SWR2 Zeitwort

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SWR2 Zeitwort
21.07.1847
12.000 Mormonen lassen sich am großen Salzsee nieder
Von Jörg Vins
Sendung: 21.07.2016
Redaktion: Ursula Wegener
Produktion: SWR 2016
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Autor:
Die jungen Männer haben Frisuren wie in den Sechziger Jahren, tragen dunkle
Business-Anzüge und ihr Name haftet auf einem schwarzen Plastikschild mit weißen
Buchstaben am Revers. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der
letzten Tage sprechen Menschen an, ob sie beispielweise an einen gerechten Gott
glauben. Viel weiß man hierzulande nicht von ihnen, es sei denn man kennt sie unter
dem Namen „Mormonen“, eine Bezeichnung, die sie selbst nicht so schätzen. Bei
den Mormonen war früher die Vielehe erlaubt und sie ist auch heute noch in einigen
Untergruppen üblich. Dass die Mormonen in Amerika am 21.Juli 1847 einen eigenen
Staat gegründet haben, den heutigen Staat Utah, das ist eher weniger bekannt.
Im Jahr 1830 gründet Joseph Smith, ein Spross aus einer Farmersfamilie im Staat
New York die Religionsgemeinschaft der Mormonen. Man beruft sich zwar auf die
Bibel, aber auch auf die Offenbarungen und Visionen, die Smith ab dem
15.Lebensjahr gehabt haben will. Ein Engel namens Moroni soll Smith das Buch
„Mormon“ überreicht haben. Darin wird – mit vielen Textanleihen aus dem Alten
Testament - die amerikanische Geschichte zwischen 600 v.Chr. und 421 n.Chr. als
eine Fortsetzung der biblischen Geschichte erzählt. Am Ende der Zeiten werde
Christus wiederkommen und ein tausendjähriges Reich in Amerika errichten,
vornehmlich auf der Spitze des Mormonentempels in Salt Lake City. Joseph Smith
geht mit seinen Anhängern zunächst nach Ohio, später nach Illinois. Dort sorgt er für
einige Aufregung unter anderem wegen seiner polygamen Lebensweise. Er wird
inhaftiert und 1844 bei der Stürmung des Gefängnisses durch eine rasende
Menschenmenge erschossen, noch ehe ihm der Prozess gemacht werden konnte.
Sein Nachfolger Brigham Young wird erster Präsident der Heiligen der letzten Tage
und zusammen mit 15000 Mormonen bricht er im Jahre 1844 unter schwersten
Reisebedingungen nach Westen auf, um ein Land zu suchen, in dem die Mormonen
ihren Glauben möglichst ungestört leben können. Mehrere Pioniertruppen brechen
Richtung Westen auf. Alles geht in militärischer Ordnung vor sich. Brigham Young
hatte festgelegt: „Um 5 Uhr in der Frühe ertönt das Hifthorn. Jedermann steht auf und
spricht ein Gebet. Danach Bereitung der Mahlzeit und Fütterung der Zugtiere. 7 Uhr
Abmarsch. Jeder Lenker mit geladenem Gewehr im Arm neben seinem Gespann. Im
Falle feindlicher Absichten der Indianer fahren alle Wagen in doppelter Reihe und
bilden einen Kreis. Die Rinder sind im Inneren des Kreises. Um 7.30 Uhr abends ist
der Teck anzuhalten. Das Gifthorn ruft zum Gebet. Allgemeine Lagerruhe 9 Uhr
abends.“
In der zweiten Julihälfte erreichen der historische Treck und Brigham Young das Tal
des Großen Salzsees, in dem später Salt Lake City entstehen soll. Die Gegend ist
unwirtlich und trostlos. Viele wollen lieber weiterziehen nach Kalifornien oder nach
Nordwesten hin. Aber Brigham Young spricht die schicksalshaften Worte „Dies ist der
Ort!“ und sofort nach ihrer Ankunft beginnen die Mormonen das Land zu roden und
umzupflügen, zu säen und schließlich auch – dank eines milden Winters –
Winterweizen zu ernten. Der 1847 gegründete Mormonen-Staat trug zunächst den
Namen „Deseret“, das Wort ist dem Buch Mormon entnommen und bedeutet
Honigbiene. Erst 1851 wurde das Gebilde, nach ein paar Gebietsabtretungen infolge
des Mexikanischen Krieges in „Territorium Utah“ umbenannt und fiel an die USA.
Jedoch erst ab 1896 wurde Utah der 45.Staat der USA. Zuvor hatte man offiziell die
Polygamie abgeschafft. Das Zugeständnis wurde nötig, da zunehmend auch NichtMormonen das Gebiet besiedelten. Heute leben rund 5 Millionen Mormonen in Utah,
das sind etwa 70 % der Bevölkerung. Weltweit soll es 12 Millionen Mitglieder geben.
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