22 GELD HF2 Banker fürchten den Brexit Montag, 2. März 2015, Nr. 50 DEFGH Ganz nach oben MEISSNERS STRATEGEN Sabia Schwarzer wird Pressechefin der Allianz, Galli-Zugaro hört auf Ein EU-Austritt Großbritanniens würde die Branche massiv belasten. Das Referendum könnte in zwei Jahren anstehen von björn finke, harald freiberger und andrea rexer London/Frankfurt – Das Thema treibt die Volkswirte in den Banken um. Alle paar Tage veröffentlicht ein anderes Institut eine Studie über die Konsequenzen dieses Ereignisses. Aber schließlich geht es hier um die Zukunft eines der wachstumsstärksten Länder Europas. Und eventuell auch darum, wie die Banken in einigen Jahren Geschäfte in Europa machen können. Dieses Ereignis ist die britische Parlamentswahl in nicht einmal zehn Wochen. Laut Umfragen wird keine Partei die absolute Mehrheit erringen, was lange Koalitionsverhandlungen und eine schwache Regierung zur Folge haben könnte. Schlecht für die Wirtschaft, denn Unternehmen wollen Verlässlichkeit. Gewinnen die Konservativen die Wahlen im Mai, soll das Volk über Europa abstimmen dürfen Zudem wird das Resultat dieses Urnengangs darüber entscheiden, ob Großbritannien – und der wichtige Finanzplatz London – in spätestens zwei Jahren vor einer Schicksalsfrage stehen: Bleiben die Konservativen an der Macht, wollen sie das Volk bis 2017 über einen Austritt aus der Europäischen Union abstimmen lassen. Die Studien der Banken-Volkswirte prognostizieren, dass die Aussicht auf so ein Referendum die Firmen verunsichern würde. Dies würde das Wachstum und den Pfundkurs belasten; die britische Notenbank könnte die Zinsen später als erwartet von ihrem Rekordtief anheben. Meinungsforschern zufolge wollen die meisten Briten in der EU bleiben, doch sollte das Königreich tatsächlich austreten, hätte das gerade für die Banken schwerwiegende Konsequenzen. London, das unbestrittene Zentrum der Branche in Europa, Renditen, Angaben in Prozent 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 SZ-Graphik, smallCharts Quelle: Bloomberg Dezember 2014 Januar 2015 Im Rückblick war es wahrscheinlich ein Fehler, diese drei Bereiche zusammenzulegen. SZ–ZEICHNUNG: DIRK MEISSNER zum wichtigen EU-Markt garantiert. Aber bis solche Verhandlungen abgeschlossen sind, herrscht gefährliche Unsicherheit. Und es könnte gut sein, dass die Banken trotz eines besonderen Handelsabkommens zwischen Großbritannien und der EU gezwungen wären, bestimmte Geschäfte demnächst nicht mehr von London aus, sondern in einem Euro-Land abzuwickeln. Dann müssten sie ganze Abteilungen verlagern, müssten sie hoch bezahlte Spezialisten in London überzeugen, umzuziehen. Das werde nicht einfach, glaubt Christian Odendahl, Chefvolkswirt des Centre for European Reform. Der Londoner Think- Trend der Woche: Anleiherenditen sinken Zehnjährige Bundesanleihe 0,2 würde leiden – und Standorte in der EuroZone wie Frankfurt könnten profitieren. Vertreter von US-Banken drohen unverhohlen, bei einem britischen Exit – auch Brexit genannt – Teile ihrer Londoner Filialen zu verlagern: „Sehr wahrscheinlich würden wir einen beträchtlichen Teil unseres Europageschäfts in die Euro-Zone verschieben. Die nahe liegendsten Bewerber wären Paris und Frankfurt“, sagt Michael Sherwood, stellvertretender Chairman der US-Bank Goldman Sachs. Die Rivalen Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America sollen Medienberichten zufolge für den Fall eines Austritts planen, Abteilungen nach Dublin umziehen zu lassen. In Frankfurt veröffentlichten die Volkswirte der Deutschen Bank schon vergangenen Sommer eine Studie zu den Konsequenzen eines Brexits. Die „Beziehung zwischen der City of London und anderen europäischen Kapitalmärkten sowie die zahlreichen britischen Kunden europäischer Banken wären stark betroffen“, heißt es da. Ein Vorstandsmitglied eines Geldhauses, das sowohl in Frankfurt als auch in London tätig ist, sagte jüngst, in Frankfurt redeten Banker miteinander kaum über Griechenland, aber was alle beschäftige, sei ein möglicher Austritt Großbritanniens: „Das wäre ein Horrorszenario für die Branche.“ Kein Wunder: London ist weltweit der größte Handelsplatz für Devisen und einer der wichtigsten Umschlagplätze für Derivate, also komplizierte Wertpapiere. Alle bedeutenden Banken des Globus sind an der Themse vertreten, dazu zahlreiche Vermögensverwalter, Beteiligungsgesellschaften und Hedge-Fonds. Viele der Finanzkonzerne bedienen von London aus auch andere EU-Länder. Das könnte nach einem Brexit nicht mehr so leicht möglich sein. Die britische Regierung würde nach einem Sieg der Austritt-Fans im Referendum versuchen, mit der EU ein Abkommen zu schließen, das der Finanzbranche und der Industrie weiter freien Zugang Februar 27.2.2015 0,33 Vorwoche 0,37 Höchstwert, 5.12.14 0,78 Tiefstwert, 26.2.15 0,30 Nach der Einigung auf weitere Hilfen für Griechenland hat sich in der vergangenen Woche am europäischen Rentenmarkt Erleichterung breit gemacht. Die Kurse stiegen, im Gegenzug fielen die Renditen der Staatspapiere mehrerer Euroländer auf ein Rekordtief. So warf die zehnjährige deutsche Bundesanleihe zeitweise weniger als 0,3 Prozent ab – das gab es noch nie. Die Entwicklung wird in dieser Woche wohl weitergehen: Denn die Märkte bereiten sich auf die Staatsanleihenkäufe der EZB vor, sagt Matteo Regesta, Stratege bei der Citi. Geplant sind ab März Wertpapierkäufe im Gesamtumfang von gut 1,1 Billionen Euro. Die Anleger können sich daher durchaus auf weiter sinkende Renditen einstellen. sz, reuters Angaben in Punkten 11420 11340 11260 11180 11100 SZ-Graphik, smallCharts Quelle: Bloomberg 23.2.15 24.2.15 25.2.15 26.2.15 27.2.15 27.2.2015 11401,66 Vorwoche 11050,64 Höchstwert, 27.2.15 11401,66 Tiefstwert, 23.2.15 11081,46 Der Aktienmarkt kennt derzeit nur eine Richtung: nach oben. In der vergangenen Handelswoche stieg der Dax um mehr als drei Prozent und erreichte mit 11 402 Zählern erneut ein Rekordhoch. „Der Spielraum für weitere größere Kursgewinne ist aber gering“, meinte NordLB-Experte Tobias Basse. Da die Aktienmärkte beiderseits des Atlantiks von Rekord zu Rekord eilten und die Bewertungen bereits relativ hoch seien, müsse in der neuen Woche mit Gewinnmitnahmen gerechnet werden. Mit der Verlängerung des europäischen Hilfsprogramms rückt die GriechenlandKrise für Anleger etwas in den Hintergrund. Auf Unternehmensseite neigt sich die Bilanzsaison langsam ihrem Ende zu. sz, reuters Die neue Einfachheit DIE ANGREIFER was Banken machen, aber sie wollen in allem besser sein – schneller, einfacher, mobiler, billiger, fairer, transparenter. Die Finanzwelt steht vor vielen Fragen: Wie reagieren die Banken? Wer beaufsichtigt die neuen Anbieter? Wird jetzt alles billiger? Unsicherer? In einer neuen Serie geht die SZ diesen Fragen nach und beleuchtet die interessantesten der Finanz-Revoluzzer. Denn sicher ist bisher nur eins. Sie sind: Die Angreifer. Von außen betrachtet ist Markus Jordan einer von ihnen. Doch auch wenn das Herumhacken auf Banken zur Zeit beliebt ist, kommen Jordan keine markigen Sprüche über die Lippen. Und dann greift Jordan die Banken ja auch in einem ihrer ureigensten Geschäftsbereiche frontal an: der privaten Geldanlage. Jordan sieht es so: Viel zu lange schon verkaufen Banken ihren Kunden mittelmäßige bis schlechte Anlageprodukte – und das auch noch zu viel zu hohen Preisen. Es könnte sein, dass er weiß, wovon er spricht, schließlich arbeitete der 40-Jährige bei drei großen Geschäftsbanken, bevor er sich selbständig machte – in der Vermögensverwaltung. Will ein Kunde etwa mit Aktienfonds fürs Alter vorsorgen, ist es ja tatsächlich so, dass die Bank erst einmal die Hand aufhält: Ausgabeaufschlag nennt sich das und kostet leicht mal drei bis vier Prozent der Anlagesumme. Und so geht es weiter: Mit Depotgebühren und Gebühren für das Fondsmanagement nämlich, und zwar auch dann, wenn es schlecht läuft. Das hält einige Anbieter nicht davon ab, sich extra belohnen zu lassen, wenn es mal gut läuft. Damit nach all diesen Abzügen am Ende noch ein nennenswerter Gewinn beim Anleger hängen bleibt, muss das Investment schon sehr gut sein. Ist es aber selten, wie zahlreiche Untersuchungen nahelegen. Demnach schaffen es nur wenige Fondsmanager, bessere Ergebnisse zu erzielen als der Marktdurchschnitt, und auch das meistens nur für eine begrenzte Zeit. Warum die Kunden das seit Jahrzehnten mitmachen? Weil sie kaum eine Alternative haben, meinen die einen. Weil die Banken ihnen erfolgreich suggerieren, Geldanlage sei eine zauberhafte Geheimwissenschaft, verständlich nur für wenige Auserwählte, meinen die anderen. All dem setzt Markus Jordan mit seiner Firma Easyfolio maximale Einfachheit entgegen. Ein paar Minuten Zeit und die Beantwortung von zehn Fragen auf der Easyfolio-Webseite sollen als Grundlage für die Geldanlage reichen. Nicht schlecht in einer Zeit, in der Bankberater nicht gerade beliebt sind. Zur Auswahl stehen bei dem Unternehmen ohnehin nur drei Produkte: Drei Dachfonds, über die der Kunde je nach Risikoneigung und Anlageziel mehr in Aktien oder mehr in Anleihen investiert. Die Fonds wiederum werden nicht von hochbezahlten Managern betreut, sondern bilden einfach Indizes ab, den deutschen Dax etwa, den amerikanischen S&P 500 oder den weltweiten MSCI. Solche Exchange-Traded Funds (ETF) werden schon seit etwa zehn Jahren immer beliebter. Für Jordan bieten sie zwei Vorteile: Weniger Fehlerquellen und vor allem weniger Kosten. Neu ist das Ganze allein in seiner extremen Reduziertheit. Dachfonds auf ETF gibt es auch anderswo. Nur sind sie eben etwas versteckt, warum sollten die Banken sich auch selbst das schöne Geschäft kaputt machen? Und der Kunde zahlt bei seiner Bank eher zwei oder drei Prozent Gebühren. Easyfolio nimmt weniger als ein Prozent. Kein Wunder, schließlich betreibt Jordan sein Geschäft mit gerade einmal sieben Angestellten aus einem Münchner Hinterhof-Büro. Kein teures Filialnetz, kein Verwaltungsapparat, kaum Werbung. Wer nun einwendet, dass das Ganze ein bisschen zu einfach ist, dass drei Produkte kaum all die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anlegern abdecken können, dem widerspricht Jordan gar nicht. „Natürlich ist Büro im Münchner Hinterhof: Markus Jordan war bei drei großen Geschäftsbanken tätig, dann machte er sich selbständig. FOTO: OH DIZdigital: Alle Alle Rechte Rechte vorbehalten vorbehalten –- Süddeutsche Süddeutsche Zeitung Zeitung GmbH, GmbH, München München DIZdigital: Jegliche Veröffentlichung Veröffentlichungund undnicht-private nicht-privateNutzung Nutzungexklusiv exklusivüber überwww.sz-content.de www.sz-content.de Jegliche L Dax im Wochenvergleich M L L L M Dax Adidas Allianz* BASF* Bayer* Beiersdorf BMW* Commerzbank Continental Daimler* Deutsche Bank* Deutsche Börse Deutsche Post* Dt. Telekom* Eon* Fres.Med.Care Fresenius SE Heidelb.Cement Henkel Vz Infineon K+S Lanxess Linde Lufthansa Merck KGaA Münchener Rück* RWE* SAP* Siemens* Thyssen-Krupp Volkswagen Vz* Dividende Schluss 27.02. Schluss Vorwoche – 1,50 5,30 2,70 2,10 0,70 2,60 0,00 2,50 2,25 0,75 2,10 0,80 0,50 0,60 0,77 1,25 0,60 1,22 0,18 0,25 0,50 3,00 0,45 1,90 7,25 1,00 1,00 3,30 0,11 4,06 11.401,66 69,43 149,60 85,65 132,05 77,63 113,00 12,06 213,30 86,51 29,38 72,90 30,43 16,67 14,45 73,17 51,18 71,13 105,85 10,35 28,83 46,04 181,80 13,10 92,20 185,50 24,99 62,84 99,82 23,79 225,50 11.050,64 68,82 146,60 83,49 124,50 74,41 111,10 11,96 215,20 84,78 29,17 70,90 29,64 15,92 13,34 64,19 47,68 70,62 100,05 10,24 28,52 45,35 178,00 13,30 87,70 178,50 23,34 60,93 97,48 23,19 225,00 Wochen Veränderung in % +3,18 +0,89 +2,05 +2,59 +6,06 +4,33 +1,71 +0,79 -0,88 +2,04 +0,72 +2,82 +2,68 +4,74 +8,32 +13,99 +7,34 +0,72 +5,80 +1,07 +1,09 +1,51 +2,13 -1,47 +5,13 +3,92 +7,07 +3,13 +2,40 +2,61 +0,22 WochenHoch Tief Schluss am 30.12.2014 11.402 11.301 69,50 68,52 150 148 87,00 83,64 133 131 77,88 76,62 113 110 12,13 11,98 214 210 86,51 85,27 29,38 29,01 73,14 72,63 30,43 30,20 16,70 16,15 14,45 14,13 73,24 71,45 51,35 49,85 71,27 70,47 106 105 10,44 10,27 28,83 28,31 46,30 45,42 182 180 13,32 12,98 92,64 91,41 186 184 25,11 24,69 62,92 62,13 99,82 99,00 23,83 23,50 229 212 9.805,55 57,62 137,35 69,88 113,00 67,42 89,77 10,98 175,55 68,97 24,99 59,22 27,05 13,25 14,20 61,85 43,16 58,81 89,42 8,85 22,92 38,46 154,20 13,83 78,42 165,75 25,65 58,26 93,75 21,26 184,65 Jahres Div. KGV Veränderung in % Rendite 2015 + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + – + + – + + + + 16,28 20,50 8,92 22,57 16,86 15,14 25,88 9,79 21,50 25,43 17,57 23,10 12,52 25,81 1,76 18,30 18,58 20,95 18,37 16,96 25,79 19,71 17,90 5,28 17,57 11,92 2,59 7,86 6,47 11,90 22,12 – 2,16 3,54 3,15 1,59 0,90 2,30 – 1,17 2,60 2,55 2,88 2,63 3,00 4,15 1,05 2,44 0,84 1,15 1,74 0,87 1,09 1,65 3,44 2,06 3,91 4,00 1,59 3,31 0,46 1,80 – 20 11 15 19 28 12 12 15 13 10 18 17 25 16 19 22 15 22 18 16 19 21 7 19 11 12 17 13 15 9 GELDWERKSTATT Wie Finanz-Start-ups die Branche aufmischen und den Banken Kunden abjagen Wenn es stimmt, dass die Jugend die Zukunft ist, dann sieht es düster aus für die traditionellen Banken. Gefragt nach der Industrie, die am dringendsten umgekrempelt werden müsste, nannte eine überwältigende Mehrheit kürzlich in einer Studie: die Banken. Tatsächlich erreicht die Digitalisierung, die andere Branchen längst weggespült hat, die Banken erst jetzt. Dafür umso heftiger: Die Zahl der Start-ups im Finanzbereich, der sogenannten Fintechs, wächst unübersehbar. Sie machen alles, „London ist ein weltweites Finanzzentrum wie New York oder Tokio. Das bliebe es auch außerhalb der EU“, sagt er. Allerdings würde die britische Regierung – und damit die Bankenlobbyisten in London – durch einen Austritt massiv an Einfluss verlieren. Bisher sitzen britische Minister und Europa-Parlamentarier mit am Tisch, wenn die EU über neue Regeln für den Finanzmarkt berät. Nach einem Austritt wäre das vorbei. Aber Londons Banken müssten sich weiterhin an diese Regeln halten, wollen sie den wichtigen europäischen Markt bedienen. Die Finanzbranche fürchtet den Brexit zurecht. Zweifel an der Fortsetzung der Rally Dax 11020 tank untersuchte die Folgen eines Brexits für den Standort. „Wenn ich mit Bankern in London über das Thema Verlagerungen spreche, sagen die oft, es sei für ihre internationalen Top-Leute unvorstellbar, von London in eine Stadt umzusiedeln, die für sie Provinz ist, also etwa Frankfurt“, berichtet Odendahl. Den Konzernen gingen dann hoch qualifizierte Mitarbeiter verloren. Der Deutsche schätzt, dass nach einem Brexit manche Banken trotz dieser Schwierigkeiten Geschäftsbereiche notgedrungen verlagern würden – doch mit Blick auf die enorme Größe des Finanzplatzes London werde das kaum ins Gewicht fallen. Köln – Europas größter Versicherer besetzt einen zentralen Posten neu. Im November soll nach SZ-Informationen Sabia Schwarzer, 45, die Leitung der globalen externen und internen Kommunikation der Allianz übernehmen. Schwarzer wuchs in Köln auf und stammt aus einer indischen Familie. Sie arbeitete bis 1995 als Journalistin, unter anderem für die Deutsche Welle. Von 1996 bis 2000 leitete sie für die Allianz von Singapur aus die Kommunikation im Raum Asien/Pazifik. Dann ging sie nach Washington, wo sie bis heute als Kommunikationschefin des Versicherers für Nordamerika und Mexiko zuständig ist. Vorgänger Emilio Galli-Zugaro, 54, macht schon seit Jahren kein Hehl daraus, dass er nach inzwischen 23 Jahren den stressigen Job an den Nagel hängen will. Er ist der dienstälteste Pressechef aller DaxKonzerne. Galli-Zugaro wird künftig Aufsichtsratsmandate für die Allianz wahrnehmen, außerdem will er Start-ups beraten und als Mentor tätig sein. Schwarzer habe sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt, alle aus dem Konzern, hieß es im Unternehmen. Mit der Berufung der international erfahrenen Schwarzer unterstreicht der künftige Konzernchef Oliver Bäte die globale Ausrichtung des Konzerns, der weltweit 147 000 Menschen beschäftigt, davon mehr als 30 000 in Deutschland. Bäte übernimmt im Mai die Führung der Allianz von Michael Diekmann, der nach einer Wartezeit von zwei Jahren Aufsichtsratschef werden will. Galli-Zugaro gelang es, den Konzern auch in schwierigen Zeiten vergleichsweise gut aussehen zu lassen, darunter die Aktienkrise 2002 und das Scheitern der Integration der Dresdner Bank 2008. Auch Schwarzer wird keinen leichten Job haben - die Allianz muss mit Niedrigzinsen, neuen Aufsichtsregeln und dem Zwang zur Digitalisierung fertig werden. Schwarzer, ihr Mann und die drei Kinder ziehen demnächst nach München um. Sie wird im Juni eine Einarbeitungszeit beginnen und zum 1. November die neue Position übernehmen. herbert fromme das Angebot ausbaufähig“, sagt er. „Uns war erst einmal wichtig, die Sache so übersichtlich wie möglich zu halten.“ Tatsächlich richtet sich das Angebot vor allem an solche Kunden, die sich sonst gar nicht um ihre Geldanlage kümmern würden. Sei es, weil sie den Banken nicht vertrauen, sei es, weil sie sich an die Sache mit den Finanzen einfach nicht herantrauen. Und noch einen Einwand weist Jordan gar nicht erst zurück: Dass es noch viel billiger geht. Schließlich kann sich jeder Anleger die ETF selbst zusammensuchen, bei einer günstigen Direktbank kostet das am Ende im besten Fall nicht einmal ein halbes Prozent. „Ich würde sogar jedem empfehlen, das selber zu machen. Ist ja ganz einfach. Aber ganz ehrlich: Die meisten machen es dann ja doch nicht.“ Im Grunde würden seine Kunden ihn für den Luxus bezahlen, sich nicht selbst kümmern zu müssen. Am Ende ist Easyfolio also vor allem das: Ein maximal einfaches Angebot für alle, die sich sonst gar nicht mit ihren Finanzen beschäftigen würden. Sechs Millionen Euro Kundengelder haben die vor einem knappen Jahr gestarteten Easyfolio-Fonds inzwischen eingesammelt. Bis Ende des Jahres sollen es 20 bis 30 Millionen sein, etwa bei der Hälfte würde das Geschäft lukrativ. Natürlich sind das lächerliche Zahlen verglichen mit den Vermögensverwaltungen der Banken, die leicht mehrere Milliarden in einem einzigen Fonds liegen haben. Und doch sind die Banken zumindest aufmerksam geworden auf den neuen Anbieter. Denn auch wenn er noch lange keine unmittelbare Gefahr für ihr Geschäft ist, zeigt er doch, dass sich langsam etwas ändert im Verhältnis der Deutschen zur Finanzbranche. Easyfolio ist ja nicht alleine – das Start-up Vaamo verfolgt ein ganz ähnliches Konzept, andere Unternehmen haben sich darauf verlegt, für ihre Kunden die besten Tagesgeld-Anlagen zu sammeln oder die besten Kreditkonditionen. Gemeinsam stehen sie für eine neue Entwicklung. Die Bereitschaft der Kunden, hohe Gebühren für mittelmäßige Produkte zu bezahlen, ganz einfach, weil sie nichts von der Sache verstehen, könnte abnehmen. Zumindest ganz langsam. malte conradi ter als viele glaubten, Allein das Wort hat eischreiben die Strategen nen so schönen Klang, von Longboard. Um das dass man es viel öfter unzu belegen, haben sie terbringen sollte in Mitsich den Russell-3000teilungen, Reden oder Index angeschaut, der einfach im Gespräch fast alle öffentlich gelismit Freunden. Wie schaWie teten US-Unternehmen de, dass „Aktienkultur“ enthält. Zwischen 1983 nur selten in solche Unsinnvoll und 2006 liefen fast terredungen am Samszwei Drittel der Aktien tagabend passt. Vor alist es, schlechter als der Markt. lem in Deutschland, das Nur 25 Prozent der Titel doch vielen als Land der in einzelne waren für sämtliche Aktienmuffel gilt. Aktien zu Kursgewinne verantWenn das Deutsche wortlich. Die anderen 75 Aktieninstitut, seit jeinvestieren? Prozent zusammengeher ein Verfechter der Innommen erzielten eine vestition in UnternehGesamtrendite von null mensanteile, über das Prozent. Verhältnis der DeutNun könnte man einwenden, wenn schen zu Aktien sinniert, kommt zuverlässig Ähnliches dabei heraus. Erst kürzlich: man das ein oder andere Buch liest, Jah„Die Aktienkultur in Deutschland erlei- resberichte zu studieren versteht und det 2014 einen erneuten Rückschlag“, Kennzahlen richtig interpretieren kann schreiben die Aktien-Lobbyisten in ih- (ja, all das sollte man mindestens könrem jährlichen Bericht. Nur noch 8,4 Milli- nen), sei man bei der Auswahl der Aktien onen Anleger seien in irgendeiner Form geschickter. Dazu sei erst einmal gesagt: Selbst Proam Aktienmarkt engagiert. Klägliche 4,1 Millionen Deutsche, 400 000 weniger als fi-Fondsmanager erzielen nur in Ausnahvor einem Jahr, dürften sich Aktionäre mefällen bessere Ergebnisse als der nennen. Dabei sind doch die Zinsen so Gesamtmarkt. Zudem gibt es inzwischen niedrig! „Die konservative Struktur der eine Vielzahl an Studien zum AnlegerverGeldanlage kostet die Menschen im Er- halten. Und das ist keineswegs besonders vorgebnis viel Geld“, schreibt das Institut. Kurz übersetzt: Wer nicht viel größere Ver- bildlich: Im Jahr 2011 erschien zum Beiluste riskiert, wird mit kleinen Verlusten spiel ein Papier mit dem Titel „The behavior of individual investors“ (übersetzt bestraft. Man könnte das auch umdrehen und „Das Verhalten individueller Investosagen, dass die konservative Struktur der ren“), eine Meta-Studie, die ForschungsGeldanlage den deutschen Anleger-Mi- ergebnisse auf diesem Feld prägnant zuchel vor sich selbst schützt. Zumindest in- sammenfasst. Privatanleger neigen demsofern, als er eben ungern in Einzelwerte nach dazu, Verliereraktien zu lange zu halten und Gewinneraktien zu früh zu verinvestiert. Die amerikanische Vermögensverwal- kaufen; sie sind zu stark von vergangetung Longboard hat sich vor kurzem ein- nen Kursverläufen beeinflusst und bleimal angeschaut, warum es zumindest im ben mit ihren Portfolios hinter Standardhistorischen Durchschnitt keine so gute Indizes zurück. Und sie streuen ihr Risiko Idee ist, einzelne Titel zu kaufen. Die Ak- nicht gut genug. tien-Apologeten argumentieren da ganz Sollte man es nicht doch versuchen? anders, zum Beispiel so: Wer im Jahr 1995 Wer sich traut – bitte schön. Vielleicht ist Aktien kaufte und diese bis Ende 2014 ja mal eine Apple-Aktie dabei: Die stieg hielt, erzielte eine durchschnittliche jähr- seit Ende 1995 um 12 000 Prozent. liche Rendite von etwa acht Prozent. Ak- Grundsätzlich sind Investitionen in den tien wären demnach eine feine, rendite- gesamten Markt, zum Beispiel mit ETF, trächtige Sache. Ganz so einfach ist das aber eindeutig die bessere Wahl. aber nicht. Aktien seien nämlich riskanjan willmroth maconradi SZ20150302S2553181
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