S SWR-Fernsehen Kaffee oder Tee 76522 Baden-Baden Servicezeit Essen und Trinken: Rheinische Küche von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer Sendung vom 06.03.2017 (ESD beim WDR am 07.01.2012) Das Rheinland bietet fast alles: von Weinbergen, die sich steil zum Fluss hinabstürzen, über Gärten, Felder und Wiesen bis zu den Industriezonen des Ruhrgebiets. Denn es zieht sich tatsächlich den Fluss entlang, von Mainz bis zur holländischen Grenze. So vielfältig wie die Gegend, so unterschiedlich ist die Küche. Es sind immer herzhafte Gerichte handfest und deftig. Die Hauptrolle spielen Gemüse wie Kohl, frisch oder als Sauerkraut, und Kartoffeln, aus denen man eine Vielzahl von köstlichen Sachen zuzubereiten weiß. Die Rievkooche, die Reibekuchen aus geraffelten rohen Kartoffeln, werden ja an nahezu jeder belebteren Straßenecke angeboten, aber es gibt noch eine Menge mehr, was daraus gut schmeckt. Wir wollen die traditionellen regionalen Spezialitäten wieder in Erinnerung rufen, die Lieblingsrezepte aus der Kindheit. Aber wir wollen sie modernisieren, aber trotzdem den Charakter der Gerichte bewahren und auch den ursprünglichen Geschmack. Wir nehmen also die klassischen Zutaten, zum Beispiel Flönz, die beliebte Blutwurst, und legen sie nicht einfach auf ein Röggelsche, das übliche knubbelige Roggenbrötchen, auch nicht auf den normalen Rievkooche, sondern auf knusprige Kartoffeltaler oder sogar eine ganzen Kranz daraus. Kölsche Kaviar auf knusprigen Kartoffeln Eine originelle Vorspeise, wenn man die Kartoffeln als Portionstörtchen in der Pfanne auslegt. Aber natürlich auch eine ganze Mahlzeit, etwa zusammen mit einem Salat. Für vier Personen: 4-6 mehlige Kartoffeln, 2 EL Öl, Salz, Pfeffer, 250 g Blutwurst (Flönz), 2 rote Zwiebeln, 2 Stiele glatte Petersilie, 3 EL milder Essig, 3 EL erstklassiges Olivenöl, 1 TL scharfer Senf, 2 EL Apfelsaft Die Kartoffeln schälen, auf dem Gurkenhobel in dünne (ca. 2mm) Scheiben schneiden. In einer beschichteten Pfanne das Öl erhitzen, die Kartoffelscheiben so hinein setzen, dass die Scheiben von außen her gerade eben übereinander greifen und zusammenhalten. Sie sollen eine Rosette bilden – entweder in Pfannengröße oder als kleine, ca. handtellergroße Kreise. Auf mittlerer Hitze braten, bis an den Rändern die Kartoffeln zu bräunen beginnen. Die Rosetten wenden und jetzt erst salzen und pfeffern. Auch die andere Seite knusprig braten. Unterdessen die Blutwurst - den sogenannten Kölschen Kaviar - häuten, längs in dünne Scheiben, und diese wiederum in Streifen schneiden. Die Zwiebeln schälen und fein würfeln, Petersilie hacken und mit Essig, Salz, Pfeffer, Öl, Senf und Apfelsaft eine Marinade rühren. Die Blutwurst damit anmachen. Den Kartoffelkranz auf einen Teller oder eine Platte setzen und den Blutwurstsalat darauf häufen. Sofort servieren, damit die Kartoffeln knusprig bleiben und noch heiß sind. Tipp: Wenn man die Kartoffelscheiben einzeln röstet, sozusagen als Taler, wird daraus ein hübsches Häppchen zum Aus-der-Hand-Essen. In diesem Fall aber die Blutwurst in Scheiben auf die Kartoffelscheiben betten, mit Senf bestreichen, die Zwiebeln als Ringe obenauf und mit Petersiliengrün schmücken. Fixiert wird das alles mit einem Zahnstocher. Getränk: Ein Kölsch oder Altbier. Natürlich passt auch ein Riesling vom Mittelrhein. Oder auch ein Apfelwein oder Apfelsekt. Speckpfannkuchen Pfannkuchen liebt man ja überall, nicht nur im Rheinland. Hier allerdings nimmt man mitunter auch Buchweizenmehl dafür, und das ist ungewöhnlich. Buchweizen macht den Teig ganz besonders knusprig, braucht aber mehr Zeit zum Quellen als normales Mehl. Man nimmt gerne Hefe als Hilfsmittel, damit der Teig besser aufgeht. Ein guter Schuss Bier tut es aber auch und schmeckt noch besser. Für vier Personen: 100 g Weizenmehl, 100 g Buchweizenmehl, 3 Eier, Salz, Pfeffer, knapp ½ l Milch, 1 guter Schuss Bier, 150 g möglichst fetter Speck in nicht zu dünnen Scheiben Die beiden Mehlsorten mischen, die Eier unterrühren, dabei gleichzeitig salzen und pfeffern. Langsam, unter ständigem Rühren – damit keine Klümpchen entstehen - die Milch einarbeiten, zum Schluss das Bier einrühren. Zwei Stunden, besser noch über Nacht im Kühlschrank ausquellen lassen. Anschließend die Konsistenz prüfen, er sollte die von flüssiger Sahne haben. Notfalls noch mehr Bier einrühren. Dann den Speck in Streifen schneiden, portionsweise in der Pfanne auslassen, eine Schöpfkelle Teig(Bild 07) darüber geben und langsam auf beiden Seiten zum goldenen, knusprigen Pfannkuchen braten. Beilage: Ein grüner Salat, angemacht mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer, ein paar Sellerieblätter und Schnittlauchröllchen. Oder Streifen von Rübenkraut über die Pfannkuchen geben und mit Apfelmus servieren. Getränk: Ein Glas Buttermilch. Sauerbraten Rheinischer Art Ein Festtagsessen. Auf das man sich die ganze Woche lang freut, während der das Bratenstück in seiner Marinade der Vollendung entgegen beizt. Früher hat man ihn übrigens gerne aus Pferdefleisch gemacht. Aber das ist ja aus der Mode gekommen. Wir bestellen beim Metzger dafür ein schönes, gut abgehangenes Hüftstück. Das kann der Tafelspitz sein, die Schwanzrolle, die Nuss oder das Bürgermeisterstück. Und wir lassen es fünf Tage in einer Marinade ziehen. Die Sauce wird bei uns nicht so süß wie man das von früher kennt. Wenn man einen guten, fruchtigen Rotwein ohne Holzfassgeschmack und guten Essig für die Marinade verwendet, ist es nicht nötig mit vielen Rosinen für den Ausgleich zu sorgen. Für sechs bis acht Personen: 2 kg Rindfleisch wie oben beschrieben Marinade: 2 Flaschen Rotwein, ¼ l Rotweinessig (am besten in Bioqualität), 1 große Zwiebel, 2 Möhren, 1 Lauchstange, ½ Sellerieknolle, 4 Lorbeerblätter, 1 EL Wacholderbeeren, 1 TL Nelken, je 1 EL schwarze und weiße Pfefferkörner, 1 EL Senfsaat. Außerdem: 2 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, 1 EL Mehl, 1 Glas passierte Tomaten aus der Flasche oder dem Getränkekarton, 50 g Pumpernickel, 50 g Rosinen, 30 g Butter, Balsamico Das Fleisch in eine Schüssel legen und mit der abgekühlten Marinade bedecken. Es sollte nichts herausschauen, weil das Bratenstück sonst nicht gleichmäßig marinieren kann. Für die Marinade den Wein aufkochen, Essig zufügen und sämtliche Gewürze sowie vom Wurzelwerk etwa die Hälfte: Jeweils ein Stück davon für den Braten beiseite legen. Den Rest grob gewürfelt in der Marinade mitziehen lassen. Das Fleisch im Kühlschrank zugedeckt mindestens zwei, besser vier bis fünf Tage marinieren. Vor der Zubereitung das Bratenstück gut abtrocknen und in einem passenden Bräter im heißen Öl rundum kräftig anbraten, dabei salzen und pfeffern. Das beiseite gelegte Gemüse klein würfeln und drum herum streuen, ebenfalls mitrösten. Schließlich das Mehl darüber stäuben und anrösten. Dann nach und nach die passierten Tomaten, den zerbröckelten Pumpernickel und die Rosinen zufügen. Soviel Marinade angießen, dass das Bratenstück zu zwei Dritteln darin liegt. Alles erhitzen, den Deckel auflegen und auf kleinstem Feuer, besser noch bei 120 Grad (Heißluft /140 Grad Ober- und Unterhitze) in den Ofen stellen. Drei Stunden gar ziehen lassen. Am Ende den Bratenfond durch ein Sieb passieren, mit einem Teil – etwa 3 bis 4 Esslöffel – des Wurzelgemüses glatt mixen, gut abschmecken, am Ende ein paar Spritzer Balsamico und die eiskalte Butter untermixen, damit die Sauce glänzt, mit Salz abschmecken. Den Sauerbraten ganz dünn quer zur Faserrichtung aufschneiden. Lieber drei dünne Scheiben als eine dicke auf dem Teller. Beilage: Kartoffelpüree – aus Salzkartoffeln, mit etwas heißer Milch und einem Stück Butter glatt gestampft, mit Muskat und Zitronenschale gewürzt. Und ein grüner Salat. Getränk: Ein guter Spätburgunder, am liebsten von der Ahr. Rheinischer Sauerkrauteintopf mit gesottenem Schweinebauch Ein herzhafter Eintopf, den man im tiefen Teller serviert, das Fleisch (durchwachsener Schweinebauch) wird am Stück gegart und dann vor den Augen der Gäste in Scheiben tranchiert und obenauf gelegt. Unbedingt einen Klecks scharfen Senf darauf geben. Für 6 bis 8 Personen: 200 g weiße Bohnenkerne, 100 g getrocknete Erbsen, 1 kg frischer Schweinebauch, 2 Lorbeerblätter, Pfeffer, Salz, 1 mittelgroße getrocknete Chilischote, 1 Möhre, 1dünne Lauchstange, 1 Stück Sellerieknolle, 1 Zwiebel, 75 g Bauchspeck in feinen Scheiben, 2 EL Rapsöl oder Schweineschmalz, 2-3 Knoblauchzehen, 600 g Kartoffeln, 500 g Dicke Bohnenkerne (Tiefkühl), 2 gehäufte EL getrockneter Majoran, ca. 800 g Sauerkraut, Salz, Pfeffer, glatte Petersilie Die Bohnenkerne und Erbsen in einer Schüssel handbreit mit Wasser bedeckt über Nacht einweichen. Dann abgießen, in einen breiten Topf geben, mit frischem Wasser bedecken. Das Stück Schweinebauch, mit der Schwarte nach unten, zwischen Bohnen und Erbsen betten und langsam ohne Deckel zum Kochen bringen. Nach dem ersten Aufwallen, wenn sich der Schaum wieder gelegt hat, die Lorbeerblätter, ausreichend Salz (auch die Hülsenfrüchte brauchen jetzt schon Salz) und Pfeffer zufügen sowie die entkernte und zerkrümelte Chilischote. Hitze reduzieren und jetzt auf kleinem Feuer eine gute Stunde sanft garziehen lassen. Die Bohnenkerne sollen weich sein, dürfen aber nicht zerfallen. Das Fleisch sollte butterzart sein. In der Zwischenzeit Möhre, Lauch, Sellerie und Zwiebel schälen und in halbzentimeterkleine Würfel, den Speck in feine Streifen schneiden. In einem ausreichend großen Topf Öl (oder Schmalz) erhitzen, den Speck darin ein wenig anrösten. Dann die Wurzelgemüse zufügen, auch den zerdrückten Knoblauch. Die etwas größer gewürfelten (ca. 2 cm) Kartoffeln in den Topf geben und den zwischen den Fingern zerrebbelten Majoran unterrühren. Ein wenig salzen und gut pfeffern. Soviel Brühe von den Bohnen und Erbsen zugeben, dass alles leicht bedeckt ist und zugedeckt 20 Minuten gar dünsten lassen. Erst wenn die Kartoffeln tatsächlich weich sind, das zerzupfte Sauerkraut, die von der derben Haut befreiten Dicken Bohnen sowie die gegarten Bohnen und Erbsen samt ihrer Brühe zugeben. Jetzt alles miteinander gut 10 Minuten leise köcheln. Die Petersilie feingehackt unterrühren und alles nochmals abschmecken. Den Schweinebauch in dünne Scheiben schneiden und auf dem Eintopf in tiefen Tellern servieren. Schnittlauchröllchen drüber streuen. Beilage: Herzhaftes Bauernbrot. Getränk: Kölsch oder Alt. Oder ein knackiger Riesling von der Mosel. Waffeln mit Quarkschaum Das Lieblings-Kinderessen überhaupt. Am besten bäckt man sie gleich am Tisch, denn sie werden einem ja ohnehin sofort aus der Hand gerissen. Für vier bis sechs Personen (ca. 10 Stück): 125 g Butter, 150 g Weizenmehl (Type 405), ½ TL Backpulver, 3 Eier, 200 ml Milch (oder halb Sahne/halb Milch), 1 Prise Salz, 50 g Zucker, Fett für das Waffeleisen Für den Quarkschaum: 250 g Magerquark, 3-4 EL Apfel- oder Rübenkraut (Sirup), Zitronensaft und –schale, 150 g Sahne Die Butter in einem Topf zerlassen. Für einen herzhafteren, nussigen Geschmack die Butter noch weiter erhitzen bis sie goldbraun wird. Abkühlen lassen. Mehl und Backpulver in der Rührschüssel mischen. Eier, Butter und Milch zufügen, Salzprise und Zucker unterrühren. Den Teig eine halbe Stunde ruhen lassen. In der Zwischenzeit das Waffeleisen aufheizen. Mit einer kleinen Suppenkelle oder einem Esslöffel ungefähr die Menge von 2 EL in das gefettete Waffeleisen geben und verteilen. Das Waffeleisen schließen – wobei nichts herausquellen darf – und die Waffel goldgelb backen. Tipp: Auch wenn das Waffeleisen antihaftbeschichtet ist: Ein bisschen Fett tut gut. Entweder mit einem Pinsel zerlassene Butter auftragen oder – und das schmeckt besonders köstlich – mit einer Speckschwarte vom Bauchspeck abreiben. Der Quarkschaum ist wirklich im Handumdrehen gemacht. Den Quark mit Rübenkraut, Zitronensaft und –schale glatt rühren, die steifgeschlagene Sahne unterziehen. Getränk: Espresso oder ein Gläschen Himbeerlikör.
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