Japan - Deka

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Montag, 14. November 2016
Japan:
Wirtschaftswachstum durch Außenhandel gestützt – Investitionen weiterhin schwach
‡ Das Bruttoinlandsprodukt konnte im dritten Quartal 2016 mit einem Zuwachs um 0,5 % gegenüber dem Vorquartal positiv
überraschen. Insbesondere der Außenhandel half dem Wirtschaftswachstum auf die Sprünge. Schwach blieb die Investitionsdynamik der Unternehmen. Immerhin, eine erneute Saisonbereinigung des Bruttoinlandsprodukts zeigt, dass das Wachstum im
Sommerhalbjahr 2016 das kräftigste seit dem Winterhalbjahr 2014/15 war.
‡ Die Bank of Japan (BoJ) hat im September begonnen, sowohl die Geldmenge als auch die Zinsen zu kontrollieren. Spannend
wird die Reaktion der BoJ werden, wenn in den kommenden Monaten die Renditen für japanische Staatsanleihen deutlich ansteigen sollten. Sie müsste dann ihr Ankaufvolumen weiter erhöhen.
1.
Die japanische Volkswirtschaft hat sich im dritten Quartal besser als erwartet entwickeln können. In diesem
Zeitraum wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 % gegenüber dem Vorquartal (Bloomberg-Umfrage und DekaBank:
0,2 %). Auf das Gesamtjahr hochgerechnet betrug der Zuwachs 2,2 %. Zuletzt verwiesen wir bei unserer Kommentierung der
BIP-Daten auf deren unzureichende Saisonbereinigung. Führt man eine erneute Saisonbereinigung durch, dann wäre das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,6 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Im Gegensatz zu den offiziellen Zahlen
läge nach dieser Lesart bereits das zweite relativ kräftige Wirtschaftswachstum in Folge vor. Zusammengenommen wäre das
BIP im Sommerhalbjahr 2016 um 1,3 % gewachsen. Dies wäre das stärkste Halbjahreswachstum seit dem Winterhalbjahr
2014/15. Unsere weitere Kommentierung der Teilaggregate orientiert sich allerdings ausschließlich an den offiziellen Daten.
2.
Der Hauptgrund für die positive Wachstumsüberraschung ist im Bereich Außenhandel zu finden. Entgegen den
monatlich verfügbaren Handelsdaten nahmen die Exporte sehr deutlich gegenüber dem Vorquartal zu. Zudem gab es einen
aus unserer Sicht überraschenden Importrückgang. Importe gehen in die Berechnung des BIP negativ ein, sodass ein Rückgang
zu einem positiven Wachstumsbeitrag führt. Erneut schwach fiel das Konsumwachstum aus. Immerhin, die Einkommensentwicklung ist in realer Rechnung mit einem Zuwachs um 0,6 % gegenüber dem Vorquartal zum wiederholten
Mal durchaus kräftig. Durchaus möglich wäre also, dass in den kommenden Quartalen die Konsumdynamik auf der oberen
Seite überrascht. In vielen Industrieländern ist die Investitionsschwäche der Unternehmen seit mehreren Quartalen auffallend.
Japan bildet hier keine Ausnahme und auch im dritten Quartal hielt die Investitionsschwäche an. Zumindest im Wohnungsbau
lag aber erneut ein sattes Plus vor. Gebremst wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung durch etwas geringere Lagerinvestitionen. Das Niveau der Lagerinvestitionen ist aus unserer Sicht adäquat, sodass sich hieraus für die kommenden Quartalen weBruttoinlandsprodukt*
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q
13 13 13 13 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16
offizieller Verlauf
erneute Saisonbereinigung
*Veränderung ggü. dem Vorquartal in Prozent
Quellen: Economic and Social Research Institute, DekaBank
Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Montag, 14. November 2016
der ein weiterer negativer noch ein positiver Wachstumsbeitrag ableiten lässt.
Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen: Verwendungsseite
Veränderung gegenüber Vorquartal
saisonber. und als Jahresrate in %
2016
3. Quartal
1. Quartal
2. Quartal
Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatsausgaben
Anlageinvestitionen
Gewerbliche Investitionen
Wohnungsbauinvestitionen
Staatsinvestitionen
Exporte
Importe
Lagerinvestitionen
0,5
0,7
0,9
-0,5
-0,7
-0,3
0,0
0,1
-0,6
x
0,2
0,1
-0,3
1,0
-0,1
5,0
2,3
-1,5
-0,6
x
0,5
0,1
0,4
0,2
0,0
2,3
-0,7
2,0
-0,6
x
Wachstumsbeiträge
ggü. Vorquartal in Prozentpunkten
2016
3. Quartal
1. Quartal
2. Quartal
0,4
0,2
-0,1
-0,1
0,0
0,0
0,0
0,1
-0,1
0,1
-0,1
0,2
0,0
0,1
0,1
-0,3
0,1
0,1
0,0
0,1
0,0
0,0
0,1
0,0
0,3
0,1
-0,1
Quellen: Economic and Social Research Institute, DekaBank
3.
Der dritte Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Folge ist für japanische Verhältnisse durchaus ein Erfolg. Zuletzt gab es 2013 solch eine Wachstumsserie. Die gute Einkommensentwicklung der privaten Haushalte ist ein Argument dafür,
dass diese Serie im laufenden Quartal nicht reißt. Damit dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2016 insgesamt stärker wachsen, als
anfänglich von uns prognostiziert. Was fehlt, ist die Bereitschaft der Unternehmen mehr zu investieren. Ob die geldpolitischen
Maßnahmen der Bank of Japan (BoJ) daran etwas maßgeblich ändern, darf bezweifelt werden. Die Zentralbank hat im September begonnen, sowohl die Geldmenge als auch die Zinsen zu kontrollieren. Spannend wird die Reaktion der BoJ werden,
wenn in den kommenden Monaten die Renditen für japanische Staatsanleihen (bspw. wegen eines aufkommenden Konjunkturoptimismus) deutlich ansteigen sollten. Sie müsste dann ihr Ankaufvolumen weiter erhöhen oder die Zinskontrolle wieder aufgeben.
Autor:
Rudolf Besch
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