Prof. Dr. Rainer Dahlhaus Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Sommersemester 2016 12. Übungsblatt Aufgabe 45 (Testen auf eine Verteilung mittels U-Statistiken, 4 = 1 + 1 + 1 + 1 Bonuspunkte). Sei (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum und Xi , i ∈ N eine Folge von i.i.d. reellwertigen Zufallsvariablen mit stetiger Verteilungsfunktion F . In dieser Aufgabe wollen wir testen, ob die Verteilungsfunktion der Xi einer fest vorgegebenen stetigen Verteilungsfunktion F0 : R → R entspricht. Wir betrachten dazu das Funktional Z θ(F ) := (F (z) − F0 (z))2 dF0 (z). (a) Finden Sie eine Funktion g : R2 → R, sodass θ(F ) = RR g(x, y) dF (x) dF (y). (b) Zeigen Sie, dass der zum Funktional θ gehörige U-Schätzer Un gegeben ist durch n Un = n−1 wobei F̂n (z) := 1 n Z Pn 0 i=1 1 n X 1 (F̂n (z) − F0 (z)) dF0 (z) − g(Xi , Xi ), n(n − 1) i=1 2 (∗) 1{Xi ≤z} die emp. Verteilungsfunktion von X1 , ..., Xn bezeichnet. (c) Zeigen Sie, dass Un → 0 P-f.s., falls F = F0 . P (d) Zeigen Sie, dass n1 ni=1 g(Xi , Xi ) → 16 P-f.s., falls F = F0 . Anmerkung: Das bedeutet, dass der zweite Summand in (*) von Ordnung O(n−1 ) und daher im Allgemeinen vernachlässigbar ist. Der tatsächliche Test braucht also nur mit dem ersten Summanden von (*) ausgeführt zu werden. In der Vorlesung wurde für eine Zufallsvariable X : (Ω, A, P) → (R, BR ) die charakteristische Funktion φX (t) := E[eitX ] definiert, wobei i die imaginäre Einheit bezeichnet und für komplexwertige Abbildungen Z der Erwartungswert mittels E[Z] = E[Re(Z)] + i · E[Im(Z)] definiert wird. Aufgabe 46 (Verbindung zwischen charakteristischer Funktion und Erwartungswerten, 4 = 1.5 + 1.5 + 1 Bonuspunkte). Sei (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum und X : (Ω, A) → (R, BR ) eine Zufallsvariable. (a) Es sei n ∈ N und E[|X|n ] < ∞. Zeigen Sie, dass die charakteristische Funktion φX von X n-mal differenzierbar in t = 0 ist mit Ableitung (n) φX (0) = in · E[X n ]. Hinweis: Benutzen Sie Blatt 5, Aufgabe 18(a). 1 (b) Sei nun X ∼ Exp(λ) exponentialverteilt mit Parameter λ > 0. Für diese Verteilung ist bekannt, dass E[|X|n ] < ∞ für alle n ∈ N. Berechnen Sie φX (t) und zeigen Sie mit (a): n! . λn Hinweis (zur Berechnung von φX ): Es ist für a ∈ R, t ∈ R: E[X n ] = Z exp(ax) cos(tx) dx = eax a cos(tx) + t sin(tx) , a2 + t2 Z exp(ax) sin(tx) dx = eax a sin(tx) − t cos(tx) . a2 + t2 (c) Seien (Xn )n∈N eine Folge von i.i.d. reellwertigen Zufallsvariablen und N eine von (Xn )n∈N unabhängige Zufallsvariable mit Werten in N. Es gelte E|X1 | < ∞ und EN < P∞. Zeigen Sie unter Nutzung von (a) und des Resultats aus Aufgabe 47(b) für X = N i=1 Xi die Wald-Gleichung EX = EX1 · EN. Aufgabe 47 (Charakteristische Funktionen von Kompositionen, 4 = 1.5 + 1.5 + 1 Bonuspunkte). Sei (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Sei (Xn )n∈N eine Folge von reellwertigen Zufallsvariablen und N eine von (Xn )n∈N unabhängige Zufallsvariable mit Werten in N. (a) Sei X := XN . Zeigen Sie, dass die charakteristische Funktion von X gegeben ist durch φX (t) = ∞ X P(N = n) · φXn (t). n=1 Was ist die Verteilung von X im Falle, dass alle Xn , n ∈ N identisch verteilt sind? (b) Wir nehmen nun an, dass auch die Xn , n ∈ N i.i.d. sind. Zeigen Sie: Die Zufallsvariable P X X := N i besitzt die charakteristische Funktion i=1 φX (t) = φN − i · ln φX1 (t) . (c) In der Situation von (b) sei X1 ∼ Bin(1, p) Bernoulli-verteilt mit Parameter p ∈ (0, 1) und N ∼ Poi(λ) Poisson-verteilt mit Parameter λ > 0. Zeigen Sie, dass X ∼ Poi(λp). Hinweis: Die charakteristische Funktion einer Poisson-Verteilung ist bereits aus Beispiel 6.7 der Vorlesung bekannt. Nutzen Sie den Eindeutigkeitssatz 6.13 der Vorlesung. Aufgabe 48 (Anwendungen des Stetigkeitssatzes für charakteristische Funktionen, 4 = 1.5 + 1.5 + 1 Bonuspunkte). Sei (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum. In dieser Aufgabe wollen wir die folgende Implikation des Stetigkeitssatzes 6.8 der Vorlesung nutzen: Ist (Xn )n∈N eine Folge von Zufallsvariablen und gilt φXn (t) → φ(t) für alle t ∈ R mit einer D Funktion φ : R → R und ist φ stetig in 0, dann gibt es eine Zufallsvariable X mit Xn → X und φX = φ. (a) Es seien (δi )i∈N i.i.d. Zufallsvariablen mit 1 P(δ1 = 1) = P(δ1 = −1) = . 2 Sei Xn = Pn δi i=1 2i . Zeigen Sie, dass die charakteristische Funktion von Xn durch φXn (t) = 1 sin(t) · n 2 sin 2tn (t 6= 0), φXn (0) = 1 gegeben ist. Hinweis: Nutzen Sie die Regel sin(2x) = 2 sin(x) cos(x) für x ∈ R. 2 (b) Sei X ∼ U [−1, 1] eine auf [−1, 1] gleichverteilte Zufallsvariable. Berechnen Sie φX (t) und D zeigen Sie, dass für Xn aus (a) gilt: Xn → X. (c) Es seien nun Xn ∼ N (µn , σn2 ) normalverteilt, wobei (µn )n∈N , (σn2 )n∈N reelle Folgen mit D µn → µ ∈ R, σn2 → σ 2 ∈ (0, ∞) sind. Zeigen Sie: Xn → N (µ, σ 2 ). Hinweis: Aus der Vorlesung Beispiel 6.7 ist die charakteristische Funktion einer Normalσ 2 t2 verteilung bekannt: Für X ∼ N (µ, σ 2 ) ist φX (t) = eitµ e− 2 . Abgabe: In Zweiergruppen, bis spätestens Donnerstag, den 14. Juli 2016, 09:15 Uhr vor Beginn der Vorlesung in den Zettelkästen 33 bzw. 34 in INF205, Etage 1. Homepage der Vorlesung: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~hu020/WT1/index.html 3
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