Zürich, 13. Februar 2015 Economic Research Raiffeisen Economic Research [email protected] Tel. +41 044 226 74 41 Wochenausblick #8 Datum Zeit 16.02. 00:50 Land Ereignis/Indikator JP BIP-Wachstum, qoq 16.02. 17:30 EZ Griechenland-Gespräche 17.02. 02:30 CN Preise neuer Wohnimmobilien, yoy Jan 18.02. 14:30 USA Baugenehmigungen 18.02. JN 18.02. 15:15 Q4 Vorwert Konsens Kommentar -0.5% 0.9% Privatkonsum und Nettoexporte erholen sich nach deutlich Nächste Verhandlungsrunde im Schuldenpoker (siehe Seite 2) -4.3% Preiskorrektur setzt sich fort Jan 1032k 1070k Niedrige Hypozinsen und Stellenwachstum sprechen für Anstieg USA Industrieproduktion, yoy Jan 4.9% 5.6% 18.02. 20:00 USA FOMC Sitzungsprotokoll Jan 19.02. 08:00 CH Handelsbilanzsaldo (in Mrd. CHF) Jan 1.52 19.02. 16:00 EZ Konsumentenvertrauen Feb -8.5 -8.0 Sinkende Preise verbessern Konsumentenstimmung 20.02. 10:00 EZ Composite PMI Feb 52.6 53.0 Schwacher Euro und tiefer Ölpreis verbessern Stimmung BoJ-Zinsentscheid JPY-Schwäche deutet nicht auf unmittelbare BoJ-Massnahmen hin Ansichten zu internationalen Risiken im Fokus Politische Risiken in Europa bleiben hoch US-Arbeitsmarkt auf Hochtouren Fokus: Griechenlands Schuldenpoker Die schwierigen Verhandlungen zwischen Griechenland und den europäischen Partnern über die Fortsetzung des Hilfsprogramms haben nicht zu einer schnellen Einigung geführt. Die Gefahr des Scheiterns der Verhandlungen bleibt vorerst real. Wir halten es aber für wahrscheinlicher, dass ein Kompromiss gefunden wird, der zumindest für die kommenden Monate die Zahlungsfähigkeit Griechenlands sicherstellt (siehe Seite 2). Die prekäre Lage in der Ukraine hat sich nach den Verhandlungen in Minsk nicht weiter verschärft. Am kommenden Sonntag um Mitternacht soll ein Waffenstillstand in Kraft treten. Kurzfristig ist somit keine weitere Eskalation des Konflikts zu erwarten. Neue scharfe Sanktionen gegen Russland oder Waffenlieferungen an die Ukraine sind für den Moment unwahrscheinlich. Die europäischen Aktienbörsen haben darauf positiv reagiert, insbesondere in der Ukraine und Russland. Für Erleichterung in Kiew sorgte auch der IWF-Kredit, mit dem nun ein baldiger Staatsbankrott unwahrscheinlich geworden ist. Ohne eine politische Lösung, welche den Status der Ostukraine dauerhaft regelt, dürfte die Unsicherheit aber weiter gross bleiben. Doch auch unter Berücksichtigung der Risiken in Griechenland und der Ukraine zeichnet sich grundsätzlich eine leichte Konjunkturbeschleunigung in der Eurozone ab. Die Unternehmensstimmung und das Konsumentenvertrauen haben zuletzt wieder einen Aufwärtstrend eingeschlagen. Die Unternehmen profitieren von niedrigen Energiepreisen sowie besseren Exportaussichten infolge des schwachen Euros. Den Verbrauchern bescheren die sinkenden Preise Kaufkraftgewinne. Die Stimmungsindikatoren dürften deshalb auch nächste Woche ordentliche Konjunkturperspektiven anzeigen. In den BIP-Daten für das Schlussquartal 2014 zeigt sich bereits eine Wachstumsbeschleunigung. Nach 0.2% im Q3 legte das Euroraum-BIP im Q4 um 0.3% gegenüber Vorquartal zu. Economic Research Keine Anzeichen für Abkehr vom Aufwärtstrend Schweizer Franken wird im Jahresverlauf zur Belastung Während sich die Dynamik in Deutschland nach zwei schwachen Quartalen stark verbesserte (+0.7%), kamen aus Frankreich (+0.1%) und Italien (0.0%) zum Jahresende nach wie vor wenig Wachstumsimpulse. Neben Griechenlands Schuldenpoker steht nächste Woche vor allem das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung im Fokus der Märkte. Es sollte Aufschluss darüber geben, was genau mit dem neuen Passus im Communiqué gemeint ist, wonach die Fed bei ihrem Zinsentscheid auch internationale Entwicklungen berücksichtigen wird. Neben der aktuell niedrigen Inflation könnte die Fed beispielsweise auch eine weitere starke Dollaraufwertung zum Anlass nehmen, die Zinserhöhung zu verschieben. Im Moment ist dies jedoch nicht angezeigt und grundsätzlich fiel die Lagebeurteilung der Notenbank optimistisch aus. Wenn Janet Yellen am 24. Februar im Rahmen der halbjährlichen Anhörungen vor den Kongress tritt, dürfte diese Einschätzung immer noch zutreffen. In den letzten 3 Monaten wurden über eine Million neue Stellen geschaffen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne haben sich zwar nur leicht verbessert. Weil aber die mittlere Wochenarbeitszeit in den letzten Monaten zugenommen hat, ist das erzielte Arbeitseinkommen dennoch spürbar gestiegen. In den Detailhandelszahlen für Dezember und Januar hat sich das noch nicht wiedergespiegelt. Ein wesentlicher Teil des zusätzlich verfügbaren Einkommens wurde gespart. Fundamental bleiben die Perspektiven für das Lohnwachstum und den Privatkonsum in den USA aber durchwegs positiv. Und im weiteren Jahresverlauf sollte das mit einer zeitlichen Verzögerung wieder zu einer stärkeren Konsumneigung führen. Mit den guten Arbeitsmarktzahlen haben sich die Zinserhöhungserwartungen wieder leicht nach vorne verschoben, wodurch der Rückgang bei den Langfristzinsen gestoppt wurde. In den letzten zwei Wochen ist die zehnjährige Treasury-Rendite um 35 Basispunkte angestiegen. Das Sitzungsprotokoll könnte weitere Hinweise liefern, die unsere Einschätzung einer Zinserhöhung gegen Mitte Jahr unterstützen. [email protected] Rahmen der Rettungsprogramme bereits mehrfach Zürich, 13. Februar 2015 nach unten angepasst. Die Laufzeit der Kredite beträgt bis zu 40 Jahre. Und die Zinsbelastung betrug letztes Jahr effekRaiffeisen Economic Research tiv unter 3.0% des BIP, was einem durchschnittlichen [email protected] Zinssatz von sehr niedrigen 1.5% entspricht. Ein weiteres Tel.kann +41 044 74 41 Entgegenkommen der Gläubiger die226 Bedingungen nicht mehr viel aber doch ein wenig weiter verbessern. Vor allem die Vertreter anderer Schuldenkrisenländer können eine starke Aufweichung der Auflagen zuhause nicht verkaufen. Eine Zinsbelastung in Richtung 2.0% des BIP in diesem Jahr ist aber denkbar. Ein sehr moderater Wert nahe dem Deutschlands (siehe Grafik). Fokus: Griechischer Schuldenpoker Economic Research Das Hilfsprogramm für Griechenland läuft Ende dieses Monats aus. Im Gegensatz zu Irland und Portugal bleibt der Hellenischen Republik der Kapitalmarktzugang weitgehend versperrt. Es werden weitere Hilfsmittel benötigt, um Forderungen des IWF und der EZB im weiteren Jahresverlauf bedienen zu können. Die neue griechische Regierung besteht jedoch auf einer radikalen Abkehr vom bisherigen Hilfsprogramm und dessen Auflagen. Die Angriffslust stützt sich wohl unter anderem darauf, dass die öffentlichen Gläubiger bei einem Scheitern der Verhandlungen viel zu verlieren haben. Mittlerweile halten sie mehr als 80% der griechischen Staatsschulden von insgesamt 320 Mrd. Euro. Zudem erzielte Griechenland im letzten Jahr einen Primärüberschuss. Das heisst, abzüglich der Zinszahlungen konnte der Staat seine Ausgaben mit den laufenden Einnahmen decken. Damit könnte man auf den ersten Blick schliessen, dass Griechenland in einer überlegenen Verhandlungsposition ist. Wochenausblick #8 Griechische Zinsbelastung ist nicht erdrückend In % des BIP 200 180 160 Schulden 140 Diese Sichtweise hat sich allerdings bei den Verhandlungen diese Woche ganz und gar nicht bestätigt. Die teilweise radikalen griechischen Forderungen finden bei den Verhandlungspartnern keine Unterstützung. Es wird offen von einem Ende der Hilfsleistungen gesprochen. Der EZBBeschluss die Refinanzierungsmöglichkeiten der griechischen Banken einzuschränken hat die Achillesferse Griechenlands aufgezeigt: Der Zugang zu Liquidität. Die Banken können zwar bis auf weiteres Notfall-Liquidität direkt von der griechischen Notenbank beziehen (Emergency Liquidity Assistance). Ohne Hilfsprogramm müsste der EZB-Rat aber auch diesen Kanal schliessen. Dies würde die Banken hart treffen, zumal sich die Kapitalflucht von Sparern seit Dezember wieder beschleunigt hat. Quelle: Bloomberg 13.02.2015 10:03 Economic Research Frankreich 80 60 Deutschland Schweiz 0 1 %, 5 Tage %, YTD 8659 2088 3450 10990 4762 0.8 1.3 1.5 1.3 1.5 -3.6 1.4 9.6 12.1 11.5 3 4 5 6 Zinsausgaben Quelle: EU-Kommission, Raiffeisen Research [email protected] aktuell EURCHF USDCHF EURUSD Gold Öl (Brent) 2 Bislang verliefen die Gespräche wie es die EU Kommission explizit ausdrückt "nicht sehr fruchtbar", und ein unkoordinierter Zahlungsausfall Griechenlands ist, nicht zuletzt aufgrund des Drucks auf die griechische Regierung ihre weitreichenden Wahlversprechen einzulösen, nicht auszuschliessen. Wir halten jedoch eine Überbrückungslösung weiterhin als wahrscheinlicher – mit schwierigen aber lohnenswerten Zugeständnissen auf beiden Seiten. Auf jeden Fall drängt die Zeit. Zahlreiche europäische Parlamente müssen einer Lösung noch zustimmen. Und ohne neues Programm müsste die EZB die Liquiditätsversorgung für die griechischen Banken kappen. Damit würde Griechenland auch keine kurzfristigen Gelder mehr am Markt bekommen, die sie vornehmlich über inländische Banken aufnimmt. Ein rascher Zahlungsausfall wäre dann die Folge und damit zumindest kurzfristige Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten mit der Wahrscheinlichkeit neuer Sichere-Hafen-Kapitalflüsse, auch in die Schweiz. Der Schuldenpoker geht am Montag offiziell weiter. Dann müssen die Karten auf den Tisch. Währungen/Rohstoffe aktuell Spanien 20 0 Dennoch, auch mit einer Einigung ohne direkten Schuldenschnitt könnte Griechenland trotz der sehr hohen Schuldenquote von 175% des BIP vergleichsweise gut zurechtkommen. Denn der Schuldendienst wurde im SMI S&P 500 Euro Stoxx 50 DAX CAC Italien 120 100 40 Damit stellt sich die griechische Verhandlungsposition äusserst wackelig dar. Ohne einen Kompromiss steht das griechische Bankensystem vor dem Kollaps. Damit wäre auch das zarte Pflänzchen der begonnenen konjunkturellen Erholung zertrampelt. Die Wirtschaft würde nach einer Schrumpfung von bereits einem Fünftel seit 2008 erneut einbrechen. An einen Primärüberschuss wäre dann in diesem Jahr nicht mehr zu denken. Auch ohne dieses Szenario haben sich die Wachstumsaussichten durch die Neuwahlen bereits spürbar abgeschwächt. Steuerzahlungen werden seit dem Jahreswechsel in grossem Stil zurückgehalten und die Unsicherheit lähmt. Aktien Griechenland 1.061 0.928 1.143 1227 60.3 Zinsen %, 5 Tage %, YTD 1.2 0.2 1.0 -0.6 4.4 -11.7 -6.7 -5.5 3.6 5.3 CHF USD EUR (DE) GBP JPY 3M 10YR bp, YTD -0.92 0.26 0.05 0.56 0.10 0.03 1.99 0.34 1.68 0.42 -29 -18 -20 -7 10 Zürich, 13. Februar 2015 TEAM Economic Research HERAUSGEBER Raiffeisen Schweiz, Economic Research Chefökonom Martin Neff Brandschenkestrasse 110d, CH-8002 Zürich Tel.: 044 226 74 41 E-Mail: [email protected] Raiffeisen Economic Research Roland Kläger Schweiz Tel.: 044 226 74 22 E-Mail: [email protected] Alexander Koch [email protected] EWU, Deutschland Tel.: 044 226 74 37 +41 044 226 74 41 Tel. E-Mail: [email protected] Santosh Brivio Rohstoffe, Weltwirtschaft Tel.: 044 226 74 35 E-Mail: [email protected] Domagoj Arapovic USA, Weltwirtschaft Tel.: 044 226 74 38 E-Mail: [email protected] Wochenausblick #8 Möchten Sie diese Publikation abonnieren? Der Wochenausblick kann unter http://www.raiffeisen.ch/web/research+publikationen abonniert werden. Wichtige rechtliche Hinweise Kein Angebot Die in dieser Publikation veröffentlichten Inhalte werden ausschliesslich zu Informationszwecken bereitgestellt. 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