Lesen Sie hier meine Rede

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Grusswort
des Bildungs- und Kulturdirektors
anlässlich der Vernissage des Buchs
«Güter und Familien von Unterschächen»
in der Aula in Unterschächen
(31. Januar 2015)
Sehr geehrter Herr Josef Muheim
Sehr geehrter Herr Ernst Gasser
Geschätzter Hans Stadler
Sehr geehrter
Herr Gemeindepräsident
Geschätzte Damen und Herren
Wir feiern heute die Vernissage von
einem historischen Werk, und
darum erlaube ich mir, jetzt kurz in
die Geschichte abzutauchen. Aber
keine Angst: Ich gehe nicht zurück
bis zu den Ursprüngen von
Unterschächen; ich gehe nur kurz in
den Mai 1987. Damals feierten die
Leute von Unterschächen 300 Jahre
Gemeinde Unterschächen.
Als Bestandteil dieser Feier trugen
damals sechs Kinder ein Gedicht
über das Unterschächner Wappen
vor. Vielleicht ist das eine oder
andere Kind – längst erwachsen –
auch heute wieder unter uns. Die
sechs Kinder also präsentierten ein
Bild des Unterschächner Wappens
und sagten dazu:
«Iär gseend äs Wappa, wiä susch
niänä,
ä Hindergrund, ä dunkelgriänä,
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äs wälläfermigs Silberband,
bildät hiä dr ober Rand.
I dr mitti isch ä Gloggä z gseh,
und susch nu das und dises mee,
ä Chiläfirst mit Schwärt und Stab,
gar mächtig vor dr Gloggä staat,
und unnä dra – der isch z bedüürä –
gseend iär nu dr Tiifel hüürä.
Um das jetz chennä z’dittä,
miämer zrugg i alti Zytä,
iär wärdät mit ys einig gaa,
äs isch de alläs güet z’verstaa.»
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Das also war der Anfang dieses
Gedichts. Aber warum habe ich es
überhaupt zitiert? Weil es den
wichtigen Satz enthält:
«Um das jetz chennä z’dittä,
miämer zrugg i alti Zytä.»
Das bedeutet: Wer das Wappen von
Unterschächen erklären will, muss
wissen, woher das Wappen kommt
und wie es entstanden ist. Genau
das Gleiche gilt für uns Menschen.
Wer erklären will, wer er ist, muss
wissen, woher er kommt. Oder: Wer
seine Gegenwart erklären will, muss
seine Vergangenheit kennen. Erst
wenn wir unsere Vergangenheit
kennen, können wir auch unsere
Gegenwart erklären. Und erst wenn
wir die Gegenwart erklären können,
können wir mit klaren Ideen eine
bessere Zukunft gestalten.
Genau aus diesem Grund brauchen
erfolgreiche Gesellschaften eine
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gute Geschichtsschreibung. Ich
freue mich darum sehr, dass Uri
eine lebendige Tradition einer guten
Geschichtsschreibung hat. Ich
erwähne an dieser Stelle und in
diesem Zusammenhang gern das
Geschichtswerk von Dr. Hans
Stadler, das bald seine Vollendung
finden wird, oder ich erinnere an die
Inventarisation der Kunst- und
Kulturgüter in Uri, das bald fertig
ist. In den gleichen Zusammenhang
gehört auch die Mundartforschung
von Felix Aschwanden.
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Persönlichkeiten wie Felix
Aschwanden und Hans Stadler
haben in den vergangenen Jahren
und Jahrzehnten Grossartiges
geleistet, um die Geschichte und die
Kultur von Uri zu beleuchten. Das
Gleiche lässt sich jetzt auch von
Josef Muheim sagen. Sein neues
Werk, das wir heute feiern, ist ein
echtes und wahres Lebenswerk. Der
Familienforschung, der
Regionalgeschichte und der
Volkskunde widmet sich Josef
Muheim schon seit Jahrzehnten. Er
hat zu diesen Themen auch schon
viel publiziert, zum Beispiel in den
Urner Zeitungen. Und wer kennt
nicht das Familienstammbuch «Die
Hänsler», das schon in der vierten
Auflage vorliegt und ein echter
Urner Bestseller geworden ist.
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Das jetzt vorliegende Werk «Güter
und Familien von Unterschächen»
ist eine historisch-genealogische
Forschungsarbeit in einer grossen
Tiefe und Detailliertheit, wie man
sie nur selten findet. Der Autor
nutzt seine Quellen geschickt; er
vernetzt alle Ebenen und lässt dabei
nicht nur die Volkskunde, sondern
auch das wirtschaftliche, politische
und soziale Umfeld einfliessen. So
versammelt das neue Werk ein
aussergewöhnlich breites Wissen
über die Zusammenhänge von rund
tausend Familien und von vielen
Liegenschaften. Es deckt vieles auf,
das bereits vergessen gegangen ist,
und es hält die Erinnerung wach an
genau so vieles, was schon bald in
Vergessenheit geraten wäre.
So schuf Josef Muheim auch ein
Nachschlagewerk für heutige und
künftige Generationen. Wer will,
kann in diesem Buch die eigene
Geschichte nachlesen. Die
Auseinandersetzung mit der eigenen
Familiengeschichte wird dabei auch
die Identität mit sich und mit Uri als
Lebensraum stärken. Denn: Wir
können zwar individuell bei der
eigenen Familie ansetzen; am Ende
aber kommen wir ganz automatisch
auf die grossen gemeinschaftlichen
Themen, die den Kanton Uri in der
Vergangenheit bewegt haben, die
noch heute unsere Gegenwart
prägen und die wir bei der aktiven
Gestaltung unserer Zukunft nicht
ausser Acht lassen dürfen.
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Darum freue ich mich, dass wir
heute miteinander die Vernissage
des Buchs «Güter und Familien von
Unterschächen» feiern dürfen. Die
Freude ist verbunden mit einem
grossen Dank, und zwar von Seiten
der ganzen Regierung. Der Dank
geht an erster Stelle an Autor Josef
Muheim. Er ist nicht nur ein Pionier
als Landwirt, nicht nur Zimmerer
und Schreiner, nicht nur engagiert
in Organisationen und in der Politik,
sondern er ist eben auch gesegnet
mit einer grossen und produktiven
volkskulturellen Leidenschaft.
Mein Dank geht besonders auch an
seine Frau Agnes und seine Kinder;
sie haben die Arbeit von Josef
Muheim nicht nur geduldet, sondern
kräftig unterstützt. Danke sage ich
ausserdem der Druckerei Gasser,
dem Lektor Kurt Zurfluh und an
Beatrice Gasser, die das grosse
Werk kritisch visioniert haben.
Ein Dank gehört schliesslich allen,
die zur heutigen Vernissage
beigetragen haben: Laudator Hans
Stadler, die Gemeinde
Unterschächen und die Musik.
Geschätzte Damen und Herren
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Kaufen Sie das neue Werk von
Josef Muheim und lesen Sie es
aufmerksam durch. Es ist voll von
wertvollen Erkenntnissen fürs
eigene Leben. Oder um zum
Schluss noch einmal die sechs
Kinder aus dem Jahr 1987 zu
zitieren:
«Gènd Sie zrugg i alti Zytä!
Sie wärdät mit miär einig gaa,
äs isch de alläs güet z’verstaa.»
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre
Aufmerksamkeit!