen Charakter der Themen zu verdanken – Vorzügen, die auch Antonín Dvořáks 1878 entstandenes Streichsextett A-Dur op. 48 aufzuweisen hat, in dem die sechs Streicherstimmen nicht selten orchestrale Klangfülle erzeugen. Als Brahms das Werk zum ersten Mal hörte, war er begeistert: „Es ist unendlich schön. […] Diese herrliche Erfindung, Frische und Klangschönheit.“ Bei der Bezeichnung des zweiten Satzes („Dumka“) bezog sich Dvořák zum ersten Mal auf einen ukrainischen Volksliedtypus, in dem sich elegische und tänzerische Partien abwechseln. Auch der dritte Satz „Furiant“, ein schneller böhmischer Tanz, sowie das Finale, in dem ein liedhaftes Thema mit immer neuen Gegen- und Begleitstimmen fünf Variationen durchläuft, verweisen auf ein national geprägtes Klangidiom. Schließlich, so Dvořák, seien die Mittelsätze „von ähnlichem Stil wie die ‚[Slawischen] Tänze‘ oder die Rhapsodien“. Harald Hodeige 3 19.04.2011 10:55:31 Uhr Konzertvorschau Das nächste Kammerkonzert im NDR KAMMERKONZERT Di, 31.05.2011 | 20 Uhr Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio BAROCK Pietro Locatelli Concerto XI a quattro c-moll Giuseppe Tartini Violinkonzert E-Dur Georg Muffat Sonata V G-Dur aus „Armonico Tributo“ Arcangelo Corelli aus: Concerti grossi op. 6 NDR Barockensemble Gottfried von der Goltz Violine und Leitung Motomi Ishikawa, Boris Bachmann, Bettina Lenz, Katrin Scheitzbach Violine Aline Saniter, Jan Larsen Viola Christof Groth, Fabian Diederichs Violoncello Volker Donandt Kontrabass Torsten Johann Cembalo Impressum Herausgegeben vom NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK PROGRAMMDIREKTION HÖRFUNK BEREICH ORCHESTER UND CHOR Redaktion des Programmheftes: Dr. Harald Hodeige Der Einführungstext von Dr. Harald Hodeige ist ein Originalbeitrag für den NDR. 4 8612_SO_KK5_10_11_PRO 1 05.04.2011 14:44:48 Uhr
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