Kiesgruben im Kanton Bern Kiesgrube Pfaffenboden Grünenmatt Koordinaten: 622.200 / 207.200 Emme Kies und Beton AG Pfaffenboden 3452 Grünenmatt Tel/Fax 034 431 20 33 / 15 56 E-mail [email protected] Allgemeines Lage Alter / Angestellte Besonderheiten Links der Strasse zwischen Grünenmatt und Trachselwald. Kiesgewinnung seit 1894 durch verschiedene Träger. 1961 bis 2004 durch die Firma Stämpfli, ab 2005 Firma Emme Kies und Beton AG. Reserven für ca. 20 Jahre. In der Kiesgrube sind 10 Angestellte tätig, davon 3 Lastwagenführer. Die Firma besitzt das Zertifikat der Stiftung „Natur und Wirtschaft“ für ihre Leistungen im naturnahen Abbau. Ökonomie Abbau Der Kies wird terrassenweise mit einem Bagger abgebaut. Ein Radlader beschickt die Aufgabestelle, von wo der Kies auf einer Förderbandstrasse zum Kieswerk transportiert wird. Der jährliche Ausstoss beträgt ca. 80‘000m3.(Durchschnitt der letzten 10 Jahre) Aufbereitung Der Kies (Leistung 50m3/h) wird gewaschen, in vier Korngrössen klassiert und in offenen Siloboxen gelagert. Die groben Steine und allfällige Ueberschusskomponenten gelangen in die Brecherei, wo als Endprodukt Splitt und Brechsand entsteht, das in separaten Siloboxen gelagert wird. Unter den Siloboxen der Rundkomponenten befindet sich eine Dosieranlage. Damit können Einzelkomponenten oder beliebige Mischungen wahlweise direkt auf Lastwagen verladen oder in die Betonzentrale geleitet werden. Die gebrochenen Komponenten werden mit dem Radlader in die Silos der Asphaltaufbereitungsanlage geführt oder auf Lastwagen verladen. Eine eigene Grundwasserfassung liefert Frischwasser für diversen Gebrauch. Das mit Schwebestoffen angereicherte Waschwasser aus dem Kieswerk wird in eine mechanische Kläranlage geführt. Das gereinigte Wasser findet Wiederverwendung im Kieswerk. Der anfallende Kieswaschschlamm kann in der Landwirtschaft als Düngkalk, stichfest oder flüssig eingesetzt werden. Verwendung Rund die Hälfte der Produktion wird im Kieswerkareal im eigenen Betonwerk zu Transportbeton verarbeitet. Die andere Hälfte der Produktion geht an Unternehmer und Anlagen in der Region. Recycling Das in der Umgebung anfallende, noch brauchbare Abbruchmaterial (Ausbauasphalt und Abbruchbeton) wird in einer separaten Anlage gebrochen und klassiert und wird als Planiekies oder Wandkiesersatz wiederverwendet. Stand 2006 Kiesgruben im Kanton Bern Ökologie Geologie Die Kiesgrube Pfaffenboden ist in der Hauptterrasse des Emmentals angelegt. Diese Emmentaler Hauptterrasse ist eine Aufschotterung, die während der letzten Eiszeit stattgefunden hat, als der Rhonegletscher bei Burgdorf die Entwässerung aus dem Emmental zurückstaute. Mit dem Abschmelzen der Eisbarriere bei Burgdorf hat sich die Emme in diese Schotter eingegraben und bis heute diese herrlichen Terrassen entstehen lassen (Pfaffenboden , Waldhaus - Lützelflüh, Rüederswil). Das Material, das in diesen Terrassen zur Ablagerung gekommen ist (und in der Kiesgrube abgebaut wird), ist ausschliesslich umgelagerte Molassennagelfluh und -sandsteine. So ist auch die Zusammensetzung der Korngrössen (lagenweise erhöhter Feinanteil) und die oft schlechte (d.h. verwitterte) Qualität der Kieskomponenten verständlich. Zum Teil sind die kieseligen (d. h. quarzreichen) Komponenten angereichert, da die anderen Lithologien (Gesteinsarten) vollständig verwittert sind. Man muss sich vorstellen, dass es während der letzten Eiszeit nur noch eine spärliche Vegetationsdecke hatte und die Molasse stark verwitterte. In Heimisbach und bei Grünenmatt / Flüelen ist sehr schön sichtbar, wie die vewitterte Molasse aus den Seitengräben ins Haupttal verfrachtet wurde und so die Ablagerungen der Emmentaler Hauptterrasse geschüttet werden konnte. Biologie Fast ein Viertel der Betriebsfläche besteht aus naturnahen Flächen. Die vielen unterschiedlichen Lebensraumtypen bewirken eine grosse Artenvielfalt und tragen dazu bei, dass v.a. auch die anspruchsvolleren Tierarten wie Amphibien und Zauneidechsen in ihrem Bestand gesichert sind. Als besonders wertvoll können die Ruderalflächen an der Westböschung sowie im Betriebsgelände angesehen werden. Sie sind grossflächig vorhanden und charakteristisch ausgeprägt. Darin zu finden ist die seltene Heideschnecke und das einheimische Berufkraut (Erigeron acer). Eine Augenweide bilden im Frühling die ausgedehnten Margeritenbestände, im Sommer typische Ruderalpflanzen wie Königskerze, Wilde Möhre, Schafgarbe, Johanniskraut und Dost. Der grosse Pfanzenreichtum zieht einen beträchtlichen Insektenbestand nach sich, welche Nahrung in Form von Pollen und Nektar findet. Zahlreiche Schmetterlinge und Libellen fallen auf, darunter die grosse Heidelibelle, die Weidenjungfer und die Blaugrüne Mosaikjungfer. Wichtig ist das Vorhandensein der zahlreichen Gehölzgruppen, welche für eine gute Vernetzung innerhalb der Grube und auch gegen aussen sorgen. Dies widerspiegelt sich im grossen Vogelbestand. Neben den Heckenbewohnern wie Goldammer, Girlitz, Hänfling und Distelfink nisten an den Gebäuden Mehlschwalben und Hausrotschwänze. Die Kiesgrube Pfaffenboden stellt für die vorliegende Landschaft eine Bereicherung dar. Sie stellt Lebensräume zur Verfügung, welche in der weiteren Umgebung kaum vorhanden sind, so die Ruderalflächen, Hecken, Nassbiotope und Kleinstrukturen. Die biologische Vielfalt, welche durch die in diesem Werk bestehende ökologische Abbauplanung erhalten und gefördert wird, hat dazu geführt, dass die Anstrengungen der Werkleitung um einen naturnahen Kiesabbau von der Stiftung Natur und Wirtschaft als vorbildlich ausgezeichnet wurde. Motivierte Mitarbeiter in der Grube erledigen verschiedene Pflege- oder Aufwertungsarbeiten selbständig oder in Zusammenarbeit mit der Stiftung Landschaft und Kies. Der Kiesbedarf im Kanton Bern beträgt jährlich rund 4 Mio. m3 (4m3/EWa). Die regionale Deckung dieses Bedarfs ist ein vom Kanton angestrebtes Ziel. Der Kiesabbau erfolgt nach strengen Richtlinien und wird jährlich kontrolliert. Die Kiesunternehmer im Kanton Bern haben den Wert von Kiesgruben für die Natur erkannt und fördern gezielt die durch die Abbautätigkeit entstehenden, selten gewordenen Pionierstandorte. Sie haben sich dafür in der Stiftung Landschaft und Kies zusammengeschlossen.
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