PDF-ausgabe-2016-35 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 35
09. September 2016
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Wirtschaft
Fresenius stemmt Groß-Zukauf in Spanien
Der Gesundheitskonzern Fresenius übernimmt für fast 6 Milliarden Euro den größten Klinikbetreiber Spaniens
D
er Gesundheitskonzern Frehausbetreiber in Europa aus.
Quironsalud hat 43 Krankenhäusenius stemmt die größte
Übernahme seiner Geschichte. Für
ser, 39 ambulante Gesundheitszen5,76 Milliarden Euro übernimmt er
tren und rund 300 Einrichtungen
Quironsalud, den größten privaten
für betriebliches GesundheitsmaKlinikbetreiber Spaniens, wie Reunagement. Verkäufer sind die Beters berichtet. Stephan Sturm, der
teiligungsgesellschaft CVC sowie die
erst seit gut zwei Monaten an der
Geschäftsführung der Klinikkette.
Spitze von Fresenius steht, sichert
Victor Madera, Mitgründer und Chef
damit seinen ersten Mega-Deal als
von Quironsalud, soll auch nach
Hier das Hospital Universitario Quirónsalud Madrid.
Vorstandschef. „Zwei in Qualität
der Übernahme an Bord bleiben.
Foto: Quirónsalud
und Größe führende Unternehmen
Um dies zu unterstreichen, begibt
schließen sich zusammen“, so SteFresenius Aktien im Wert von 400
Millionen
Euro an Madera, die er mindesdie
Übernahme
ein
wichtiger
strategischer
phan Sturm. „Die Übernahme ist ein weiterer strategischer Schritt für Fresenius, Schritt. Die Tochter, die bereits der größte tens zwei Jahre halten muss. Der Rest des
Patienten weltweit qualitativ hochwertig private Klinikbetreiber in Deutschland ist, Kaufs wird durch Fremdkapital finanziert.
bekommt dadurch ein zweites Standbein „Mit Quirónsalud übernehmen wir den
und gleichzeitig bezahlbar zu versorgen.“
Für die Fresenius-Kliniktochter Helios, außerhalb der Bundesrepublik und baut größten privaten Krankenhausbetreiber
die bisher nur in Deutschland tätig ist, sei ihre Position als größter privater Kranken- Spaniens und die Nummer vier in Europa“,
Analyse
Krankenkassen zum Halbjahr mit 600 Millionen Euro im Plus
Die gesetzlichen Krankenkassen haben
im ersten Halbjahr einen Finanzüberschuss
von knapp 600 Millionen Euro eingefahren. Dies teilte das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mit. Im vergangenen
Jahr stand nach den ersten sechs Monaten
noch ein Minus von 491 Millionen Euro
und am Jahresende ein Defizit von 1,14
Milliarden Euro.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe erklärte, das Gesundheitswesen stehe
finanziell auf einem sicheren Fundament.
Die beschlossenen Leistungsverbesserungen seien „mit Augenmaß“ geschehen. Im
ersten Halbjahr habe sich der Anstieg der
Ausgaben mit 3,2 Prozent pro Versichertem deutlich abgeflacht. Laut Gröhe ist
dies der niedrigste Anstieg seit 2012. Die
Ausgaben der Kassen für Arzneimittel
stiegen im Halbjahr um drei Prozent. Die
Finanzreserven der Kassen liegen jetzt bei
15,1 Milliarden Euro.
Das Plus durchzieht alle Kassenarten:
Bei den Ersatzkassen beträgt es rund 316
Millionen Euro, bei Ortskrankenkassen 125
Millionen Euro, bei Betriebskrankenkassen
40 Millionen Euro, bei Innungskrankenkassen (IKK) 21 Millionen Euro, bei der
Knappschaft-Bahn-See 84 Millionen Euro
und bei der Landwirtschaftliche Krankenversicherung 12 Millionen Euro. Die
Krankenkassen haben bereits betont, dass
es trotz des Überschusses keinen Grund
zur Entwarnung bei den Zusatzbeiträgen
gebe. Der GKV-Spitzenverband verweist
etwa auf erwartete Kostensteigerungen
im kommenden Jahr. Er geht davon aus,
dass der Beitrag im Wahljahr um 0,3 Prozentpunkte und 2018 und 2019 um jeweils
0,2 Punkte steigen wird. Zurzeit liegt der
allein von den Arbeitnehmern zu tragende
Zusatzbeitrag im Schnitt bei etwa 1,1 Prozent des Bruttolohns.
Indes betonte die SPD noch einmal, die
Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung künftig wieder zu gleichen Teilen auf
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu verteilen. „Der einseitig von den Versicherten zu
tragende Zusatzbeitrag muss abgeschafft
werden“, heißt es in einem Beschlussentwurf für eine Klausur der Bundestagsfraktion. Durch demografischen Wandel
und medizinischen Fortschritt gebe es
unweigerlich Ausgabensteigerungen. Es
sei inakzeptabel, wenn diese von den Arbeitgebern nicht mitfinanziert würden.
Stattdessen sollten die Kassen wieder je
zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragene Beiträge erhalten.
Die SPD-Abgeordneten kommen nun
zu einer zweitägigen Klausursitzung nach
der Sommerpause zusammen. Auf der
Tagesordnung stehen zunächst die Wohnungsbaupolitik, Berichte zur Lage von
Fraktionschef Thomas Oppermann und
Parteichef Sigmar Gabriel sowie ein Vortrag
der Meinungsforscherin Renate Köcher
zur „Stimmungslage und Erwartungen
der Bürger“. Dann stehen Beschlüsse zur
Krankenversicherung, zur Stärkung Alleinerziehender wie auch zur öffentlichen
Sicherheit an.
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sagte Francesco De Meo, Vorsitzender der
Geschäftsführung der HELIOS Kliniken
Gruppe und Vorstand des Unternehmensbereichs Fresenius Helios.
Die Kartellbehörden müssen noch
grünes Licht für den Deal geben. Fresenius
rechnet mit einem Abschluss im vierten
Quartal 2016 oder im ersten Quartal 2017.
Quironsalud ist sehr profitabel. Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen
einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro und
einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 460 bis
480 Millionen Euro. Im kommenden Jahr
peilt der Konzern ein Ebitda von 520 bis
550 Millionen Euro an. Darauf basierend
entspricht der Kaufpreis dem 10,8-fachen
des Betriebsgewinns.
Fresenius erwartet, dass die Übernahme
ab dem kommenden Jahr deutlich positiv
zum Konzernergebnis beiträgt. Mittelfristig
seien durch den Zusammenschluss jährliche Einsparungen vor Steuern von 50
Millionen Euro zu erwarten. Fresenius ist
seit der Jahrtausendwende durch mehrere Milliarden-Zukäufe zu einem globalen
Firmenkonglomerat in der Gesundheits-
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branche gewachsen. Nach einer längeren
Übernahme-Pause hatte sich Konzernchef
Sturm zuletzt wieder offen für große Deals
gezeigt, da die Bewertungen von Unternehmen in der Gesundheitsbranche gesunken sind und Fresenius seine Verschuldungsquote gesenkt hat. Der ehemalige
Investmentbanker Sturm kam 2005 als
Finanzchef zu Fresenius und trat Anfang
Juli die Nachfolge von Ulf Schneider an,
der im kommenden Jahr die Leitung des
Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle
übernehmen wird.
Wirtschaft
Debiopharm investiert Millionenbetrag in kanadisches Start-up
Die neuen Diagnose-Tools sollen im Herbst nach Europa kommen
D
er Debiopharm Konzern (Debiopharm) und GenePOC, Inc. (GenePOC) haben eine neue Entwicklungsphase in der Entwicklung von GenePOC
angekündigt. Debiopharm hat sich verpflichtet, mehrere Millionen Dollar in die
Entwicklung von GenePOCs Technologie
und seine Einführung zu investieren.
Debiopharm plant zudem eine neue Produktreihe für Diagnosetests in seinem in
Valais ansässigen Unternehmen einzuführen.
Zusätzlich zur Entwicklung von Medizin hat die Diagnose stets eine wichtige
Rolle in der Strategie des Konzerns gespielt.
Diese neue Investition beweist die Konsistenz in Debiopharms Angebot von Pointof-Care-Behandlungen und -Technologie
zum Vorteil aller Patienten. Debiopharm
entwickelt äußerst zielgerichtete Antibioti-
ka gegen alle Arten von Staphylokokken, die
einen ungedeckten medizinischen Bedarf
decken.
Die von GenePOC bereitgestellte Technologie wird schnelle Diagnoseergebnisse
in weniger als einer Stunde zu einem sehr
wettbewerbsfähigen Preis ermöglichen,
wodurch die bestmögliche Pflege angeboten wird. GenePOCs Tests werden diesen Herbst in Europa eingeführt und im
nächsten Jahr in den USA und in Kanada:
Mit ihnen können im ersten Schritt die
gefährlichsten pathogenen Bakterien, deren
Antibiotikaresistenzmarker und dann die
Viren identifiziert werden.
Debiopharm plant zudem, Millionen
an Schweizer Franken in sein in Martigny
ansässiges Unternehmen zu investieren.
Die Finanzierung, durch die auch zusätzliche Jobs geschaffen werden, wird die
Die von GenePOC bereitgestellte Technologie soll schnelle Diagnoseergebnisse in weniger als einer
Stunde zu einem sehr wettbewerbsfähigen Preis ermöglichen.
Foto: Debiopharm International SA
Erstellung einer neuen Produktreihe zur
Herstellung des Verbrauchsmaterials für
das Testen der Proben mit der GenePOC
Diagnostiktechnologie ermöglichen.
„Unsere Vision für das Gesundheitswesen beschränkt sich nicht nur auf Medikamente“, sagt Thierry Mauvernay, CoPresident und Delegierter des Vorstands des
Debiopharm Konzerns. „Patienten wollen
heutzutage keine Behandlungen erwerben,
sondern eine gute Gesundheit.“ Dies bedeute, dass die Patientenpflege ganzheitlich
sein müsse und nicht mehr länger nur
auf die Behandlung ausgerichtet. Deshalb
woll man neben den Antiobiotika, die man
entwickel, eine schnelle Diagnose anbieten
und ein System, mit dem sichergestellt wird,
dass die Behandlungen überwacht werden.
„Die Diagnose beeinflusst direkt 70-80
Prozent der Entscheidungen, wohingegen
es nur 2 Prozent der Gesundheitskosten
ausmacht. Informationen werden für
medizinische Entscheidungen dringend
benötigt“, so Thierry Mauvernay. Es werde
nicht mehr lange dauern, bis alle Krankenhausstationen und Apotheken die
GenePOC-Technologie haben werden:
Diese Tests werden es möglich machen,
Krankheiten zu vermeiden und Patienten
schnell mit den richtigen Medikamenten
zu behandeln und sicherzustellen, dass
sie die beste Unterstützung für schnelle
Ergebnisse zu niedrigen Preisen erhalten.
Diese Investition seien ein starkes
Zeichen des Vertrauens von Debiopharm
in GenePOC, und werden es ermöglichen,
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den nächsten Schritt auf dem Weg zum
kommerziellen Erfolg bei bestmöglichen
Konditionen anzugehen, erklärte Patrice Allibert CEO von GenePOC. Es bestünden gute
Synergien zwischen dem Menü, dass GenePOC entwickeln wird, und Debiopharms
Strategie. „Dies wird es uns ermöglichen,
ein bedeutender Akteur auf dem Gebiet
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der molekularen Point-of-care-Diagnose
für ansteckende Krankheiten zu sein, und
auch viele neue Stellen zu schaffen“, so
Allibert weiter.
Forschung
Mit Botox Borderline-Störungen behandeln
Die Manipulierung der Mimik mit Botox soll den gewünschten Erfolg bringen
erfolgreich behandelt werden –
wenn sie sich auf eine umfassende
Psychotherapie einlassen.
Die Wissenschaftler haben
sechs Borderline-Patientinnen,
deren Krankheitssymptome sich
zuvor durch Psychotherapie, Antidepressiva und Antipsychotika
nicht gebessert hatten, einmalig Botox in die mittlere untere
Stirn gespritzt – mit Erfolg: Die
Krankheitssymptome reduzierten
sich deutlich. Impulsivität, Stimmungsschwankungen und Niedergestimmtheit nahmen ab und ihr
Sozialverhalten verbesserte sich.
„Botox dämpft negative Emotionen
und wirkt dadurch stabilisierend“,
erläutert Professor Krüger.
Es lähmt die Muskeln zwischen
Verschwindet die gerunzelte Stirn bei Trauer, hellt sich auch die Stimmung auf, so die Theorie.
den Augenbrauen. In diesem BeFoto: Flickr/Joe Penna/CC by 2.0
reich drücken wir negative Stimmungen wie Sorgen und Ängste
orscher der der Asklepios Klinik Nord- Botox bekannte Botulinumtoxin seelische aus, was an den sogenannten Zornesfalten
Ochsenzoll (Hamburg) und der Medi- Erkrankungen positiv beeinflussen kann, sichtbar wird. Botox verhindert, dass diese
zinischen Hochschule Hannover (MHH) hatten die beiden Psychiater bereits vor negativen Emotionen ausgedrückt werden
haben herausgefunden, dass Botulinum- einigen Jahren bewiesen: Sie fanden heraus, können. „Das führt dazu, dass sich die Intoxin Menschen hilft, die an der emotio- dass es Depressionen schnell, deutlich und tensität dieser Emotionen reduziert, denn
der Gesichtsausdruck und das psychische
nal instabilen Persönlichkeitsstörung des anhaltend lindern kann.
Menschen mit der Borderline-Erkran- Befinden sind wechselseitig miteinander
Borderline-Typs leiden. „Botox könnte
das bisher einzige zugelassene Medika- kung haben extreme Stimmungsschwan- verbunden: Mimik drückt Gefühle aus,
ment gegen Persönlichkeitsstörungen kungen und leiden an ausgeprägten nega- wirkt aber gemäß der sogenannten Facialwerden. Es hat zudem den Vorteil, dass tiven Emotionen. Sie sind sehr impulsiv Feedback-Hypothese auch auf unsere Stimseine Wirkung monatelang anhält“, sagt und führen instabile, zwischenmenschliche mung zurück“, Wollmer.
Tillmann Krüger von der Klinik für Psych- Beziehungen. Oft stehen sie unter hochgra„Botulinumtoxin hat, in niedriger
iatrie, Sozialpsychiatrie und Psychothera- diger, innerer Anspannung, aufgrund derer Dosierung örtlich gespritzt, kaum Nebensie sich häufig als Gegenimpuls körperliche wirkungen“, versichert Professor Krüger. Es
pie der MHH.
Er und Marc Axel Wollmer, Asklepios Schmerzen oder Verletzungen zufügen. funktioniere auch bei jüngeren Personen
Klinik Nord-Ochsenzoll, publizierten dazu Viele von ihnen haben in ihrer Kindheit ohne Gesichtsfalten. Die Forscher sind
erste Ergebnisse im Fachmagazin „American und Jugend schwere, zum Teil traumatische, überzeugt, dass sich die Erfolge auch auf
Journal of Psychiatry“. Die Forscher führen Erlebnisse gehabt. In Deutschland leiden andere Persönlichkeits- und Impulskontnun eine umfassendere Studie durch, für nach neuesten Zahlen etwa fünf Prozent rollstörungen übertragen lassen. Um ihre
die sie Borderline-Patientinnen suchen, da der Bevölkerung oder zwischen 2,4 und 4 ersten Ergebnisse wissenschaftlich zu übermehr als 62 Prozent der Betroffenen Frauen Millionen Menschen an dieser Erkrankung. prüfen, haben sie nun die klinische Studie
sind. Dass das unter dem Handelsnamen Etwa 70 Prozent der Patienten können heute initiiert.
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Forschung
Warum Menschen aus Cilento so alt werden
Wissenschaftler fanden heraus, dass auch körpereigene Faktoren die Lebensdauer bestimmen können
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ange haben Wissenschaftler nach
genetischen, Ernährungs- und Umweltfaktoren gefahndet, die die Lebensspanne verlängern, darunter Fasten- und
Diättage, Sport oder die mediterrane Küche. Jetzt melden italienische Forscher
der Universität La Sapienza in Rom einen
Fortschritt. Sie haben einen körpereigenen Faktor gefunden, der signifikant zu
einem überdurchschnittlich langen Leben beiträgt.
In einer Pilotstudie an einigen der ältesten Menschen der Welt entdeckten sie,
dass die Durchblutung von Muskeln und
Organen der Alten so gut war wie bei gesunden Menschen, die 30 Jahre jünger waren.
Die Ergebnisse der kürzlich vorgestellten
Studie zeigen, dass niedrige Blutspiegel des
körpereigenen Hormons Adrenomedullin
(bio-ADM) diese gute Mikrozirkulation
anzeigen. Mit einem Biomarker, der Langlebigkeit anzeigt, rückt die systematische
Identifikation von Erb- und Umweltfaktoren, die die Lebensspanne verlängern
oder verkürzen, erstmals in greifbare Nähe.
Professor Salvatore Di Somma und sein
Team führten bei zwei Personengruppen,
die aus der Cilento-Region stammen, einen
umfassenden Gesundheits-Check-up durch
und erfragten die genauen Lebensum-
stände. Im Cilento, 150 km südlich von
Neapel, leben überdurchschnittlich viele
Hochbetagte. Die erste Gruppe bestand aus
29 sehr alten Menschen (Durchschnittsalter
92 Jahre), die zweite aus 52 Verwandten
(Durchschnittsalter 60 Jahre), die mit ihnen
im selben Haushalt wohnten. Da sie ähnliche Gene mitbringen und den gleichen Lebensbedingungen ausgesetzt sind, war die
Erwartung der Wissenschaftler, dass auch
sie ein langes Leben vor sich haben. Das
Hennigsdorfer Diagnostikunternehmen
sphingotec führte die Blutanalysen durch.
„Sehr niedrige Konzentrationen des
körpereigenen Hormons bio-ADM zeigen
eine sehr gute Durchblutung der Organe
und Muskeln an“, erklärt Professor Di Somma. Eine gute Mikrozirkulation trägt bei
Marathonläufern entscheidend zu deren
besonderer Leistungsfähigkeit bei: Bei
gleicher Herzfrequenz werden die Organe
besser mit Sauerstoff und Nährstoffen
versorgt und Stoffwechselschlacken schneller abtransportiert als bei untrainierten
Personen.
„Die Verbindung zwischen niedrigen
bio-ADM-Spiegeln und einer guten Mikrozirkulation als Indikator einer guten
Lebensqualität ist eine sehr wichtige
Entdeckung“, sagt sphingotec-Gründer
Einwohner der süditalienischen Stadt Cilento.
Foto: ©sphingotec/Oliver Ziebe
Andreas Bergmann, der den bio-ADM-Test
entwickelt hat. „Wenn bio-ADM sich als
zuverlässiger Indikator für ein langes Leben
erweist, eröffnet dies erstmals die Möglichkeit einer systematischen Untersuchung
der Faktoren, die zu einem langen Leben
beitragen.“ Die Wissenschaftler planen,
die Studie auf 2.000 Teilnehmer aus der
Cilento-Region auszudehnen.
Ein Hauptziel dabei ist es zu untersuchen, ob bestimmte Bestandteile der
lokalen mediterranen Küche den bioADM-Blutspiegel senken. Die traditionelle
Cilento-Küche nutzt unter anderem frische Wildkräuter und regional angebaute
Pflanzen, denen ein gesundheitsfördernder
Effekt nachgesagt wird.
Wirtschaft
Bayer erhöht Offerte für Monsanto auf 65 Milliarden Dollar
Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer will sein Gebot für den US-Saatgutriesen Monsanto auf bis zu 130 US-Dollar je Aktie erhöhen
I
m seit Monaten dauernden Übernahmepoker erhöht der Leverkusener Chemiekonzern Bayer sein Angebot für den
US-Saatgutriesen Monsanto auf mehr
als 65 Milliarden US-Dollar. „Unter der
Voraussetzung einer einvernehmlichen
Übernahme“ sei man bereit, 127,50 Dollar
je Monsanto-Aktie zu zahlen, teilte Bayer
am mit. Bislang hatte der Dax-Konzern 125
Dollar je Monsanto-Aktie angeboten. „Die
Bayer AG bestätigt fortgeschrittene Verhandlungen über die geplante Übernahme von Monsanto. Die genauen Konditionen stehen jedoch noch nicht fest“, hieß es
in der Mitteilung weiter.
Der Bayer-Aufsichtsrat will laut Rheinischer Post am 14. September über den
Stand der Verhandlungen und die weiteren Schritte beraten. Das bisher bekannte
offizielle Gebot von Bayer für Monsanto
entspricht inklusive Schulden 64 Milliarden
Dollar. Dem US-Konzern – weltweit die
Nummer eins bei Saatgut – ist das zu wenig.
Investoren in den USA setzen darauf, dass
Bayer bis zu 135 Dollar bieten muss. Immerhin hatte Monsanto den Rheinländern
nach Reuters-Informationen vor wenigen
Wochen begrenzten Einblick in interne
Daten gewährt.
So wäre Bayer bereit, sogar bis zu 130
Dollar für eine Monsanto-Aktie auf den Tisch
zu legen, wie die Zeitung unter Berufung
auf nicht näher bezeichnete Konzernkreise
berichtete. Bei den in den vergangenen
Wochen geführten Verhandlungen hätten
sich beide Seiten angenähert.
In dem Übernahmepoker um den USKonzern Monsanto darf Bayer Insidern
zufolge nun einen gründlicheren Blick in
die Bücher des Saatgutherstellers werfen.
Bayer führe bei Monsanto eine vertiefte
Buchprüfung (Due Diligence) durch, erfuhr
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Reuters von mehreren mit den Übernahmeverhandlungen vertrauten Personen.
In den Gesprächen hätten beide Seiten
Zugeständnisse gemacht. „Man nähert
sich scheibchenweise an“, sagte ein Insider.
Bisher hatte Bayer nur einen limitierten
Einblick in die Bücher bekommen. Bayer
halte sich in den schon Monate andauernden Verhandlungen über eine Übernahme
aber alle Optionen offen – eine freundliche
Übernahme, eine feindliche Übernahme
oder auch einen Rückzug, sagte ein Insider.
Analyst Peter Spengler von der DZ
Bank erwartet, dass Bayer eine feindliche
Übernahme von Monsanto plant. „Wir gehen
davon aus, dass das Management-Team den
Aufsichtsrat um Erlaubnis dafür fragen
wird“, schrieb er in einem Kurzkommentar. Der jetzt gebotene Preis sei ein letzter
Mit Monsanto würde sich Bayer in den Augen der
Öffentlichkeit nicht gerade ein prestigeprächtiges Unternehmen kaufen.
Foto: Flickr/Die Grünen Kärnten/CC by 2.0
Versuch, um über eine Transaktion zu
verhandeln. Analystin Marietta Miemietz
von der Equinet Bank sagte, der neue Preis
erhöhe den Druck auf Monsanto, das Angebot anzunehmen. Experten rechnen damit,
09. September 2016
dass Bayer noch mehr für Monsanto auf
den Tisch legen muss. Spengler von der
DZ Bank sieht einen Preis von 135 Dollar
je Aktie als Obergrenze.
Bayer und Monsanto sind nicht die
einzigen Großkonzerne in der in Bewegung
geratenen Agrochemiebereich, die ihr Heil
in Zusammenschlüssen und Übernahmen suchen. Unter anderem übernimmt
der Chemieriese ChemChina gerade den
Schweizer Saatgutspezialisten Syngenta.
für 43 Milliarden Dollar. Bereits Ende 2015
wurde der Zusammenschluss von Dow Chemical und Dupont zu einem neuen Branchenriesen auf den Weg gebracht. Fallende
Getreidepreise und instabile Märkte in den
Schwellenländern haben den Herstellern
von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut
zuletzt zugesetzt.
Gesundheit
Spanien: Mann stirbt an Krim-Kongo hämorrhagischen Fieber
Diesmal scheint sich der Betroffene jedoch in Spanien selbst damit infiziert zu haben
D
ie spanischen Gesundheitsbehörden
befassen sich derzeit mit einem Fall,
bei dem ein 62 Jahre alter Mann an KrimKongo hämorrhagischen Fieber erkrankte und Ende August daran verstarb. Der
Mann infizierte eine Krankenschwester,
die ihn in einem Krankenhaus in Madrid
behandelt hatte. Im Gegensatz zu dem
Mann ist die Frau aber stabil und wird
in Quarantäne gehalten. Insgesamt sollen etwa 200 Menschen mit dem älteren
Mann und der Krankenschwester in Kon-
Die Übertragung des Krim-Kongo hämorrhagischen Fiebers erfolgt entweder durch Zeckenstich
oder Kontakt zu infizierten Tieren.
Foto: Flickr/ Fritz Flohr Reynolds/Cc by nc 2.0
takt gekommen sein.
Der WHO zufolge liegt die Sterberate
bei dieser Infektion bei etwa 30 Prozent. Oft
ist Krim-Kongo hämorrhagisches Fieber in
Afrika, auf dem Balkan, in der Ukraine, im
Mittleren Osten und Zentralafrika zu finden.
Im Krankenhaus hatte der Mann angegeben,
sich wahrscheinlich die Infektion bei einer
Wanderung durch die Castilla-Leon-Region
durch einen Zeckenbiss zugezogen zu haben,
so die spanischen Gesundheitsbehörden.
„Der Fall in Madrid wäre der erste unabhängige Fall in Westeuropa“, so die Behören,
„also nicht aus einer anderen Region nach
Spanien mitgebracht.“ In Deutschland hatte
es zwar kürzlich auch einen Fall des KrimKongo hämorrhagischen Fiebers gegeben,
aber hier sei der Ursprung in einem Land
außerhalb Westeuropas nachweisbar gewesen.
Das Krim-Kongo hämorrhagische
Fieber wurde das erste Mal 1944 auf der
Krim entdeckt und dann 1969 im Kongo.
2011 konnte es bereits einmal in Zecken
in Spanien nachgewiesen werden. Aber
die Infektion des Mannes ist die erste auf
spanischem Boden.
„Neben dem Menschen können eine
Vielzahl von Vertebraten (Wild- und Nutztiere) infiziert werden, wobei die Tiere im
Gegensatz zum Menschen nicht erkranken“,
so das Robert-Koch-Institut. „Die Übertragung auf den Menschen erfolgt entweder
durch Zeckenstich oder Kontakt zu infizierten Tieren“.
„Das Krankheitsbild beim Menschen
reicht von inapparenten oder grippe-ähnlichen Verläufen bis hin zum Bild eines
hämorrhagischen Fiebers mit hoher Letalität. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis
12 Tagen setzt plötzliches Fieber ein. Hinzu
kommen Unwohlsein, Schwäche, Erregbarkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie
Appetitlosigkeit, gelegentlich auch Erbrechen, Durchfall und Oberbauchschmerzen.
Nach wenigen Krankheitstagen können sich
z. T. massive Hämorrhagien entwickeln,
mit Haut- und Darmblutungen oder Bluterbrechen, oft mit einer Leberschädigung
einhergehend.“
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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