Kiesgruben im Kanton Bern Kiesgrube Finsterhennen Koordinaten: 580.100 / 207.500 VIBETON Kies AG/SA Bahnhofstrasse 27 3250 Lyss 032 387 20 80 [email protected] Allgemeines Lage Zwischen Finsterhennen und Treiten auf einem anmutigen Plateau, ca. 30 Meter erhöht über dem Grossen Moos. Alter Kiesgewinnung seit 1973, Reserven für ca. 15-20 Jahre inkl. Reserven im Wald Oberholz, wo voraussichtlich ab 2004 der Abbau beginnt. Jährlicher Ausstoss ca. 120‘000m3. Besonderes Flächenmässig und qualitativ vielfältige Naturflächen. Ausgleichsfläche mit Rebbau. Auszeichnung vom „Schweizerischen Fachverband für Sand und Kies“ und von der "Stiftung Natur und Wirtschaft" (Zertifikat). Vier Angestellte im Kieswerk, zusätzlich zwei Chauffeure. Abbau Mittels Radlader, Transport zur Kiesaufbereitungsanlage über eine Förderbandstrasse (wenig internen Kiestransporte mit Lastwagen). Aufbereitung Der Kies wird gewaschen (Leistung 65m3/h), in fünf Korngrössen klassiert und in offenen Siloboxen gelagert. Die groben Steine grösser als 32 mm gelangen in die Brecherei, wo als Endprodukt Splitt und Brechsand entsteht, das in separaten Siloboxen gelagert wird. Die Beschickung der Lastwagen erfolgt über eine unter den Silos angeordnete Dosieranlage mit Verladeband (Einzelkomponenten und Mischungen) oder ab freistehenden Kieshaufen mittels Radlader. Der Waschschlamm wird in Absetzbecken geleitet, wo eine Verdichtung auf natürliche Art (ohne Energie!) stattfindet. Der abgesetzte Schlamm wird periodisch ausgebaggert und bei den fertig abgebauten Grubenteilen endgelagert. Verwendung Ein Grossteil des aufbereiteten Kieses wird in den eigenen Produktionsanlagen in Müntschemier zur Herstellung von Betonprodukten verwendet. Die hier produzierten Eisenbahnschwellen stellen aus schweizerischer Sicht eine Spezialität dar. Weitere wichtige Abnehmer des Kieses sind die regionalen Transportbetonwerke. Recycling Seit 1993 bereitet eine mobile Recyclinganlage Betonabfälle auf. Jährlich werden 30 - 50‘000 Altschwellen und 2 – 3‘000 m3 Betonabbruch zu hochwertige Betongranulat verarbeitet. Das im Beton enthaltene Armierungseisen wird mit einem Überbandmagneten heraussortiert und dem Alteisenhandel zugeführt. Ökonomie Stand, 2006 Kiesgruben im Kanton Bern Ökologie Geologie Die Kiesvorkommen in Finsterhennen stammen von der letzten Eiszeit (älter als 10'000 Jahre). Die Schmelzwasserflüsse des vorrückenden Rhonegletschers lagerten mächtige Kiesmassen ab, ehe der Gletscher selbst das Gebiet überdeckte. Nach dessen Rückzug blieb eine Grundmoränenbedeckung von mehreren Metern Mächtigkeit zurück. Die Schotter zeigen eine interessante Zusammensetzung: Es lassen sich Gesteine aus dem gesamten Rhoneeinzugsgebiet als auch aus dem Jura finden. Je nach Abbaustand sind die Aufschlüsse für die Geologie sehr wichtig, jedoch für die Schüler sehr anspruchsvoll. Es lassen sich charakteristische Zusammenhänge der eiszeitlichen Vorgänge mit dem heutigen Landschaftsbild ablesen. 1998 entdeckte ein aufmerksamer Maschinenführer beim Abbau einen gut erhaltenen, ca. 1m langen Mammutzahn. Biologie Die Abbaustelle Oberfeld befindet sich in einem ökologisch äusserst vielfältigen Gebiet, welches grob in vier Teilbereiche unterteilt werden kann: 1. Das Kiesareal samt Umgebung mit den grossen Schlammweihern, Ruderalflächen und Gebüschgruppen, 2. den nördlich anschliessenden Wald, 3. das südlich gelegene offene Feld sowie die 4. noch südlicher davon ca. 10 ha grosse, reich strukturierte Ausgleichsfläche mit der grossen südwärts gerichteten Böschung – „Hohleräbe“ genannt. Diese Vielfalt an unterschiedlichsten Biotopen widerspiegelt sich am besten im Reichtum an seltenen Vogelarten. Im Wald konnten u.a. die Waldschnepfe, der Pirol und die Waldohreule nachgewiesen werden, an den Gewässern, das Teichhuhn, die Rohrammer und Rohrsänger und auf den offenen Standorten Neuntöter, Dorngrasmücke, Uferschwalbe und die Nachtigall. Begünstigt durch das relativ milde Klima des Mittellandes und die zahlreichen Wasserstellen sind auch die Amphibien in grosser Zahl vertreten. Insgesamt kommen sieben verschiedene Arten vor: Neben den gemeineren Arten wie Grasfrosch, Erdkröte, Wasserfrosch, Bergmolch und Fadenmolch sind mit der Kreuzkröte und der Unke zwei typische Kiesgrubenarten vertreten. Für den Besucher am interessantesten ist die grosse Ausgleichsfläche im Süden – ein eigentliches Naturreservat: Eine Reihe von Teichen zieht an einer Hecke entlang, Blumenwiesen, Ruderalflächen, Steinhaufen und Einzelbäume bilden den oberen, flachen Teil. Darunter befindet sich die Hohleräbe, ein Südhang mit weiteren trocken liebenden Elementen, u.a. auch mit einem kleinen Weinberg. An sonnigen Tagen im Frühsommer ist reger Flugbetrieb unter den Insekten. Neben den fluggewandten Libellen fallen Kolonien von bodenbrütenden Wildbienen auf, welche ihre Bruten im Rohboden aufziehen. Auffällig ist auch die Schmetterlingspracht, welche vom grossen Nektarangebot profitiert. Für den Blütenzauber sorgen Natterkopf, Wiesenflockenblume, Esparsette und viele weitere Wiesenund Ruderalpflanzen. Als Rarität gelten das echte Tausendgüldenkraut und der Wassernabel im nassen Milieu. Die Firma CREABETON Matériaux AG/ SA, Lyss wurde von der Stiftung Natur und Wirtschaft für ihre Leistungen im naturnahen Abbau mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Der Kiesbedarf im Kanton Bern beträgt jährlich rund 3 Mio. m3 (3m3/EWa). Die regionale Deckung dieses Bedarfs ist ein vom Kanton angestrebtes Ziel. Der Kiesabbau erfolgt nach strengen Richtlinien und wird jährlich kontrolliert. Die Kiesunternehmer im Kanton Bern haben den Wert von Kiesgruben für die Natur erkannt und fördern gezielt die durch die Abbautätigkeit entstehenden, selten gewordenen Pionierstandorte. Sie haben sich dafür in der Stiftung Landschaft und Kies zusammengeschlossen.
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