Zürich geht aus 2016

Schweiz: CHF 24.50 / EU: EUR 18,80
www.gehtaus.ch
2016
2017
ZÜRICH
GEHT AUS!
Gemütliche Genussbeizen im Quartier und auf dem Land
Wo grosse Küche für Gourmets zelebriert wird
Die schönsten Tische im Grünen und mit Aussicht
Wo es das Beste aus Asien und dem Orient gibt
Die interessantesten Italiener und spannendsten Spanier
Was die heissen Trendsetter Neues auftischen
INDEX: Adressen und Telefonnummern aller Zürcher Restaurants
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RESTAURANTS NEU
GETESTET
Rubina
Unverkrampft und herzlich
«Wir sind im Garten», steht auf der
Tafel, die vor der Eingangstüre des
roten Gebäudes, in dem das Restaurant
«Rubina» zu Hause ist, steht. Die Gartenwirtschaft liegt im Dreieck zwischen
Universitätstrasse und Bolleystrasse.
Nicht gerade eine ruhige Ecke, aber ein
hübsches Gärtchen, in dem wir uns an
diesem lauen Frühsommerabend gerne
niederlassen.
Wir werden von der Wirtin, Desirée
Eggli, freundlich begrüsst und dürfen
uns unseren Tisch selbst aussuchen.
Es ist Montagabend und nicht sehr
viel Betrieb. Bei einem Glas feinem
Muscadet von der Loire schauen wir in
die Speisekarte, die «gutbürgerliche
Schweizer Küche mit französischem
Akzent» verspricht. Die Spargelsaison
liegt in den letzten Zügen und prägt die
Karte noch stark. So sehen wir «Frühlings-Tagliolini» mit grünem Spargel
und frischem Blattspinat an Weisswein-Mascarpone-Sauce (Fr. 27.–),
Zanderfilet aus Wildfang mit Hollandaise, Flaacher Spargeln und Frühlingskartoffeln (Fr. 42.–) sowie gebratene
Kalbsschnitzel an Morchel-Rahmsauce
mit Flaacher Spargeln und hausgemachten Tagliolini (Fr. 49.–). Auch bei
uns werden Spargelgerichte aufgetragen. Zuerst eine feine Spargelsuppe
mit Crème fraîche und sautierten Stücken von Flaacher Spargeln (Fr. 13.–).
Dann auf der einen Tischseite weisse
Spargeln aus Flaach mit geschmolzenem
Caprifeuille, einem Ziegen-Rohmilchkäse
aus dem Loiretal, an Kräuter-Vinaigrette
mit gebratenen Kartöffelchen (Fr. 32.–).
Eine gelungene Kombination. Gut
schmeckt auch die Perlhuhnbrust an
Bärläuchpesto, der Weisswein-Risotto
hätte für unseren Geschmack etwas flüssiger sein dürfen (Fr. 38.–).
Eine schöne Auswahl europäischer Tropfen erfreut den Freund önologischer
Entdeckungen. Bei den Roten fallen
uns etwa der Quartur, eine Cuvée aus
Merlot, Cabernet, Sauvignon, Cabernet
franc und Syrah der Domaine du Montet
aus dem Waadtland, L’Enfant perdu von
Marcel Bühler und La Copa Santa von
Pierre Clavel aus Frankreichs Süden,
der Cabernet Under the Sky von Filippi
Mattia aus den italienischen Dolomiten
sowie Weine von gleich drei Produzenten in der Slowakei besonders auf. Auf
der Speisekarte sehen wir auch BlackTiger-Riesencrevetten an Peperoncini,
Knoblauch und Olivenöl (Fr. 39.–), eine
Bouillabaisse (Fr. 39.–), Filet vom australischen Cassino-Beef vom Grill mit
Markbein an Rotweinsauce (Fr. 39.–)
oder «Daniels paniertes Schweinskotelett» mit Greyerzer-Füllung (Fr.
35.–). Letzteres sei eine «Hommage
an meinen Papi, Daniel Eggli, der das
panierte Säuli-Kotelett selber kochte
und als Festessen bei unserer Familie
zur Tradition machte», steht dazu auf
der Karte. Desirée Egglis Vater, der 2001
erst 55-jährig gestorben ist, war Herausgeber des Magazins «Salz & Pfeffer»
und so etwas wie das Enfant terrible der
Schweizer Gastrokritik. Das Restaurant
seiner Tochter hätte ihm sicher gefallen, denn es ist hübsch, sympathisch
und unverkrampft; die Gäste werden mit
einer Herzlichkeit umsorgt, wie man sie
ihn Zürich leider nicht allzu oft erlebt.
Und so etwas war Daniel Eggli wichtiger
als eine hochgestochene Küche. hpe
Universitätstrasse 56, 8006 Zürich
Fon 044 350 30 15
www.restaurant-rubina.ch
mo–fr 11.30–14.30 & 18–23 Uhr
(Küche bis 22 Uhr), sa-abend ab Oktober
geöffnet, sa-mittag & so geschlossen
sowie über Weihnachten/Neujahr
HG Fr. 26–49
h m t
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Gut und bürgerlich: Rang 6
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Saltz
(im Dolder Grand)
21 verschiedene Salzstreuer
Für Ästheten ist allein schon die von
Künstler Rolf Sachs geschaffene Einrichtung und Innenarchitektur ein Genuss.
Feinschmecker, die sich im neu eröffneten «Saltz» im «Dolder Grand» erstmals
zu Tisch setzen, dürften sich ebenfalls,
bevor sie sich in die Speisekarte vertiefen, mit dem alles andere als gewöhnlichen Ambiente auseinandersetzen.
Ein kluger Schachzug des Hauses, das
erstmals im Jahr 1899 Gäste willkommen hiess, nicht irgendeinen Inneneinrichter, sondern einen Künstler mit
der Aufgabe der Neuausrichtung des
Restaurants zu betrauen.
Auf den ersten Blick scheint das sehr
gelungen. Mit der langen, übergrossen
Salzwand, die den Satz «Das Salz in
der Suppe» in Neonschrift durchschimmern lässt. Mit dem 500 Kilo schweren
Felsbrocken, der an roten Kletterseilen
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Zürichberg
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ZÜRICH GEHT AUS!
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Rubina
Hetz). Von Pike-Perch & Pork (Zander,
Schweinebauch & Sauerkraut, Fr. 46.–)
bis zu libanesischen Mezze (Hummus,
Taboulé & Friends, Fr. 38.–), von Fried
Soft-Shell Crab bis zu Foie gras und
einer Essenz von ofengerösteten Tomaten. Vom Kalbskotelett bis zum Zürcher
Geschnetzelten. Bei der grosszügigen
Portion Ceviche vom Wolfsbarsch mit
Süsskartoffeln hat man es mit den
Grapefruitfilets fast zu gut gemeint
(Fr. 28.–). Ein wunderbares Gericht ist
das gegrillte Wagyu-Tataki mit reichlich
Frühlingszwiebeln und etwas Koriander
und Chili (Fr. 34.–). Sehr gut sind auch
die dunkelgrünen Tagliatelle mit den
ausgelösten Scheren vom Maine-Hummer mit geviertelten Kirschtomaten an
einer Noilly-Prat-Sauce.
Beim Wein sind wir zwischen zwei
Pinots hin und her gerissen, jenem von
Erich Meier aus Uetikon am See und
jenem von Stephan Herter aus Hettlingen (Grimbart). Bis wir auch noch den
Clos des Corbassières Vieilles Vignes der
Domaine Cornulus aus dem Wallis in der
äusserst gepflegten Weinkarte sehen.
Was wir allerdings nicht ganz begreifen:
Weshalb man für jeden Wein, gleich welcher Traubensorte, gleich, ob weiss oder
rot, das gleiche Weinglas verwendet.
Die Antwort gibt uns die bienenfleissige
hängt und an eine Kinderschaukel erinnert. Mit den zehn Bahnhofsuhren mit
rotem Sekundenzeiger beim Eingang, die
alle die gleiche Zeit anzeigen. Mit den
zwei langen, gestellten Holzleitern, auf
deren Sprossen aktuelle Tageszeitungen
hängen. Mit dem ganz in Rot gehaltenen, leicht erhöhten Teil mit neonrot auf
rotem Filz gezeichnetem Gipfelpanorama
– die Schweizer Bergspitzen.
Schon der Eingang zum Restaurant ist
originell. Der Name «Saltz» ist aus der
Filzwand herausgeschnitten, mit messercharfer Handschrift. Darunter aufgereiht auf einem horizontal in der Wand
eingelassenen Brett: 21 verschiedene
Salzstreuer. Man geht an sechs Weinschränken vorbei (in der Weinkarte
finden sich rund 250 Weine aus der
Schweiz und Europa) zur Réception.
Von dort werden wir zu unserem roten
Tisch in der roten Ecke begleitet. Rot
sind auch die Stühle, Tischsets und
die Servietten mit Kuhdesign. Rot sind
auch der Boden und die Decke. Wir sind
reif für ein Glas Champagner (Erick De
Sousa, Fr. 20.–).
Die Speisekarte ist nicht überladen
und wird der internationalen Klientel
sicher gerecht. Sie ist aber auch nicht
beliebig, sondern witzig, mit teils
gewagten Gerichten (Küche: Patrick
Hunde
erlaubt
m
Mittagsmenü
für
r Raum
Raucher
s
Sonntag
offen
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Terrasse/
Garten
v
vegetarische
Gerichte
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