Kiesgruben im Kanton Bern Kiesgrube „Bir länge Stude“ Müntschemier Koordinaten: 576.300/205.400 Gugger AG Bauunternehmungen Engelhardstr. 6 3280 Murten Tel: 026 672 92 00 Fax: 026 672 92 01 E-mail: [email protected] Internet: www.guggerbauunternehmungen.ch Allgemeines Lage Die Kiesgrube „Bir länge Stude“ befindet sich im Grossen Moos zwischen Müntschemier und Ins. Das Betriebsareal liegt je zur Hälfte auf dem Gebiet der beiden Gemeinden Alter Die Bauunternehmung F.Gugger AG wurde 1948 gegründet. Am Standort Müntschemir wird seit 1992 Kies abgebaut. Besonderes Die Firma ist seit 2000 EN ISO 9001-2000 zertifiziert. Die Kiesgrube ist Teil einer überdurchschnittlich reich strukturierten Landschaftskammer am westlichen Dorfrand von Müntschemir. Hervorzuheben ist die grosse Vielfalt der vorkommenden Pflanzen- und Tierarten. An prominenter Stelle im renaturierten Teil der Grube steht eine Steinstele, welche im Rahmen des Projektes „Landschaft-Kunst-Geomantie“ der Hannes Pauli Gesellschaft aufgestellt wurde. Die Stele ist Herrn Fritz Gugger gewidmet und ist, wie 28 weitere Stelen die im Seeland stehen, in ein geomantisches System eingebunden. Ökonomie Abbau Jährlich werden rund 30'000 m3 Kies wird mit Bagger und Pneulader abgebaut. Sämtliche im Abbau tätigen Maschinen sind mit Partikelfilter ausgerüstet. Die Wiederauffüllung erfolgt mit sauberem Aushubmaterial. Aufbereitung 80% der abgebauten Kiesmenge wird unsortiert abtransportiert. Die restlichen 20% werden in einer mobilen Sortieranlage als Planiekies aufbereitet. Bollensteine werden gebrochen und zu Brechschotter verarbeitet. Verwendung 80% des ausgestossenen Materials dient dem Eigenbedarf der Firma Gugger. Unsortiertes Kies kommt hauptsächlich bei der Strassenkofferung zur Verwendung. Recycling Beton- und Asphaltabbruch wird gebrochen und wieder aufbereitet. Das gewonnene Granulat kommt grösstenteils firmenintern zur Verwendung. Stand, 2007 Kiesgruben im Kanton Bern Ökologie Geologie Zwischen Müntschemier und Ins steigt ein ausgeprägtes und oberflächlich fein gegliedertes Hügelgebiet um 40 bis 50 m aus dem südlich anschliessenden Grossen Moos empor. Die Kiesgrube „Bir länge Stude“ erlaubt wie durch ein Fenster den Einblick in den südlichen Rand dieser Hügelzone. Seit Jahrzehnten ist dieser Aufschluss immer wieder von GeologInnen besucht worden, weil hier spezielle Erscheinungen beobachtet werden können: Der Aufbau im Grossen ist einfach; unten Kies und Sand, darüber eine Deckschicht (=Grundmoräne). Bei genauer Beobachtung ist aber mehr Eiszeitgeschichte sichtbar: die Sand- und Kieslagen sind in einen Oberen und Unteren Schotter gliederbar. Zurzeit ist sowohl die Molassefelsunterlage wie auch die Deckschicht, also die Grundmoräne der letzten Eiszeit, eine ausserordentlich kompliziert aufgebaute Schicht von stark wechselnder Mächtigkeit, sichtbar. Folgende Besonderheiten können beobachtet werden: - Die Unteren Schotter enthalten bemerkenswert hohe Anteile an Jurakalken. - Die Oberen Schotter enthalten vor allem alpines Material und zeigen ausgeprägte Sedimentstrukturen eines verwilderten Gletscherbachs. Nach oben „versandet“ die Ablagerung bis in die Grundmoräne hinein. - Die Grundmoräne zeigt auffällige Deformationsstrukturen: Es handelt sich um überschobene und ausgewalzte Falten und eingefaltete Kiesnester, welche die Bewegungen an der Basis des Gletschers direkt abbilden. - Im Oberen Schotter treten immer wieder steil stehende „sedimentäre Gänge“ aus feinkörnigem Material auf, welche auf spezielle Entwässerung unter sehr grossem hydrostatischem Druck unter dem Gletscher hinweisen. - Im Oberen Schotter sind viele sedimentäre Strukturen einmalig klar zu sehen. - Direkt über dem Molassefels, bzw. an der Basis des Unteren Schotters und in der Deckschicht treten immer wieder Findlinge auf. Sowohl ihre Form als auch ihre Herkunft sind spektakulär: Es sind vorwiegend Gesteine aus dem südlichen Wallis. Insbesondere sind herrliche, geschliffene Exemplare von Vallorcine- Konglomerat aus dem Mont Blanc – Gebiet zu bewundern. Biologie Durch den Kiesabbau entsteht eine Dynamik, welche die Bedingungen des Lebensraumes Auenlandschaft simuliert. Entsprechend finden sich auf dem Areal unterschiedlichste Lebensräume und Strukturen, die mosaikartig miteinander verzahnt sind und eine Vielzahl spezialisierter Pflanzen- und Tierarten beherbergen. Die optimale Vernetzung mit dem angrenzenden Naturschutzgebiet, welches sehr artenreiche Hecken und Trockenwiesen aufweist, erhöht den Wert für Pflanzen und Tiere zusätzlich. Auffällig sind die Uferschwalben, welche ihre Bruthöhlen in freigelegte Sandeinschlüsse in der Abbauwand graben. Seit 10 Jahren besiedelt diese gefährdete Vogelart die Kiesgrube „Bir länge Stude“ mit jährlich über 50 Brutpaaren, und stellt somit aktuell eine der grössten und konstantesten Kolonien im Kanton Bern dar. In den Hecken und Trockenwiesen , welche ans Areal grenzen und auf den renaturierten Flächen neu angelegt wurden, leben mit Turteltaube, Nachtigall, Dorngrasmücke und Neuntöter weitere seltene Vogelarten. Von den zahlreichen Kleinstrukturen in den südexponierten Böschungen profitieren Zaun- und Mauereidechse, Blindschleiche und Ringelnatter. Letztere nutzt die unterschiedlich ausgeprägten Gewässer, welche auf dem Gelände vorhanden sind, zur Jagd auf Amphibien. Temporäre, nur spärlich bewachsene Tümpel dienen den stark bedrohten Pionierarten Gelbbauch-Unke und Kreuzkröte als Laichgewässer. Nur vereinzelt sind im Mai/Juni die Rufe des seltenen Laubfrosches zu vernehmen, der zur Laichablage bewachsene, wintertrockene Kleingewässer bevorzugt. Die ausdauernden, mit Schilf bestandenen Tümpel werden neben anderen häufigen Amphibienarten von Wasserfrosch und Fadenmolch besiedelt. Der Kiesbedarf im Kanton Bern beträgt jährlich rund 4 Mio. m3 (4m3/Einwohner). Die regionale Deckung dieses Bedarfs ist ein vom Kanton angestrebtes Ziel. Der Kiesabbau erfolgt nach strengen Richtlinien und wird jährlich kontrolliert. Die Kiesunternehmer im Kanton Bern haben den Wert von Kiesgruben für die Natur erkannt und fördern gezielt die durch die Abbautätigkeit entstehenden, selten gewordenen Pionierstandorte. Sie haben sich dafür in der Stiftung Landschaft und Kies zusammengeschlossen.
© Copyright 2024 ExpyDoc