Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK 10. März 2017 Eher unbeständig REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected] HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 11 mit Prognosen .......................................................................... 3 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4 2.1 Aktien: US-Zinserhöhungen – na und? .................................................................................. 4 2.2 Fed: Sklaven des Aktienmarktes? .......................................................................................... 5 2.3 Niederlande: Vor der Wahl ..................................................................................................... 6 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Dr. Stefan Mütze Tel.: 0 69/91 32-38 50 Ausrüstungen schwach – trotz steigender Kapazitätsauslastung % der Vollauslastung % gg. Vj. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Die deutsche Konjunktur ist in einer guten Verfassung. Dies dürfte die ZEW-Umfrage bestätigen, bei der mit leicht steigenden Erwartungen zu rechnen ist. Zunehmend hat auch die Industrie Fahrt aufgenommen, auch wenn hoch volatile Auftragseingänge zuletzt für Verunsicherung gesorgt haben. Die Industrieproduktion dürfte ihren Aufwärtstrend fortsetzten und die Kapazitätsauslastung ist zuletzt mit mehr als 85 % weit über den langjährigen Durchschnitt gestiegen. Dies würde eigentlich eine höhere Investitionstätigkeit des Verarbeitenden Gewerbes nahelegen. Diese hat bislang aber nicht stattgefunden. Auch die gesamten deutschen Ausrüstungsinvestitionen lagen im vierten Quartal 2016 knapp 2 % unter ihrem Vorjahresniveau. Die große Verunsicherung über die Entwicklung in Europa (Brexit, Zusammenhalt der Eurozone) sowie protektionistische Töne aus den USA haben hierzu beitragen. 2017 dürften die Ausrüstungen mit 4 % immerhin etwas stärker zulegen als im Gesamtjahr 2016 (1,1 %). Nach den Wahlen sollte sich ein Teil der Verunsicherung auflösen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 1 W OCHENAUSBLICK Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00 1.2 Wochen-Quartals-Tangente An den Aktienmärkten machen sich Frühlingsgefühle breit. An den Rentenmärkten hat es den Anschein, als ob sich die Anleger nicht nur in den USA, sondern über kurz oder lang auch im Euroraum darauf einstellen, dass die Zinswende Einzug halten wird. Schließlich lassen sich in der abgelaufenen Handelswoche bei den 10-jährigen US-Treasuries beachtliche Kursverluste ausmachen, ebenso bei 10-jährigen Bundesanleihen. Nach den Ankündigungen führender USNotenbanker dürfte in der Berichtswoche kein Weg an einer Zinsanhebung vorbei führen (S. 5). Dennoch ist es keineswegs ausgemacht, dass die Fed ihr Zinserhöhungstempo nun forciert. Vielmehr wird sie abwarten müssen, ob sich die US-Wachstumsdynamik nachhaltig beschleunigt, und zwar über ein kräftiges Anziehen der Investitionsaktivitäten. Aktuell gibt es lediglich die Hoffnung auf ein wie auch immer geartetes Infrastrukturprogramm von Präsident Trump. Gleiches gilt für den Euroraum und Deutschland. So hat die EZB auf ihrer jüngsten Pressekonferenz zwar ein optimistischeres Bild der Euro-Wirtschaft gezeichnet. Dennoch ist verfrüht, bereits jetzt auf den Zeitpunkt für eine Leitzinswende zu setzen. Schließlich sind die Ursachen der Staatsschuldenkrise nach wie vor nicht gelöst. Viel gravierender ist, dass sich die damit verbundene Unsicherheit unter den Investoren sogar im prosperierenden Deutschland zeigt. Die zuletzt rückläufigen Ausrüstungsinvestitionen spiegeln dies eindrucksvoll wider (S. 1). Ein Befreiungsschlag ist eher unwahrscheinlich. Denn in der Berichtswoche startet das europäische Wahljahr mit den Niederlanden (S. 6). So stellen sich die Regierungen in drei oder mit Italien womöglich vier Kernländern zur Wahl. In allen Ländern ist der Populismus auf dem Vormarsch, ebenso eine ausgeprägte Skepsis gegenüber der Europäischen Gemeinschaft sowie eine diffuse Ablehnung der Globalisierung. Selbst wenn wir die Gefahr eines „Nexit“ und „Frexit“ für gering halten, wird der hohe institutionelle Reformbedarf der EU mit einem zunehmenden Anteil an „Populisten“ nicht einfacher. Das größere Risiko besteht deshalb nicht in einem möglichen Ausstieg eines Mitgliedstaates aus dem Euro, sondern in der politischen Lähmung der europäischen Institutionen. Folglich bleibt die EZB als „Euroretter“ eingespannt, bis sich die politische Unsicherheit legt. Für die Aktienmärkte ist damit das Potenzial erst einmal ausgeschöpft. Der deutsche Leitindex DAX (S. 4) wird deshalb weiter mit der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten ringen. Es bleibt vorerst unbeständig. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... 31.12.2016 02.03.2017 aktueller Stand* jeweils gg. Euro, % jeweils gg. Euro Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 US-Dollar -0,6 -0,7 1,06 1,05 1,10 1,15 Japanischer Yen 1,1 -1,1 122 115 121 121 Britisches Pfund -1,8 -1,5 0,87 0,85 0,90 0,90 Schweizer Franken 0,1 -0,5 1,07 1,08 1,08 1,10 -0,30 -0,30 1,25 1,50 in Bp % 3M Euribor -1 0 -0,33 -0,30 3M USD Libor 11 1 1,11 1,10 10 jähr. Bundesanleihen 22 11 0,43 0,25 0,35 0,45 10 jähr. Swapsatz 21 13 0,88 0,70 0,80 0,90 10 jähr. US-Treasuries 16 13 2,61 2,30 2,50 2,50 11.300 11.600 11.800 54 55 56 1.400 1.450 1.500 % DAX 4,3 (1,00) (1,25) Index -0,7 11.978 % Brentöl $/B -8,1 -5,2 52 Gold $/U 4,2 -2,7 1.201 *Schlusskurse vom 09.03.2017 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volksw irtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 2 W OCHENAUSBLICK 1.3 Finanzmarktkalender KW 11 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 13.03.2017 Dienstag, 14.03.2017 11:00 EZ Jan Industrieproduktion % m/m, s.a. % y/y, s.a. 1,3 0,5 1,7 k.A. -1,6 1,8 11:00 DE Mrz ZEW-Indikator 12,0 12,0 10,4 13:30 US Feb PPI Erzeugerpreise, % m/m 0,0 0,1 0,6 13:30 US Feb PPI ohne Energie und Nahrungsmittel, % m/m 0,2 0,2 0,4 Mittw och, 15.03.2017 NL Parlamentsw ahl Niederlande 13:30 US Mrz Empire State Umfrage; Index 15,0 15,0 18,7 13:30 US Feb Einzelhandelsumsätze, % m/m 0,1 -0,1 0,4 13:30 US Feb Einzelhandelsumsätze ohne Pkw s, % m/m 0,1 0,1 0,8 13:30 US Feb CPI Konsumentenpreise % m/m % y/y 0,1 2,8 0,0 2,7 0,6 2,5 13:30 US Feb CPI ohne Energie & Nahrungsmittel % m/m % y/y 0,2 2,2 0,2 2,2 0,3 2,3 15:00 US Mrz NAHB Housing Index 65 65 65 15:00 US Jan Lageraufbau; % m/m 20:00 US 0,2 0,3 0,4 0,75 - 1,00 0,75 - 1,00 0,5 - 0,75 Bank of England Zinsentscheid; % 0,25 0,25 0,25 Mrz Philadelphia Fed; Index 25,0 28,0 43,3 1,1 1260 0,7 1255 -2,6 1246 -3,3 1250 -3,1 1253 5,3 1293 Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd 240 k.A. 243 FOMC-Zinsentscheidung; % Donnerstag, 16.03.2017 13:00 UK 13:30 US 13:30 US Feb Baubeginne % m/m Tsd (JR) 13:30 US Feb Baugenehmigungen % m/m Tsd (JR) 13:30 US 11. Mrz Freitag, 17.03.2017 14:15 US Feb Industrieproduktion, % m/m 0,2 0,2 -0,3 14:15 US Feb Kapazitätsauslastung; % 75,4 75,5 75,3 15:00 US Feb Frühindikatoren, % m/m 0,3 0,4 0,6 Mrz Verbrauchervertrauen (UoM); vorl. Index 97,0 97,0 96,3 15:00 US Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 3 W OCHENAUSBLICK 2 Markus Reinwand Tel.: 0 69/91 32-47 23 Im Fokus 2.1 Aktien: US-Zinserhöhungen – na und? Steigende Leitzinsen sind klassischerweise nicht der Stoff, aus dem Aktienträume gemacht sind. In diesem Zyklus scheint dies anders zu sein. Vielleicht aber auch nicht! US-Titel sind inzwischen teuer. Gleichzeitig sind die Anleger sorglos. Damit übersteigt das Risiko von Korrekturen mittlerweile die Chance auf nachhaltig höhere Notierungen. Aktien trotzen Zinsanstieg Auf ihrer Sitzung am 15. März wird die US-Notenbank voraussichtlich die Leitzinsen anheben. Es wäre dann der dritte Schritt seit Beginn der Zinserhöhungsphase im Dezember 2015. Aktien scheint dies jedoch kaum zu kümmern. Sie setzten zuletzt unbeirrt ihren Aufwärtstrend fort, trotz oder gerade weil die Fed an der Zinsschraube dreht. Dass sie sich traut, ist für Aktienbullen ein Zeichen für die Stärke der US-Wirtschaft, was für Aktien spricht. Falsch ist dieses Argument nicht. Schließlich bedeutet starkes Wachstum in der Regel auch steigende Unternehmensgewinne. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn die Höhe der Nettoergebnisse ist die eine Sache, die andere Frage ist, mit welchem Vielfachen (Kurs-GewinnVerhältnis) diese bewertet werden. Die Analyse früherer Zinszyklen, seit Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt, dass in Zinserhöhungsphasen ein Großteil des Gewinnanstiegs durch eine Kontraktion der Bewertung kompensiert wird. Unter dem Strich steigen die Notierungen in dieser Phase sichtbar geringer (seit 1946: 5,5 % p.a.) als im Zinstal (14 % p.a.). Diesmal legte der S&P 500 seit der ersten Zinsanhebung im Dezember 2015 schon 17 % zu und das, obwohl sich die Gewinnerwartungen in diesem Zeitraum lediglich um rund 7 % verbessert haben. Mehr als die Hälfte des Kursanstiegs ist somit auf eine für diese Phase untypische Bewertungsexpansion zurückzuführen. Bewertungskontraktion in Zinserhöhungsphasen Warnsignal: Hohe Bewertung & großer Optimismus % p.a. Verhältnis 25 25 1,8 20 1,6 15 15 1,4 10 10 1,2 5 5 1,0 0 0 0,8 -5 0,6 -10 0,4 -15 0,2 -20 0,0 S&P 500 im Zinszyklus (seit 1946) 20 -5 Gewinnwachstum -10 Bewertungsveränderung -15 Kursveränderung -20 Zinstal Zinserhöhung Zinsgipfel Zinssenkung Zinstal: letzte Zinssenkung bis erste Zinserhöhung; Zinsgipfel: letzte Zinserhöhung bis erste Zinssenkung Quellen: Bloomberg, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Gewinne mitnehmen Index 2600 S&P 500 (rechte Skala) 2200 1800 1400 1000 600 S&P 500 KGV / VIX (linke Skala) 200 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research US-Aktien verhalten sich derzeit wie im Zinstal. Angesichts des nach wie vor sehr niedrigen Leitzinsniveaus und der ausgesprochen behutsamen Vorgehensweise der Fed, könnte man sich dieser Sichtweise vielleicht sogar anschließen. Betrachtet man aber die inzwischen erreichten Bewertungsniveaus, ist Vorsicht angebracht. Auf Basis der gängigsten Kennziffern (KGV, KBV, KCV und Dividendenrendite) bewegen sich US-Titel deutlich oberhalb des langfristigen „Normalbandes“ und sind damit teuer. Offensichtlich erhoffen sich Anleger von Deregulierung und US-Steuerpolitik massive Impulse für die Unternehmensgewinne. Mögliche negative Effekte durch eine restriktivere Handelspolitik scheinen bislang weitgehend ausgeblendet zu werden. Dies signalisiert u.a. eine auf historisch niedrigem Niveau angelangte implizite Aktienvolatilität. Hohe Bewertung und ausgeprägte Gelassenheit ist erfahrungsgemäß eine ungünstige Kombination. In der Vergangenheit folgten nicht selten Kurskorrekturen. Aufgrund des inzwischen nicht mehr hinreichend attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses bietet es sich u.E. an, die gegenwärtige Kursstärke für Gewinnmitnahmen zu nutzen, auch wenn Anlagealternativen weiterhin dünn gesät sind. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 4 W OCHENAUSBLICK 2.2 Fed: Sklaven des Aktienmarktes? Patrick Franke Tel.: 0 69/91 32-47 38 Wenn sich der Arbeitsmarktbericht für den Februar nicht als völliger Ausreißer nach unten herausstellt, wird sich am 15. März im FOMC wohl eine Mehrheit für eine Zinserhöhung finden. Damit liefert die Fed aber erneut Munition für ihre Kritiker: Dass sie nämlich stets nur in dem Maße handelt, in dem es ihr der Aktienmarkt gerade erlaubt. Vergleicht man die aktuelle Situation mit der Lage im September 2016 – als die Fed aus nur ihr erfindlichen Gründen von einer Zinserhöhung Abstand nahm – ist das Wachstum im laufenden Quartal wahrscheinlich deutlich niedriger, der Dollar stärker und die langfristigen Zinsen höher. Die harten Konjunkturdaten – Produktion im Verarbeitenden Gewerbe, Außenhandel, Bestellungen von Kapitalgütern, Konsum – waren zuletzt unverändert durchwachsen oder nur leicht verbessert. Was sich seit dem Spätsommer in den USA spürbar verbessert hat, ist die Stimmung – bei Verbrauchern, Unternehmen und vor allem am Aktienmarkt. Letzterer gibt mit seiner Rally seit dem Herbst den Notenbankern eindeutig grünes Licht. Darüber hinaus hat die Teuerungsrate angezogen – getrieben aber primär von einem nicht ganz überraschenden Basiseffekt bei den Energiepreisen. Dass man den Leitzins nicht an aktuellen Inflationsdaten ausrichten sollte, ist aber eigentlich Bestandteil des kleinen Einmaleins der Geldpolitik. Grünes Licht von den Finanzmärkten Zwischen der neuen Regierung und der Führung der Fed besteht bislang ein, vorsichtig formuliert, wenig freundliches Verhältnis: Donald Trump kritisierte als Kandidat Janet Yellen ungewöhnlich direkt und das für die Finanzstabilität zuständige Mitglied im Direktorium kündigte im Februar seinen Rücktritt an. Vor diesem Hintergrund ist nicht davon auszugehen, dass das Weiße Haus den Notenbanken eine Vorabversion des für die kommende Woche angekündigten, ersten Haushaltsentwurfs für das Fiskaljahr 2018 zur Verfügung stellen wird. Wie wir normale Sterbliche auch, werden die Geldpolitiker am nächsten Mittwoch noch darüber rätseln, wie viel fiskalischer Stimulus nun wirklich in der Pipeline ist. Nicht dass die Frage, ob der Leitzins mit aktuell rund 0,6 % angemessen ist, davon abhängen würde, wie viel Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen die neue Regierung plant – so lange keine massive Sparpolitik droht, ist er viel zu niedrig. Bisher keine spürbare Straffung Der Kapitalmarkt glaubt der Fed noch immer nicht Nominaler Monetary Conditions Index (MCI), Dez-95 = 100 % bzw. Prozentpunkte 120 restriktiver 110 120 4,0 110 3,5 100 100 90 90 80 2. Zinsschritt 80 4,0 Fed Funds Rate ( "FOMC "long run") 3,5 3,0 3,0 Rendite 10j. Treasuries* 2,5 2,5 70 2,0 60 1,5 50 50 1,0 1,0 40 40 30 30 0,5 0,5 70 1. Zinsschritt 60 20 2006 20 2008 2010 2012 2014 2016 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Nächster Schritt im September? 2,0 Differenz 1,5 0,0 0,0 Jun 15 Sep 15 Dez 15 Mrz 16 Jun 16 Sep 16 Dez 16 * Mittelwert des Monats der FOMC-Sitzung und des folgenden Monats. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Wir gehen davon aus, dass die Fed nach all der geleisteten verbalen Vorarbeit in der Berichtswoche eine Zinserhöhung liefern wird. Angesichts der politischen Unsicherheit dürfte sich der „angemessene Zinspfad“ jedoch nicht deutlich verschieben. Bisher hat die Fed am Kapitalmarkt mit ihrer Zinswende aber „nichts gerissen“. Verglichen mit dem avisierten „neutralen“ Zinsniveau am Ende des FOMC-Projektionshorizonts sind die Renditen deutlich zu niedrig. Der Rentenmarkt preist offenbar noch immer ein erhebliches Risiko ein, dass die Fed in absehbarer Zeit von ihrem Straffungskurs abweichen muss. Was ist mit dem entgegengesetzten Szenario? Ist denkbar, dass die erste Zinserhöhung im Dezember 2015 ein Fehlstart war und die Fed jetzt mit großer Verspätung den „25-Basispunkte-pro-Quartal“-Marathon zur Neutralität doch noch startet? Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Solange die neue Regierung nicht schnell einen massiven konjunkturellen Stimulus auf den Weg bringt, wird es wohl 2017 nur einen Zinsschritt pro Halbjahr geben. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 5 W OCHENAUSBLICK Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 2.3 Niederlande: Vor der Wahl Am 15. März wählen die Niederländer ein neues Parlament. Im Fokus steht das Abschneiden der rechtspopulistischen PVV. Selbst wenn dieser überraschend gut abschneidet, ist eine Regierung ohne seine Beteiligung wahrscheinlich. Spannender für die Finanzmärkte bleiben wohl die Wahlen in Frankreich. Zersplitterte Parteienlandschaft In den Niederlanden finden am kommenden Mittwoch Parlamentswahlen statt. Am stark zersplitterten Parteiensystem dürfte sich nichts ändern. Dies liegt auch am Fehlen einer Sperrklausel, so dass jede Partei, die mindestens 1/150 der Stimmen erhält, im Parlament vertreten sein wird. Elf Parteien schafften 2012 den Sprung in die Zweite Kammer. Setzt sich nun nach dem BrexitReferendum in Großbritannien und der Wahl Trumps zum US-Präsidenten die Reihe der politischen Überraschungen fort? Die jüngsten Umfragen – sofern man diesen überhaupt vertrauen mag – sprechen dagegen. Danach liefert sich die rechtsliberale Partei VVD von Ministerpräsident Mark Rutte ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der rechtspopulistischen PVV von Geert Wilders. Er hat, wie auch sein französisches Pendant, für den Fall eines Wahlsieges eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft angekündigt. Diese wäre zunächst nur als nicht-bindendes Referendum möglich (wie bei dem im April 2016 abgelehnten Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine). Für eine verbindliche „Nexit“-Abstimmung müsste erst die Verfassung geändert werden. Die Zahl der Sitze dieser eurokritischen Partei könnte sich von zuletzt 15 deutlich um ca. 10 erhöhen, die bisherige Koalition aus VVD und PvdA wird wohl eine Mehrheit deutlich verfehlen. Schwierige Regierungsbildung absehbar Zahl der Sitze im niederländischen Parlament (insgesamt: 150) 41 Umfrage vom 09.03.2017 38 Wahl vom 12.09.2012 26 23 21 15 17 13 12 14 13 15 11 7 4 VVD PVV CDA D66 GL SP PvdA 5 CU 6 2 50+ 5 3 SGP 4 2 PvdD 3 0 Andere Quellen: Wikipedia/Ipsos, Helaba Volkswirtschaft/Research Fragile Mehrparteienkoalition wahrscheinlich Wenig wahrscheinlich ist es, dass die PVV eine eigene Mehrheit erlangt oder einen Koalitionspartner findet. Selbst im Falle eines überraschend guten Abschneidens dürfte es den anderen Parteien gelingen, eine Mehrparteienkoalition ohne deren Beteiligung zu bilden. Die bisherige Koalition aus VVD und PvdA wird aber zwei, vielleicht sogar mehr Parteien ins Boot holen müssen, um eine Parlamentsmehrheit zu erreichen – sicher keine leichte Aufgabe. Denkbar ist daher auch die Bildung einer Minderheitsregierung. Am Kapitalmarkt spielten die niederländischen Wahlen zuletzt keine prominente Rolle – spannender scheinen hier aus Sicht vieler Marktteilnehmer die französischen Präsidentschaftswahlen. So hat sich der Spread 10-jähriger niederländischen Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen, der Anfang des Jahres noch bei fast 30 Basispunkten lag, in den letzten Tagen auf nur noch etwa 10 Basispunkte verringert. Auch bei der monatlich durchgeführten sentix-Umfrage, unter privaten und institutionellen Investoren, zur Wahrscheinlichkeit eines Austritts aus der Eurozone (Euro Break up Index) in den nächsten zwölf Monaten, standen die Niederlande Ende Februar nicht an prominenter Stelle. Mit 19,2 % führt hier Griechenland nach wie vor mit großem Abstand die Liste möglicher Austrittskandidaten an, vor Italien (13,9 %) und Frankreich (8,4 %). Die Niederlande folgt hier mit zuletzt 3,6 %. Der Ausgang der Parlamentswahlen in den Niederlanden dürfte von den Marktteilnehmen vor allem mit Blick auf die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April (Stichwahl: 7. Mai) bewertet werden: Kann die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen hierdurch zusätzlichen Auftrieb erhalten? H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 6 W OCHENAUSBLICK 3 Charttechnik Bund-Future: Unter Druck Widerstände: 160,19 161,25 161,55 MACD Unterstützungen: 158,26 158,00 157,28 Bund-Future (daily) Auch nach dem Wechsel auf den Juni-Kontrakt ist der Bund-Future unter Druck. Ein neues Tief wurde heute bei 159,47 markiert und die Indikatorenlage im Tageschart lässt auf weitere Kursverluste schließen. MACD, DMI und Stochastic stehen unisono auf Verkauf. Zudem wurde das 61,8 %-Retracement des Kursanstiegs von Ende Januar bis Ende Februar bei 160,12 unterschritten. Eine 100 %Korrektur sollte daher nicht ausgeschlossen werden. Die nächste signifikante Unterstützung ist demzufolge bei 158,26 zu finden. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) Euro: 1,05er Zone bislang tragfähig Widerstände: Unterstützungen: MACD EUR-USD (daily) 1,0643 1,0492 1,0680 1,0460 1,0828 1,0340 Der Euro konnte sich bis 1,06 erholen, nachdem in der Vorwoche die Zone um 1,05 nochmals getestet wurde. Diese hat sich aber als tragfähig erwiesen und erhält so eine hohe Signifikanz. Stochastic und MACD steigen auf Tagesbasis oberhalb ihrer Signallinien an, sodass das Kursrisiko auf der Unterseite geringer erscheint. Sollte der Euro aber dennoch unter 1,0460/1,0526 rutschen, dürfte sich eine erhöhte Abwärtsdynamik ergeben. Auf der Oberseite sind die Marken 1,0643 und 1,0680 zu nennen, bevor das Bild nachhaltig stabiler erscheint. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Seitwärtsrange intakt Widerstände: 12.080 12.152 12.227 Unterstützungen: 11.920 11.886 11.784 DMI / ICHIMOKU DAX (daily) Die zuletzt etablierte Seitwärtsrange beim deutschen Leitindex ist intakt. Positiv hervorzuheben ist, dass die Unterstützung in Form eines Clusters im Bereich von 11.920 Zählern erfolgreich verteidigt werden konnte. Dies sowie die über sämtliche Zeitfenster hinweg aufwärts gerichteten Trends lassen die Chancen für einen neuerlichen Ausbruchsversuch auf der Oberseite größer werden. Allerdings bleibt der Spielraum begrenzt, solange die massiven Widerstände bei 12.033 und 12.080 Zählern nicht nachhaltig überwunden werden. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388) Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 7 W OCHENAUSBLICK 4 Prognosetabelle Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % 2015 2016 2017p 2018p 2015 2016 2017p 2018p 1,9 1,7 1,4 1,4 0,0 0,2 1,6 1,5 Deutschland 1,5 1,8 1,5 1,4 0,3 0,5 1,7 1,6 Frankreich 1,2 1,1 1,2 1,3 0,1 0,3 1,6 1,4 Italien 0,7 1,0 1,1 1,2 0,1 -0,1 1,4 1,3 Spanien 3,2 3,2 2,5 2,1 -0,6 -0,3 2,2 1,5 Niederlande 2,0 2,1 1,9 1,5 0,2 0,1 1,3 1,5 Österreich 1,0 1,5 1,7 1,7 0,9 0,9 2,0 2,0 Griechenland -0,2 0,0 1,3 1,7 -1,1 0,0 1,0 1,5 Portugal 1,6 1,1 1,1 1,4 0,5 0,7 1,1 1,4 Irland 26,3 4,5 3,0 3,2 0,0 -0,2 0,7 1,5 Großbritannien 2,2 1,8 1,3 1,0 0,1 0,6 2,5 2,2 Schw eiz 0,8 1,3 1,1 1,3 -1,1 -0,4 0,3 0,7 Schw eden 4,1 3,3 2,6 2,5 0,0 1,0 1,5 1,7 Norw egen 1,6 1,0 1,5 1,7 2,1 3,6 2,1 2,2 Polen 3,9 2,8 3,0 3,2 -0,9 -0,6 2,2 1,8 Ungarn 3,1 2,0 2,8 2,7 -0,1 0,4 2,1 2,4 Euroland Tschechien 4,5 2,3 2,6 2,5 0,3 0,7 2,3 2,2 Russland -3,0 -0,5 0,8 1,3 15,5 7,1 5,0 4,5 USA 2,6 1,6 2,2 2,0 0,1 1,3 2,6 2,2 Japan 1,3 1,0 0,8 0,5 0,8 -0,1 0,7 0,5 Asien ohne Japan 5,4 5,1 5,0 4,7 2,5 2,8 3,0 3,0 China 7,2 6,7 6,3 5,8 1,5 2,1 2,0 2,0 Indien 7,5 6,8 6,9 6,9 4,9 5,5 5,1 5,0 Lateinamerika Brasilien Welt 0,2 -0,7 1,6 2,5 12,6 17,0 14,0 12,5 -3,8 -3,5 0,8 1,5 9,0 8,5 5,5 5,0 3,1 2,8 3,1 3,0 3,0 3,4 3,7 3,4 p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 0 . M Ä R Z 2 0 1 7 · © H E L A B A 8
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