Referat Regula Rytz - Alpen

Das unvernünftige Passfahren der Lastwagen am Simplon
Regula Rytz
Vorstandsmitglied Alpen-Initiative, Nationalrätin BE, Präsidentin Grüne Schweiz
Eben hat die Schweiz den neuen Gotthard Basistunnel feierlich eingeweiht. Ab Dezember wird
er in Vollbetrieb sein. Am Simplon hat man ebenfalls einen Bahntunnel unter dem Berg
hindurch. Er ist zwar schon 100 Jahren alt, aber durchaus zweckmässig und leistungsfähig. Die
Zeit ist gekommen, den Verfassungsartikel zum Alpenschutz endlich umzusetzen und die
alpenquerenden Güter auf die Schiene zu verlagern.
Was hat man am Simplon aus der hervorragenden Infrastruktur in den letzten Jahren gemacht?
Viel zu wenig. Noch heute fahren Lastwagen mit gefährlichen Gütern über den Pass. Konkret:
Von Brig oder Domodossola aus fahren die 40-Tonnen-Gefährte auf über 2000 Meter hinauf.
Das ist eine Höhendifferenz von bis zu 1700 Metern! Und dann alles wieder hinunter.
Nur schon wegen dieser enormen Höhendifferenz ist der Transport über den Pass eine
unglaubliche Energieverschwendung. Ein Lastwagen verbraucht in jedem Fall viel mehr Energie
als die Bahn, um eine Tonne Güter zu befördern, erst recht am Berg. Hinzu kommt, dass der
CO2-Ausstoss auf steilen Strecken viel höher ist als auf flachen. Für mich und die AlpenInitiative ist klar: Es braucht endlich CO2-Grenzwerte für Lastwagen.
Noch schlimmer wird es aber, wenn ich mir überlege, was in den Lastwagen hier alles
transportiert wird: Heizöl, Lösungsmittel und andere gefährliche Chemikalien! Diese Transporte
haben auf einer Passstrasse mit vielen Kurven und einem starken Gefälle nichts zu suchen. Die
Alpen-Initiative fordert darum ganz klar ein generelles Fahrverbot für Gefahrgut auf den
Alpentransitachsen.
Die Verhältnisse am Simplon sprechen eine deutliche Sprache: die Güter gehören auf die Bahn,
die gefährlichen ganz besonders. Die Verlagerung auf die Schiene muss nicht nur am Gotthard
mit dem neuen Basistunnel vorwärts gebracht werden, sondern auch am Simplon, der seit 100
Jahren über die geeignete Infrastruktur verfügt.
Bern/Simplon, 13. August 2016