Zürich, 20. Februar 2015 Economic Research Raiffeisen Economic Research [email protected] Tel. +41 044 226 74 41 Wochenausblick #9 Datum Zeit 23.02. 10:00 Land Ereignis/Indikator DE Ifo Geschäftsklima Feb 24.02. 15:00 USA S&P Case Shiller 20 City, mom Dez 24.02. 16:00 USA "Testimony" Janet Yellen 25.02. 02:45 CN HSBC Manufacturing PMI Feb 49.7 49.5 Abkühlung in der Industrie verläuft weiter in geordneten Bahnen 26.02. 11:00 IT ISTAT Geschäftsklima Feb 97.1 98.0 Unternehmen wieder etwas zuversichtlicher 26.02. 14:30 USA Konsumentenpreise, yoy Jan 0.8% -0.1% Niedrige Ölpreise und starker Dollar wirken dämpfend 26.02. 14:30 USA Aufträge langlebige Güter, mom Jan -3.3% 1.6% USD-Aufwertung beeinträchtigt Exporte und Investitionen 27.02. 09:00 CH Feb 97.0 90.0 Erneuter Rückgang wahrscheinlich 27.02. 14:30 USA BIP-Wachstum, 2. Schätzung Q4 2.6% 2.1% Lager und Nettoexporte schwächer als zunächst erwartet KOF Konjunkturbarometer Vorwert Konsens Kommentar 106.7 107.6 Stimmung sollte sich weiter leicht verbessern 0.74% Zeitpunkt und Tempo der geldpolitischen Straffung im Fokus Fed dürfte Zinsen gegen Mitte Jahr erhöhen "Grexit-Szenario" hat Schrecken verloren Fokus: Der Ölpreis macht den Unterschied Das aktuelle Sitzungsprotokoll der US-Notenbank hat keine neuen wesentlichen Hinweise geliefert. Die neuen Instrumente zur Liquiditätsabschöpfung, allen voran die Reverse Repos, werden noch getestet, sollten aber in den kommenden Monaten genügend ausgereift sein. Nötig geworden ist der neue Mechanismus aufgrund des ausserordentlichen Anstiegs der Notenbankguthaben, der den Interbankenmarkt für Giroguthaben zum Erliegen gebracht hat (siehe Wochenausblick vom 10.10.14). Für den Zeitpunkt des Zinsschritts scheint es im FOMC aber noch keinen Konsens zu geben. Aus dem Protokoll geht hervor, dass ungefähr die Hälfte der Mitglieder den Zinsschritt weiter hinausschieben will, während die andere eine Zinserhöhung in wenigen Monaten anstrebt. Letztere haben nach der Januar-Sitzung etwas Aufwind erhalten: Der Arbeitsmarktbericht zeigte neben robustem Beschäftigungswachstum auch wieder stärker steigende Löhne. Dies hat einige FOMC-Mitglieder dazu bewogen, sich öffentlich für eine Zinserhöhung im Juni stark zu machen. Darunter war auch ein Fed-Repräsentant, der bisher eher zu einem späteren Schritt tendierte. Ob sich die Kräfteverhältnisse im Gremium inzwischen tatsächlich verschoben haben, könnte sich nächste Woche zeigen. Janet Yellen wird in beiden Kammern des Kongresses den halbjährlichen Bericht der Notenbank zur Geldpolitik vorstellen und dabei auch Fragen der Parlamentarier beantworten. In letzter Zeit ist in den USA etwas Sand in das Getriebe des kräftigen Wirtschaftsaufschwungs geraten. Insbesondere seit Jahresbeginn fallen die meisten Konjunkturdaten unter den hohen Erwartungen aus. Diese Woche war dies wieder bei der Industrieproduktion und den Immobiliendaten der Fall. Die starke Aufwertung des USD wirkt bremsend, ähnlich wie eine Verschärfung der Geldpolitik. Insgesamt deuten die bisherigen Indikatoren für Q1 aber dennoch auf eine solide Dynamik hin. Sollten sich die Daten im Februar und März ähnlich entwickeln wie bisher, ist ein annualisiertes BIP-Wachstum von rund 2.5% zu erwarten, also immer noch über Potential. Nächste Wo- Economic Research 0.60% Immobilienindikatoren seit Mitte 2014 im leichten Aufwärtstrend che dürften sich die Aufträge für langlebige Güter erholen und die anhaltend positive Wachstumsdynamik bestätigen. Im Moment steht aber vor allem die Inflation im Fokus. Nächste Woche dürfte die Jahresrate von 0.8% auf knapp Null sinken. Aufgrund der Trendwende beim Ölpreis sollte sie im weiteren Jahresverlauf aber wieder Richtung 2% steigen (siehe Seite 2). Eine ähnliche Dynamik zeigt unsere Projektion auch für die Kerninflation: Sie wird durch die robuste Konjunktur unterstützt und sollte in den kommenden Monaten nur moderat fallen. Alles in allem ist ein Zinsschritt im Juni daher weiter plausibel. Wenn sich die Zinsdiskussion in den kommenden Wochen und Monaten intensiviert, dürften die Unsicherheiten an den Märkten zunehmen. Momentan ist die Marktvolatiliät aber nicht auf erhöhten Niveaus. Daran hat in den letzten Tagen auch das Thema Griechenland nichts geändert. Die Verhandlungen über eine Fortsetzung des Hilfsprogramms ziehen sich in die Länge. Es zeigt sich jedoch immer mehr, dass Griechenland nicht in einer vorteilhaften Verhandlungsposition ist. Die griechischen Banken leiden unter Kapitalabflüssen und sind stark von Notkrediten abhängig, welche die griechische Notenbank zur Verfügung stellt. Ministerpräsident Tsipras ist es zudem nicht gelungen andere schuldengeplagte Krisenländer von seinem Kurs zu überzeugen. Schlussendlich setzt sich im Markt immer mehr die Ansicht durch, dass ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") keine dramatischen Folgen für die europäischen Finanzmärkte und die Konjunktur haben dürfte. In den letzten Tagen ist es daher auch nicht zu Sichere-Hafen-Kapitalflüssen gekommen. In diesem Umfeld konnte sich EUR/CHF weiter erholen und stieg auf über 1.07. Unsere Dreimonatsprognose ist damit bereits erreicht. Im weiteren Jahresverlauf dürfte EUR/CHF weiter steigen und somit den Druck auf den Schweizer Exportund Tourismussektor nochmals mildern. Mit dem Anstieg des EUR/CHF hat sich auch die Situation bei den Zinsen wieder entspannt. Die Renditen für zehnjährigen Eidgenossen notieren wieder knapp über Null. [email protected] Fokus: Der Ölpreis macht den Unterschied Zürich, 20. Februar 2015 Die Schweiz fällt bei der Entwicklung der Konsumentenpreise ein wenig aus dem Rahmen. Grund dafür ist die Raiffeisenund Economic Research Aufhebung des Mindestkurses der darauf folgende [email protected] Wechselkursschock. Zwar macht sich der höhere Ölpreis Tel. +41 044 226 74 41 auch bei den Schweizer Energiepreisen bemerkbar. Tagesaktuelle CHF-Heizölpreise zeigen bereits wieder ein Niveau über dem vor der Freigabe des Wechselkurses. Damit sollten sich die Energiepreise im Februar ebenfalls nicht mehr negativer auf die Gesamtinflationsrate auswirken. Im Gegensatz dazu wird sich die Frankenaufwertung aber in zahlreichen anderen Preiskategorien bei den Februarzahlen niederschlagen. Meldungen aus dem Detailhandel lassen aufgrund der plötzlichen, massiven Wechselkursanpassung im Vergleich zu früheren Aufwertungsperioden eine deutlich schnellere Transmission niedrigerer CHFImportpreise erwarten. Die Trendumkehr bei der Schweizer Inflation wird sich damit etwas verzögern. Wir rechnen aber auch hier in der zweiten Jahreshälfte mit einer allmählichen Rückkehr der Jahresrate Richtung Null (siehe Grafik). Economic Research Der Sturzflug beim Ölpreis wurde gestoppt. Die Ölsorte Brent hat sich seit Ende Januar um mehr als 20% auf über 60 USD/Fass verteuert. Die Trendumkehr basiert auf der Erwartung einer Verringerung des Überangebots im weiteren Jahresverlauf – untermauert durch die deutlich abnehmende Anzahl aktiver Bohrlöcher und erste Insolvenzen von Fracking-Unternehmen in den USA. Wochenausblick #8 Die Ölpreisentwicklung wird sich weltweit massgeblich auf den künftigen Verlauf der Inflationsraten auswirken. Die Energiepreise waren seit Mitte letzten Jahres der Treiber stark sinkender Konsumentenpreise. Auch in den konjunkturell robusten USA sollten die kommende Woche anstehenden Januar-Inflationszahlen nochmals einen Fall der Gesamtjahresrate auf nahezu Null zeigen - im Vergleich zu noch über 2% vor nur einem halben Jahr. Damit wird jedoch der Tiefpunkt erreicht sein. Dies sollte bereits nächste Woche durch die ersten Februar-Preisdaten aus dem Euroraum bestätigt werden. Im gemeinsamen Währungsraum ist die Inflationsrate zu Jahresbeginn ölpreisbedingt deutlich in den negativen Bereich gerutscht. Die jüngste Erholung bei den Energiepreisen kehrt den Effekt jedoch schnell um. In unserem Basisszenario eines weiteren moderaten Ölpreisanstiegs auf 70 USD/Fass innerhalb der nächsten 12 Monate wird die Inflationsrate im Euroraum kurzfristig zwar noch negativ bleiben, aber ab sofort auf einen Aufwärtstrend umschwenken. Bis Anfang 2016 würde die Jahresrate somit wieder Richtung 1.5% steigen. In den USA sogar über die 2%-Marke (siehe Grafik). Bei der Projektion gehen wir davon aus, dass die nachlaufenden, indirekten preisdämpfenden Effekte des niedrigeren Rohstoffpreisniveaus die Kerninflation (Gesamtrate ohne Energie und Nahrungsmittel) in diesem Jahr nur leicht nach unten ziehen. Denn die verbesserte konjunkturelle Lage verringert den Druck für weitere Preisnachlässe. In der Eurozone bedeutet der schwache Euro-Wechselkurs zudem steigende Importpreise. Die Deflation dürfte also von kurzfristiger Natur bleiben. Ölpreiseffekt kehrt sich um Konsumentenpreise, in % ggü. Vorjahr 2.5 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 -1.0 -1.5 -2.0 01/14 04/14 07/14 10/14 01/15 04/15 07/15 10/15 Schweiz Euroraum USA Quelle: EU-Kommission, Raiffeisen Research Wieder steigende Inflationsraten sollten in den kommenden Monaten übertriebene Deflationsängste abklingen lassen und sich grundsätzlich positiv auf die langfristigen Nominalzinsen auswirken. Dies gilt nicht nur für die USA, wo die Treasury-Renditen in den letzten Wochen bereits zugelegt haben, sondern trotz des im März beginnenden Staatsanleihenkaufprogramms abgeschwächt auch für die Eurozone. In der Schweiz stehen bis auf weiteres die Negativzinsen der SNB einem stärkeren Zinsanstieg am langen Ende entgegen. Eine schneller als erwartete Erholung des Ölpreises würde die Trendumkehr bei den Konsumentenpreisen sogar nochmals beschleunigen. Im Szenario einer kräftiger wachsenden Weltwirtschaft zusammen mit einer stärkeren Einschränkung der Ölförderung könnte sich der Ölpreis schnell wieder der 100 USD-Marke nähern. Dann würde die Inflationsrate im Euroraum auf Jahressicht die 2%-Marke überschreiten und in den USA sogar Richtung 4% marschieren. Der Effekt steigender Ölpreise fällt in den Vereinigten Staaten wegen des geringeren Steueranteils bei den Endverbraucherpreisen für Energieprodukte stärker aus. Aktien SMI S&P 500 Euro Stoxx 50 DAX CAC Quelle: Bloomberg 20.02.2015 09:42 Economic Research Projektion Basisszenario 2.0 [email protected] Währungen/Rohstoffe aktuell %, 5 Tage %, YTD 8903 2097 3476 10978 4820 2.9 1.4 0.8 0.1 1.3 -0.9 1.9 10.5 12.0 12.8 aktuell EURCHF USDCHF EURUSD Gold Öl (Brent) 1.079 0.952 1.134 1207 60.3 Zinsen %, 5 Tage %, YTD 1.6 2.1 -0.5 -1.8 -2.0 -10.1 -4.2 -6.3 1.9 5.1 CHF USD EUR (DE) GBP JPY 3M 10YR bp, YTD -0.90 0.26 0.05 0.56 0.10 0.06 2.10 0.37 1.81 0.39 -26 -8 -17 5 6 Zürich, 20. Februar 2015 TEAM Economic Research HERAUSGEBER Raiffeisen Schweiz, Economic Research Chefökonom Martin Neff Brandschenkestrasse 110d, CH-8002 Zürich Tel.: 044 226 74 41 E-Mail: [email protected] Raiffeisen Economic Research Roland Kläger Schweiz Tel.: 044 226 74 22 E-Mail: [email protected] Alexander Koch [email protected] EWU, Deutschland Tel.: 044 226 74 37 +41 044 226 74 41 Tel. E-Mail: [email protected] Santosh Brivio Rohstoffe, Weltwirtschaft Tel.: 044 226 74 35 E-Mail: [email protected] Domagoj Arapovic USA, Weltwirtschaft Tel.: 044 226 74 38 E-Mail: [email protected] Wochenausblick #8 Möchten Sie diese Publikation abonnieren? Der Wochenausblick kann unter http://www.raiffeisen.ch/web/research+publikationen abonniert werden. Wichtige rechtliche Hinweise Kein Angebot Die in dieser Publikation veröffentlichten Inhalte werden ausschliesslich zu Informationszwecken bereitgestellt. Sie stellen also weder ein Angebot im rechtlichen Sinne noch eine Aufforderung oder Empfehlung zum Erwerb resp. Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Diese Publikation stellt kein Kotierungsinserat und keinen Emissionsprospekt gem. Art. 652a bzw. Art. 1156 OR dar. Die alleine massgeblichen vollständigen Bedingungen sowie die ausführlichen Risikohinweise zu diesen Produkten sind im entsprechenden Kotierungsprospekt enthalten. 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