Was braucht es, um eine Marke im Internet optimal zu - MySign AG

Was braucht es, um eine Marke im
Internet optimal zu inszenieren?
sondern durch die Gesamtheit
der Seiten, auf denen die Marke
in irgendeiner Form eine Rolle
spielt.
seine Weine auch online bestellen kann. «Nur» eine attraktiv
gestaltete Website mit Präsentation des Weinangebots empfinde
ich als Enttäuschung. Das führt
zu einem negativen Erlebnis.
Von der Homepage eines Restaurants erwarte ich, dass ich einen
Tisch reservieren kann. Sehe ich
eine offene Stelle auf einer Unternehmens-Website, dann will
ich mich gleich online bewerben können. Wird eine schriftliche Bewerbung gewünscht, erachte ich die Firma als konservativ. Das Markenerlebnis hat also sehr viel mit Funktionalitäten
zu tun, die der Kunde heute erwartet.
Funktionen geben der
Marke Glaubwürdigkeit
Geschwindigkeit macht eine
Marke dynamisch
Ein professionell gestalteter,
benutzerfreundlicher und aktueller Internetauftritt ist mittlerweile Grundvoraussetzung,
um überhaupt als Marke in der
Online-Welt wahrgenommen zu
werden. Aber das genügt in vielen Branchen bei Weitem nicht
mehr.
Von einem Weinhändler erwarte ich als Kunde, dass ich
Auch die Reaktionsgeschwindigkeit zahlt im Web auf die Marke
ein. Fülle ich ein Kontaktformular aus, dann erwarte ich innerhalb von 24 Stunden eine Antwort. Trifft diese nicht ein, habe
ich das Gefühl, die Firma nimmt
Anfragen nicht ernst. Die Lieferung einer Bestellung aus einem
Shop erwarte ich innerhalb von
zwei bis drei Tagen. Dauert es
länger, kommen Zweifel an der
Seriosität der Firma auf. Das
Aufkommen der sozialen Netzwerke hat diese Erwartungshaltung noch zusätzlich verschärft:
Heute treten Kunden nicht nur
über die Corporate Website in
Dialog mit dem Unternehmen,
sondern auch über Facebook,
Twitter, Xing & Co. Und hier gilt
als fortschrittlich, wenn man innert einer Stunde eine Antwort
erhält – und State oft the Art ist,
wenn das Unternehmen auch
Digital Branding Wer unter Markenführung im Web nur eine CI/CD-gerechte Umsetzung der Firmen-Website
versteht, der verpasst viele Chancen. Digital Branding ist der Gesamteindruck, den ein Unternehmen in den digitalen Medien hinterlässt. Und dieser Gesamteindruck entsteht nicht aus einer Momentaufnahme, sondern
durch ein stetiges Erleben der Marke - mit anderen Worten aus der Summe aller Begegnungen mit ihr. VON RETO BAUMGARTNER*
Eine einfache Google-Suche
bringt schon viel ans Licht
Einen Überblick, wie gut ein
Brand in der Online-Welt positioniert und wie gross seine Reichweite ist, ergibt eine einfache
Suche nach dem Firmennamen.
Spuckt Google auf den ersten
zehn bis 20 Positionen hauptsächlich vom Unternehmen
kont­rollierte Seiten aus, dann
macht das Unternehmen einen
guten Job bei der Pflege seines
digitalen Brands. Ist dies nicht
der Fall, heisst das, man überlässt die digitale Markenführung
anderen, «fremden» Seiten. Im
besten Fall sind das wohlge-
sinnte Blogger oder Journalisten,
die positiv über die Marke
schreiben. Im weniger guten Fall
positionen des Google Rankings.
Mit einer kurzen Google-Suche
erkennt man also bereits einen
«Googlen Sie nach Ihrem Firmennamen.
Erscheinen in den Top 20 nur von Ihnen
kontrollierte Seiten, dann verfügen Sie
über einen etablierten Digital Brand.»
wird die Marke von bloggenden
Kritikern oder Neidern gepie­
sackt und dies am wichtigsten
Ausgangspunkt einer digitalen
Marke: nämlich in den Top-
kritischen Erfolgsfaktor beim
Aufbau eines digitalen Brands:
Im Internet entsteht der Gesamteindruck einer Marke nicht
nur auf der Firmen-Website,
Facetten der Markenführung im Web
«Jeder Mitarbeiter, der sich auf OnlinePlattformen bewegt, trägt zur Online-Reputation seines Unternehmens und damit zum Wert der digitalen Marke bei.»
Ein digitaler Brand findet
seine Zielgruppen - nicht
umgekehrt
Die Google-Suche hat es bereits
gezeigt. Eine State-of-the-ArtPräsenz auf der Corporate Website alleine genügt nicht, um als
digitaler Brand wahrgenommen
zu werden. Eine Präsenz auf allen relevanten Plattformen ist
zwingend, um Reichweite zu
erzielen und die Marke überall
dort zu platzieren, wo die Zielgruppe sie erleben kann und
will. Dazu gehören Facebook,
Twitter, Youtube, Google Places,
Xing etc. Und präsent sein,
heisst nicht, ein Profil mit dem
Firmenlogo aufzuschalten, sondern diese Plattformen aktiv zu
pflegen, spannende Inhalte zu
publizieren, mit den Usern zu
interagieren und gezielte Strategien zu entwickeln, um die Zahl
der Fans, Follower und Abonnenten zu steigern. Kurz: die
Marke erlebbar zu machen.
Fans verhelfen der Marke
zu Persönlichkeit
Aus Kunden Fans und damit Markenbotschafter zu machen, ist
das höchste Ziel, das eine Marke
erreichen kann. Dadurch wird
sie zur Lovemark, wie Kevin Roberts in seinem berühmten Buch
«Lovemarks: The Future Beyond
Brands» schreibt. In diesem
Punkt unterscheidet sich das
«Schafft es eine Marke, im Web eine
Fan-Community aufzubauen, dann hat
sie den wichtigsten Schritt hin zu einem
erfolgreichen digitalen Brand getan.»
In der digitalen Markenführung geht es um weitaus mehr als nur darum, dass die CD/CI-Richtlinien ins Web oder auf ein Handydisplay übertragen
werden. Bei Digital Branding wird die Marke lebendig und geht eine interaktive Kommunikation mit den Kunden ein.
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ausserhalb der Bürozeiten re­
agiert. Die Geschwindigkeit, in
der die Community heute Antwort auf einen Tweet oder einen
Facebook-Kommentar erwartet,
ist mit den etablierten Kommunikationsprozessen mit Freigabezyklen gar nicht erreichbar.
Das bedeutet, dass Unternehmen, die ihre Marke im Web als
dynamisch positionieren wollen, ihre etablierten Prozesse
überdenken müssen.
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digitale Markenerlebnis nicht
vom klassischen. Eine Marke
kann sich nicht einfach durch
den Einstieg in die digitale Kommunikation ein sympathisches
Image überstreifen – sie muss es
schon mitbringen. Schafft es ei­
ne Marke aber, im Web eine FanCommunity aufzubauen, dann
hat sie den grössten Schritt hin
zu einem erfolgreichen digitalen
Brand getan. Und genau darum
sind die Social-Media-Netzwerke
so wertvoll. Es gibt kein anderes
Medium, wo man so nah bei
den Kunden ist wie bei sozialen
Netzwerken. Oder wie es Patrick
Moeschler, Social-Media-Verant­wortlicher der Swisscom in der
BILANZ vom 6. Mai 2011 gesagt
hat: «Social Media sind der einzige Ort, wo eine Marke auf Augenhöhe mit all ihren Kunden
sprechen kann, man wird quasi
Teil des Freundeskreises. Eine
einmalige Chance, die Markenpersönlichkeit zu stärken.»
Spannende Inhalte geben
der Marke ein Gesicht
Für welche Informationen interessiert sich ein Fan? Während
er für Produktnews und Referenzen die Corporate Website
konsultiert, sucht er in sozialen
Netzwerken, also da, wo er sich
druck, man ist in der Agentur.»
Genau das wollen wir erreichen.
Die Reputation der Marke
wird durch die Mitarbeiter
bestimmt
Jeder Mitarbeiter, der sich auf
Online-Plattformen bewegt, trägt
zur Online-Reputation seines
Unternehmens und damit zum
Wert der digitalen Marke bei.
Wieso das? Weil die Grenzen
zwischen geschäftlichem und
privatem Umfeld immer mehr
verwischen. Auf Facebook verknüpft man sich sowohl mit geschäftlichen wie privaten Kontakten. Geschäftsbeziehungen
lesen auch private Einträge, erhalten so ein persönliches, ja fast
schon intimes Bild der Person
und ziehen daraus wieder Rückschlüsse auf deren Haltung im
Job. Äussert sich ein Mitarbeiter
in seinem vermeintlich privaten
Umfeld negativ zum Unternehmen, so färbt dies ebenfalls wieder ab und schadet der Marke.
Darum macht es auch Sinn für
ein Unternehmen, sogenannte
Social Media Guidelines zu er-
«Das Markenerlebnis hat sehr viel mit
Funktionalitäten zu tun, die der Kunde
auf der Website erwartet.»
in seinem privaten Umfeld als
Fan einer Marke outet, den Dialog und Insights zum Unternehmen. Es sind emotionale
Themen, wie die Unternehmenskultur oder das Sponsoring-Engagement, welche der
Firma ein Gesicht geben und sie
menschlicher und dadurch naher machen.
Ein Beispiel: Auf der Facebook-Seite der MySign AG
pub­l izieren wir neben Projekt-Highlights und relevanten
Web-News hauptsächlich Dinge aus dem täglichen Agenturleben: Geburtstage von Mitarbeitern, Videos von Teamevents
und Fotos von tagtäglichen Ereignissen. In einem Kommentar hat es ein Fan von uns mal
folgendermassen auf den Punkt
gebracht: «Eure Facebook-Seite gefällt mir so gut wegen der
menschlichen Nähe, dem Teamspirit, der Lebendigkeit und der
grossen Professionalität, mit der
ihr Social-Media-Kommunikation betreibt. Und das kommt alles nur über die Facebook-Seite rüber; man bekommt den Ein-
arbeiten. Denn diese regeln, wie
man sich als Mitarbeiter eines
Unternehmens verhalten und
vor allem reagieren soll. Zudem
dienen die Guidelines auch der
Ermutigung der Mitarbeiter, Social Media zu nutzen.
Fazit
Eine optimale Markenführung
im Web bedeutet einerseits, den
eigenen Markenauftritt zu kont­
rollieren und auf möglichst vielen Plattformen präsent zu sein,
und andererseits, alles daran zu
setzen, dass «fremde» Seiten
vornehmlich positiv über die
Marke schreiben. Damit eben ein
gewünschter und positiver Gesamteindruck der Marke im Web
entsteht. n
Mehr zum Thema Digital Branding im Webdenker-Blog der MySign unter www.webdenker.ch.
* Reto Baumgartner
ist Mitinhaber und Geschäftsleitungsmitglied der Oltner MySign
AG und beschäftigt sich in erster
Linie mit Digital Branding.
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