Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin Was ist

Klinik und Poliklinik für Kinderund Jugendmedizin
Direktor: Prof. Dr. K. Ullrich
29.11.2013
Elterninformation Obstipation
2.3.39 Anlage 01
Was ist chronische Verstopfung (Obstipation) und wodurch entsteht sie?
Bei Verstopfung wird der Stuhlgang nicht oder nicht vollständig entleert. Dies bedeutet nicht
immer harten Stuhlgang, der Stuhlgang kann dabei bisweilen auch weich oder sogar flüssig
sein. Die Ursache ist nur selten in einer organischen Erkrankung zu suchen, bei nur weniger
als 5 % der Kinder kann man eine organische Ursache finden. Dies erklärt, warum wir uns
bemühen möglichst wenige technische Untersuchungen durchzuführen, um Ihr Kind nicht
unnötig zu belasten.
Bei den 95 % der organisch gesunden Kinder gibt es verschieden Ursachen für das
Auftreten einer Verstopfung: Die Umstellung von Muttermilch auf Flaschenmilch, Beginn der
Zufütterung, Stark stopfende Nahrungsmittel und zuviel Süßigkeiten, Urlaub in warmen
Ländern mit Weißbrot und weniger Flüssigkeitszufuhr, unangenehme Toiletten und
Störungen beim Toilettenbesuch in Schule oder Kindergarten und vieles andere mehr.
Ein einmalig zu harter Stuhlgang kann zu schmerzhaften Einrissen am After führen, der
Stuhlgang wird zurückgehalten und wird durch weiteres Eindicken des Kots im Enddarm
noch härter, die Angst vor der Stuhlentleerung steigt und ein „Teufelskreis“ entsteht.
Was sind die Folgen der Verstopfung?
Durch länger anhaltende Verstopfung können Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Blähungen,
Unwohlsein mit Unlust zu Spielen und Konzentrationsstörungen in der Schule auftreten.
Auch schlechtere Gewichtszunahme und gebremstes Wachstum können auftreten. Durch
den zurückgehaltenen Stuhlgang wird der Endarm stark aufgeweitet und das Gefühl für
normalen Stuhlgang geht verloren, das Kind kotet unter Umständen ein oder die Unterhosen
sind kotverschmiert. Der ausgeweitete Darm bildet sich unter einer geeigneten Behandlung
wieder zurück und das Gefühl für den normalen Stuhlgang kehrt wieder, dies erfordert aber
in der Regel eine längere Behandlung und Geduld.
Wie sieht die Behandlung aus?
Die Behandlung gliedert sich in 3 Phasen:
1. Komplette Darmentleerung
Hierzu sind in der Regel Einläufe oder Zäpfchen für 3-5 Tage notwendig. Ohne dass der
Darm entleert ist, haben andere Maßnahmen keinen Sinn, da sich andere Medikamente oder
auch ballaststoffreiche Nahrungsmittel hinter dem harten Stuhl anstauen und zu
Bauchschmerzen und Blähungen führen können.
2. Verhindern einer neuen Verstopfung
Solange der Enddarm noch erweitert ist müssen Mittel gegeben werden, die einen neuen
Kotstau verhindern. Hierzu bieten sich im Kindesalter stuhlweichaltende Mittel wie Lactulose
oder Macrogol (Movicol®/Laxofalk®) an, die den Darm auch bei langer Anwendung nicht
schädigen können, anders als herkömmliche Abführmittel. Stopfende Nahrungsmittel
müssen in dieser Phase vermieden werden. Die Dauer der Behandlung und die Menge des
Medikaments richten sich nach dem Verlauf. Außerdem sollten Sie auf regelmäßigen
Toilettenbesuch achten (siehe unten bei Toilettentraining)
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UKE 2013
Elterninformation: 2.3.39 Anlage 01
3. Reduktion der Medikamente
In dieser Phase werden die Medikamente reduziert und eine ballaststoffreiche Ernährung
eingeführt. Süßigkeiten sollten weiterhin die Ausnahme bleiben.
4. Toilettentraining
Das Kind sollte dazu bereits sauber sein. Nach einer bestimmten Mahlzeit- möglichst immer
die gleiche- sollte das Kind zum Toilettengang angehalten werden. Es sollten mindestens 15
Minuten eingeplant werden, in denen das Kind nicht gestört wird. Die Toilettenathmosphäre
sollte angenehm sein, es können z.B Bücher angeschaut oder. Kassetten angehört werden.
Das Kind sollte zu einer möglichst kompletten Entleerung angehalten werden. Bei Erfolg
kann auch ein Belohnungssystem mit z.B. Aufklebern eingeführt werden.
Tipps für die Ernährung bei Verstopfung:
Als natürliche Abführmittel nach der Phase der Stuhlentleerung gelten:
• Pflaumensaft oder Trockenobst in Verbindung mit viel Flüssigkeit
• Weizenkleie oder Leinsamen in Joghurt oder Fruchtsaft/ Fruchtpürree
• Täglich mindestens 5 Portionen Obst und Gemüse
• Als Brot Vollkornbrot- und Brötchen
• Naturreis und Vollkornnudeln bevorzugen
• Joghurt und Quark wirken stuhlauflockernd und sollten reichlich anstelle der eher
verstopfenden Milch oder Kakao gegeben werden
• Es sollte reichlich getrunken werden, am besten Wasser, Kräuter- und Früchtetees
und Obstsäfte mit Wasser gemischt. Auf gesüßte Getränke wie auch Eistees sollte
ganz verzichtet werden.
Stuhlauflockernde Ernährung (geeignete Nahrungsmittel):
Grobes Brot: Vollkornbrot, Pumpernickel, Leinsamen, Grahambrot, Vielkornbrot, generell gilt: alle
dunklen Brotsorten
Gemüse: Sauer/-Rotkraut, Salate, Rosen- und Grünkohl, Wirsing, Lauch, Kohlrabi, Hülsenfrüchte,
Paprika, Tomaten, Spargel
Obst: jede Art, vorwiegend roh und ungeschält (Beerenobst ist besonders ballaststoffreich)
Sonstiges: Pell-/ Bratkartoffeln, Pommes Frites, Müsli, Mais, Vollkornnudeln, Naturreis
Flüssigkeit: reichlich, bereits vor dem Aufstehen beginnen! Fruchtsäfte, Saft von getrockneten
Pflaumen, Mineralwasser ohne Kohlensäure, Tee; Ziel 0,75 bis 2 Liter pro Tag je nach Alter des
Kindes
Verstopfende Nahrungsmittel (ungeeignete Nahrungsmittel):
Alle hellen Brotsorten, Brötchen außer Vollkorn, Zwieback, Mehlspeisen
Obst: Heidelbeeren und Bananen
Gemüse: Karotten
Eier: hartgekochte Eier
Alle Arten von Süßigkeiten, besonders Schokolade, sowie viel Honig, auch Nuß-Nougat-Creme,
sowie stark mit Zucker gesüßte Nahrungsmittel
Getränke: Limonaden (Fanta, Sprite, Mezzo, etc), Cola, stark gesüßte Fruchtsäfte, Kakao, schwarzer
Tee, stark gesüßter Tee
Autor / letzte Änderung
Dr. D. Nolkemper / Dr. C. Breuer
Klinikdirektor
Prof. Dr. K. Ullrich
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PD Dr. C.Mühlhausen