SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Das Große Tor von Kiew - Musik und Sport (4) die sportliche Modulation: von A nach B in C Sekunden Von Jörg Lengersdorf Sendung: Redaktion: Donnerstag, 07. Juli 2016 (Wiederholung von 2012) 9.05 – 10.00 Uhr Ulla Zierau Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2 2 „Musikstunde“ mit Jörg Lengersdorf Das Große Tor von Kiew - Musik und Sport (4) die sportliche Modulation: von A nach B in C Sekunden Von Jörg Lengersdorf SWR 2, 04. Juli – 08. Juli 2016, 9h05 – 10h00 Signet: SWR2 Musikstunde Mit sportlichem Gruß einmal mehr in dieser Woche. Eins ist doch klar: kein verantwortungsbewusster Künstler spielt Chopins Minutenwalzer mit der Stoppuhr, kein sensibler Cellist würde das Finale aus Haydns Cellokonzert auf Zeit herunterdreschen, oder? Aber mal Hand aufs Herz: gleichen Musikwettbewerbe nicht häufig Sportveranstaltungen? Und hat man dann nicht doch manchmal das Gefühl, so mancher Pianist würde die Oktavpassage aus dem Tschaikowski Konzert gegen die Uhr statt mit Phrasierung ins Klavier hämmern? Tatsächlich: wenn man nachfragt, weiß jeder Cellist, wer den momentanen Rekord im Haydn Spiel hält, und natürlich munkelt man auf den Fluren der Musikhochschulen der Welt hinter vorgehaltener Hand von neuen Bestzeiten im Doppeloktavenrennen. Und kein Stück hat wohl so viele Rekordversuche hinter sich, wie das nächste... Musik 1, 1.18 min Nikolai Rimsky Korsakov Hummelflug, „Flight of the Bublebee“, arr. Heifetz Michael Rabin Hollywood Bowl Orchestra, Felix Slatkin CD Icon Michael Rabin vol. 6 LC 06646 EMI 6 79071 2 Schnell war das, aber nicht schnell genug. Michael Rabin im Hummelflug, eine Minute und 18 Sekunden. Weit entfernt von Bestzeiten. Jascha Heifetz landete in seiner schnellsten Aufnahme bei 1.12, Yehudi Menuhin bei 1.07, Liv Migdal spielt in einem Internetvideo 1.06 und Weltrekordhalter David Garret mit 1.05 wurde vor kurzem geschlagen von einem Geiger namens Oliver Lewis mit nur 63 Sekunden. So, basta, Bestzeit. Natürlich muss man jetzt einwenden, dass Weltrekordjagd nichts, überhaupt gar nichts mit Musik oder gar Kunst zu tun hat, klar. Aber so ganz geglaubt wurde diese idealistische Ausschlussklausel wohl nie. Die Rekordjagd beim Hummelflug wurde schon vor vielen Jahrzehnten ironisch aufs Korn genommen. Der französische Chefsatiriker Jean Francaix schrieb Mitte 3 des letzten Jahrhunderts ein Stück über Radrennfahrer, Sechstagerenner, les Six jours Cyclistes. Und ich behaupte mal: es ist todsicher kein Zufall, dass dieses Rennstück klingt wie ein invertierter Hummelflug, sozusagen die Hummel im Kopfstand – respektive Flug... Musik 2, 1.20 min Jean Francaix Les six jours Cyclistes, aus „Au Musee Grevin“ Orchestre symphonique Versailles, Jean Francaix Antiquarisch, analoge Aufnahme auf Vinyl von 1956, vergriffen Label Versailles Artistique Referenz : Microsillon Versailles ART 6002 Das Orchestre Symphonique Versailles unter Leitung des Komponisten in „les six jours Cyclistes“, von Jean Francaix, eigentlich einer Musik zum Kurzfilm „Musee Grevin“ über ein Pariser Wachsfigurenkabinett, in welchem die Wachsfiguren einem Besucher, der von Michel Serrault gespielt wird, plötzlich lebendig vorkommen. Quicklebendig im Sinne des Wortes werden ganz offenbar diese Radrennfahrer, die wie gerade gehört haben. Nun gehört Radfahren ja aus naheliegenden Gründen nicht zu den traditionsreichsten Sportarten, erst in den 1860er Jahren gab es die ersten Patente auf pedalgetriebene Zweiräder, natürlich von Franzosen, aber schon kurz darauf wurde die ganze Grande Nation radsportverrückt. Um 1891 fuhr man bei Fernfahrten wie Paris-Brest-Paris Distanzen von 1200 Kilometern. Aber erst 1903 fand dann erstmals statt, was heute als das härteste Sportereignis der Welt gilt. Es gibt viele schöne Sportarten, aber ein richtiger Kerl kennt nur ein Ziel... Musik 3, 2.45 Les Soeurs Etienne Faire le Tour de France CD Les Sœurs Etienne, leurs 44 Plus Beaux Succes Label MarianneMelodie 4300127 1924 schon gab es einen ersten Zeitungsartikel über Doping bei der Tour, die Fahrer hatten Kokain und Chloroform in den Satteltaschen, trotzdem klingt dieses Lied wohltuend danach, als ob es eine Zeit gegeben hätte, in der man bei der Tour allenfalls ein bisschen leichten Rotwein im Sattel trank. Küsschen links, Küsschen rechts von zwei Frauen, so geht es noch heute bei der Etappenehrung dem Träger des gelben Trikots, und das war die musikalische Umsetzung dieser Praxis, die Soeurs Etienne mit „Faire le Tour de France“, einem Sportschlager von 1950. 4 Das Radsport gefährlich ist, leuchtet ein, auch wenn man nicht Pharmazie studiert hat. Der klassische Komponist Ernest Chausson zum Beispiel starb 1899, nachdem er bei einer Abfahrt die Kontrolle über sein Fahrrad verlor und in eine Mauer raste und so entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die erfolgreichste Rad Abfahrtsspezialistin aller Zeiten den Nachnamen Chausson trägt, Anne Carolin Chausson ist eine Mountainbike Downhill Legende, Aber das nur als musikhistorisches Nebenbei. Mag uns das nächste Stück einfach daran erinnern, dass man auch dem Radsport ohne übertriebenen Ehrgeiz und in moderatem Tempo frönen kann: Bike Ride, Fahrradausflug, von Christos Tsitsaris... Musik 4, 1.11 The Bike Ride Christos Tsitsaros, CD TSITSAROS, C.: Autumn Sketches Centaur CRC2382 Der zypriotische Komponist und Pianist Christos Tsitsaros mit The Bike Ride, Fahrradausflug, aus seinem Klavieralbum Autumn Sketches, Herbstskizzen. Heutzutage begegnet man ja selbst Freizeitradfahrern, die mit satellitengestützten Navigationsgeräten den Weg ihrer Ausflugsrouten nachfahren. Das nächste Stück erinnert nun aber an jene sporthistorischen Zeiten, als es noch keine elektronischen Orientierungshilfen gab. Genau genommen gab es nicht einmal Fahrräder um jene Zeit, als das Steeplechase erfunden wurde, die Kirchturmjagd. Der edle und kostspielige Vorläufer des profanen Drahtesels war ja von jeher das Pferd, das Jagdpferd. Und um 1750 wurde in Irland erstmals ein sportlich organisiertes Steeplechase dokumentiert, ein Querfeldeinritt durch die Provinz Cork, bei dem Kirchtürme, Steeples, den Reitern als Orientierungshilfen dienten. Kirchturmjagd wurde das Rennen vom Volksmund getauft. Und Steeplechase schrieb Musikgeschichte. Im Mai 1917 setzte sich der schwarze US Komponist James Price Johnson in den New Yorker Universal Studios an ein Walzenklavier, welches seine Anschläge auf einer gestanzten Rolle aufzeichnete. Inspiriert war Jimmy Johnson offenbar von der Kirchturmjagd, denn einer seiner größten Erfolge wurde der Steeplechase Rag. Musik 5, 2.23 min Steeplechase Rag James P. Johnson CD James P Johnson Fascination Future Noise Music Ltd./Acrobat Music Vertrieb über Amazon.de ASIN: B004RCMFBO 5 Jimmy Johnson mit seinem Steeplechase Rag, auf eine mechanische Klavierwalze gestanzt im Jahr 1917 in den Universal Studios. Dieser Rag wurde mit der Zeit zum Jazzstandard. Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Miles Davis... es gibt unzählige Varianten des Steeplechase in der Jazzgeschichte. Das Steeplechase Hindernisrennen hat zwar eine lange Tradition, wird unter Pferdefreunden aber ausgesprochen kritisch gesehen wegen der vielen spektakulären Pferdestürze und Verletzungen. Die heute gebräuchliche Bezeichnung der Kirchturmjagd verweist ohnehin auf den archaischen Ursprung dieses Rennens. National Hunt Race ist das offizielle Etikett des Steeplechase: Jagdrennen. Nun ist auch die Jagd heutzutage aus naheliegenden Gründen als Sport in Verruf geraten, Tiere zu hetzen oder gar zu töten sollte zeitgemässerweise nicht sportlich legitimiert werden. Dennoch pflegte man in großen Teilen Europas beim Begriff Sport bis weit ins 19. Jhd hinein eine sehr enge Auslegung. Mochten schon die spleenigen Briten oder die vergnügungssüchtigen Franzosen mit Füßen oder Schlägern einem Ball nachjagen. Länderübergreifend galten bis ca. 1850 nur drei Disziplinen als echter Sport: Rudern, Reiten und eben die Jagd. La chasse, the Hunt, la Caccia... Unzählige Musikstücke tragen diese Titel. Im Russland des 19. Jhds setzte zum Beispiel Komponist Peter Tschaikowski der Jagd als Adelsvergnügen ein Denkmal. In Tschaikowskis Jahreszeiten heißt ein Satz nach der Sportsaison: September, Die Jagd... Musik 6, 3.01 min Pjotr Tchaikovsky Die Jahreszeiten op. 37B IX. September – Die Jagd USSR State Academic Orchestra, Yevgeni Svetlanov CD Svetlanov – Music of Tchaikovsky Evgeny Svetlanov Edition Label Boheme Svetlanov Vertrieb International über cduniverse.com 7344606 Das staatliche Akademieorchester der ehemaligen UdSSR unter Yevgeni Svetlanov mit Tschaikowskis Septemberjagd aus den Jahreszeiten op. 37B. Als Jagdsport bezeichnet man heutzutage sportliche Aktivitäten, die Jagdbezug aufweisen. So fallen auch das Jagdreiten oder die Fuchsjagd darunter, selbst wenn ein Reiter mit Fuchsschwanzschmuck die Rolle des Fuchses übernimmt und kein Tier gejagt oder getötet wird, was im 21. Jhd deutlich sportlicher erscheint. Von Querfeldeinjagd und Pferden erzählt auch die nächste Musik. Als At Tschabysch bezeichnet man die Pferderennen in Kirgistan. Noch heute ist Turnierreiten im Pferdeverrückten Kirgistan Nationalsport, entweder in der Variante des Pferderingens Oodarysch, bei dem zwei Reiter versuchen, 6 sich gegenseitig mitsamt Pferd niederzuringen, oder in der für Mitteleuropäer nachvollziehbareren Variante des Distanzrennens über 4 bis zu 50 Kilometer. Und auch zum kirgisischen Pferdesport gibt es den musikalischen Kommentar: Pferderennen, aus Kirgistan... Musik 7, 1.28 Atay Ogonbaev Mash Botoy, Horse Race Kambarkan Folk Ensemble CD The Music of Kyrgysistan ARC EUCD1689 Internet Ressource Classics Online.com Kambarkan Folk Ensemble mit “Mash Botoy”, Pferderennen, aus Kirgistan. Weit ist diese Musik scheinbar entfernt von Europa, aber ganz sicher geht es überall auf der Welt beim Pferderennen um dieselben Dinge. Um welche? Daran erinnert jetzt noch einmal der Komponist Erik Satie in einer seiner Miniaturen, von denen wir diese Woche schon einige hatten... Musik 8, 0.25 min Constanze Brüning, Rezitation, Johannes Cernota, Klavier Erik Satie, Die Rennen, aus „Sport et Divertissements“ CD „Sport und Vergnügen – das Hör und Bilderbuch“ LC 08648 Jaro 4239-2 Constanze Brüning und Johannes Cernota einmal mehr in dieser Woche mit einer Miniatur von Erik Satie namens „Die Rennen“, dem Versuch, eine kleine Zeichnung aus einem Bilderalbum namens „Sports et Divertissements“ zu illustrieren. Auf der Skizze zum gerade gehörten Stückchen „Die Rennen“ sah man übrigens einerseits natürlich im Hintergrund die Jockeys auf den Pferden, Sieger und Verlierer. Im Vordergrund aber sah man die Herrschaften, die sich bei jedem Rennen als Gewinner fühlen dürften: die Damen mit Schirm und Champagnergläschen, die Herren mit Startlisten und elegantestem Ausgehoutfit aus feinstem Tuch – die oberen Zehntausend. Jene Gestalten der High Society, die man so oder so ähnlich auch beim vielleicht elegantesten Pferderennen der Welt treffen dürfte: dem seit 1711 stattfindenden Royal Ascot in der britischen Grafschaft Berkshire. Jeder Renntag wird vom Einzug der britischen Königsfamilie eröffnet, die im offenen Landauer vom nahegelegen Windsor Castle einfährt. So viel Glamour darf man sich also beim nächsten Stück vorstellen: Die Rennanlage von Ascot, The Ascot Enclosure...hier ist man unter sich... 7 Musik 9, 2.58 min Peter York The Ascot Enclosure Queens Hall Light Orchestra, Charles Williams CD “Good Sport” Music for the Armchair Athlete Label The Gift of Music CCL CDG1261 Das Queens Hall Light Orchestra mit Peter Yorks „Ascot Enclosure“. Beim Royal Ascot Pferderennen, gibt es übrigens einen Dresscode für beide Geschlechter, der um 1800 von einem Freund des Königshauses entworfen wurde: Hüte sind für Damen obligatorisch, dazu möglichst züchtig elegante Kleidung, den Herren wird der Morning Dress empfohlen: bestehend aus Zylinder, Weste, Halstuch und Gehrock in Ascot Grau. 150.000 Flaschen Champagner, 100.000 Flaschen Wein, 6,7 Tonnen Lachs, und 5 Tonnen Erdbeeren kalkulieren die Veranstalter für fünf Royal Ascot Tage. Bei soviel Pracht ist es kein Wunder, dass sich eines der bekanntesten Gemälde der englischen Kunstgeschichte mit Pferdesport befasst: Derby Day (sprich Darby Day), des viktorianischen Genremalers William Powell Frith: Es zeigt ein Panorama des Epsom Derby, eines Pferderennes, das der 12th Earl of Derby im Jahr 1779 gründete. Nun zeigt dieses Gemälde aber erstaunlicherweise kaum Pferde oder Rennszenen, sondern vor allem das Kirmesartige Treiben vor den Toren der Veranstaltung, Gaukler und Gentlemen, groß und klein, arm und reich. Das Derby Day Panorama war Mitte des 19 Jhds ein wahrer Publikumsmagnet, wann immer es ausgestellt wurde. Der britische Komponist William Alwyn liess sich Mitte des 20. Jhds in der Tate Gallery von diesem Bild inspirieren und schrieb für die BBC eine 7 minütige Ouvertüre: Derby Day Musik 10, 6.22 min William Alwyn Derby Day London Symphony Orchestra, Richard Hickox CD Alwyn, Symphony No. 2 etc LC 7038 Chandos CHAN 9093 Das London Symphony Orchestra unter Richard Hickox mit William Alwyns Vertonung des Gemäldes “Derby Day” von William Powell Frith. Die Musikgeschichte ist recht überfüllt mit wilden Ritten, Galopps, Trabs, Derbys, oder gar Jockey Polkas. Der kostspielige Reitsport scheint auch für freischaffende Musiker ein monetär lohnendes Feld gewesen zu sein, man kann zum Thema gar nicht alles aufzählen. 8 Die Überleitung zur nächsten, vielleicht noch etwas kostspieligeren Sportart überlasse ich jetzt aber wieder Erik Satie... Musik 11, 1.14 min Constanze Brüning, Rezitation, Johannes Cernota, Klavier Erik Satie, Der Yachtsport, aus „Sport et Divertissements“ CD „Sport und Vergnügen – das Hör und Bilderbuch“ LC 08648 Jaro 4239-2 Constanze Brüning und Johannes Cernota mit Erik Saties Kommentar zum Yachtsport, keineswegs idyllisch. Der 1900 geborene Brite Jack Beaver hatte zum selben Thema eine sehr viel weniger kritische Sichtweise. Kein Wunder: Jack Beaver konnte sich Distanz zum Thema nicht leisten. Er gehörte zu jenen Komponisten, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, Fernsehspots und heute eher vergessene Filme mit Musik zu unterlegen. Oft wurde Beavers Name nicht einmal genannt, weil er für sogenannte Librarys oder Musikbörsen komponierte, die Musikstücke an TV Serien oder Werbefilme verkauften. Noch heute hört man in alten Zeichentrickserien häufig ausgezeichnete Musik von Jack Beaver, ohne seinen Namen je zu registrieren. Aber zum Thema Yachtsport im Breitbildformat hat er dann doch ein Musikstück in bester britischer Leinwandtradition geschrieben, dass die Erwähnung seines Namens nur fair erscheinen lässt: Stellen sie sich vor: Kinobilder von winkenden Pärchen am Quai und flatternden weißen Segeln in der Seeluft: Yachtrennen, Jack Beaver... Musik 11, 2.58 min Jack Beaver Yacht Race Queens Hall Light Orchestra, Charles Williams CD “Good Sport” Music for the Armchair Athlete Label The Gift of Music CCL CDG1261 Queens Hall Light Orchestra unter Charles Williams mit Jack Beavers Yacht Race. Regatta ist heute der Oberbegriff für Sport Rennfahrten zu Wasser mit Kanu, Ruderboot, Segelyacht oder anderem Gefährt. Die erste Regatta fand übrigens auf eher mit verträumter Gemütlichkeit assoziierten Kähnen statt: venezianischen Gondeln. Historisch gesehen sollen Wettfahrten der Gondolieri in Venedig bis ins 13. Jhd zurückreichen: die Ruderer hatten damals Langeweile, während sie in ihren Gondeln auf die Herrschaften warteten. 9 Inzwischen ist die Regata storica stolz auf ihre Stellung als Mutter aller Wasserwettfahrten. Im 19. Jhd verfasste Belcantospezialist Gioacchino Rossini drei Lieder zum Thema unter dem Titel Regata Veneziana. Im ersten Lied steht die schöne Anzoleta auf dem Balkon, fiebert dem Start entgegen und setzt nebenbei ihren Geliebten Momolo im Teilnehmerfeld unter sanften Leistungsdruck: Komm ja nicht ohne Titel nach Haus, singt sie ihm zu... Musik 12, 3.35 min Gioacchino Rossini La Regata Veneziana Anzoleta avanti la regata Cecilia Bartoli, Charles Spencer CD Rossini Recital EAN: 0028943051828 Decca/Universal Rossini Spezialistin Cecilia Bartoli begleitet von Charles Spencer mit “Anzoleta vor dem Rennen” aus der venezianischen Regatta. Am Ende der insgesamt drei Lieder gewinnt übrigens Anzoletas Geliebter die Regatta, Anzoleta führt das selbstverständlich auf ihre hübsche Präsenz am Streckenrand zurück. Es bleibt ja ohnehin die Frage: wurden manche Sportarten vielleicht nur erfunden, damit Männer sich vor schönen Damen aufplustern können? Als Paradebeispiel schamloser Potenzprotzerei gilt bis heute das Wagenrennen. Der Sage nach war ein Wagenrennen Anlass für die ersten olympischen Spiele, und da es auch in der Antike genauso oft um Macht wie um Sport ging, sponserten tatsächlich auch Tyrannen und Despoten eigene Gespanne und Wagen. Nun gibt es zu authentisch antiken Wagenrennen heute keine authentisch antike Musik. Daher bedienen wir uns der Motive, die jeder Kinofreund mit Wagenrennen verbindet: Ben Hur. Ein gleich mehrfach verfilmter Historienschinken mit zweifelhaftem Authentizitäts Anspruch, dafür aber mit den besten Sportszenen der Filmgeschichte: Dem Wagenrennen. Wer jemals die 1959er Verfilmung mit Charlton Heston gesehen hat, denkt jetzt an Muskelmännern in Streitwagen. Parade der Wagenlenker, aus Ben Hur von 1959... 10 Musik 13, 3.49 min Miklosz Rozsa Parade of the Charioteers, aus Ben Hur (1959) Boston Pops Orchestra, John Williams CD The Sound of Glory/Olympia 1996 LC 6868 Sony Classical/Olympic Games Collection SK 62620 Das Boston Pops Orchestra unter John Williams mit Miklosz Rozsas Wagenlenkerparade aus dem Film Ben Hur von 1959. Wer den Film gesehen hat, weiß, der Sportbegriff muss sehr weit ausgelegt werden, damit dieses spezielle Wagenrennen noch darunter subsumiert werden kann. Hier geht es um den häufig direkt proportionalen Zusammenhang zwischen Männerstolz und PS Leistung, der sich heutzutage ja im Motorsport manifestiert. Den lärmenden Motorsport darf man nun als Musikfreund nicht gering schätzen: immerhin waren ja Künstler wie Giacomo Puccini, Herbert von Karajan oder Arturo Benedetti Michelangeli begeisterte Motorsportfreunde, auch wenn ihre Musik häufig besser klang als ihre Autos. Das Rennen um die Bestzeit ist ein ewiges Thema der Kulturgeschichte. Wir hörten heute von Fahrrädern, Pferden, Yachten, Streitwagen, gar Sportautos... Aber das wichtigste wurde vergessen, bis jetzt. Natürlich gibt es auch Musik zur simpelsten Form der Fortbewegung von A nach B in C Sekunden... zu Fuß. Stichwort Wandern ist des Müllers Lust. Wir gehen die letzte Fußstrecke für heute aber nicht im Wandertempo an sondern im Sprint: Wettlauf, ein Orchesterstück von Franz Berwald. Musik 14, einblenden 2.20 vor Schluss „Wettlauf“ (Foot Race) Gävle Symphony Orchestra, Petri Sakari CD “Berwald, Tone Poems
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