Was ist am Enno nachhaltig? - Der Dritte Ring

Was ist am Enno nachhaltig?
von Eva Eisenträger
Als wir den Enno planten, hatten wir die Aufgabe, viele Anforderungen miteinander zu verbinden:
Das neue Haus sollte Platz haben für das Archiv, für die Büros der Jugendbildungsstätte, für die
Bünde wollten wir Raum schaffen, für unsere Gäste brauchten wir Seminarräume und eine Werkstatt, eine Küche war erforderlich, für die Bauhütte musste eine Profiwerkstatt geschaffen werden.
Außerdem brauchten wir Platz für eine Pelletheizung für die Kernburg.
Dies alles sollte in einem Baubudget von 825.000 € untergebracht werden, darunter waren
100.000 € Eigenleistung vorgesehen.
Und dann sollte sich das Gebäude auf dem Burgberg einpassen.
Für die Wirtschaftlichkeit waren niedrige Folgekosten ein unverzichtbares Kriterium.
Die bündischen Wesensmerkmale und Wünsche sollten Berücksichtigung finden – ebenso unsere
regionale Verankerung.
Es sollte ein Haus werden, in dem man sich gern aufhält. Hell, freundlich, trotzdem widerstandsfähig, es sollte gastlich sein, zu einem Treffpunkt werden und gleichzeitig störungsfreie Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.
Durch eine Reihe von Maßnahmen ist es gelungen, dieses Anforderungsprofil zu erfüllen.
Wir haben das Haus in die Sonne gestellt.
Es passt sich der Geländeform an und fügt sich somit ein. Es fängt die Sonne ein und wird dadurch
hell und nutzt das Licht als passive Wärmequelle. Passivhausfenster halten die Wärme im Haus.
Eine Solaranlage auf dem nach Süden ausgerichteten Dachüberstand wird die Duschen mit Warmwasser versorgen.
Wir bauen mit natürlichen Baustoffen.
Hierdurch bauen wir wirtschaftlich und ökologisch, denn natürliche Baustoffe lassen sich in Eigenleistung verbauen und „reparieren“. Die Werterhaltung wird erleichtert, die Folgekosten werden
dadurch positiv beeinflusst. Holzmaterialien lassen sich ohne weiteres ersetzen, so können z. B.
Dielen oder eine Stülpschalung in Eigenleistung verlegt und in Eigenleistung auch wieder repariert
werden. Lehmputz, helle Räume und eine gute Belüftung sorgen für ein angenehmes Raumklima
und verbessern die Arbeitsbedingungen.
Wir bauen aus Lehm und Stroh.
Diese Bauweise sorgt für eine hervorragende Wärmedämmung. Die Heizkosten des Enno-NartenBaus werden kaum der Rede wert sein. Wir haben hierbei „vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen“:
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natürliche Bauweise
geringe Folgekosten
hohe Eigenleistung
regionales Bauprodukt.
Wir nutzen regenerative Energieträger.
Die Pelletheizung wird im Keller untergebracht und versorgt durch eine unterirdische Wärmeleitung auch die Kernburg mit Wärme, die Solaranlage nutzt diese Wärmeleitung ebenfalls und erhitzt das Wasser für die Duschen im ENB und in der Kernburg. Ein Ofen im Mehrzweckraum sorgt
für die bündische Gemütlichkeit und verheizt unser Burgbergholz, das vorher in Eigenleistung von
der Waldjugend geschlagen wurde.
Der Zugang zu den Räumen erfolgt von außen über einen „Wehrgang“.
Hierdurch sparen wir im Innenraum das Treppenhaus und haben gleichzeitig einen Begegnungsort
geschaffen. Der Gang schirmt das Erdgeschoss vor der hoch stehenden Sonne ab und sorgt damit
als passiver Wärmeschutz für angenehme Temperaturen im Sommer. Der Wehrgang stellt auch
eine architektonische Verbindung zur Burg her.
Das Archiv wird im Keller untergebracht.
Die Unterbringung des Archivs im Keller sorgt für das richtige Raumklima im Archiv. Zusätzliche
Klimaanlagen oder Belüftungen sind nicht erforderlich. Auch hiermit ist eine Minimierung der Folgekosten verbunden.
Wir bauen eine Sommerküche.
Die außen liegende Sommerküche reduziert den Reinigungsaufwand und die Beanspruchung der
Küche im Enno und bringt auch eine Qualitätssteigerung mit sich. Wir haben jetzt eine weitere
Küche, und wir haben bündische Wünsche berücksichtigt.
Die Nachhaltigkeit des Enno ergibt sich nicht nur aus der Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten, aus
der Verwendung der ökologischen Baustoffe und aus dem sparsamen Energieverbrauch.
Auch die Einbindung aller Akteure in der Planungsphase gehört für mich zu einem nachhaltig geplanten und errichteten Bauwerk.
Die so geschaffene Identifikation stärkt die Bereitschaft, Eigenleistung zu erbringen und auch die
Bindung an dieses Gebäude.