Was ist dran, am Mythos HSG? - PwC

Datum: 31.05.2010
Gesamt
Tages-Anzeiger
8021 Zürich
044/ 248 41 11
www.tagesanzeiger.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 212'207
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 660.3
Abo-Nr.: 660003
Seite: 31
Fläche: 63'075 mm²
Was ist dran, am Mythos HSG?
Die Universität St. Gallen gilt als Kaderschmiede schlechthin. Insider sagen, die Schule sei nicht bloss für
eine Elite der Bonzen und Karrieresüchtigen - die Studierenden interessierten sich auch für Inhalte.
Von Hannes Grassegger
Begehrte HSG: 3000 Ausländer absolvieren dieses Jahr Aufnahmetests für 200 Studienplätze. Foto: Ennio Leanza (Keystone;
Thiel kennt die ganze Bandbreite der eher einstelle, wenn man in einem Beruf
Konfrontiert man Dr. Thorsten Thiel mit
dem Klischee des HSG-Studenten, der HSG-Studenten, Weiterbildungsteilneh- arbeite, der einen interessiere. Stark zu-
mit hochgeklapptem Polokragen «Busi- mer und Alumni. Er ist überzeugt: Das genommen habe auch ihr Interesse an
ness-Tools» auswendig lernt, um bei Bild des mehr an Karriere als an Inhal- der Pharma- und Energiebranche. Ihre
McKinsey Karriere zu machen, seufzt er ten interessierten HSGlers ist falsch. Vorlieben ähnelten denen von Studenlaut auf. Thiel ist Leiter des Career-Ser- Zwar gehört McKinsey zu den Wunsch- ten an anderen Universitäten.
vice-Centers der Uni St. Gallen (HSG). arbeitgebern (Grafik rechts). «Aber», Doch müssen sie mit 1020 Franken
Sein 11-köpfiges Team gibt pro Semester kontert Thiel, «demgegenüber stehen etwa ein Drittel höhere Semestergebühetwa 1000 Beratungen zu Berufswahl, fast 38 Prozent unserer Bachelorabgän- ren bezahlen als ihre Kollegen in Zürich
Arbeitgebertypen oder auch dem Füh- ger und 28 Prozent unserer Masterabsol- und Basel. Nichtschweizer bezahlen
ren erster Lohnverhandlungen. Damit venten, die bei kleinen und mittleren nochmals 150 Franken mehr. Bei Neuberät das Career-Center knapp ein Unternehmen (KMU) einsteigen.» HSG- einschreibungen gilt ein maximaler AusStudenten wüssten, dass sich der Erfolg länderanteil von 25 Prozent. Aktuell
Sechstel der 6500 Studenten.
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kämpfen 3000 ausländische Bewerber ler Fachrichtungen, die Alumni und die grenzt. Drei Viertel aller 2000 Auslänbei Aufnahmetests um 200 Studien- «Paten». Zu Studienbeginn habe sie eine der an der HSG stammen aus Deutsch«Patin» aus einem höheren Semester be- land und Österreich. Und: Nur 30,5 Proplätze.
kommen, die ihr geholfen habe, sich zu- zent der Studierenden sind Frauen. In
Persönlichkeit und Netzwerk
rechtzufinden, erzählt eine Absolventin. der Professorenschaft liegt der FrauenWas die HSG ausmacht, sind Praxisnähe,
Persönlichkeit und Netzwerk. «Der Slo- Der Zusammenhalt trage sich fort im anteil bei etwa der Hälfte des Schweizer
gan stimmt: Die HSG fordert und fördert HSG-Alumni-Netzwerk, das ihr geschäft- Schnitts von 14 Prozent. «In manchen
Persönlichkeiten», schreibt Unterneh- lich und persönlich sehr nütze. Die At- Kursen waren wir zwei von fünfzig», ermensberater Hannes Grassegger* (27). mosphäre des Social Networks mit innert sich eine BWL-Studentin, KolleEr hat 2006 abgeschlossen, studierte in 19 000 Mitgliedern sei wie an der Uni: ginnen hätten deswegen abgebrochen.
Für Berufseinsteiger sind die GehaltsSingapur und lernte Italienisch in Flo- motiviert, fröhlich, hilfsbereit.
Auch
Grassegger
traf
in
New
York
unterschiede zwischen HSGlern und anrenz. Für ihn steht die HSG kulturell den
Liberal Arts Colleges der USA nahe. In Schweizer Diplomaten und sass in Bos- deren Absolventen nicht signifikant, wie
St. Gallen fand er eine «Elite der ideen- ton am HSG-Stammtisch. Doch grenzt er auch Thiel zugibt. Grosse Unternehmen
reichen, durchaus auch kritischen, aber ein: Ruf und Netzwerk der HSG seien im hätten da klar definierte Lohnbandbreiproaktiven Menschen, nicht eine Elite deutschen Sprachraum zwar definitiv ten, egal wer anklopfe.
karrierefördernd. Darüber hinaus - vor
der <Bonzen>.»
Vernetzung wird gefördert durch das allem in den USA - weniger. Auch die "Namensvetter des Autors.
gemeinsame erste «Assessment»-Jahr al- propagierte Internationalität sei be-
Warum ehemalige Studenten die HSG wählten
Praxis, Netzwerk und internationales Renommee
Simon Streule
Christina Weber
34, Projektleiter bei
PricewaterhouseCoopers
Consulting, Zürich.
Kristina Hempel
Dr. Caspar Coppetti
FRC und
Jungunternehmer
34, Chief Strategy Officer,
Young & Rubicam Gruppe,
International Management,
KCC Group
Dr. oec. HSG
MCM, beide lic.oec,
«Ich habe an der HSG BWL studiert, «Wir haben beide die HSG gewählt, weil
dann eine berufsbegleitende Promotion die Ausbildung viele Aspekte verbindet
gemacht. Heute unterrichte ich auch und wir Wert auf Praktika und AuslandsBWL an der HSG. Ausschlaggebend für semester legten. Das System ist vermeine Studienwahl war die klare Struk- schult, lässt aber Freiraum für Diskustur und die starke Praxisorientierung sionen und Andersdenken. Es liegt an
der HSG. Auch Lebenspraktisches lernte einem selbst, was man davon wahrich: Als Geschäftsführer der Skripten- nimmt. An der HSG trifft man viele
druckerei der Studentenschaft durfte Unternehmer. Das motiviert und lässt
Ä
«Als Landei wollte ich nicht nach Zürich,
keine anonyme Nummer sein, sondern
Zugang zu Professoren haben. 0. k.,
mich hat auch das internationale Renommee gelockt. Und die Nähe zum
Säntis und zum Bergsport. An der HSG
herrschte ein unternehmerischer Geist.
Wer eine Idee hatte, konnte sie realisieich im Hauptstudium zwanzig Mitarbei- Visionen sehen. Das HSG-Netzwerk ist ren. Das nahm ich mit ins Berufsleben.
tende führen und habe den Umgang mit im Berufsleben wertvoll. Wir glauben an Durch die Bologna-Reform wurde das
unterschiedlichen Anspruchsgruppen soziales Unternehmertum und bauen Studium leider noch mehr verschult.
gelernt. Mein Berufseinstieg als HSGler ein nicht gewinnorientiertes Unterneh- Häufige Zwischenprüfungen und Pro-
wurde unterstützt durch die gute Wis- men auf. Es beeindruckt, dass HSGler
sensbasis sowie einen gewissen Vertrau- sich so engagieren. Unsere Eltern sind
ensvorschuss. Andererseits erfuhr ich stolz, weil wir an eine Vision und an uns
auch Skepsis. Nun: Letztlich zählen die selbst glauben. Nun suchen wir MitLeistungen <on the job>.»
arbeiter.»
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jektarbeiten führen quasi zur Präsenzpflicht. Zu meiner Zeit gab der Studienkalender zwar den Rhythmus vor, aber
mehr als 50 Prozent lastete er uns nicht
aus. Die Freiräume nutzte ich: als Werkstudent, für Projekte und zum Reisen.»
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