Exodus YANNIS BEHRAKIS / REUTERS Auszug aus Ägypten: Das nordafrika nische Land ist eine der wichtigsten Transitregionen für Migranten. Aber im Zuge der Wirtschaftskrise brechen auch immer mehr Ein heimische nach Europa auf. Von Sofian Philip Naceur SEITEN 12/13 GEGRÜNDET 1947 · FREITAG, 28. OKTOBER 2016 · NR. 252 · 1,50 EURO (DE), 1,70 EURO (AT), 2,20 CHF (CH) · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT WWW.JUNGEWELT.DE Ohne Favorit Mit Tricks Ohne Gegenstimme Mit Charisma 3 5 6 15 Zweite Runde der Kommunalwahlen in Redakteure von Berliner Zeitung und Brasilien: In Rio ist der Teufel los. Berliner Kurier dürfen sich für Von Peter Steiniger »Newsroom« bewerben 191 Staaten votierten in der UNO für ein Ende der Kuba-Blockade. USA und Israel enthielten sich Victoria Woodhull war die erste Bewerberin für das Präsidentenamt der USA. Eine neue Biographie Bundeswehr schickt Panzer nach Litauen CETA: PETER STEFFEN/DPA-BILDFUNK Belgien wirft Handtuch CHRIS WATTIE/REUTERS [M] Unterzeichnung des Abkommens der EU mit Kanada verschoben. Befürworter bejubeln Einigung der belgischen Politik auf gemeinsame Position. Von Jana Frielinghaus Trotz verschobener Unterzeichnung: Der Rundensieg ging an den kanadischen Premier und Freizeitboxer Trudeau sowie an die CETA-Propagandisten der EU Z ur Signierung von CETA ist es am Donnerstag nicht gekommen. Sie war für diesen Termin lange geplant. Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau hatte seine Reise nach Brüssel zur feierlichen Unterzeichnung des Handelsvertrages zwischen seinem Land und der Europäischen Union in der Nacht zum Donnerstag abgesagt. Der Grund: Am 14. Oktober hatte das Parlament der belgischen Region Wallonien die Zustimmung zum Abkommen verweigert und dadurch die Unterschrift des Brüsseler Handelsministers blockiert. Seither herrscht in der EU-Politik und in bürgerlichen Medien helle Aufregung: Missbrauch der Demokratie wird da bejammert, und manche Blätter fordern schon, dem angeblichen Zuviel an Mitbestimmung der Regionen und Nationen einen Riegel vorzuschieben. Am Donnerstag nun sahen sich die Propagandisten einer »handlungsfähigen« EU wieder im Aufwind: Nach tagelangen Debatten über CETA hätten sich »die Belgier zusammengerauft«, meldeten die Agenturen. Vertreter der Föderalregierung, der Regionen, der Sprachgemeinschaften und der EU-Kommission hätten eine Einigung über »umstrittene Punkte« gefunden, verkündete Belgiens Regierungschef Charles Michel. Sein Land könne das Abkommen daher bald unterzeichnen, versprach er. Der belgische Sender RTBF stellte das beschlossene Papier am Nachmittag ins Internet. Es enthält nicht die Forderung, den Vertragstext noch einmal zu verhandeln, sondern nur einen Vorschlag für Zusatzerklärungen. Außerdem will Belgien danach beim Europäischen Gerichtshof noch ein Gutachten einholen. Darin solle die Vereinbarkeit des im Abkommen vorgesehenen Schiedsgerichtssystems mit dem EU-Recht beurteilt werden. Das Dokument muss nun von den EU-Partnern und Kanada akzeptiert werden, bevor es zur Unterzeichnung kommen kann. Der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette erklärte, seine Region sei »extrem glücklich darüber, dass unsere Forderungen wahrgenommen wurden«. Außer Wallonien hatten sich auch die Hauptstadtregion Brüssel und die französischsprachige Gemeinschaft gegen CETA gestellt und damit zunächst eine Zustimmung der Zentralregierung verhindert. Auch sie sind mit dem Papier offenbar einverstanden. Michel sagte, die innerbelgische Übereinkunft ermögliche es, die nächsten Schritte auf regionaler und auf EU-Ebene mit den zuständigen Instanzen zu beginnen. Zunächst müssen jetzt die belgischen Regionalparlamente wiederum über die Einigung befinden, nach Angaben von Michel soll dieser Prozess bis zum Freitag um Mitternacht abgeschlossen sein. Auf EU-Ebene rief die slowakische Ratspräsidentschaft am Donnerstag nachmittag den ständigen Rat der EU-Botschafter der Mitgliedstaaten zu einer Sitzung zusammen. Sie müssen die Vereinbarkeit der belgischen Einigung mit dem CETA-Text klären. EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte, er werde den kanadischen Premier erst dann wieder kontaktieren, wenn alle Prozeduren auf EU-Ebene abgeschlossen seien. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström gab sich derweil optimistisch: »Endlich weißer Rauch über CETA«, twitterte sie. Der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel sieht den »Weg für Europa und Kanada freigemacht«. Jetzt könne der Vertrag unterzeichnet werden, sagte er am Donnerstag im sachsen-anhaltinischen Barby. Danach werde das Europäische Parlament darüber beraten, anschließend gehe er in die nationalen Parlamente. Jetzt sei erst einmal »eine große Hürde genommen«, behauptete er. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach von einem Durchbruch. Siehe Seiten 2 und 8 Eskalation in Venezuela Polizist von regierungsfeindlichen Demonstranten erschossen. Opposition ruft zu »Generalstreik« auf I n Venezuela sucht die rechte Opposition die Machtprobe mit der Regierung. Für den heutigen Freitag haben die Gegner von Präsident Nicolás Maduro zu einem »zwölfstündigen Generalstreik« aufgerufen. Eine Eskalation droht zudem am 3. November. Für diesen Tag hat das Rechtsbündnis MUD (Tisch der demokratischen Einheit) eine Demonstration zum Präsidentenpalast Miraflores im Zentrum von Caracas angekündigt. Das weckt Erinnerungen an den 11. April 2002, als Heckenschützen das Feuer auf einen solchen Demonstrationszug eröffneten. Diese Provokation diente damals reaktionären Militärs und rechten Politikern als Vorwand für den Putsch gegen Hugo Chávez. Dieser wurde durch einen Volksaufstand und das Eingreifen loyaler Teile des Militärs innerhalb von 48 Stunden vereitelt. Schon am Mittwoch hatten die Regierungsgegner Tausende Anhänger landesweit zu Demonstrationen mobilisiert. Dabei kam es zu Ausschreitungen, MUD-Anhänger attackierten Sicherheitskräfte und Einrichtungen des Nationalen Wahlrats (CNE). In San Antonio de Los Altos nahe Caracas erschossen Demonstranten einen Polizisten, als die Sicherheitskräfte eine Straßenblockade räumen wollten. Zwei weitere Beamte wurden verletzt. Innenminister Néstor Reverol teilte mit, dass zwei Tatverdächtige festgenommen worden seien. Unterdessen ist unter den Oppositionsparteien ein offener Streit über Verhandlungen mit der Regierung entbrannt. Der Gesandte des Vatikans in Venezuela, Emil Paul Tscherrig, hatte am Montag mitgeteilt, dass Vertreter beider Seiten am Wochenende zusammenkommen würden. Dem widersprach wenige Stunden später der Oppositionspolitiker Henrique Capriles Radonski von der Partei Primero Justicia (PJ, Gerechtigkeit zuerst). Er habe davon »aus dem Fernsehen erfahren«. Das wies die eigentlich verbündete Organisation Un Nuevo Tiempo (UNT, Eine Neue Zeit) zurück. Parteichef Enrique Márquez sagte dem Sender Telesur, alle Führer der Opposition seien über die Initiative des Vatikans informiert gewesen, niemand habe das aus dem TV erfahren. André Scheer Brüssel. Die Bundeswehr wird im kommenden Jahr neben 600 Soldaten auch Kampfpanzer vom Typ »Leopard 2« nach Litauen verlegen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Mittwoch abend bestätigte. Die deutschen Pläne sind Teil des größten gegen Russland gerichteten Aufrüstungsprogrammes des Kriegsbündnisses seit dem Kalten Krieg. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte zudem am Donnerstag am Rande des am Donnerstag zu Ende gegangenen zweitägigen Verteidigungsministertreffens in Brüssel an, die Allianz werde den EU-Marineeinsatz »Sophia« vor der libyschen Küste binnen zwei Wochen mit Schiffen und Flugzeugen unterstützen. Unklar ist indes, ob der NATO-Einsatz in der Ägäis über das Jahresende hinaus verlängert wird. (AFP/dpa/jW) Siehe Seiten 7 und 8 NSU: Möglicherweise zweite DNA-Panne Bayreuth. Nach Entdeckung einer DNA-Spur des mutmaßlichen NSURechtsterroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy haben die Ermittler eingeräumt, dass sie möglicherweise selbst eine falsche Spur gelegt haben. Die in beiden Fällen eingesetzten Spurensicherer hätten teilweise dasselbe Gerät benutzt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Bayreuth mit. Eine endgültige Aussage dazu, wie Böhnhardts DNA in die Nähe der Leiche gelangte, könne aber erst nach langen Untersuchungen getroffen werden. Schon zu Beginn der NSUErmittlungen hatte es eine DNAPanne gegeben: Monatelang wurde einer Phantomtäterin nachgejagt, deren DNA an diversen Tatorten gefunden worden war. Schließlich kam heraus, dass die Polizei zur Analyse Wattestäbchen verwendet hatte, die mit DNA-Spuren einer Mitarbeiterin des Herstellerwerkes kontaminiert waren. (dpa/jW) wird herausgegeben von 1.892 Genossinnen und Genossen (Stand 27.10.2016) n www.jungewelt.de/lpg
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