Gesundheit Was macht ein gutes Raumklima aus? Es wird allgemein als Selbstverständlichkeit erachtet, dass Innenräume ein «gutes» Raumklima aufweisen. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Definitionen, was ein gutes – oder auch gesundes – Innenraumklima ausmacht und wie es erreicht werden kann. Während sich die konventionelle Bauphysik meist nur auf die Betrachtung der thermischen Behaglichkeit konzentriert, spielen in der Baubiologie zahlreiche weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Christian Kaiser Das Raumklima hat eine unmittelbare – und leider immer wieder unterschätzte – Auswirkung auf die Bewohner von Gebäuden. Es hängt nicht nur das allgemeine Wohlbefinden von einem guten Raumklima ab, sondern auch das körperliche und geistige Leistungsvermögen sowie die Gesundheit der Bewohner. Dennoch wissen Bauherren, Bauplaner und Bauhandwerker immer noch viel zu wenig darüber, wie ein gutes und gesundes Raumklima erzeugt werden kann. Im Verlauf der Zeit ist das Verständnis der Zusammenhänge zwischen dem Menschen und seiner (gebauten) Umwelt immer mehr zugunsten eines technischen Machbarkeitsglaubens abhanden gekommen. Dabei wäre es durchaus einfach, behagliche und menschengerechte Räume zu schaffen, wenn grundlegende Bedingungen der Bauphysik und der menschlichen Biologie berücksichtigt würden. Thermische Behaglichkeit als Basis des Wohlbefindens Wesentlich für die optimale Verfassung des Menschen ist ein ausgeglichener Wärmehaushalt, der ihm eine möglichst konstante Körpertemperatur verschafft. Niemand möchte unnötig frieren oder schwitzen. Damit dies in Räumen verhindert werden kann, bedarf es einiger Rahmenbedingungen. Die Bedingungen der thermischen Behaglichkeit können erfüllt werden, wenn der gebaute Raum und seine Einzelteile bestimmte Eigenschaften aufweisen: Zunächst einmal bedarf es einer gleichmässig temperierten Innenraumluft. Dies erfordert eine optimale Wärmeverteilung im Raum sowie Raumumgebungsflächen mit möglichst geringer Kälteabstrahlung. Dabei muss ebenso die übermässige Auskühlung im Winter, als auch eine Überhitzung im Sommer wirksam verhindert werden. In diesem Zusammenhang wird gerne vergessen, dass der Mensch in Abhängigkeit der verrichteten Tätigkeit ein unterschiedliches Wärmeempfinden hat. Im ruhenden Zustand beim Liegen oder Sitzen setzt er mit ca. 45-60 W/m2 relativ wenig Wärmeenergie frei. Bei aktiver Arbeit und Bewegung dagegen zwischen 140 und 230 W/m2. Dies bedingt, dass die Grundwärme in Räumen unterschiedlicher Nutzung auch einfach und flexibel regelbar ist. Die Schaffung eines behaglichen und gesunden Raumklimas ist eine Kunst. Eine weitere Rahmenbedingung des Wohlbefindens im Raum ist die Art und Materialität der Kleidung. Nachteile in der Raumklimatik können durch geeignete Kleidung unter Umständen kompensiert werden, aber auch ein Unwohlsein kann durch synthetische und wenig wärmespeichernde Kleidung verstärkt werden. Der Mensch empfindet Wärme besonders intensiv in ihrer Art der Ausbreitung, daher spielen Luftbewegung und –geschwindigkeit eine wesentliche Rolle. Selbst wenn die Raumtemperatur angenehm ist, kann starke Zugluft zu Unbehagen führen. Wärmedämmung und Feuchtigkeitshaushalt Die Diskussion um verbesserte Wärmedämmungen im Winter wird meist eindimensional im Hinblick auf eine maximale Abdichtung und Dämmung von Räumen gegen Zugluft und Kälte geführt. Dabei bleibt zu oft ausser Acht, dass die Feuchtigkeit, die durch Nutzertätigkeiten, Kondensation und Baufeuchte anfallen, auch berücksichtigt werden müssen. Für ein ausgewogenes Raumklima ist eine relative Raumluftfeuchte von 40-60% erforderlich. Stattdessen ist in zahlreichen Energiesparhäusern mit kontrollierten Lüftungen eine deutlich zu niedrige Luftfeuchtigkeit zwischen 25 und 30% die Regel. Dies hat ausgetrocknete Schleimhäute und Augenreizungen sowie erhöhte Staubanfälligkeit der Bewohner 3| März 2009 57 Gesundheit zur Folge. Ebenfalls finden sich erhöhte Kondensatanfälle in den Aussenwand- oder Dachkonstruktionen, die durch starke Dämmschichten verursacht werden. Die Konstruktionen der modernen Bautechnik sind nur noch selten dazu in der Lage, Feuchtigkeit einzulagern und verzögert wieder abzugeben. Stattdessen sucht sich diese unkontrollierte Löcher und Lücken in der Gebäudehülle, wo sie dann zu starker Durchfeuchtung führen. Als zwangsläufige Folge bildet sich schliesslich der Schimmelpilz. und die Konzentrationen deutlich ansteigen, sondern auch die Kombinationswirkung unterschiedlicher Ausdünstungen immer problematischer wird. Weitere Probleme bereiten Fein- und Schwebstaube, die sich in Innenräumen ansammeln und tief in den menschlichen Organismus eindringen. Während die Krebs erregenden Feinfasern aus künstlichen Mineralfasern (Glas- und Steinwolle) oder Asbest inzwischen allgemein als schädlich erkannt wurden, werden die Russpartikel und giftigen Gase aus unvollständigen Verbrennungsvorgängen (Zigarettenqualm, Holzöfen, Kerzen, Räucherwerk) immer noch zu wenig als Schadstoffe betrachtet, da sie emotional positiv besetzt sind. Ebenso unterschätzt werden gesundheitsreizende Inhaltsstoffe aus Reinigungsmitteln, die sich in Räumen verbreiten. Wärmespeicher, Feuchtigkeitspuffer und gesunde Baumaterialien Angesichts der stetig steigenden Zunahme allergischer Reaktionen und weiterer gesundheitlicher Auffälligkeiten in der Bevölkerung, die die Gesundheitskassen immer mehr finanziell belasten, ist es überfällig, die gesundheitlichen Auswirkungen eines unvorteilhaften Raumklimas konsequent zu vermeiden. Die Schaffung eines behaglichen und gesunden Raumklimas muss eine allgemein verbreitete Selbstverständlichkeit werden und darf sich nicht mehr länger nur auf die Auslegung der Raumtemperatur beschränken. Der Rückbau von gesundheitschädlichen Baustoffen, wie z.B. künstlichen Mineralfasern, ist teuer, aufwändig und riskant Im Mief der Bauchemie Die verbesserte Dichtigkeit der Energie sparenden Gebäude hat aber auch noch andere unerwünschte Nebenwirkungen: Nicht nur die Ausdünstungen im Innenraum (Kochdünste, Zigarettenqualm, menschliche Dünste) bleiben länger im Innenraum und finden keine Einlagerung, sondern auch ausgasende Schad- und Giftstoffe aus modernen Baumaterialien. Es sollte eigentlich Standard sein, dass Räume, die für den dauerhaften Aufenthalt von Menschen konzipiert sind, frei von Schadstoffen sind. Stattdessen dünsten immer noch hohe Formaldehyd- Konzentrationen (ein stechend riechendes und Augen reizendes Gas) aus Leimen und Werkstoffplatten aus. Da jeder Baustoff nur einen Nachweis erbringen muss, dass er (einzeln eingebaut) einen gewissen Grenzwert an Schadstoffemission unterschreitet, ist dieser «Grenzwert- Nachweis» keineswegs geeignet, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Innenräumen zu garantieren. Dies besonders, da die Ausgasungsneigung von Baustoffen sprunghaft ansteigt, sobald Feuchtigkeit hinzukommt. Dies ist im genutzten Raum unvermeidbar. In gleicher Weise verpesten schwer und leicht flüchtige Lösemittel den Innenraum. Diese entstammen Farbanstrichen, Klebern, Bodenbelägen und Wandverkleidungen, aber auch (im Innenraum nicht erforderlichen) Holzschutzmitteln. Da die erdölbasierte Petrochemie inzwischen die gesamte Baustoffpalette durchdrungen hat, ist die Raumluft nach Baufertigstellung stark geschwängert von hohen Konzentrationen an Krebs auslösenden Substanzen. Jeder kennt den beissenden und Übelkeit verursachenden «Neubau-Duft». Dabei wird erst seit ca. 60 Jahren mit stark ausgasenden synthetisch veränderten Baudstoffen gebaut. Gleichzeitig wurden die Häuser immer dichter gemacht. Ein doppeltes Unglück, da dadurch nicht nur die Ablüftzeit der Schadstoffe verlängert wird 58 3| März 2009 Durch Anordnung von Wärme speichernden und Feuchtigkeit puffernden Konstruktionen, wie z.B. einer Lehmwand im Innenraum, kann ein gutes Raumklima unterstützt werden. Die Bauteile müssen in der Lage sein, Wärme zu speichern und zeitverzögert wieder an den Raum abzugeben. Damit kann auch die Energiebilanz verbessert werden und der Bedarf an Klima belastender Primärenergie reduziert werden. Zudem sollen Konstruktionen fähig sein, Feuchtigkeit im Raum zuverlässig zu puffern und auszugleichen. Dies erfordert aber auch, dass die Oberflächen Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringen lassen. Durch handelsübliche Kunstoffverputze und Dispersionsfarben wird die Sorptionsfähigkeit von Bauteilen (Wänden, Decken, Böden) drastisch reduziert. Kalk- und Lehmputze mit natürlichen (rein mineralischen) Deckanstrichen dagegen erhalten der Wand ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit auf- und abzugeben. Überhaupt ist die Verwendung von möglichst schadstofffreien Baustoffen im Innenraum eine wesentliche Notwendigkeit unserer Gesundheit Zeit, da gerade die Zunahme energieeffizienter Bauten hochsensible Innenräume schafft, die nicht mehr permanent durch Konstruktionslücken natürlich abgelüftet werden. Die Aufgabe der Planer wird es sein, ein sensibles Gleichgewicht zwischen Leicht- und Massivkonstruktionen zu wahren. Bauhandwerker sind gefordert, ein Verständnis für gesunde und ökologische Baumaterialien zu entwickeln und die erforderlichen Konstruktionen mit der gebotenen Sorgfalt und Qualität auszuführen. Die Bauherrschaften selbst sind schliesslich gefragt, das Raumklima zu einer verlangten Bauleistung zu machen. Neben der gestalterischen, funktionalen und ökonomischen Qualität eines Gebäudes ist das Raumklima mindestens gleichberechtigt als Gütemerkmal anzusehen. Eine Merkblattserie zum gesunden Bauen und Wohnen wurde aktuell von der Schweizerischen Interessengemeinschaft Baubiologie/ Bauökologie SIB (www. baubio.ch) aufgelegt. Merkblatt Nr. 1: Allergien vermeiden, Merkblatt Nr. 2: Bedarfsgerecht lüften, Merkblatt Nr. 3: Elektrosmog vermindern, Merkblatt Nr.4: Wohngifte vermeiden Yellow summer MARS X DIE SMARTE NEUHEIT VON RÜEGG Unsere neueste Kreation eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der Gestaltung Ihres Cheminées. Die horizontal schiebbare und rahmenlose Glaskeramikscheibe stellt eine zeitgemässe Interpretation des Feuers dar und verbindet reduzierte Ästhetik und ungestörte Feuersicht mit dem Mehrwert, den Platz daneben spielerisch nutzen zu können. 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