Viele wissen nicht, was sie wollen« - Familie - Osthushenrich - Stiftung

WESTFALEN-BLATT
AUSZUG VOM
19.Dezember 2008
»Viele wissen nicht, was sie wollen«
Berufswahl - Familie-Osthushenrich-Stiftung fördert Kompetenzchecks für Schüler
K r e i s G ü t e r s l o h (WB).
Sie stehen ein Jahr vor dem
Schulabschluss und haben noch
immer keine Vorstellung von
ihrer beruflichen Zukunft. Dabei
müssten die Bewerbungen für
die Ausbildung schon längst auf
dem Postweg sein.
Auch die 15-jährige Angelina
hat dieses Problem. Die Neuntklässlerin besucht zurzeit die Anne-Frank-Gesamtschule in Gütersloh. Sie hat noch keinen Berufswunsch. Nicht mal eine vage
Vorstellung, in welche Eichtling
ihre Interessen gehen. Um Schülern wie Angelina zu helfen, finanziert der Kreis Gütersloh zusammen mit der Agentur für Arbeit
und der Familie-OsthushenrichStiftung die Kompetenzchecks:
Ein zweitägiges Verfahren, mit
dem die Arbeitslosenselbsthilfe
(ASH) versucht, die sozialen und
beruf sf eidbezogenen Fähigkeiten
der Schüler herauszufinden.
Ziel ist es, bei der beruflichen
Orientierung zu unterstützen. Das
Projekt richtet sich an Acht- und
Neuntklässler
aus
Förder-,
Haupt-, Real- und Gesamtschulen.
Dr. Burghard Lehmann, Geschäftsführer der Familie-Osthushenrich-Stiftung, betont, dass das
Interesse der Stiftung ist, die
Schüler direkt in den ersten Arbeitsmarkt zu' vermitteln.
Schüler, die besondere Probleme
bei der Berufswahl haben, werden
von ihren Lehrern ausgesucht und
können am Kompetenzcheck teilnehmen. Auch Angelina macht
mit. Der Tag startet mit einem
Interview, in dem die Interessen
und Kenntnisse festgestellt werden. »Viele Schüler wissen gar
nicht, was sie wollen. Sie haben
Sich über die berufliche Zukunft
noch keine Gedanken gemacht«,
erläutert Gerlinde Wiemer, die in
der ASH den Bereich der Potenzialanalyse leitet. Die Schüler sollen
Aktuelles
Stichwort
Osthushenrich
Mit Geschick bei der Arbeit: Angelina Klassen beim
Bauen eines Briefständers. Kathrin Adämmer (links),
Bildungsbüro des Kreises, Dr. Burghard Lehmann,
lernen, sich selbst einzuschätzen.
In einem Online-Test werden zudem individuelle Kompetenzen
und Interessen mit den Anforderungen von Berufen verglichen
und Vorschläge gemacht. Wiemer:
»Manchmal haben
die Schüler auch
sehr hohe Ziele.
Wir bringen ihnen
die Realität dann
sensibel bei.«
In einem Praxisteil können die
Schüler in Berufsbereiche hinein
schnuppern. Fachpersonal achtet
intensiv auf Feinmotorik, Sorgfalt,
Leistungsbereitschaft, Motivation
und auch Misserfolgstoleranz.
Diese Beobachtungen werden zu-
Geschäftsführer der Familie-Osthushenrich-Stiftung,
und Gerlinde Wiemer von Arbeitslosenselbsthilfe ASH,
schauen ihr dabei über die Schulter.
sammen mit den Ergebnissen des
Interviews und des Online-Tests
ausgewertet. In einem Gespräch
werden den Jugendlichen die berufsrelevanten Kenntnisse und
Kompetenzen aufgezeigt und - mit
dessen
Einverständnis - die
Ergebnisse
der
Schule
übermittelt.
Angelina und ihre Klassenkameraden arbeiten in
der Holzwerkstatt: Ein Briefständer soll nach Skizzen gebaut werden. »Motivation ist der erste
Punkt«, betont Wiemers, »die
Schüler schnuppern in einen Beruf
hinein, der sie im ersten Moment
Interview, Praxis
und Online-Test
vielleicht nicht so sehr anspricht.«
Es gehe auch nicht darum, die
Jugendlichen für die Tischlerei zu
begeistern, sondern zu beobachten, wie geschickt sie sich handwerklich anstellen. Auch Angelina
ist tatkräftig bei der Sache. Mit
Genauigkeit sägt sie entlang der
vorgezeichneten Linien. Sie könne
sich gut vorstellen, später mal
einen handwerklichen Beruf auszuüben, stellt die 15-Jährige fest.
Wichtig sei es, dass der Kompetenzcheck schon vor dem Praktikum stattfindet, erzählt Kathrin
Adämmer vom Bildungsbüro des
Kreises. So können die Schüler
schon bei der Wahl des Praktikums in den richtigen Berufszweig
Die Familie-OsthushenrichStiftung ist eine fördernde Stiftung, die ausschließlich Institutionen und Einrichtungen mit
Sitz in Ostwestfalen unterstützt. Stifterin ist Margot
Gehring, geb. Osthushenrich.
Sie hat zu Lebzeiten verfügt,
dass ihr gesamtes Vermögen in
eine Stiftung, die Familie-Osthushenrich-Stiftung,
eingebracht wird. Nach ihrem Tod
am 15. Juli 2006 ist die Stiftung
ins Leben gerufen worden.
Ziel der Stiftung ist die
Förderung der Bildung und
Erziehung von Kindern und
Jugendlichen in Ostwestfalen
insbesondere die Förderung
von Hochbegabten durch Bildungs- und Erziehungsangebote, auch bereits im Kindergarten.
Bildungs-,
Qualifizierungs- und Erziehungsmaßnahmen,
insbesondere
für
Hauptschüler, werden veranstaltet oder unterstützt, ebenso
Maßnahmen zu deren Eingliederung in das Berufsleben.
Gefördert werden die Vermittlung und Verbesserung von
Kenntnissen der deutschen
Sprache für deutsche und ausländische Kinder und Jugendliche. Dazu gibt es auch Informatiöns- und Bildungsangebote für Eltern zur Verbesserung
der beruflichen und gesellschaftlichen Integration ihrer
Kinder.
geleitet werden. Schade, so Adämmer, sei nur, dass aus finanziellen
Gründen nicht allen Schülern diese Möglichkeit geboten werden
könne. Bei Kosten von 130 Euro
pro Schüler können 773 jetzt einen
Kompetenzcheck machen.