Bedarfsanalyse der französischen Arbeitgeber in Bezug auf

Kofinanziert durch das Programm Erasmus+ der Europäischen Union
ZUSAMMENFASSUNG
September 2015
Bedarfsanalyse der französischen
Arbeitgeber in Bezug auf
Fremdsprachenkompetenzen
D
er Bericht zur Umfrage „Bedarfsanalyse
französischer Arbeitgeber in Bezug auf
Fremdsprachenkompetenzen“ ist eines
der wichtigsten Ergebnisse des LEMP-Projektes
(Sprachen und Beschäftigungsfähigkeit), das im
Zeitraum 2014/2015 von einem Konsortium
(Französisches Ministerium für Erziehung,
Bildung und Forschung, CIEP, Céreq-IREDU,
Onisep, CCI Frankreich) mit Unterstützung der
Europäischen Kommission durchgeführt wurde.
Im Rahmen dieses Projektes wurden mehrere
Umfragen durchgeführt und verglichen. Anhand
einer Online-Umfrage hat der erste,
mengenmäßige Teil der Umfrage Aufschlüsse
über die Art der Kompetenzbewertung der
Bewerber, den Einsatz der Fremdsprachen im
beruflichen Kontext, die Rolle der Sprachen bei
der Einstellung, internationale Mobilität, die
Karriereentwicklung und die Aus-/Fortbildung
geben können. Die Antworten von 801
Unternehmen wurden durch eine zweite,
qualitative Studie mit 14 Betriebsleitern
ergänzt, die sich zu den aktuellen
Herausforderungen äußern und ihre persönliche
und berufliche Sicht der
Fremdsprachenkompetenzen zum Ausdruck
bringen. Eine dritte, im Mai/Juni 2014
durchgeführte Analyse von 1529
Stellenangeboten auf den Internetseiten der
(französischen) Arbeitsagentur (Pôle Emploi)
und der Arbeitsvermittlung für Führungskräfte
(APEC) hat Aufschluss über die Anforderungen
der Arbeitgeber an die
Fremdsprachenkompetenzen gegeben.
Wie sehen
Schlussfolgerungen
aus diesen
Umfragen aus?
FREMDSPRACHEN: EIN VORTEIL FÜR
EINSTELLUNG, KARRIERECHANCEN
UND BEFÖRDERUNG
L
aut einer Umfrage erwartet die Hälfte der befragten Unternehmen bei
der Einstellung von Personal Fremdsprachenkompetenzen. Bei ansonsten
gleichen Kompetenzen sind die Sprachkompetenzen ausschlaggebend.
E
nglisch ist unabdingbar, aber die Analyse der Stellenangebote von
Pôle Emploi und der APEC zeigt, dass die Beherrschung von zwei
Fremdsprachen in zwei von fünf Stellenausschreibungen gefordert wird, in
denen Sprachkompetenzen gefordert werden. Zwei Drittel der Unternehmen
prüfen das Fremdsprachenniveau des Bewerbers bei einem Gespräch in der
Fremdsprache.
D
„Eine internationale Karriere
ist ohne Englischkenntnisse
nicht möglich. Wer seiner
Karriere eine internationale
Dimension gibt, hat die
Möglichkeit, interessantere,
anspruchsvollere Aufgaben
und ein attraktiveres Gehalt zu
bekommen.’’
Direktor eines Unternehmens für
Gesundheits- und Fürsorgedienste
mit weniger als 10 Angestellten
ie Hälfte der befragten Unternehmen sagt aus, internationale
Mobilitätserfahrungen im Bewerbungsverfahren zu berücksichtigen,
obwohl nur 19 % eine regelmäßige Mobilität ihrer Angestellten angeben. Die
geografische Mobilität hängt von der Größe des Unternehmens und dem
Geltungsbereich ihrer Aktivitäten ab: ein Drittel der Unternehmen mit mehr
als 250 Angestellten und 20 % der Unternehmen mit 10 bis 49 Angestellten
geben häufige Auslandsdienstreisen an.
E
nglisch ist die in den Unternehmen am häufigsten verwendete
Sprache, gefolgt von Deutsch, Spanisch und Italienisch.
Angesichts der Tatsache, dass die Unternehmen 21 Fremdsprachen angeben,
ergibt sich die Notwendigkeit einer größeren sprachlichen Vielfalt. In den
Stellenangeboten von Pôle Emploi und APEC, in denen Sprachkompetenzen
gefordert werden, führen die Arbeitgeber 22 Sprachen auf.
IN DEN UNTERNEHMEN AM HÄUFIGSTEN VERWENDETE SPRACHEN
„Während meiner Ausbildung zur
höheren technischen Fachkraft
(BTS) hat mich Englisch in
dem auf Mechanik bezogenen
Ausbildungsteil sehr interessiert.
Ich habe meine Karriere in der
Herstellungswerkstatt des Werkes
begonnen. Das Unternehmen hat
seine internationalen Tätigkeiten
ausgeweitet und dank meiner
Englischkenntnisse habe ich meinen
Chef mehrfach als technische
Unterstützung begleitet. Ohne
meine Englischkenntnisse hätte
ich meinen derzeitigen Posten
nicht. Vom Techniker in der
Herstellungswerkstatt bin ich in
die Abteilung Methoden versetzt
worden, ich bin für die Abteilung
Methoden verantwortlich
gewesen und bin heute
kaufmännischer Leiter.’’
Kaufmännischer Leiter eines
Industrieunternehmens mit
50 bis 249 Angestellten
Erläuterung: 39% der befragten Unternehmen führen Deutsch als angewandte Sprache an.
Quelle: Umfrage DGESCO-CCI France, 2014, Analyse Céreq-Iredu.
S
prachkenntnisse sind für die Beschäftigungsfähigkeit der
Angestellten unabdingbar. Für die Hälfte der befragten Unternehmen
wirken sich Fremdsprachenkompetenzen in erster Linie auf die Beförderung,
auf die Mobilität aber auch auf die Vergütung der Angestellten aus.
Angestellte mit Sprachkenntnissen können leichter verantwortungsvolle
Stellen übernehmen und die Beherrschung von Fremdsprachen wirkt sich auf
ihre Mobilität aus. Die Analyse von 1529 Stellenangebote der französischen
Arbeitsagentur „Pôle Emploi“ und der Arbeitsvermittlung für Führungskräfte
„APEC“, zeigt, dass Fremdsprachenkompetenzen zu besseren Aussichten auf
stabile Anstellungsverhältnisse bei besserer Bezahlung führen.
MÜNDLICHE UND SCHRIFTLICHE
FREMDSPRACHENKOMPETENZEN
D
as Personal auf jeder Unternehmensebene kann eine oder mehrere
Fremdsprachen benötigen. Das gilt in erster Linie für leitende
Angestellte und Führungskräfte (57 % und 59 %), aber auch für Angestellte
und Techniker (48 % und 41 %), wie auch für die Arbeiter (8 %). Der
Fremdsprachenbedarf ist stellen-, aber auch abteilungsabhängig. In den
Abteilungen Verkauf-Akquise (61 %), Kundendienstleistungen (51 %) und
Einkauf (45 %) werden Fremdsprachen am häufigsten benötigt.
Aus einer Analyse der Stellenangebote von Pôle Emploi und APEC
geht hervor, dass die Anforderungen an die Beherrschung einer
Fremdsprache mit der Qualifikation für die ausgeschriebene Stelle,
dem Ausbildungsabschluss und der Anzahl Jahre Berufserfahrung
zunehmen. Aus den Stellenangeboten geht hervor, dass die Headhunter eine
gute Beherrschung sowohl der ersten, als auch der zweiten Fremdsprache
voraussetzen.
I
n den meisten Unternehmen werden Fremdsprachen sowohl mündlich,
als auch schriftlich eingesetzt; das erfordert Kompetenzen im
Leseverstehen, in schriftlicher Kommunikation (Verfassen von E-Mails,
Aufträgen...), im Hörverstehen (Telefongespräche...), und in mündlicher
Kommunikation (sprechen, darlegen...). Bei der Ausübung ihrer Berufe
müssen alle sozio-professionellen Kategorien Fremdsprachen mündlich wie
auch schriftlich beherrschen.
Leitende Angestellte und Führungskräfte setzen Fremdsprachen in allen
schriftlichen und mündlichen Formen ein, sowie Techniker, Angestellte
und Arbeiter. Techniker und Angestellte nutzen Fremdsprachen vorrangig bei
Telefongesprächen (68 %) und im E-Mail Verkehr (68 %). Arbeiter hingegen
nutzen die Fremdsprache in erster Linie
bei der Nutzung von Software und internetbasierten Programmen (32 %),
bei Einsätzen im Ausland (28 %) und Arbeiten im Team (26 %).
EINSATZ VON FREMDSPRACHEN
BEI DER BERUFSTÄTIGKEIT
Erläuterung: In 69 % der Antworten wurde (für mindestens eine
Angestelltenkategorie) das Telefon genannt.
Hinweis: Da Mehrfachnennungen möglich waren, übersteigt die Summe der
Prozentsätze 100 %.
Quelle: Umfrage DGESCO-CCI France, 2014, Analyse Céreq-Iredu.
„90 % der Unternehmenserzeugnisse
werden exportiert und Englisch wird
als Universalsprache auf allen Posten
benötigt: angefangen vom Arbeiter,
der ausländische Spediteure empfängt
bis hin zum leitenden Angestellten
in der Exportabteilung und in den
Supportfunktionen für die übrigen
Tätigkeiten (Marketing, Messen im
Ausland, Außenhandel ...).“
Personalleiter eines
Dienstleistungsunternehmens mit weniger
als 50 Angestellten
„Alle Unternehmensbereiche sind
betroffen. Im Ausland wird nach
Maschinen, Techniken, Produkten
und Ideen gesucht. Alle Angestellten
arbeiten im Dienst der Kunden, nicht
nur die kaufmännischen Angestellten
und sei es, um Anrufe zu beantworten
oder einfache Auskünfte zu geben.’’
Kaufmännischer Leiter eines
Industrieunternehmens mit weniger
als 10 Angestellten
ABTEILUNGEN, IN DENEN FREMDSPRACHEN IN DEN
UNTERNEHMEN BESONDERE BEDEUTUNG ZUKOMMT
Einkauf
Forschung und Entwicklung
Verkauf, Akquise
Sicherheit und Qualität
Kommunikation
Überwachung
Produktion
Personalverwaltung
Kundendienstleistungen
Sonstige
Erläuterung: Aus 45 % der Antworten geht hervor, dass Fremdsprachen
in der Einkaufsabteilung besondere Bedeutung zukommt.
Quelle: Umfrage DGESCO-CCI France, 2014, Analyse Céreq-Iredu.
FREMDSPRACHEN:
EIN MEHRWERT FÜR
DIE UNTERNEHMEN
„Allgemein gilt:
Fremdsprachenkompetenz =
Ausbildung = Kompetenzen = Qualität.
Man muss sich selbst hinterfragen,
sich anpassen können ... das heißt,
weniger ein Gallier und eher ein
Europäer sein. ‘‘
Leiter eines Industrieunternehmens mit
weniger als 10 Angestellten
„Wer eine Fremdsprache spricht,
kann sich präsentieren und lernt, die
Erwartungen der anderen Länder in
Europa, der anderen Ansprechpartner
zu verstehen.’’
Verantwortlicher für Beschäftigung-Aus-/
Fortbildung-Entwicklung eines großen
Industrieunternehmens
„Obwohl wir eine Verbesserung
feststellen, sind die
Fremdsprachenkenntnisse
der Absolventen nach wie vor
unzureichend. Das Problem besteht
insbesondere bei Absolventen mit
3jähriger Ausbildung nach dem
(französischen) Abitur.’’
K
napp 70 % der befragten Unternehmen sind der Auffassung, dass
Angestellte mit Fremdsprachenkenntnissen vorteilhaft für das
Unternehmen sind. Dieser Mehrwert wird mehrfach hervorgehoben,
wobei der Schwerpunkt bei den Handelsbeziehungen (Import-Export,
Marketing), der Kommunikation (Entwicklung des Handels mit dem
Ausland, Kundenbindung), besserem Verständnis bei der Annäherung an
ausländische Kunden und mehr Offenheit, somit einer Erleichterung des
Handels liegt. Somit vermitteln Fremdsprachenkompetenzen ein positives
Bild des Unternehmens.
E
in Drittel der Unternehmen weisen auf ihre Schwierigkeiten
bei der Einstellung eines Kandidaten mit den für die jeweilige
Stelle erforderlichen Sprachkompetenzen hin. Laut Aussage dieser
Unternehmen sind diese Schwierigkeiten insbesondere auf unzureichende
Schul- und Universitätsausbildung (60 %), fehlende Praxis oder
Auslandserfahrung (12 %), fehlendes Interesse und fehlende Motivation für
das Erlernen von Sprachen (6 %), eine Fehleinschätzung des Erwerbslebens
(7 %) oder zu geringe Sprachenvielfalt (6 %) zurückzuführen.
Leiter eines Industrieunternehmens mit
weniger als 50 Angestellten
„Ich denke, dass man innerhalb
des Konzerns nur schwer auf
Fremdsprachenkenntnisse verzichten
kann; es erscheint mir eher notwendig,
offen zu sein, Kontakte zu den anderen
Partnerländern anzustreben und diese
zu verstehen.’’
Leiter der Personalabteilung eines großen
Dienstleistungsunternehmens
„Es gibt Techniker mit einem
Abschluss zur höheren technischen
Fachkraft (französisches BTS), die
heute Sprachkurse belegen, um
ihre Fremdsprachenkenntnisse zu
verbessern, damit sie bei technischen
Problemen entweder per E-Mail oder
telefonisch direkt mit den Kunden
Kontakt aufnehmen können. Das ist
ein unbestrittener Vorteil und führt zu
erhöhter Effizienz und Reaktivität. ‘‘
Kaufmännischer Leiter eines
Industrieunternehmens mit
50 bis 240 Angestellten
K
napp ein Viertel der Unternehmen organisiert häufig
Fremdsprachenkurse für das Personal, um so die Kommunikation im
Unternehmen und mit dem Ausland zu verbessern.
Je größer die Unternehmen und ihre Tätigkeitsbereiche sind, je häufiger
werden derartige Schulungen angeboten. Dabei werden Einzelkurse oder
Kurse in Kleingruppen bevorzugt, denn sie scheinen sich für die Angestellten
besser zu eignen und führen zu schnellerem Fortschritt im Spracherwerb.
Knapp 16 % der Unternehmen (in erster Linie Unternehmen mit
weltweiten oder europaweiten Tätigkeiten) verfügen über eine Strategie
zur Förderung der Fremdsprachenkompetenzen im Unternehmen.
Dabei geht es um verbesserte Kommunikation (Beziehungen zu ausländischen
Gesprächspartnern erleichtern, größere Reaktivität und Effizienz...), die
Förderung der persönlichen Kompetenzentwicklung (größere Polyvalenz, den
Angestellten die Möglichkeit zur besseren Beherrschung einer Fremdsprache
bieten...), Verbesserung der Professionalität (größere Autonomie und
Reaktivität der Angestellten, Produktivitätsgewinn...) und letztlich darum,
den Wirkungsbereich des Unternehmens (internationale Akquise, Eroberung
neuer Märkte...) zu erweitern.