Kiesgrubenporträt - Stiftung Landschaft und Kies

Kiesgruben im Kanton Bern
Kiesgrube Attiswil
613.450 / 231.550
Vigier Beton Mittelland AG
Werkstrasse 101
4534 Flumenthal
Tel: 032 637 31 58
mittelland(at)vigier-beton.ch
Allgemeines
Lage
Die Grube, eingebettet in eine natürliche Umgebung, befindet sich auf der
Kantonsgrenze SO/BE auf dem Gemeindegebiet Attiswil BE.
Alter
Kiesgewinnung seit 1947.
Firma
Besonderes
Ökonomie
Abbau
Die Vigier Beton Mittelland AG gehört zur Vigier Holding AG.
Kiesabbau mittels Wasserstrahl.
Der Kies wird an der 50 m hohen Wand mittels Wasserstrahl (12 bar)
abgebaut. Mit Pneulader und Förderbänder wird er dem Rohmaterialdepot zugeführt.
Aufbereitung
Die einzelnen Maschinengruppen der Kiesaufbereitungsanlage und Deponien sind grösstenteils horizontal angeordnet, d.h. mittels Förderbänder
untereinander verbunden. Vom Aufgabesilo (Abscheidung von Bollensteinen >250mm) führen zwei Förderbänder via Vorabscheider den Kies
<120mm zum Rohmaterialdepot. In der eigentlichen Kiesaufbereitung
wird der Wandkies gewaschen und in mehrere Korngrössen (Komponenten) ausgesiebt und über Förderbänder auf freistehende Haufen geführt,
die über eine unterirdische Abzug- und Dosiermöglichkeit zum Beladen
von Lastwagen verfügen. Eine freistehende Silobatterie mit sechs Stahlsilos, beschickbar über ein Förderband, dient zusätzlich zur raschen Beladung von Lastwagen mit Einzelkomponenten oder beliebigen Mischungen.
Die Konzeption des neuen Kieswerkes mit dem geschickten Miteinbezug
der bestehenden Anlage ergibt eine gute Flexibilität in der Produktion, ein
grosses Deponievolumen und wenig Materialverschiebungen.
Verwendung
Der grösste Teil des aufbereiteten Materials wird in den Betonzentralen
der Frischbeton AG Zuchwil zu Transportbeton verarbeitet. Mit dem restlichen Material wird das örtliche Baugewerbe versorgt. Der Hauptabsatz
gelangt in den Kanton Solothurn.
Recycling
Das benötigte Wasser wird aus dem Grundwasser bezogen. Das gebrauchte Waschwasser der Kiesaufbereitung fliesst in einen Weiher und
gelangt wieder ins Grundwasser zurück, es entsteht ein geschlossener
Wasserkreislauf.
Stand, 2011
Kiesgruben im Kanton Bern
Ökologie
Geologie
Die grosse Abbaustelle am Hohbühl ist geologisch mit den Kiesgruben im
Gäu verwandt. Die Schotterfüllungen im früher durch das Gäu verlaufenden Aaretal werden sichtbar. Am Hohbühl sind zwei Landschaftsteile aufgeschlossen, einmal die Terrasse nördlich vom Bärnerschachen und
dann der Rücken von Hohbühl selbst. Der Abbaukörper besteht aus gut
geschichteten, wenig Feinanteile enthaltenden Schottern, die über die
ganze Aufschlusshöhe anstehen. Die abdeckende Grundmoräne ist hier
schlecht aufgeschlossen. Die ausgeprägte Standfestigkeit beweist aber,
dass die Schotter vom Gletscher überfahren worden sind.
Wie im Gäu, so kann auch hier die Altersfrage nicht abschliessend
beantwortet werden. Die Schotter sind mit grosser Wahrscheinlichkeit
älter als die letzte Vergletscherung. Auch hier sind entsprechende Arbeiten im Gange.
Biologie
Das Waaggebäude beim Eingang wurde bewusst um die beiden Lindenbäume herum gebaut. Von hier aus führt der Weg entlang einer aus Nagelfluh aufgeschichteten, ca. 200 Meter langen Trockensteinmauer zum
Abbau. Abwechslungsweise brennt hier im Sommer die Sonne oder werfen grössere Gehölze ihre Schatten auf die Mauer. Dies lässt auf kürzester Distanz schattenliebende Farne wie die Mauerraute und sonnenhungrige Überlebenskünstler wie die Königskerze oder die Wiesenflockenblume nebeneinander gedeihen. Auch die Zauneidechse schätzt die Mauer
und sonnt sich neben dem wilden Thymian.
Im Anschluss an die Mauer folgen Gebäude, Förderbänder und andere
technische Einrichtungen, um welche das gefährdete RosmarinWeidenröschen in grosser Zahl gedeiht. Im Sommer ziehen die rosa Blüten unzählige Insekten an.
Fegespuren an den Heckensträuchern und im angrenzenden Wald zeugen vom nächtlichen Besuch des Rehbocks. Auch Feldhasen leben in
dieser Grube und in den umliegenden Feldern. Diese verlassen sich bei
Gefahr auf ihre Tarnung und bleiben solange in geduckter Haltung sitzen,
bis der „Feind“ nur noch wenige Meter von ihnen entfernt ist. Dadurch
bekommt man Feldhasen im hohen Gras eher selten zu Gesicht. Ergreift
der Feldhase dann doch die Flucht, kann er dabei eine Geschwindigkeit
von bis zu 70 km/h erreichen.
In den eingelagerten Sandlinsen der grossen Steilwand des Kiesabbaus
brüten jedes Jahr die selten gewordenen Uferschwalben. Sie graben ihre
Bruthöhlen jedes Jahr neu in Sandlinsen frischer Abbrüche. Deshalb sind
sie auf die durch Maschinen erzeugte Dynamik in der Kiesgrube angewiesen. Ursprünglich brüteten diese Flugkünstler an Geländeabbrüchen
entlang unbegradigter Flüsse.
In den offenen Kiesflächen am Rande des Abbaus gedeihen Pionierpflanzen wie der Natternkopf, die Königskerze und die Wilde Möhre. Hummeln
und Wildbienen schätzen diese Nektarquellen.
In den Hecken rund um das Grubenareal kann während der warmen Jahreszeit mit etwas Glück der Neuntöter beobachtet werden. Dieser ist auf
artenreiche und möglichst dornenbewehrte Gehölzgruppen und angrenzende offene Flächen mit vielen Insekten angewiesen.
In den unterschiedlich grossen Gewässern entwickeln sich die Kaulquappen von Erdkröte, Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke sowie Gras- und
Wasserfrosch zu erwachsenen Tieren.
Der Kiesbedarf im Kanton Bern beträgt jährlich rund 4 Mio. m3 (4m3pro Einwohner). Die regionale Deckung dieses Bedarfs ist ein
vom Kanton angestrebtes Ziel. Der Kiesabbau erfolgt nach strengen Richtlinien und wird jährlich kontrolliert. Die Kiesunternehmer
im Kanton Bern haben den Wert von Kiesgruben für die Natur erkannt und fördern gezielt die durch die Abbautätigkeit entstehenden, selten gewordenen Pionierstandorte. Sie haben sich dafür in der Stiftung Landschaft und Kies zusammengeschlossen.