Was Manager von Marken lernen können - Wüst Consulting

Wie man sich zur Marke macht
Trumpfkarte Persönlichkeit: 5 Gründe für ein Self-Branding
Marken sind wertvoll: Ihr Geheimnis liegt in den emotionalen Versprechungen, die sie
machen. Diese «psychologischen Gesetzmässigkeiten» des Marketings können wir Menschen
uns ebenfalls zunutze machen. Denn zwischen erfolgreichen Menschen und starken Marken
gibt es erstaunlich viele Parallelen: Beide stehen für Stärke, wecken Vertrauen und üben eine
fast magische Anziehungskraft aus.
Von Petra Wüst
Erschienen in „Organisator“, Das Magazin für KMU, Heft 3/2008.
Jede Person, ob selbständig oder angestellt, profitiert von einer solchen starken Marke. Und
gerade in der Führung ist sie besonders wichtig, denn wenn Managerinnen und Manager die
Anforderungen, die an eine gute Führungskraft gestellt werden, mit den Vorzügen von Marken
verbinden, werden sie in ihrer Führungsarbeit kompetenter, sichtbarer und erfolgreicher. Und
davon profitieren nicht nur sie selbst, sondern auch die Unternehmen, für die sie arbeiten.
1. Reputation Management
Firmen unternehmen gewaltige Anstrengungen, um ihre Produkte und Dienstleistungen
bekannt zu machen und geben Unsummen aus, um die Corporate Identity zu optimieren. Und
vergessen dabei das Elementare: ihre Mitarbeitenden. Dabei sind diese vergleichbar mit
«lebendigen Visitenkarten», die das Ansehen oder eben das Unvermögen des Unternehmens
für jedermann unübersehbar machen. Jede Führungskraft «verkauft» ihr Unternehmen
tagtäglich nach innen und aussen bei Kunden, Lieferanten, Behörden, Mitarbeitenden und
potenziellen Arbeitnehmern – und hinterlässt dort Eindrücke und Spuren. Und was verkauft
sich besser als eine starke Marke?
2. Emotionen steuern
Marken wecken Emotionen, von denen wir uns unbewusst leiten lassen. Wenn wir ein
Markenprodukt kaufen, kaufen wir nicht primär die Funktionalität des eigentlichen Produktes
(obwohl wir damit im Nachhinein gerne unseren Kaufentscheid rechtfertigen), sondern
vielmehr das gute Gefühl, das wir damit verbinden. Wer emotional intelligent führen will, muss
erkennen, welches Verhalten beim Gegenüber welche Emotionen auslöst und wie Emotionen
wie Motivation, Vertrauen, Stolz oder Verbundenheit in die gewünschte Richtung gelenkt
werden können.
3. Vertrauen und Loyalität gewinnen
Sich von jemandem führen zu lassen, heisst, sich ihm anzuvertrauen. Was fördert das
Entstehen von Vertrauen? Profil, Berechenbarkeit, Stabilität, die (ziemlich sichere) Gewissheit,
dass das Vertrauen nicht missbraucht oder enttäuscht wird. Und dieses Vertrauen, diese
Gewissheit von Qualität und Kontinuität liefert die Marke, denn sie ist verkörpertes Vertrauen.
Bei einer Marke weiss man, was man hat, sie hält, was sie verspricht. Und ihr Ruf eilt ihr
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voraus. Dadurch schafft sie, was für eine befruchtende Zusammenarbeit notwendig ist:
Loyalität und stabile Beziehungen.
4. Entscheide erleichtern
Das Angebot an Information wird weiterhin exponentiell steigen – gleichzeitig wird die Zeit, die
wir benötigen, um diese Information zu verarbeiten, immer knapper. Studien zeigen, dass wir
höchstens 5 Prozent der zur Verfügung stehenden Information überhaupt beachten, der Rest
verrottet im Informationsmüll. Wo es aber viel Information und Wahlmöglichkeiten gibt, sind wir
gezwungen, Entscheide aufgrund weniger, für uns besonders relevanter Kriterien zu fällen,
wollen wir nicht alle Angebote im Detail prüfen und dabei wertvolle Zeit verlieren. Was also tun
wir? Wir greifen zurück auf das, was uns garantiert, blitzschnell und dennoch richtig gewählt
zu haben – auf eine Person mit einem unverkennbaren, klaren Profil.
5. Zielführend kommunizieren
Führen heisst kommunizieren – ohne gute Kommunikation ist wirksame Führung unmöglich.
Kommunikation ist jedoch komplex und zeitintensiv und das Potenzial von Missverständnissen
und Fehlern beachtlich. Ein klares Profil liefert die Basis, auf der sich Führungskräfte klar,
verständlich und persönlich ausdrücken können. Denn wer seine wichtigsten Stärken,
Charaktereigenschaften und Werte definiert hat, erkennt, wofür sein Herz schlägt, wo er zu
Kompromissen bereit ist und wo nicht. Er weiss, was er sagen will und wie er es sagen will.
Eine starke persönliche Marke aufbauen
Self Branding – darunter versteht man den Aufbau einer Marke für die eigene Person. Der
Begriff «Brand» stammt aus dem Englischen und heisst Brandzeichen, «to brand» bedeutet
brandmarken. Heute ist Branding ein gängiger Begriff des Marketings und beschreibt alle
Aktivitäten zum Aufbau einer Marke, oder eben: eines Brands. «Self» illustriert, dass es sich
um eine Marke für die eigene Person handelt.
In 3 Schritten zum überzeugenden Brand
Self Branding ist eine umfassende, pragmatische, aus dem klassischen Marketing abgeleitete
Methode für ein ganzheitliches Management der persönlichen Marke. Markenbildung und
Markenpositionierung erfolgen in 3 Schritten:

Markenidentität: Die Marken-identität ist das Kernstück des eigentlichen Brand-DesignProzesses und besteht aus 3 Elementen. Um eine Fokussierung der Marke
sicherzustellen, wählen Sie zunächst die 3 Top-Motive aus. Diese bilden Ihr
Alleinstellungsmerkmal (USP = Unique Selling Proposition). Als Nächstes überlegen Sie,
welchen emotionalen Nutzen (ESP = Emotional Selling Proposition) diese Motive für Sie
selbst und für Ihre Zielgruppen haben.
Am besten beginnen Sie Ihre Aufzählung mit: «Mein USP gibt meinem Gegenüber das
gute Gefühl...» beziehungsweise «Mein USP gibt mir das gute Gefühl...». Schliesslich
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fassen Sie die bisherigen Ergebnisse in einem Leitsatz, dem Marken-Mantra, zusammen,
das die unwiderlegbare Essenz Ihrer Marke darstellt. So ein Satz könnte lauten: «Ich
eröffne Chancen – für mich und für andere.»
Die nun folgenden Schritte werden strikte aus der Markenidentität abgeleitet:

Markenleitbild: Dieses bildet eine Art Kompass für Ihr Verhalten und besteht ebenfalls
aus 3 Elementen: den Leistungen, die Sie garantieren, den Zielen, die Sie verfolgen und
den Handlungsmaximen, nach denen Sie sich verhalten wollen, um Ihre Marke erlebbar zu
machen.

Markenkommunikation: Nachdem Sie die Inhalte und Ziele Ihrer Marke definiert haben,
müssen Sie Ihre Marke bekannt machen, denn nur eine Marke, die man kennt, hat auch
einen Wert. Nutzen Sie dabei die folgenden 5 Instrumente: Das «Personal Image»
umfasst Ihre äussere Erscheinungsform (Kleidung, Schmuck, Frisur etc.) sowie die Art und
Weise, wie Sie Ihr Umfeld gestalten (Büroeinrichtung, Fahrzeug etc.). Ein Markenzeichen
schafft zudem Wiedererkennung und hält Sie in Erinnerung. «Brand Stories» sind
Geschichten, die man sich über Sie erzählt. Solche Geschichten können Sie auch bewusst
inszenieren, um Ihre Botschaft hervorzuheben.
Andere für sich die Werbetrommel rühren lassen
Und damit Sie nicht die einzige Person sind, die Ihre Geschichten erzählt, können Sie «PRAgenten» einsetzen, um die Menschen in Ihrem Umfeld über Sie zu informieren und für Sie
Stimmung zu machen. Wählen Sie zudem eine «Tagline», einen Satz oder Halbsatz, der kurz
und präzise auf den Punkt bringt, wofür Sie als Persönlichkeit stehen, beispielsweise «1001
Kontakte – 1001 Chance». Schliesslich fassen Sie alle bisherigen Überlegungen in einem
«30-Sekunden-Werbespot» zusammen. Diesen benutzen Sie, wenn Sie sich einer fremden
Person in wenigen Sätzen vorstellen wollen.
Nachdem Sie Ihre Marke entworfen und erfolgreich kommuniziert haben, bleibt Ihnen, diese
lebendig zu halten. Nehmen Sie regelmässig eine Standortbestimmung vor und passen Sie
die einzelnen Markenelemente an sich verändernde Umstände an, allerdings ohne von der
Essenz Ihrer Marke abzuweichen.
Autorin: Petra Wüst leitet seit 2004 das Unternehmen Wüst Consulting in Basel und arbeitet
als Führungstrainerin und Coach. Die promovierte Ökonomin und Psychologin ist Expertin auf
dem Gebiet des Self Branding und Autorin der Bücher «Gezielt einmalig. 22 Tipps für eine
überzeugende Selbst-PR.» ofv, 2009 und «Self Branding für Manager. Oder die Kunst, sich
besser zu positionieren.» ofv, 2006.
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