Makro Research Volkswirtschaft Aktuell

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Volkswirtschaft Aktuell
Freitag, 27. Januar 2017
USA: Schwächeres Wirtschaftswachstum zum Jahresschluss – aber die Unternehmensinvestitionen berappeln sich
‡ Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal 2016 nach vorläufigen Angaben um 1,9 % (qoq, ann.) schwächer als erwartet angestiegen. Insbesondere der Außenhandel belastete die wirtschaftliche Dynamik stärker als von uns erwartet. Erfreulich
ist aber das Plus bei den Ausrüstungsinvestitionen. Im Gesamtjahr nahm das Bruttoinlandsprodukt um 1,6 % zu.
‡ Die bessere Investitionsdynamik der Unternehmen sowie die hohen Stimmungswerte sind Anzeichen dafür, dass mittelfristig
die wirtschaftliche Dynamik anhalten wird. Freilich nehmen zurzeit die politischen Risiken zu.
1.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im vierten Quartal annualisiert um 1,9 % gegenüber dem Vorquartal ange-
stiegen und verfehlte damit die etwas höheren Erwartungen (Bloomberg-Umfrage: 2,2 %; DekaBank: 2,3 %). Damit
endete ein, aus Sicht der BIP-Entwicklung, eher schwächeres Wirtschaftsjahr. Zwar mag das BIP-Wachstum im Schlussquartal
verhaltener gewesen sein als im Quartal zuvor, aber dessen Zusammensetzung ist besser, denn das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen war stärker als in vergangenen vier Quartalen. Insgesamt nahm 2016 das Bruttoinlandsprodukt um
1,6 % zu. Dies entsprach nahezu den Aufschwungsjahren 2011 und 2013.
2.
Schwächer als zuvor, aber weiterhin relativ kräftig war die Konsumdynamik der privaten Haushalte. Auffallend nied-
rig war allerdings das Wachstum der real verfügbaren Einkommen (unterstellt, hierbei der Deflator der privaten Konsumausgaben). Diese nahmen gegenüber dem Vorquartal nur um 1,6 % (qoq, ann.) zu. Dies ist der geringste Quartalsanstieg seit
dem vierten Quartal 2013. Unauffällig und im Rahmen unserer Erwartungen war der Anstieg der Staatsausgaben (1,2 %).
3.
Bereits für das dritte Quartal hatten wir ursprünglich mit dem Ende der Investitionsschwäche der Unternehmen gerechnet, denn die offenkundig ölpreisbedingte Belastung hatte über die Sommermonate nachgelassen. Die monatlichen Investitionsindikatoren deuteten dann zwar eine Besserung für das vierte Quartal an. Aber die nun vorliegenden Daten zu den Ausrüstungsinvestitionen (bestehend aus „Equipment“ und „Intellectual Property Products“) liefern ein noch erfreulicheres Bild von
der Investitionsdynamik der Unternehmen. Dies gilt allerdings nicht für alle Bereiche, denn mit einem Rückgang der Gewerbebauinvestitionen hatten wir nicht gerechnet. Überraschend schwach war im Sommerhalbjahr vergangenen Jahres die Entwicklung der Wohnungsbauinvestitionen. Der nun erfolgte kräftige positive Rückpralleffekt traf nahezu unsere Erwartungen.
Bruttoinlandsprodukt*
Bruttoinlandsprodukt*
5
4
4
3
3
2
2
1
1
0
0
-1
-1
-2
-2
1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q
14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16 16
-3
2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
*annualisierte Veränderung gg. dem Vorquartal in Prozent
*Veränderung gg. dem Vorjahr in Prozent
Quellen: Bureau of Economic Analysis, DekaBank
Quellen: Bureau of Economic Analysis, DekaBank
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Freitag, 27. Januar 2017
Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen: Verwendungsseite
Veränderung gegenüber Vorquartal
saisonber. und auf Jahresrate in %
2016
2. Quartal
3. Quartal
4. Quartal
Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatsausgaben
Anlageinvestitionen
Ausrüstungsinvestitionen
Gewerbebauinvestitionen
Wohnungsbauinvestitionen
Exporte
Importe
Lagerinvestitionen
1,4
4,3
-1,7
-1,1
1,7
-2,1
-7,8
1,8
0,2
x
3,5
3,0
0,8
0,1
-1,4
12,0
-4,1
10,0
2,2
x
1,9
2,5
1,2
4,2
4,5
-4,9
10,2
-4,3
8,2
x
Wachstumsbeiträge
ggü. Vorquartal in Prozentpunkten
2016
2. Quartal
3. Quartal
4. Quartal
2,9
-0,3
-0,2
0,2
-0,1
-0,3
0,2
-0,0
-1,2
2,0
0,1
0,0
-0,1
0,3
-0,2
1,2
-0,3
0,5
1,7
0,2
0,7
0,4
-0,1
0,4
-0,5
-1,2
1,0
Quellen: Bureau of Economic Analysis, DekaBank
4.
Ein relativ hoher positiver Wachstumsbeitrag stammte im vierten Quartal von den Lagerinvestitionen. Diese waren in
den drei Quartalen zuvor schwächer als üblich gewesen. Nun liegt das Niveau der Lagerinvestitionen wieder im Normalbereich.
Dies bedeutet allerdings auch, dass die Lagerinvestitionen in den kommenden Quartalen vermutlich keinen weiteren spürbaren
positiven Wachstumsbeitrag liefern werden. Die aus unserer Sicht größte Überraschung betrifft den Außenhandel. Hierbei fiel
das Schrumpfen der Exporte noch ausgeprägter als von uns erwartet aus. Der Zuwachs der Importe war sogar mehr als doppelt
so stark wie von uns prognostiziert. Importe fließen in die Berechnung des BIP mit einem negativen Vorzeichen ein.
5.
Die heutigen Daten führen zu keiner wesentlichen Änderung unserer Wachstumsausblicks für 2017. Erfreulich
ist, dass die Unternehmen nun wieder verstärkt investieren. Denn die Unternehmensinvestitionen stellen quasi das Fundament
für den Fortbestand des Konjunkturaufschwungs dar. Die aktuell guten Stimmungswerte von Unternehmen und Konsumenten
sind weitere Gründe, eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs zu erwarten. Allerdings nehmen aufgrund der jüngsten Politikentwicklungen mittelfristig die Risiken zu.
6.
Die Amtseinführung von Donald Trump ist eine Woche her, und in diesem Zeitraum wurde deutlich, dass er es
mit einigen Wahlkampfaussagen durchaus ernst gemeint hat: Die Gesundheitsreform seines Vorgängers wurde per
Dekret quasi gestoppt, aus informierten Kreisen wurde eine Liste mit Infrastrukturmaßnahmen bekannt, und die MexikoMauer soll gebaut werden. Die Liste der Infrastrukturmaßnahmen umfasst 50 Projekte, die zusammengenommen ein Volumen
von 137,5 Mrd. US-Dollar (0,7 Prozentpunkte des BIP) haben. Weitere 250 Projekte könnten ebenfalls noch auf diese Liste aufgenommen werden. Es ist allerdings nicht bekannt, wie viele dieser Projekte auch ohne die Wahl von Trump geplant gewesen
waren. Der tatsächliche zusätzliche fiskalische Impuls dürfte wohl eher geringer ausfallen. In dieser Woche haben wir ein
Volkswirtschaft Spezial zum Thema US-Handelspolitik veröffentlicht (Volkswirtschaft Spezial vom 25.01.2017: „Sind Strafzölle
ein gangbarer Weg für US-Präsident Trump?“). Hierbei unterstellten wir, dass Trump seine Pläne zur Verhängung von Strafzöllen möglichst am von den Republikanern geführten Kongress vorbei verfolgen würde, da dieser seine Pläne möglicherweise
nicht mittragen würde. Die nun bekanntgewordenen Informationen, einen Strafzoll von 20 % gegenüber aus Mexiko
importierten Waren zur Bezahlung der Mauer einzuführen, deuten eine mögliche Kooperation zwischen Trump
und dem Kongress an. Diese Kooperation mag etwas langwieriger ausfallen (und eine Unternehmenssteuerreform beinhalten) als eine einfache Verhängung von Strafzöllen. Allerdings wäre dann unsere Annahme eines grundsätzlich nicht dem Protektionismus zugeneigten Kongresses zu hinterfragen. Dies hätte wiederum nicht nur für unseren Wachstumsausblick für die
US-Wirtschaft negative Konsequenzen, sondern hätte Ausstrahlwirkung auf unsere globale Wachstumsprognose.
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Freitag, 27. Januar 2017
Autor:
Rudolf Besch
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