Euroland: Auf Wachstumskurs - politische Untiefen bislang

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Dienstag, 15. November 2016
Euroland: Auf Wachstumskurs – politische Untiefen bislang erfolgreich umschifft
‡ Nach der Schnellschätzung von Eurostat konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Euroland im dritten Quartal 2016 um
0,3 % im Vergleich zum Vorquartal zulegen. Damit wurde die vorläufige Schnellschätzung vom 31. Oktober bestätigt.
‡ Die Wirtschaft in Euroland zeigte sich im dritten Quartal, wie schon seit Jahresanfang, robust gegenüber den zahlreichen politischen Unsicherheitsfaktoren: Seit Jahresanfang bis Ende Oktober war Spanien auf der sehr mühsamen Suche nach einer
neuen Regierung. Seit Ende Juni ist die EU dem britischen Brexit-Votum ausgesetzt und in Italien sorgt nach wie vor das Verfassungsreferendum für politische Unsicherheit.
‡ Das Wachstumsfundament für Euroland hat sich im dritten Quartal sogar verbreitert. Denn im Gegensatz zum zweiten Quartal konnten Italien und Frankreich einen Wachstumsbeitrag liefern. Im dritten Quartal ragen unter den fünf größten Volkswirtschaften Spanien und die Niederlande mit einem Wachstum von jeweils 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal hervor, gefolgt von
Italien (+0,3 %), Deutschland und Frankreich (jeweils +0,2 %).
‡ Euroland dürfte dieses Jahr ein Wachstum von 1,7 % erreichen und damit wie im vergangenen Jahr spürbar über der „Normalgeschwindigkeit“ von rund 1,0 % Wachstum liegen.
1.
Nach der Schnellschätzung von Eurostat konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Euroland im dritten Quartal
2016 um 0,3 % im Vergleich zum Vorquartal zulegen. Damit wurde die vorläufige Schnellschätzung vom 31. Oktober bestätigt. Die Wirtschaft in Euroland zeigte sich im dritten Quartal, wie schon seit Jahresanfang, robust gegenüber den zahlreichen politischen Unsicherheitsfaktoren: Seit Jahresanfang bis Ende Oktober war Spanien auf der sehr mühsamen Suche
nach einer neuen Regierung. Seit Ende Juni ist die EU dem britischen Brexit-Votum ausgesetzt und in Italien sorgt nach wie vor
das Verfassungsreferendum für politische Unsicherheit. Details zur Aufteilung des Wachstums auf die BIP-Komponenten liegen
zwar noch nicht vor, aber aus den Informationen zur Entwicklung in den einzelnen Ländern deutet sich an, dass der Außenbeitrag eine Belastung gewesen ist und das Wachstum vor allem durch den inländischen Konsum geprägt wurde, neben
leicht positiven Impulsen von der Investitionstätigkeit.
2.
In der Länderaufteilung zeigt sich ein aufgehelltes Bild. Das Wachstumsfundament für Euroland hat sich im dritten
Quartal sogar verbreitert. Denn im Gegensatz zum zweiten Quartal konnten Italien und Frankreich einen Wachstumsbeitrag liefern. Im dritten Quartal ragen unter den fünf größten Volkswirtschaften Spanien und die Niederlande mit einem Wachstum von jeweils 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal hervor, gefolgt von Italien (+0,3 %), Deutschland und Frankreich (jeweils
+0,2 %). Auch zwei kleine Länder mit großen Problemen, Griechenland und Portugal, konnten im dritten Quartal deutlich zulegen. Das griechische Wirtschaftswachstum erreichte mit einem Plus von 0,5 % im Vergleich zum Vorquartal die höchste
Euroraum: reales BIP (qoq, in %)
Ländervergleich: reales BIP, saisonbereinigt (qoq, in %)
%
%
0,8
1,0
0,6
0,5
0,4
0,2
0,0
0,0
-0,2
-0,5
-0,4
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
-1,0
-0,6
2012
2013
Quellen: Eurostat, DekaBank.
2014
2015
2016
2012
2013
Quellen :Eurostat, DekaBank.
2014
2015
2016
Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Dienstag, 15. November 2016
Wachstumsrate seit zwei Jahren, ob Griechenland allerdings auch für das Gesamtjahr 2016 Wachstum vorweisen kann, ist
noch fraglich. Portugal überraschte mit dem höchsten Quartalszuwachs seit sechs Jahren mit 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal. Hier dürften die eher kurzfristig orientierten Maßnahmen und verringerten Sparanstrengungen der Minderheitsregierung in Lissabon sich bemerkbar gemacht haben.
3.
Für Deutschland liegen wie für die meisten Länder noch keine Details in Zahlen vor. Das Plus von 0,2 % qoq beim Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vor allem auf den privaten und staatlichen Konsum sowie die Bauinvestitionen zurückzuführen. Bremsende Effekte gab es hingegen vom Außenbeitrag und den
Ausrüstungsinvestitionen (siehe auch Volkswirtschaft Aktuell: „Deutschland: Bruttoinlandsprodukt – Summertime Blues“). Für
das Gesamtjahr 2016 erwarten wir ein Wachstum von 1,3 %.
4.
Euroland dürfte dieses Jahr ein Wachstum von 1,7 % erreichen und damit, wie im vergangenen Jahr, spürbar über
der „Normalgeschwindigkeit“ von rund 1,0 % Wachstum liegen.
Reales Bruttoinlandsprodukt (saisonbereinigt; % gegen Vorquartal)
Land
1)
Anteil1)
Q4 2015
Q1 2016
Q2 2016
Q3 2016
Eurozone...................... 100
0,5
0,5
0,3
0,3
Deutschland................
Frankreich...................
Italien............................
Spanien........................
Niederlande.................
28,2
21,2
15,7
10,8
6,6
0,4
0,3
0,2
0,8
0,3
0,7
0,6
0,4
0,8
0,7
0,4
-0,1
0,0
0,8
0,7
0,2
0,2
0,3
0,7
0,7
Belgien.........................
Österreich...................
Irland.............................
Finnland........................
Griechenland...............
3,9
3,1
2,3
1,9
1,9
0,5
0,4
3,4
0,5
1,2
0,1
0,6
-2,1
0,4
-0,6
0,5
0,1
0,6
0,0
0,3
0,2
0,5
Portugal........................
Slow akei......................
Luxem burg..................
Slow enien....................
Litauen.........................
1,7
0,8
0,5
0,4
0,3
0,3
0,9
3,8
0,6
0,6
0,2
0,5
-1,0
0,5
0,6
0,3
0,9
1,6
0,5
0,4
Lettland........................
Zypern..........................
Estland..........................
Malta.............................
0,2
0,2
0,2
0,1
-0,3
0,6
1,1
1,6
-0,1
0,7
-0,5
0,1
0,6
0,8
0,5
0,2
…
0,5
0,5
0,8
0,7
…
…
0,1
0,5
0,7
0,2
…
Anteil am realen Bruttoinlandsprodukt des Euroraums im Jahr 2015.
Quellen: Eurostat, DekaBank.
Autor:
Dr. Christian Melzer
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