SZ vom 2.März 2015 Seite 22 Bayern (GSID=2553181)

22
GELD
HF2
Banker fürchten
den Brexit
Montag, 2. März 2015, Nr. 50 DEFGH
Ganz
nach oben
MEISSNERS STRATEGEN
Sabia Schwarzer wird Pressechefin
der Allianz, Galli-Zugaro hört auf
Ein EU-Austritt Großbritanniens würde die Branche massiv
belasten. Das Referendum könnte in zwei Jahren anstehen
von björn finke, harald
freiberger und andrea rexer
London/Frankfurt – Das Thema treibt
die Volkswirte in den Banken um. Alle paar
Tage veröffentlicht ein anderes Institut eine Studie über die Konsequenzen dieses Ereignisses. Aber schließlich geht es hier um
die Zukunft eines der wachstumsstärksten
Länder Europas. Und eventuell auch darum, wie die Banken in einigen Jahren Geschäfte in Europa machen können.
Dieses Ereignis ist die britische Parlamentswahl in nicht einmal zehn Wochen.
Laut Umfragen wird keine Partei die absolute Mehrheit erringen, was lange Koalitionsverhandlungen und eine schwache
Regierung zur Folge haben könnte.
Schlecht für die Wirtschaft, denn Unternehmen wollen Verlässlichkeit.
Gewinnen die Konservativen
die Wahlen im Mai, soll das Volk
über Europa abstimmen dürfen
Zudem wird das Resultat dieses Urnengangs darüber entscheiden, ob Großbritannien – und der wichtige Finanzplatz London – in spätestens zwei Jahren vor einer
Schicksalsfrage stehen: Bleiben die Konservativen an der Macht, wollen sie das
Volk bis 2017 über einen Austritt aus der
Europäischen Union abstimmen lassen.
Die Studien der Banken-Volkswirte prognostizieren, dass die Aussicht auf so ein
Referendum die Firmen verunsichern würde. Dies würde das Wachstum und den
Pfundkurs belasten; die britische Notenbank könnte die Zinsen später als erwartet
von ihrem Rekordtief anheben.
Meinungsforschern zufolge wollen die
meisten Briten in der EU bleiben, doch sollte das Königreich tatsächlich austreten,
hätte das gerade für die Banken schwerwiegende Konsequenzen. London, das unbestrittene Zentrum der Branche in Europa,
Renditen, Angaben in Prozent
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
SZ-Graphik, smallCharts Quelle: Bloomberg
Dezember
2014
Januar
2015
Im Rückblick war es wahrscheinlich ein Fehler,
diese drei Bereiche zusammenzulegen.
SZ–ZEICHNUNG: DIRK MEISSNER
zum wichtigen EU-Markt garantiert. Aber
bis solche Verhandlungen abgeschlossen
sind, herrscht gefährliche Unsicherheit.
Und es könnte gut sein, dass die Banken
trotz eines besonderen Handelsabkommens zwischen Großbritannien und der
EU gezwungen wären, bestimmte Geschäfte demnächst nicht mehr von London aus,
sondern in einem Euro-Land abzuwickeln.
Dann müssten sie ganze Abteilungen verlagern, müssten sie hoch bezahlte Spezialisten in London überzeugen, umzuziehen.
Das werde nicht einfach, glaubt Christian Odendahl, Chefvolkswirt des Centre for
European Reform. Der Londoner Think-
Trend der Woche:
Anleiherenditen sinken
Zehnjährige Bundesanleihe
0,2
würde leiden – und Standorte in der EuroZone wie Frankfurt könnten profitieren.
Vertreter von US-Banken drohen unverhohlen, bei einem britischen Exit – auch
Brexit genannt – Teile ihrer Londoner Filialen zu verlagern: „Sehr wahrscheinlich
würden wir einen beträchtlichen Teil unseres Europageschäfts in die Euro-Zone verschieben. Die nahe liegendsten Bewerber
wären Paris und Frankfurt“, sagt Michael
Sherwood, stellvertretender Chairman der
US-Bank Goldman Sachs. Die Rivalen Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America sollen Medienberichten zufolge für den
Fall eines Austritts planen, Abteilungen
nach Dublin umziehen zu lassen.
In Frankfurt veröffentlichten die Volkswirte der Deutschen Bank schon vergangenen Sommer eine Studie zu den Konsequenzen eines Brexits. Die „Beziehung zwischen der City of London und anderen europäischen Kapitalmärkten sowie die zahlreichen britischen Kunden europäischer Banken wären stark betroffen“, heißt es da. Ein
Vorstandsmitglied eines Geldhauses, das
sowohl in Frankfurt als auch in London tätig ist, sagte jüngst, in Frankfurt redeten
Banker miteinander kaum über Griechenland, aber was alle beschäftige, sei ein möglicher Austritt Großbritanniens: „Das wäre
ein Horrorszenario für die Branche.“
Kein Wunder: London ist weltweit der
größte Handelsplatz für Devisen und einer
der wichtigsten Umschlagplätze für Derivate, also komplizierte Wertpapiere. Alle bedeutenden Banken des Globus sind an der
Themse vertreten, dazu zahlreiche Vermögensverwalter, Beteiligungsgesellschaften
und Hedge-Fonds. Viele der Finanzkonzerne bedienen von London aus auch andere
EU-Länder. Das könnte nach einem Brexit
nicht mehr so leicht möglich sein.
Die britische Regierung würde nach einem Sieg der Austritt-Fans im Referendum versuchen, mit der EU ein Abkommen zu schließen, das der Finanzbranche
und der Industrie weiter freien Zugang
Februar
27.2.2015
0,33
Vorwoche
0,37
Höchstwert, 5.12.14
0,78
Tiefstwert, 26.2.15
0,30
Nach der Einigung auf weitere Hilfen
für Griechenland hat sich in der vergangenen Woche am europäischen Rentenmarkt Erleichterung breit gemacht. Die
Kurse stiegen, im Gegenzug fielen die
Renditen der Staatspapiere mehrerer
Euroländer auf ein Rekordtief. So warf
die zehnjährige deutsche Bundesanleihe zeitweise weniger als 0,3 Prozent ab
– das gab es noch nie. Die Entwicklung
wird in dieser Woche wohl weitergehen: Denn die Märkte bereiten sich auf
die Staatsanleihenkäufe der EZB vor,
sagt Matteo Regesta, Stratege bei der
Citi. Geplant sind ab März Wertpapierkäufe im Gesamtumfang von gut 1,1
Billionen Euro. Die Anleger können sich
daher durchaus auf weiter sinkende
Renditen einstellen. sz, reuters
Angaben in Punkten
11420
11340
11260
11180
11100
SZ-Graphik, smallCharts Quelle: Bloomberg
23.2.15
24.2.15
25.2.15
26.2.15
27.2.15
27.2.2015
11401,66
Vorwoche
11050,64
Höchstwert, 27.2.15
11401,66
Tiefstwert, 23.2.15
11081,46
Der Aktienmarkt kennt derzeit nur eine
Richtung: nach oben. In der vergangenen Handelswoche stieg der Dax um
mehr als drei Prozent und erreichte mit
11 402 Zählern erneut ein Rekordhoch.
„Der Spielraum für weitere größere
Kursgewinne ist aber gering“, meinte
NordLB-Experte Tobias Basse. Da die
Aktienmärkte beiderseits des Atlantiks
von Rekord zu Rekord eilten und die
Bewertungen bereits relativ hoch seien,
müsse in der neuen Woche mit Gewinnmitnahmen gerechnet werden. Mit der
Verlängerung des europäischen Hilfsprogramms rückt die GriechenlandKrise für Anleger etwas in den Hintergrund. Auf Unternehmensseite neigt
sich die Bilanzsaison langsam ihrem
Ende zu. sz, reuters
Die neue Einfachheit
DIE ANGREIFER
was Banken machen, aber sie wollen in allem besser sein – schneller, einfacher, mobiler, billiger, fairer, transparenter. Die Finanzwelt steht vor vielen Fragen: Wie reagieren die Banken? Wer beaufsichtigt die
neuen Anbieter? Wird jetzt alles billiger?
Unsicherer? In einer neuen Serie geht die
SZ diesen Fragen nach und beleuchtet die
interessantesten der Finanz-Revoluzzer.
Denn sicher ist bisher nur eins. Sie sind:
Die Angreifer.
Von außen betrachtet ist Markus Jordan
einer von ihnen. Doch auch wenn das Herumhacken auf Banken zur Zeit beliebt ist,
kommen Jordan keine markigen Sprüche
über die Lippen. Und dann greift Jordan
die Banken ja auch in einem ihrer ureigensten Geschäftsbereiche frontal an: der privaten Geldanlage. Jordan sieht es so: Viel zu
lange schon verkaufen Banken ihren Kunden mittelmäßige bis schlechte Anlageprodukte – und das auch noch zu viel zu hohen
Preisen. Es könnte sein, dass er weiß, wovon er spricht, schließlich arbeitete der
40-Jährige bei drei großen Geschäftsbanken, bevor er sich selbständig machte – in
der Vermögensverwaltung.
Will ein Kunde etwa mit Aktienfonds
fürs Alter vorsorgen, ist es ja tatsächlich so,
dass die Bank erst einmal die Hand aufhält: Ausgabeaufschlag nennt sich das und
kostet leicht mal drei bis vier Prozent der
Anlagesumme. Und so geht es weiter: Mit
Depotgebühren und Gebühren für das
Fondsmanagement nämlich, und zwar
auch dann, wenn es schlecht läuft. Das hält
einige Anbieter nicht davon ab, sich extra
belohnen zu lassen, wenn es mal gut läuft.
Damit nach all diesen Abzügen am Ende
noch ein nennenswerter Gewinn beim Anleger hängen bleibt, muss das Investment
schon sehr gut sein. Ist es aber selten, wie
zahlreiche Untersuchungen nahelegen.
Demnach schaffen es nur wenige Fondsmanager, bessere Ergebnisse zu erzielen als
der Marktdurchschnitt, und auch das meistens nur für eine begrenzte Zeit.
Warum die Kunden das seit Jahrzehnten mitmachen? Weil sie kaum eine Alternative haben, meinen die einen. Weil die
Banken ihnen erfolgreich suggerieren,
Geldanlage sei eine zauberhafte Geheimwissenschaft, verständlich nur für wenige
Auserwählte, meinen die anderen.
All dem setzt Markus Jordan mit seiner
Firma Easyfolio maximale Einfachheit entgegen. Ein paar Minuten Zeit und die Beantwortung von zehn Fragen auf der Easyfolio-Webseite sollen als Grundlage für die
Geldanlage reichen. Nicht schlecht in einer
Zeit, in der Bankberater nicht gerade beliebt sind. Zur Auswahl stehen bei dem Unternehmen ohnehin nur drei Produkte:
Drei Dachfonds, über die der Kunde je
nach Risikoneigung und Anlageziel mehr
in Aktien oder mehr in Anleihen investiert.
Die Fonds wiederum werden nicht von
hochbezahlten Managern betreut, sondern bilden einfach Indizes ab, den deutschen Dax etwa, den amerikanischen S&P
500 oder den weltweiten MSCI. Solche Exchange-Traded Funds (ETF) werden schon
seit etwa zehn Jahren immer beliebter. Für
Jordan bieten sie zwei Vorteile: Weniger
Fehlerquellen und vor allem weniger Kosten.
Neu ist das Ganze allein in seiner extremen Reduziertheit. Dachfonds auf ETF
gibt es auch anderswo. Nur sind sie eben etwas versteckt, warum sollten die Banken
sich auch selbst das schöne Geschäft kaputt machen? Und der Kunde zahlt bei seiner Bank eher zwei oder drei Prozent Gebühren. Easyfolio nimmt weniger als ein
Prozent. Kein Wunder, schließlich betreibt
Jordan sein Geschäft mit gerade einmal sieben Angestellten aus einem Münchner Hinterhof-Büro. Kein teures Filialnetz, kein
Verwaltungsapparat, kaum Werbung.
Wer nun einwendet, dass das Ganze ein
bisschen zu einfach ist, dass drei Produkte
kaum all die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anlegern abdecken können, dem widerspricht Jordan gar nicht. „Natürlich ist
Büro im Münchner Hinterhof: Markus Jordan war bei drei großen
Geschäftsbanken tätig, dann machte er sich selbständig. FOTO: OH
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Merck KGaA
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RWE*
SAP*
Siemens*
Thyssen-Krupp
Volkswagen Vz*
Dividende
Schluss
27.02.
Schluss
Vorwoche
–
1,50
5,30
2,70
2,10
0,70
2,60
0,00
2,50
2,25
0,75
2,10
0,80
0,50
0,60
0,77
1,25
0,60
1,22
0,18
0,25
0,50
3,00
0,45
1,90
7,25
1,00
1,00
3,30
0,11
4,06
11.401,66
69,43
149,60
85,65
132,05
77,63
113,00
12,06
213,30
86,51
29,38
72,90
30,43
16,67
14,45
73,17
51,18
71,13
105,85
10,35
28,83
46,04
181,80
13,10
92,20
185,50
24,99
62,84
99,82
23,79
225,50
11.050,64
68,82
146,60
83,49
124,50
74,41
111,10
11,96
215,20
84,78
29,17
70,90
29,64
15,92
13,34
64,19
47,68
70,62
100,05
10,24
28,52
45,35
178,00
13,30
87,70
178,50
23,34
60,93
97,48
23,19
225,00
Wochen
Veränderung in %
+3,18
+0,89
+2,05
+2,59
+6,06
+4,33
+1,71
+0,79
-0,88
+2,04
+0,72
+2,82
+2,68
+4,74
+8,32
+13,99
+7,34
+0,72
+5,80
+1,07
+1,09
+1,51
+2,13
-1,47
+5,13
+3,92
+7,07
+3,13
+2,40
+2,61
+0,22
WochenHoch Tief
Schluss am
30.12.2014
11.402 11.301
69,50 68,52
150
148
87,00 83,64
133
131
77,88 76,62
113
110
12,13 11,98
214
210
86,51 85,27
29,38 29,01
73,14 72,63
30,43 30,20
16,70 16,15
14,45 14,13
73,24 71,45
51,35 49,85
71,27 70,47
106
105
10,44 10,27
28,83 28,31
46,30 45,42
182
180
13,32 12,98
92,64 91,41
186
184
25,11 24,69
62,92 62,13
99,82 99,00
23,83 23,50
229
212
9.805,55
57,62
137,35
69,88
113,00
67,42
89,77
10,98
175,55
68,97
24,99
59,22
27,05
13,25
14,20
61,85
43,16
58,81
89,42
8,85
22,92
38,46
154,20
13,83
78,42
165,75
25,65
58,26
93,75
21,26
184,65
Jahres
Div. KGV
Veränderung in % Rendite 2015
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
–
+
+
+
+
16,28
20,50
8,92
22,57
16,86
15,14
25,88
9,79
21,50
25,43
17,57
23,10
12,52
25,81
1,76
18,30
18,58
20,95
18,37
16,96
25,79
19,71
17,90
5,28
17,57
11,92
2,59
7,86
6,47
11,90
22,12
–
2,16
3,54
3,15
1,59
0,90
2,30
–
1,17
2,60
2,55
2,88
2,63
3,00
4,15
1,05
2,44
0,84
1,15
1,74
0,87
1,09
1,65
3,44
2,06
3,91
4,00
1,59
3,31
0,46
1,80
–
20
11
15
19
28
12
12
15
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10
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17
25
16
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18
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7
19
11
12
17
13
15
9
GELDWERKSTATT
Wie Finanz-Start-ups die Branche aufmischen und den Banken Kunden abjagen
Wenn es stimmt, dass die Jugend die Zukunft ist, dann sieht es düster aus für die
traditionellen Banken. Gefragt nach der Industrie, die am dringendsten umgekrempelt werden müsste, nannte eine überwältigende Mehrheit kürzlich in einer Studie:
die Banken. Tatsächlich erreicht die Digitalisierung, die andere Branchen längst weggespült hat, die Banken erst jetzt. Dafür
umso heftiger: Die Zahl der Start-ups im Finanzbereich, der sogenannten Fintechs,
wächst unübersehbar. Sie machen alles,
„London ist ein weltweites Finanzzentrum
wie New York oder Tokio. Das bliebe es
auch außerhalb der EU“, sagt er.
Allerdings würde die britische Regierung – und damit die Bankenlobbyisten in
London – durch einen Austritt massiv an
Einfluss verlieren. Bisher sitzen britische
Minister und Europa-Parlamentarier mit
am Tisch, wenn die EU über neue Regeln
für den Finanzmarkt berät. Nach einem
Austritt wäre das vorbei. Aber Londons
Banken müssten sich weiterhin an diese
Regeln halten, wollen sie den wichtigen europäischen Markt bedienen. Die Finanzbranche fürchtet den Brexit zurecht.
Zweifel an der
Fortsetzung der Rally
Dax
11020
tank untersuchte die Folgen eines Brexits
für den Standort. „Wenn ich mit Bankern
in London über das Thema Verlagerungen
spreche, sagen die oft, es sei für ihre internationalen Top-Leute unvorstellbar, von
London in eine Stadt umzusiedeln, die für
sie Provinz ist, also etwa Frankfurt“, berichtet Odendahl. Den Konzernen gingen dann
hoch qualifizierte Mitarbeiter verloren.
Der Deutsche schätzt, dass nach einem
Brexit manche Banken trotz dieser Schwierigkeiten Geschäftsbereiche notgedrungen verlagern würden – doch mit Blick auf
die enorme Größe des Finanzplatzes London werde das kaum ins Gewicht fallen.
Köln – Europas größter Versicherer besetzt einen zentralen Posten neu. Im November soll nach SZ-Informationen Sabia
Schwarzer, 45, die Leitung der globalen externen und internen Kommunikation der
Allianz übernehmen. Schwarzer wuchs in
Köln auf und stammt aus einer indischen
Familie. Sie arbeitete bis 1995 als Journalistin, unter anderem für die Deutsche Welle.
Von 1996 bis 2000 leitete sie für die Allianz
von Singapur aus die Kommunikation im
Raum Asien/Pazifik. Dann ging sie nach
Washington, wo sie bis heute als Kommunikationschefin des Versicherers für Nordamerika und Mexiko zuständig ist.
Vorgänger Emilio Galli-Zugaro, 54,
macht schon seit Jahren kein Hehl daraus,
dass er nach inzwischen 23 Jahren den
stressigen Job an den Nagel hängen will. Er
ist der dienstälteste Pressechef aller DaxKonzerne. Galli-Zugaro wird künftig Aufsichtsratsmandate für die Allianz wahrnehmen, außerdem will er Start-ups beraten
und als Mentor tätig sein.
Schwarzer habe sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt, alle aus dem Konzern, hieß es im Unternehmen. Mit der Berufung der international erfahrenen
Schwarzer unterstreicht der künftige Konzernchef Oliver Bäte die globale Ausrichtung des Konzerns, der weltweit 147 000
Menschen beschäftigt, davon mehr als
30 000 in Deutschland. Bäte übernimmt
im Mai die Führung der Allianz von Michael Diekmann, der nach einer Wartezeit von
zwei Jahren Aufsichtsratschef werden will.
Galli-Zugaro gelang es, den Konzern
auch in schwierigen Zeiten vergleichsweise gut aussehen zu lassen, darunter die Aktienkrise 2002 und das Scheitern der Integration der Dresdner Bank 2008. Auch
Schwarzer wird keinen leichten Job haben
- die Allianz muss mit Niedrigzinsen, neuen Aufsichtsregeln und dem Zwang zur Digitalisierung fertig werden.
Schwarzer, ihr Mann und die drei Kinder ziehen demnächst nach München um.
Sie wird im Juni eine Einarbeitungszeit beginnen und zum 1. November die neue Position übernehmen.
herbert fromme
das Angebot ausbaufähig“, sagt er. „Uns
war erst einmal wichtig, die Sache so übersichtlich wie möglich zu halten.“ Tatsächlich richtet sich das Angebot vor allem an
solche Kunden, die sich sonst gar nicht um
ihre Geldanlage kümmern würden. Sei es,
weil sie den Banken nicht vertrauen, sei es,
weil sie sich an die Sache mit den Finanzen
einfach nicht herantrauen.
Und noch einen Einwand weist Jordan
gar nicht erst zurück: Dass es noch viel billiger geht. Schließlich kann sich jeder Anleger die ETF selbst zusammensuchen, bei einer günstigen Direktbank kostet das am
Ende im besten Fall nicht einmal ein halbes Prozent. „Ich würde sogar jedem empfehlen, das selber zu machen. Ist ja ganz
einfach. Aber ganz ehrlich: Die meisten machen es dann ja doch nicht.“ Im Grunde
würden seine Kunden ihn für den Luxus bezahlen, sich nicht selbst kümmern zu müssen. Am Ende ist Easyfolio also vor allem
das: Ein maximal einfaches Angebot für alle, die sich sonst gar nicht mit ihren Finanzen beschäftigen würden.
Sechs Millionen Euro Kundengelder haben die vor einem knappen Jahr gestarteten Easyfolio-Fonds inzwischen eingesammelt. Bis Ende des Jahres sollen es 20 bis
30 Millionen sein, etwa bei der Hälfte würde das Geschäft lukrativ. Natürlich sind
das lächerliche Zahlen verglichen mit den
Vermögensverwaltungen der Banken, die
leicht mehrere Milliarden in einem einzigen Fonds liegen haben.
Und doch sind die Banken zumindest
aufmerksam geworden auf den neuen Anbieter. Denn auch wenn er noch lange keine unmittelbare Gefahr für ihr Geschäft
ist, zeigt er doch, dass sich langsam etwas
ändert im Verhältnis der Deutschen zur Finanzbranche. Easyfolio ist ja nicht alleine
– das Start-up Vaamo verfolgt ein ganz ähnliches Konzept, andere Unternehmen haben sich darauf verlegt, für ihre Kunden
die besten Tagesgeld-Anlagen zu sammeln oder die besten Kreditkonditionen.
Gemeinsam stehen sie für eine neue Entwicklung. Die Bereitschaft der Kunden, hohe Gebühren für mittelmäßige Produkte
zu bezahlen, ganz einfach, weil sie nichts
von der Sache verstehen, könnte abnehmen. Zumindest ganz langsam.
malte conradi
ter als viele glaubten,
Allein das Wort hat eischreiben die Strategen
nen so schönen Klang,
von Longboard. Um das
dass man es viel öfter unzu belegen, haben sie
terbringen sollte in Mitsich den Russell-3000teilungen, Reden oder
Index angeschaut, der
einfach im Gespräch
fast alle öffentlich gelismit Freunden. Wie schaWie
teten US-Unternehmen
de, dass „Aktienkultur“
enthält. Zwischen 1983
nur selten in solche Unsinnvoll
und 2006 liefen fast
terredungen am Samszwei Drittel der Aktien
tagabend passt. Vor alist
es,
schlechter als der Markt.
lem in Deutschland, das
Nur 25 Prozent der Titel
doch vielen als Land der
in einzelne
waren für sämtliche
Aktienmuffel gilt.
Aktien zu
Kursgewinne
verantWenn das Deutsche
wortlich. Die anderen 75
Aktieninstitut, seit jeinvestieren?
Prozent zusammengeher ein Verfechter der Innommen erzielten eine
vestition in UnternehGesamtrendite von null
mensanteile, über das
Prozent.
Verhältnis der DeutNun könnte man einwenden, wenn
schen zu Aktien sinniert, kommt zuverlässig Ähnliches dabei heraus. Erst kürzlich: man das ein oder andere Buch liest, Jah„Die Aktienkultur in Deutschland erlei- resberichte zu studieren versteht und
det 2014 einen erneuten Rückschlag“, Kennzahlen richtig interpretieren kann
schreiben die Aktien-Lobbyisten in ih- (ja, all das sollte man mindestens könrem jährlichen Bericht. Nur noch 8,4 Milli- nen), sei man bei der Auswahl der Aktien
onen Anleger seien in irgendeiner Form geschickter.
Dazu sei erst einmal gesagt: Selbst Proam Aktienmarkt engagiert. Klägliche 4,1
Millionen Deutsche, 400 000 weniger als fi-Fondsmanager erzielen nur in Ausnahvor einem Jahr, dürften sich Aktionäre mefällen bessere Ergebnisse als der
nennen. Dabei sind doch die Zinsen so Gesamtmarkt. Zudem gibt es inzwischen
niedrig! „Die konservative Struktur der eine Vielzahl an Studien zum AnlegerverGeldanlage kostet die Menschen im Er- halten.
Und das ist keineswegs besonders vorgebnis viel Geld“, schreibt das Institut.
Kurz übersetzt: Wer nicht viel größere Ver- bildlich: Im Jahr 2011 erschien zum Beiluste riskiert, wird mit kleinen Verlusten spiel ein Papier mit dem Titel „The behavior of individual investors“ (übersetzt
bestraft.
Man könnte das auch umdrehen und „Das Verhalten individueller Investosagen, dass die konservative Struktur der ren“), eine Meta-Studie, die ForschungsGeldanlage den deutschen Anleger-Mi- ergebnisse auf diesem Feld prägnant zuchel vor sich selbst schützt. Zumindest in- sammenfasst. Privatanleger neigen demsofern, als er eben ungern in Einzelwerte nach dazu, Verliereraktien zu lange zu halten und Gewinneraktien zu früh zu verinvestiert.
Die amerikanische Vermögensverwal- kaufen; sie sind zu stark von vergangetung Longboard hat sich vor kurzem ein- nen Kursverläufen beeinflusst und bleimal angeschaut, warum es zumindest im ben mit ihren Portfolios hinter Standardhistorischen Durchschnitt keine so gute Indizes zurück. Und sie streuen ihr Risiko
Idee ist, einzelne Titel zu kaufen. Die Ak- nicht gut genug.
tien-Apologeten argumentieren da ganz
Sollte man es nicht doch versuchen?
anders, zum Beispiel so: Wer im Jahr 1995 Wer sich traut – bitte schön. Vielleicht ist
Aktien kaufte und diese bis Ende 2014 ja mal eine Apple-Aktie dabei: Die stieg
hielt, erzielte eine durchschnittliche jähr- seit Ende 1995 um 12 000 Prozent.
liche Rendite von etwa acht Prozent. Ak- Grundsätzlich sind Investitionen in den
tien wären demnach eine feine, rendite- gesamten Markt, zum Beispiel mit ETF,
trächtige Sache. Ganz so einfach ist das aber eindeutig die bessere Wahl.
aber nicht. Aktien seien nämlich riskanjan willmroth
maconradi
SZ20150302S2553181