Pastoralreferentin Stefanie Sehr, Darmstadt Zuspruch am Morgen in hr2-kultur am Samstag, 13.08.2016 Morgen ist auch noch ein Tag Ach herrje, was wollte ich heute noch alles erledigen? Na, morgen ist auch noch ein Tag. Ab und zu ertappe ich mich bei diesem Gedanken und merke: Da verschiebe ich etwas auf den nächsten Tag, was ich noch gut heute anpacken könnte und dann aus dem Kopf hätte. Seit ein paar Wochen denke ich bei diesem Spruch „Morgen ist auch noch ein Tag“ aber auch noch an etwas anderes: Ich habe den Film „Tomorrow - Die Welt ist voller Lösungen“ im Kino gesehen. Da geht es darum, dass es bald kein Morgen mehr geben könnte, wenn wir nicht heute aktiv werden. Kurz gefasst: ein Weltverbessererfilm. Wie es auch eine Akteurin im Film ausdrückt: „Wir haben nicht gefragt: ‚Wollen wir den Planeten retten?‘ Wir haben einfach losgelegt.“ Tomorrow ist ein Dokumentarfilm. Er stellt Initiativen auf der ganzen Welt vor, die eines gemeinsam haben: Sie wollen kreative Lösungen für die Probleme von Klimawandel und Bevölkerungswachstum finden. Ich kenne eine ganze Reihe von Filmen, Büchern und Vorträgen, die ein ähnliches Thema verfolgen. Und leider habe ich es schon oft erlebt: Danach bleibe ich im Sessel sitzen und weiß nicht so recht, was ich tun soll. So aussichtslos erscheint das Szenario, das Wissenschaftlicher zum Klimawandel oder zu den großen Ballungszentren auf dieser Welt zeichnen. Was kann ein Einzelner da schon tun? Klar kann ich versuchen, mit meinem Konsum Einfluss zu nehmen – aber ist das nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein? Das haben auch die Filmemacher von „Tomorrow“ erkannt – und suchen die Lösung auf einer anderen Ebene. Zu den Bereichen Landwirtschaft, Energie, Demokratie, Ökonomie und Bildung besuchen sie Gruppen oder Wissenschaftler und interviewen sie zu ihren Initiativen. Zum Beispiel Emmanuel Druon, ein Unternehmer aus Nordfrankreich. In seiner Firma werden Umschläge produziert, und das seit zwanzig Jahren immer kostensparender mit Blick auf die Umwelt. Er achtet im Personalmanagement auf soziale Gerechtigkeit und fördert gleichzeitig zusammen mit den Mitarbeitern Umbaumaßnahmen für eine höhere Arbeitsqualität, die auch umweltverträglich ist. Damit wird erstens klar: Alle diese Bereiche haben etwas miteinander zu tun, und zweitens: Die Initiativen leben vom Engagement vieler Menschen, das Einzelne so nicht aufbringen können. Da schließen sich Aktivisten und Familienmitglieder, Arbeitnehmer und Unternehmer zusammen und basteln gemeinsam an konkreten Lösungen vor Ort. Das ist es, was mich an diesem Film begeistert: Da wird nicht nach großen allgemeingültigen Lösungen geforscht, sondern vor Ort angepackt. Und vernetzt gearbeitet – keiner für sich alleine. Im Film habe ich zwar auch immer mal wieder gespürt: So einfach ist das alles nicht mit der Weltveränderung, und manche Aktivisten kamen mir auch mir zu euphorisch vor. Trotzdem: Gerade das Porträt von den engagierten Menschen rund um den Globus hat bei mir Lust geweckt, mich auch zu engagieren. Und je mehr ich die Augen offen halte, 1 desto mehr Gruppen und Initiativen fallen mir auch in meiner Umgebung auf, in denen gemeinschaftlich an konkreten Lösungen für Weltveränderung gearbeitet wird. Da gibt es zum Beispiel die vielen lokalen Gruppen von Transition Town: Bürger vor Ort suchen nach Möglichkeiten, ein Leben in der Stadt zu gestalten, das mit weniger Öl auskommt. Morgen ist auch noch ein Tag – und am besten fange ich wirklich direkt heute damit an – damit das Morgen besser wird. 2
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