Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK 9. Dezember 2016 Nach der Sitzung ist vor der Sitzung REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected] HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 50 mit Prognosen .......................................................................... 3 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4 2.1 Aktien: Gewinne laufen lassen! .............................................................................................. 4 2.2 USA: Adventszeit, Zinserhöhungszeit .................................................................................... 5 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Ulf Krauss Tel.: 0 69/91 32-47 28 EZB-Entscheidung: Das Gegenteil von Tapering Eurozone, indexiert 1.1.1999 = 100 600 600 550 550 500 500 EZB-Bilanzsumme 450 450 400 400 350 350 300 300 Geldmenge M1 250 200 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. 200 Kreditvergabe 150 100 250 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 150 17 18 100 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Erwartungsgemäß hat die Europäische Zentralbank das Programm zum Nettoerwerb von Vermögenswerten verlängert. Sie reduziert aber das monatliche Volumen von 80 auf 60 Mrd. Euro. Die EZB-Entscheidung kann als Anwendung einfacher Physik interpretiert werden. In Umkehrung eines Zitats aus dem Kult-Film Blade Runner: „The light that burns twice as bright burns half as long“ hat sie das Tempo der Anleihekäufe reduziert. Sie will das liebgewonnene Programm möglichst lange als (geld)politisches Instrument nutzen. Im Grunde hat der EZB-Rat trotz der Drosselung genau das Gegenteil eines sogenannten „Taperings“, also der schrittweisen Beendigung eines QE-Programms, im Sinn. Zudem hat Mario Draghi betont, dass bei einem eingetrübten Ausblick, worunter man viel subsumieren kann, der Umfang und/oder die Dauer der Ankäufe zügig ausgeweitet würden. Durch die Drosselung des Ankaufvolumens gewinnt die EZB Handlungsspielraum für Krisenfälle. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 W OCHENAUSBLICK Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00 1.2 Wochen-Quartals-Tangente Was war das für eine Woche an den Kapitalmärkten! Es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet die Ablehnung des Verfassungsreferendums in Italien und der Rücktritt von Ministerpräsident Renzi den Startschuss für eine zumindest in diesem Jahr beispiellose Erholungsrally gaben. Der DAX (S. 4) konnte sich aus seiner lethargischen Seitwärtsbewegung lösen, schaffte ein Jahreshoch und legte im Wochenvergleich über 6 % zu. Dazu beigetragen hat sicherlich die EZB, die ihr Anleihekaufprogramm bis Ende 2017 verlängert hat. Die seit der Finanzkrise bewährte Gleichung „politische Unsicherheit = expansivere Geldpolitik = steigende Aktienmärkte“ ist mal wieder aufgegangen. Trotz der divergierenden transatlantischen Geldpolitik hielten sich die Ausschläge am Rentenmarkt in Grenzen. Während Bundesanleihen per saldo auf der Stelle traten, verbuchten US-Treasuries sogar leichte Kursgewinne. Der Euro-Dollar-Kurs zeigte sich auf Wochensicht weitestgehend stabil. Das Thema divergierende Geldpolitik bzw. die Frage „Wie weit entfernt sich die Fed von der EZB?“ dürfte 2017 das Marktgeschehen weiter beeinflussen. Die Berichtswoche könnte einen Vorgeschmack darauf liefern. Der EZB-Rat hat mit seiner Entscheidung, die Anleihekäufe zu verlängern, auch Sorgen vor einem baldigen Tapern weggefegt. 2017 wird die EZB der Fed noch nicht folgen. Im Euroraum gibt die Geldpolitik weiter Gas. Zwar soll das Ankaufvolumen ab April 2017 von 80 auf 60 Mrd. Euro monatlich reduziert werden, doch sind für 2017 insgesamt Ankäufe in Höhe von 780 Mrd. Euro geplant, nach 900 Mrd. Euro in diesem Jahr. Zudem werden wie erwartet einige Parameter des Ankaufprogramms geändert, um der drohenden Knappheit an ankaufbaren Anleihen in einigen Marktsegmenten zu begegnen. Wie weit wird, kann und möchte sich also die US-Geldpolitik von der europäischen auch mit Blick auf den US-Dollar entfernen? Die Fed wird in der Berichtswoche mit hoher Wahrscheinlichkeit das erste und einzige Mal in diesem Jahr ihren Leitzins anheben (S. 5). Doch was kommt dann? Aktuell ist die US-Fiskalpolitik unter einem Präsidenten Trump ebenso schwer einschätzbar wie das, was die US-Geldpolitik daraus macht. Dies birgt durchaus die eine oder andere Unsicherheit für die Kapitalmärkte. Wir rechnen nicht damit, dass die Fed 2017 einen aggressiven Zinserhöhungskurs einschlägt. In der Berichtswoche bietet sich den Aktienmärkten Zeit für eine Atempause. Die Konjunkturdaten aus dem Euroraum werden wenig Neues bieten. Aktien ebenso wie Anleiherenditen sind demgegenüber schon recht weit vorausgeeilt. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... 31.12.2015 01.12.2016 aktueller Stand* jeweils gg. Euro, % jeweils gg. Euro Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 US-Dollar 2,4 0,2 1,06 1,10 1,15 1,15 Japanischer Yen 7,8 0,4 121 115 115 115 Britisches Pfund -12,6 0,1 0,84 0,90 0,90 0,90 0,7 -0,2 1,08 1,08 1,08 1,08 Schweizer Franken in Bp % 3M Euribor -19 -1 -0,32 -0,30 -0,30 -0,30 3M USD Libor 34 1 0,95 0,90 0,90 0,90 10 jähr. Bundesanleihen -25 1 0,38 0,25 0,25 0,35 10 jähr. Swapsatz -24 -1 0,76 0,70 0,70 0,80 10 jähr. US-Treasuries 14 -4 2,41 2,10 2,10 2,30 10.800 11.300 11.600 48 50 52 1.300 1.400 1.450 % DAX 4,1 Index 6,1 11.179 % Brentöl $/B 44,6 -0,1 54 Gold $/U 10,3 -0,1 1.171 *Schlusskurse vom 08.12.2016 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 W OCHENAUSBLICK 1.3 Finanzmarktkalender KW 50 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 12.12.2016 Dienstag, 13.12.2016 11:00 DE Dez ZEW-Indikator 13,0 13,5 13,8 Mittw och, 14.12.2016 11:00 EZ Okt Industrieproduktion % m/m, s.a. % y/y, s.a. 0,1 0,8 0,2 k.A. -0,8 -1,3 14:30 US Nov PPI Erzeugerpreise, % m/m 0,1 0,1 0,0 14:30 US Nov PPI ohne Energie und Nahrungsmittel, % m/m 0,2 0,2 -0,2 14:30 US Nov Einzelhandelsumsätze, % m/m 0,3 0,3 0,8 0,5 0,5 0,8 14:30 US Nov Einzelhandelsumsätze ohne Pkw s, % m/m 15:15 US Nov Industrieproduktion, % m/m -0,3 -0,2 0,0 15:15 US Nov Kapazitätsauslastung; % 75,0 75,1 75,3 16:00 US Okt Lageraufbau; % m/m -0,1 -0,1 0,1 20:00 US 0,50-0,75 0,50-0,75 0,25-0,50 FOMC-Zinsentscheidung; % Donnerstag, 15.12.2016 09:30 09:30 10:00 DE DE EZ Dez Einkaufsmanagerindex (Verarb. Gew erbe, Vorabschätzung) 54,5 54,5 54,3 Dez Einkaufsmanagerindex (Dienstleistungen, Vorabschätzung) 55,0 54,8 55,1 Dez Einkaufsmanagerindex (Verarb. Gew erbe, Vorabschätzung) 53,7 53,6 53,7 Dez Einkaufsmanagerindex (Dienstleistungen, Vorabschätzung) 53,5 53,7 53,8 Bank of England Zinsentscheid; % 0,25 0,25 0,25 10:00 EZ 13:00 UK 14:30 US Dez Philadelphia Fed; Index 7,0 9,0 7,6 14:30 US Dez Empire State Umfrage; Index 4,0 2,6 1,5 14:30 US Nov CPI Konsumentenpreise % m/m % y/y 0,1 1,6 0,2 1,7 0,4 1,6 14:30 US Nov CPI ohne Energie & Nahrungsmittel % m/m % y/y 0,1 2,1 0,2 2,2 0,1 2,1 14:30 US Q3 Leistungsbilanzsaldo; Mrd. $ -110,0 -111,0 -119,9 14:30 US 10. Dez Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd 260 255 258 16:00 US Dez NAHB Housing Index 63 63 63 Freitag, 16.12.2016 14:30 US Nov Baubeginne Tsd (JR) 1.250 1.230 1.323 14:30 US Nov Baugenehmigungen Tsd (JR) 1.240 1.243 1.229 18:30 US Richmond Fed Präsident Lacker Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 3 W OCHENAUSBLICK 2 Im Fokus 2.1 Aktien: Gewinne laufen lassen! Markus Reinwand, CFA Tel.: 069/91 32-47 23 Der DAX hat zuletzt die 11.000er Marke übersprungen. War das der Startschuss zur Jahresendrally oder war das schon die Jahresendrally? Auf diesen Augenblick haben Anleger lange warten müssen, nun endlich ist es soweit: Der DAX schreibt im Jahresultimovergleich wieder schwarze Zahlen! Und dies, obwohl sich am vergangenen Sonntag das italienische Volk gegen eine Reform der Verfassung ausgesprochen hatte. Damit steht diese Abstimmung in der „Tradition“ bisheriger politischer Ereignisse mit Stolpersteincharakter wie Brexit oder US-Wahl, die an den Finanzmärkten bislang ohne größeren Sachschaden geblieben sind. Für die zahlreichen im kommenden Jahr anstehenden Wahlen und Weichenstellungen macht dies Mut, auch weil jüngsten Umfragen unter Volkswirten und Anlagestrategen zufolge die Wahlen in Europa und Trumps Außenpolitik von einer überwältigenden Mehrheit als die größten Risiken genannt werden. Getreu dem Motto „Was jeder schon weiß, macht keinen mehr heiß“ müsste die Unfallgefahr überschaubar sein. Also freie Bahn für eine Jahresendrally? Anleger feiern EZB Grundsätzlich zählt der Dezember zu den besten Monaten für Aktien. Allerdings ist die Performance häufig nur in den Jahren besonders positiv, in denen Aktien schon in den ersten elf Monaten gut gelaufen sind. Dies führt erfahrungsgemäß zu prozyklischen Anschlusskäufen. In diesem Jahr lag der DAX Ende November gegenüber dem Jahresultimo noch 1 % im Minus. Nach dem jüngsten Kurssprung beträgt die aktuelle Dezember-Performance schon 5 %. Gemäß dem historischen Muster besteht für die letzten Wochen dieses Jahres kaum noch Potenzial. Darauf deuten auch bisherige Kursverläufe rund um die Sitzungen des EZB-Rates hin. Meist steigt der DAX schon im Vorfeld, um danach wieder etwas durchzuatmen: „Buy the rumour, sell the fact“. In diesem Jahr waren es im Durchschnitt gut 3 % in den beiden Wochen vor der Sitzung. In den zehn folgenden Handelstagen gab der DAX im Durchschnitt dagegen knapp 2 % nach. Dezember-Rally meist nur in starken Aktienjahren DAX steigt häufig schon vor EZB-Sitzungen Index 20 12000 12000 15 11500 11500 10 10 11000 5 5 10500 10500 0 10000 10000 9500 9500 9000 9000 Performance Dezember, % 20 DAX 15 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 -60 -40 -20 0 20 40 60 Performance Januar bis November, % Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Euro-Aktien weiterhin attraktiv 11000 DAX 8500 8500 Sitzungen des EZB-Rats 8000 8000 J F M A M J J A S O N D Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Allerdings sollte man die Möglichkeiten des Timings auf Basis historischer Muster auch nicht überschätzen. Wichtiger als die Frage nach der Jahresendrally sind daher die mittelfristigen Perspektiven für Aktien. Der geldpolitische Rückenwind durch die EZB hält nach der jüngsten Verlängerung des Kaufprogramms an. Gleichzeitig verbessern sich die Wachstums- und Gewinnperspektiven. Zusammen mit einer auf Basis der gängigsten Kennziffern moderaten Bewertung und angesichts einer im historischen Vergleich überdurchschnittlich hohen Risikoprämie eröffnet sich mittelfristig attraktives Kurspotenzial insbesondere bei DAX und EURO STOXX 50. Es wäre also verfrüht, jetzt Kasse zu machen. Vielmehr bietet es sich an, mögliche Schwächephasen zum Positionsaufbau zu nutzen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 4 W OCHENAUSBLICK 2.2 USA: Adventszeit, Zinserhöhungszeit Patrick Franke Tel.: 0 69/91 32-47 38 Glühwein, Plätzchen, Lebkuchen… und höhere Leitzinsen in den USA! Wie schon 2015 gehört wohl auch dieses Jahr wieder eine Anhebung der Federal Funds Rate zum vorweihnachtlichen Ambiente. Brauchen die Geldpolitiker die Weihnachtsstimmung, um den für eine Zinserhöhung notwendigen Optimismus für den konjunkturellen Ausblick zusammen zu bekommen? Nach dem Brexit-Votum der Briten hatten wir unsere Fed-Prognose angepasst und rechneten seitdem nur noch mit einer Zinserhöhung im Jahr 2016 – voraussichtlich im Dezember. Auf diese Position sind in den vergangenen Monaten auch die meisten anderen Finanzmarktteilnehmer konvergiert. Inzwischen sieht man am Futures-Markt die Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins auf der Sitzung am 14. Dezember angehoben wird, praktisch bei 100 %. Dies steht im Einklang mit den Daten. Mit einer Arbeitslosenquote von 4,6 % ist Vollbeschäftigung erreicht, so viel man auch mit einer angeblich ungewöhnlich großen „stillen Reserve“ zu argumentieren versucht. Die Risiken für die Inflationsprognosen haben sich mit der jüngsten Entwicklung am Ölmarkt nach oben verschoben – selbst wenn es hier zu einer Beruhigung kommt, wird die Gesamtteuerung in den kommenden Monaten zügig über 2 % steigen und im ersten Halbjahr auf 2,5 % zumarschieren. Im Sommer 2016 zog das Wachstum auf eine annualisierte Rate von über 3 % gegenüber Vorquartal an und im Q4 dürfte dieses Tempo in etwa aufrechterhalten werden. Zwar gehen wir für 2017 von niedrigeren laufenden Raten aus. Bei voll ausgelastetem Arbeitsmarkt wird der erwartete Beschäftigungsanstieg aber ausreichen, um zusätzlichen Lohndruck zu schaffen. Leitzins auch nach Zinserhöhung zu niedrig Markt erwartet definitiv einen Zinsschritt im Dezember War das die Wende? Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung in diesem Jahr, % Rendite 10-jähriger US-Treasuries, % 100 100 2,6 2,6 2,4 90 90 2,4 80 80 2,2 2,2 70 70 60 60 2,0 2,0 50 50 1,8 1,8 40 40 1,6 1,6 30 30 1,4 1,4 20 20 10 10 1,2 1,2 0 01. Jan 26. Feb 22. Apr 17. Jun 12. Aug 07. Okt 02. Dez 0 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Ende der zu großen Gelassenheit 1,0 01. Jan 26. Feb 22. Apr 17. Jun 12. Aug 07. Okt 02. Dez 1,0 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Reaktionen an den Finanzmärkten seit der Wahl am 8. November werfen jedoch die Frage auf, ob die Anleger nicht von einem Extrem – „nie wieder Inflation, ewige Nullzinsen“ – nun ins andere verfallen. Weder ist eine massiv expansive Fiskalpolitik in den nächsten Jahren bereits ausgemachte Sache, noch ist plötzlich eine spürbar höhere Teuerungsrate zu erwarten. Zwar sprächen sowohl eine stärker zunehmende Verschuldung des Staates, ein höheres Wachstum durch positive Impulse von der Fiskalpolitik wie auch ein geringeres Potenzialwachstum sowie steigende Importpreise in Folge einer protektionistischen Handelspolitik für höhere Real- und Nominalzinsen. Ebenso wie zuvor die Angemessenheit von zehnjährigen Renditen von nur rund 1¾ % nicht ausreichend in Frage gestellt wurde, werden nun aber offenbar von manchen Investoren unrealistisch hohe Wachstums- und Inflationsraten eskomptiert. Zumindest teilweise kann man die Verantwortung hierfür klar der Fed in die Schuhe schieben: Ihre Kommunikationspolitik hat die Finanzmarktteilnehmer weitgehend plan- und orientierungslos gemacht. Da sie die Zinspolitik von kurzfristigen Stimmungsschwankungen an den Märkten und einer für Außenstehende völlig intransparenten Meinungsbildung seitens der Notenbanker zur Frage des aktuellen Expansionsgrades der Geldpolitik abhängig macht, ist der Ausblick für den US-Leitzins derzeit sehr ungewiss. Dies spricht für anhaltend hohe Volatilität an den Märkten. Wenn die Fed den Leitzins jetzt anhebt, lässt dies die zentrale Frage unbeantwortet: Ist sie massiv hinter der Kurve – oder war der adventzeitliche Zinsschritt 2015 ein Fehler? Ob der Leitzins in den vergangen zwölf Monaten nun bei 0,25 % bis 0,5 % oder bei 0 % bis 0,25 % gelegen hat, ist realwirtschaftlich irrelevant. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 5 W OCHENAUSBLICK 3 Charttechnik Bund-Future: Abwärtstrendkanal intakt Widerstände: 162,12 162,88 163,06 MACD Unterstützungen: 160,92 160,72 159,91 Bund-Future (daily) Der seit Ende September bestehende Abwärtstrendkanal ist weiterhin intakt. Die Widerstandslinie verläuft heute bei 162,88. Damit scheint sie vorerst außer Reichweite zu sein, zumal die Indikatoren im Tageschart mehrheitlich kritisch zu beurteilen sind. Skeptisch stimmt der MACD, der dabei ist, seine Signallinie zu unterschreiten. Demgegenüber lässt der lange Docht des Vortages auf eine vorübergehende Trendabschwächung schließen. Anzeichen dafür, dass es zu einer nachhaltigen Befestigung kommen wird, gibt es aber nicht. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891) Euro: Korrektur beendet Widerstände: Unterstützungen: MACD EUR-USD (daily) 1,0814 1,0515 1,0848 1,0500 1,0872 1,0458 Dem Euro ist es nicht gelungen, das 38,2 %-Retracement des Kursrückgangs von November bei 1,0814 nachhaltig zu überwinden. Daraufhin setzte eine schwächere Tendenz ein, die vermuten lässt, dass die Korrektur des übergeordneten Abwärtsimpulses beendet ist. Die Indikatoren im Tageschart sind zwar noch konstruktiv, Aufwärtsmomentum gibt es allerdings nicht. Zudem ist im Wochenchart das Abwärtsszenario intakt, so dass erneute Rückgänge nicht auszuschließen sind. Wichtige Unterstützungen sind im Bereich 1,0500/20 und bei 1,0456 zu finden. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Positive Fortsetzungsformation möglich Widerstände: 11.256 11.363 11.420 Unterstützungen: 11.080 10.997 10.903 DMI / Ichimoku DAX (daily) Mit dem erfolgreichen Bruch der 10.800er-Marke startete der DAX eine beeindruckende Momentum-Rally. Diese wurde idealtypisch von steigenden Umsätzen begleitet. Allerdings ist der deutsche Leitindex kurzfristig deutlich überkauft, so dass mit einer temporären Korrektur zu rechnen ist. Eine solche könnte die Basis für eine positive Fortsetzungsformation darstellen. Entsprechend erscheint es ratsam, bereits jetzt mögliche Widerstände in Form von „Fibonacci-Extensions“ zu definieren. Diese finden sich bei 11.199, 11.256, 11.363 und 11.420 Zählern. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388) Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 6 W OCHENAUSBLICK 4 Prognosetabelle Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % 2015 2016s 2017p 2018p 2015 2016s 2017p 2018p 1,9 1,6 1,4 1,4 0,0 0,2 1,2 1,4 Deutschland 1,5 1,8 1,5 1,4 0,3 0,4 1,4 1,5 Frankreich 1,2 1,2 1,2 1,3 0,1 0,3 1,2 1,4 Italien 0,6 0,8 1,1 1,2 0,1 0,0 1,1 1,2 Spanien 3,2 3,2 2,5 2,1 -0,6 -0,4 1,1 1,3 Niederlande 2,0 1,7 1,5 1,7 0,2 0,2 0,9 1,2 Österreich 1,0 1,5 1,3 1,4 0,9 1,1 1,5 1,7 Griechenland -0,2 -0,7 1,3 1,7 -1,1 0,0 1,0 1,5 Portugal 1,6 0,9 1,1 1,4 0,5 0,7 1,1 1,4 Irland 26,3 4,5 3,0 3,2 0,0 0,0 1,0 1,5 Großbritannien 2,2 2,0 0,8 1,0 0,1 0,7 2,5 2,2 Schw eiz 0,8 1,3 1,3 1,3 -1,1 -0,4 0,0 0,5 Schw eden 4,1 3,1 2,4 2,4 0,0 0,9 1,4 1,4 Norw egen 1,6 1,0 1,5 1,7 2,1 3,5 2,1 2,2 Polen 3,9 3,0 2,7 3,2 -0,9 -0,6 1,7 1,8 Ungarn 3,1 2,0 2,5 2,5 -0,1 0,2 1,6 2,4 Euroland Tschechien 4,5 2,5 2,4 2,3 0,3 0,6 1,6 2,0 Russland -3,7 -1,0 0,8 1,3 15,5 7,1 5,5 4,7 USA 2,6 1,6 2,2 2,0 0,1 1,2 2,2 2,5 Japan 1,2 0,9 0,4 0,3 0,8 -0,3 0,1 0,3 Asien ohne Japan 5,4 5,1 4,8 4,5 2,5 2,8 2,8 2,8 China 6,9 6,5 5,8 5,5 1,5 2,1 1,8 2,0 Indien 7,5 7,0 6,9 6,9 4,9 5,5 5,1 5,0 0,1 -0,5 1,6 2,5 12,6 17,0 14,0 12,5 -3,8 -3,0 0,8 1,5 9,0 8,5 5,5 5,0 3,0 2,7 3,0 2,9 3,0 3,4 3,5 3,4 Lateinamerika Brasilien Welt s = Schätzung, p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 7
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