Rumendingen - Stiftung Landschaft und Kies

Kiesgruben im Kanton Bern
Kiesgrube Rumendingen
Koordinaten: 615.550 / 216.400
Fritz Sollberger AG
Dorfstr. 17 / 3472 Wynigen
Tel: 034 415 10 55
Fax: 034 415 22 55
E-mail: [email protected]
Allgemeines
Lage
Am südlichen Dorfrand von Rumendingen Richtung Burgdorf.
Alter
Kiesabbau seit 1969, Reserven für ca. 20 Jahre, jährlicher Ausstoss ca. 80‘000
m3.
Besonderes
Abwechslungsreiches Grubengelände. 25 Angestellte, davon 6 in der Kiesgrube.
Ökonomie
Abbau
Die uneinheitliche Zusammensetzung des Wandkieses (s. Geologie) erfordert
auch nach dem Abtragen der Deckschicht einen sehr grossen Aufwand. Mit dem
Raupenbagger wird das nicht brauchbare Material herausgelöst. Der eigentliche
Abbau und Transport zur Vorwaschanlage (Zweiwellenschwertauflöser) oder zur
Aufgabestation des Kieswerkes erfolgt mit dem Radlader.
Aufbereitung
Das Material aus der Vorwaschanlage wird zusammen mit dem „guten“ Wandkies in die Aufbereitungsanlage geführt (Leistung ca. 50 m3/h, 400 m3/Tag).
Alles Material durchläuft die Waschtrommel und wird anschliessend in Korngrössenklassen 0-4, 4-8, 8-16, 16-32, 32-50 und 50-120cm aufgeteilt und in offenen Siloboxen gelagert. Ein Teil des groben Materials gelangt nach dem Waschprozess in die Brecherei, wo Splitt mit den Korngrössen 0-3, 3-6, 6-11 und 11-16
cm entsteht und in separaten Siloboxen gelagert wird. Eine unter den Siloboxen
angeordnete Dosieranlage fördert beliebige Mischungen oder Einzelkomponenten wahlweise direkt auf Lastwagen oder in die Betonzentrale. Für die Aussenaufgabe sind noch einige Blechsilos angeschlossen.
Verwendung
Die Hälfte des produzierten Kieses wird in der eigenen Anlage auf dem Platze zu
Transportbeton verarbeitet. Die andere Hälfte geht an Unternehmer und Private
in der Region.
Recycling
Ausbauasphalt und Abbruchbeton werden periodisch mit einer eingemieteten
Brechanlage aufbereitet und als Wandkiesersatz wiederverwendet.
Waschwasser aus dem Kieswerk und der Vorwaschanlage, sowie das Abwasser
der Betonzentrale und der Abspritzanlagen wird in der Kläranlage behandelt. Der
eingedickte Schlamm wird in den Schlammweiher gepumpt, wo er auf natürliche
Weise weiter eingedickt und gleichzeitig einen Teil der Wiederauffüllung der
Grube bildet. Das geklärte Wasser geht zurück in den Waschprozess. Für die
Betonproduktion und zur Ergänzung des Waschwassers wird Grundwasser gepumpt.
Stand, 2006
Kiesgruben im Kanton Bern
Ökologie
Geologie
Der Rhonegletscher der letzten Eiszeit hinterliess hier Seiten- und Endmoränen
mit Aufschotterungen am Eisrand. Die Deckschicht - im Durchschnitt zwei bis
drei Meter mächtig - besteht aus sehr feinen Material (Silt). Gelegentlich treten
auch feste Lehmschichten auf. Unter der Deckschicht befindet sich eine relativ
heterogene, durch zahlreiche vertikale und laterale Übergänge geprägte KiesSand-Abfolge, welche den Abbau erschwert.
Biologie
Von der Strasse von Bickingen her kommend zeigen sich rechterhand Gebäude
und Förderbänder des Kieswerkes, aber keine Kiesgrube. Der Gedanken liegt
nahe, dass sich da „nur“ ein normaler Industriebetrieb befindet. Einzig die mit
Huflattich bewachsenen, kiesigen Böschungen und die älteren Exemplare der
Salweide, welche als Solitärbäume gedeihen, lassen an diesem Eindruck Zweifel
aufkommen.
Kurz nachdem das Werkareal durchschritten ist, öffnen sich aber auf der kleinen
Anhöhe neue Dimensionen. Drei Wege führen Richtung Norden, Osten und Süden weg.
Dem Weg Richtung Norden entlang, zeigt sich auf der rechten Seite die offene
Entwässerung der Transportpiste mit vielen kleinen temporären und ausdauernden Gewässern. An diesen Tümpeln können im Frühling Tausende von Kaulquappen des Grasfrosches beobachtet werden. Auch der Bergmolch kommt zeitweise aus den Rohrkolben- oder Schilfverstecken hervor und zeigt seinen orangefarbenen Bauch. Weiter Richtung Norden öffnet sich das grosszügige Areal mit
dem alten Schlammweiher. Im nassen Schlamm sind Spuren des Graureihers zu
entdecken. Die Nordseite des Schlammweihers ist begrenzt durch eine Steilwand
mit Sandlinsen, welche lange Zeit Wohnort der Uferschwalben war. Nun ist die
Wand von Wildbienen bewohnt. Oberhalb dieser Steilwand gedeihen einige
Obstbäume auf welchen sich die Hohltaube und die Goldammer bemerkbar machen.
Zurück zur Verzweigung: Ein Weg führt in Richtung Osten zum Kiesabbau.
Begleitet von verschieden stark entwickelten Ruderalgesellschaften mit Wilder
Möhre, Königskerzen, Echter Kamille und Karden öffnet sich immer mehr das
Areal des Abbaus. Distelfinke und Hänflinge fliegen davon. Unterschiedlich
starke Neigungen und Expositionen mit kleinen dazwischen liegenden, temporären Gewässern ermöglichen das Leben verschiedener Insekten. Die Plattbauchlibelle und der Heidegrashüpfer sind ebenso anzutreffen, wie das Tagpfauenauge
oder der Mohrenfalter.
Die zweite Wegverzweigung führt Richtung Süden zu Kies-, Sand- und Asphalthaufen und zu einem mit Fichten und Erlen aufgeforsteten Waldstück. Dem Weg
entlang weiter nach Osten zeigt sich ein grösserer Teich, welcher stark mit Rohrkolben bewachsen ist. Einige kleine Tümpel und Pfützen mit Binsen und MoorSpierstauden sind um den grösseren Teich angegliedert. Kreuzkröten, Grasfrösche und Erdkröten sind anzutreffen und mit ein wenig Glück kann eine Blindschleiche entdeckt werden.
Über dem ganzen Areal kreisen die Mehlschwalben und der Mäusebussard und
am Boden zeigen sich Spuren von Rehen, Dachsen und Mardern.
Der Kiesbedarf im Kanton Bern beträgt jährlich rund 3 Mio. m3 (3m3/EWa). Die regionale Deckung dieses Bedarfs ist ein vom
Kanton angestrebtes Ziel. Der Kiesabbau erfolgt nach strengen Richtlinien und wird jährlich kontrolliert. Die Kiesunternehmer im
Kanton Bern haben den Wert von Kiesgruben für die Natur erkannt und fördern gezielt die durch die Abbautätigkeit entstehenden,
selten gewordenen Pionierstandorte. Sie haben sich dafür in der Stiftung Landschaft und Kies zusammengeschlossen.