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Volkswirtschaft Aktuell
Freitag, 28. Oktober 2016
USA: Außenhandel hievt Wirtschaftswachstum auf knapp drei Prozent
‡ Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal 2016 nach vorläufigen Angaben um 2,9 % (qoq, ann.) angestiegen. Insbesondere der Außenhandel sorgte für das stärkere Wirtschaftswachstum.
‡ Nach wie vor sind die Lagerinvestitionen auf einem unüblich niedrigen Niveau. Von einer weitergehenden Normalisierung
dürfte die Wachstumsdynamik im Schlussquartal von 2016 profitieren.
‡ Grundsätzlich hat sich mit den heutigen Daten der Wachstumsausblick für die US-Wirtschaft nicht verändert. Die Wachstumsdynamik dürfte in den kommenden Quartalen eher im Bereich von zwei Prozent als von drei Prozent liegen.
1.
Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal auf das Gesamtjahr hochgerechnet um 2,9 % gegenüber dem
Vorquartal angestiegen. Zwar übertraf dies die allgemeinen Erwartungen, aber zwischenzeitlich hatten auch wir mit einer
noch höheren Dynamik gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 2,5 %; DekaBank: 2,3 %). Immerhin, es ist das stärkste Wirtschaftswachstum seit acht Quartalen.
2.
Die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts entsprach weitestgehend unseren Erwartungen. Schwächer als
noch im Quartal zuvor (und auch schwächer als erwartet) nahmen die Konsumausgaben der privaten Haushalte zu. Allerdings war die Einkommensdynamik (nominal, 3,9 % qoq, ann.) erneut unauffällig und die Sparquote blieb mit 5,7 % gegenüber dem Vorquartal unverändert. Nahezu unseren Erwartungen entsprechend nahmen die Ausgaben des Staates zu.
3.
Zum vierten Mal in Folge sind die Anlageinvestitionen gegenüber dem Vorquartal gesunken. Der Rückgang ist
zwar weniger ausgeprägt als in den beiden Quartalen zuvor. Gleichwohl hatten wir hier mit einem geringfügigen Anstieg gerechnet. Nahezu unverändert blieb die Höhe der Ausrüstungsinvestitionen (bestehend aus „Equipment“ und „Intellectual
Property Products“), während die Gewerbebauinvestitionen den stärksten Anstieg seit dem vierten Quartal 2014 verzeichnen konnten. In den vergangenen Quartalen sorgte hier der Bereich Fracking für erhebliche Belastungen. Zusammen mit den
zwischenzeitlich gestiegenen Ölpreisen ist der Belastungsfaktor nun weggefallen. Zum zweiten Mal in Folge sind die Wohnungsbauinvestitionen gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Wir gehen aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes
davon aus, dass die Bauaktivität in den kommenden Quartalen wieder ansteigen wird.
Bruttoinlandsprodukt*
5
4
3
2
1
0
-1
1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q
13 13 13 13 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16
*annualisierte Veränderung gg. dem Vorquartal in Prozent
Quellen: Bureau of Economic Analysis, DekaBank
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Freitag, 28. Oktober 2016
Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen: Verwendungsseite
Veränderung gegenüber Vorquartal
saisonber. und auf Jahresrate in %
2016
1. Quartal
2. Quartal
3. Quartal
Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatsausgaben
Anlageinvestitionen
Ausrüstungsinvestitionen
Gewerbebauinvestitionen
Wohnungsbauinvestitionen
Exporte
Importe
Lagerinvestitionen
0,8
1,6
1,6
-0,9
-4,5
0,1
7,8
-0,7
-0,6
x
1,4
4,3
-1,7
-1,1
1,7
-2,1
-7,8
1,8
0,2
x
2,9
2,1
0,5
-0,6
-0,0
5,4
-6,2
10,0
2,4
x
Wachstumsbeiträge
ggü. Vorquartal in Prozentpunkten
2016
1. Quartal
2. Quartal
3. Quartal
1,1
0,3
-0,2
-0,4
0,0
0,3
-0,1
0,1
-0,4
2,9
-0,3
-0,2
0,2
-0,1
-0,3
0,2
-0,0
-1,2
1,5
0,1
-0,1
0,2
0,1
-0,2
1,2
-0,3
0,6
Quellen: Bureau of Economic Analysis, DekaBank
4.
Ein wesentlicher positiver Wachstumsbeitrag kam von den Lagerinvestitionen. Diese waren im Quartal zuvor sogar geschrumpft. Aufgrund der zu erwartenden Normalisierung hatten wir ursprünglich sogar mit einem stärkeren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts gerechnet. Tatsächlich ist das Niveau der Lagerinvestitionen auch im dritten Quartal noch zu niedrig gewesen, sodass sich hieraus ein weiterer positiver Wachstumsbeitrag für das vierte Quartal ableiten lässt.
5.
Deutlich stärker als von uns erwartet viel der positive Wachstumsbeitrag vom Außenhandel aus. So war das Exportwachstum das kräftigste seit dem vierten Quartal 2014. Zumindest teilweise ging dies auch auf einen Sondereffekt zurück:
Früher als sonst im Jahresverlauf üblich, stiegen die Exporte von Sojabohnen an. Dies sorgte für einen kräftigen Exportzuwachs
im Juli. Der übliche negative Rückpralleffekt blieb im August jedoch aus. Am vergangenen Mittwoch wurden Handelsdaten für
September veröffentlicht, die eine etwas verspätete Korrektur beinhalteten. Allerdings sorgten im September andere Exportbereiche für eine Überkompensation dieses negativen Rückpralleffekts. Dies bedeutet, dass der Sondereffekt (Sojabohnen)
die Exportdynamik zwar für das dritte Quartal nach oben verzerrt hat, aber auch ohne diesen Effekt wäre die Exportdynamik kräftig gewesen. Unauffällig war der Zuwachs der Importe.
6.
Lässt man den Außenhandel außen vor, dann betrug die inländische Wachstumsdynamik 2,0 % (qoq, ann.).
Dies entspricht nahezu dem bisherigen Durchschnitt in diesem Aufschwung. Auffallend ist bei den inländischen Aggregaten
nur die weiterhin schwache Investitionsdynamik bei einer gleichzeitig guten Einkommens- und Konsumdynamik. Während die
Weltwirtschaft in den vergangenen Quartalen oftmals ein Klotz am Bein der US-Wirtschaft war, half diese nun der USWirtschaft auf ein zwischenzeitlich höheres Wachstum. Der kurzfristige Wachstumsausblick ist für die US-Wirtschaft
aufgrund der weiterhin zu niedrigen Lagerinvestitionen durchaus positiv. Allerdings müsste für ein dauerhaft höheres
Wirtschaftswachstum entweder die Investitionsdynamik der Unternehmen deutlich anziehen oder die Weltwirtschaft auf einen
höheren Wachstumspfad einschwenken. Beide Entwicklungen sind unserer Einschätzung nach zurzeit nicht erkennbar, sodass
der weitere Wachstumspfad der US-Wirtschaft eher bei zwei Prozent liegen wird als bei drei. Unser bisheriger Wachstumsausblick ändert sich mit heutigen Daten also nicht. In der kommenden Woche steht der nächste Zinsentscheid der Fed an.
Denkbar ist, dass die Fed in ihrem Statement von einem moderaten Wachstumsumfeld sprechen und damit ein weiteres Signal
für eine Leitzinserhöhung beim Zinsentscheid im Dezember liefern wird.
Autor:
Rudolf Besch
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