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Kapitalmarkt Kompakt
Nr. 23 - 26. Woche 2016
Ein Service Ihrer Berliner Sparkasse in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Landesbank
GROßBRITANNIEN STIMMT FÜR BREXIT
Abstimmungsergebnis
BREXIT
51,9%
BREMAIN
48,1%
Änderung der BIP-Prognosen
2016
2017
GB
(bisher)
1,1%
(1,5%)
-0,7%
(1,8%)
Euroland
(bisher)
1,4%
(1,6%)
1,0%
(1,7%)
Deutschland
(bisher)
1,5%
(1,7%)
1,0%
(1,6%)
USA
(bisher)
1,7%
(1,9%)
2,2%
(2,5%)
Am vergangenen Donnerstag war es nun soweit: In Großbritannien war die
Bevölkerung dazu aufgerufen, über den Verbleib in der Europäischen Union
abzustimmen. Während die Umfragen auf ein Kopf-an-Kopf Rennen hingedeutet hatten, zeigten die aufgrund der Treffgenauigkeit bei den letzten
Wahlen viel beachteten Wettquoten ein eindeutiges Bild für das „Bremain“Lager (Verbleib in der EU). Die Märkte schwelgten kurz vor dem Urnengang
in Optimismus, was den deutschen Aktienindex Dax deutlich über die runde
10.000-Punkte-Marke hievte. Doch der Schein war trügerisch. Die Mehrheit
der Briten wählte die Ausfahrt „Abkehr von Europa“. Bei einer hohen Wahlbeteiligung von 72 % stimmten 51,9% für einen Austritt aus der EU.
Viele Marktteilnehmer wurden auf dem falschen Fuß erwischt, was zu markanten Kursausschlägen an den Kapitalmärkten geführt hat. Am frühen Freitagmorgen ging der japanische Nikkei mit einem Abschlag von 8 % aus dem
Handel. Zum Börsenstart in Europa brachen die Aktienindizes zunächst um
mehr als 10 % ein, konnten sich im Verlauf aber etwas erholen. Der Dax
verbuchte ein Tagesminus von 6,8 %, der EuroStoxx50 verlor aufgrund des
höher gewichteten Finanzsektors 8,6 % - das höchste Tagesminus seit Berechnung des Index! Auch der US-amerikanische Dow Jones ging um beachtliche 3,4 % nach unten. Gewinner waren hingegen rar gesät. Hierzu
zählten die sicheren Häfen Gold (+5%) sowie deutsche und US-Staatsanleihen. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren nun wieder im negativen
Terrain. Für Unternehmensanleihen guter bis schlechterer Bonität sowie
Papieren aus der Euro-Peripherie kam es allerdings zu Kursverlusten, da
sich die Risikoaufschläge deutlich erhöht haben. Schwächer notierte auch
der Euro, der von USD 1,14 auf USD 1,10 für einen Euro abgewertet hat.
Der Austritt eines Mitgliedslandes aus der EU ist historisch neu. Neben den
negativen wirtschaftlichen Auswirkungen, die ein EU-Austritt sowohl für die
Briten als auch für die EU haben wird, ist es vor allem die damit zusammenhängende Unsicherheit, die derzeit die Börsen belastet. Das Referendum
hat zahlreiche Fragen aufgeworfen. Insbesondere sind der Zeitplan und der
Ablauf des Ausscheidens Großbritanniens unklar. Es droht bei einem Ausscheren Schottlands sogar ein Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreichs. Für Kontinentaleuropa noch viel bedeutender ist der bröckelnde Zusammenhalt innerhalb der EU. Die EU wird in vielen Mitgliedsländern von
signifikanten Bevölkerungsteilen skeptisch gesehen. So wird teilweise befürchtet, der Brexit könnte weiterer Länder zum Austritt motivieren. Gleichwohl ist nicht recht erkennbar, welches Land die eigene Stärke und den
Willen hat, um sich von den unmittelbaren Vorzügen (Binnenmarkt, Fördergelder) abzuschneiden. Gegebenenfalls mobilisiert der Brexit aber auch
Reformkräfte innerhalb der EU, um die Probleme (u. a. Schuldenstände,
Außen- und Sicherheitspolitik, Flüchtlinge) aktiver zu lösen.
Im Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU wird zunächst einmal
entscheidend sein, ob eine Verständigung auf ein Regelwerk ähnlich derer
mit Norwegen oder der Schweiz gelingt. In diesem Fall wäre der grenzüberschreitende Handel mit Gütern nicht durch Zölle beeinträchtigt, sehr wohl
aber der Austausch von Dienstleistungen, darunter auch die für Großbritannien bedeutsamen Finanzdienstleistungen. Für das kurz- aber wohl auch
mittelfristige Wachstumspotenzial im Vereinigten Königreich wäre das ein
empfindlicher Dämpfer. Die britische Wirtschaft wird zudem unter nachlassenden ausländischen Investitionen und dem Wegfall des flexiblen Arbeitsmarktes leiden. In 2017 dürfte Großbritannien in eine moderate Rezession
hineinschlittern. Aufgrund der hohen Handelsverflechtungen strahlt dies
auch auf Gesamteuropa aus. Wir haben unsere Erwartungen an das Wirtschaftswachstum in Deutschland und dem Euroraum für das Jahr 2017 um
mehr als einen halben Prozentpunkt auf rund 1,0 % gesenkt. Auch die USA
spüren die Brexit-Auswirkungen über die Stärke ihrer Währung. Aufgrund
des starken Konsums dürfte die US-Wirtschaft aber um über 2 % wachsen.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf der letzten Seite.
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Kapitalmarkt Kompakt
Nr. 23 - 26. Woche 2016
Ein Service Ihrer Berliner Sparkasse in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Landesbank
AKTIEN
DAX
9.557
-0,77%*
19.829
0,70%*
TecDAX
1.587
0,71%*
EuroStoxx50
2.776
-2,56%*
MSCI World
1.609
-1,65%*
Dow Jones
17.401
-1,55%*
Nikkei 225
14.952
-4,15%*
MDAX
* Veränderung ggü. Vorwoche
Quelle: Thomson Reuters
FESTVERZINSLICHE WERTPAPIERE
Ø-Rendite
Öffentl. Anl.
-0,20%
(-0,13%)*
* Wert Vorwoche
Quelle: Deutsche Bundesbank
Auf die Entscheidung der Briten, die Europäische Union zu verlassen, reagierten die europäischen Aktienmärkte am Freitag mit deutlichen Verlusten.
Eine Beruhigung war auch zu Wochenbeginn noch nicht auszumachen.
Wenig hilfreich war dabei, dass es offenbar nach den jüngsten Parlamentswahlen in Spanien erneut keine klaren Mehrheitsverhältnisse gibt und sich
nun eine Fortsetzung der bereits seit einem halben Jahr andauernden Hängepartie bei der Regierungsbildung abzeichnet. Während aktuell eindeutig
politische Themen an den Börsen dominieren, werden Wirtschaftsnachrichten in den Hintergrund gedrängt. Die ZEW-Umfrage und der ifo-Geschäftsklimaindex für Juni fielen besser als erwartet aus, wurden aber vor dem
BREXIT-Entscheid erhoben und besitzen daher nur begrenzte Aussagekraft.
Bis sich die wirtschaftlichen Folgen des BREXIT zeigen, wird es wohl noch
einige Zeit dauern. Den Börsen steht eine Phase der Unsicherheit mit erheblichen Kursschwankungen und der Möglichkeit weiterer Indexrückgänge
bevor. Nicht zu vergessen sind allerdings die internationalen Notenbanken.
Die Bank of England und die EZB stehen Gewehr bei Fuß. Auch die „weit
entfernte“ US-Notenbank dürfte den BREXIT-Entscheid zum Anlass nehmen, ihre eigentlich für 2016 geplanten Zinserhöhungen weiter nach hinten
zu verschieben. Politischen Börsen werden eigentlich „kurze Beine“ nachgesagt. Dies ist aktuell aufgrund der möglichen Tragweite der britischen Abkehr von Europa nicht sicher. Es ist nicht absehbar, ob dies der Anfang eines Auseinanderdriftens Europas ist, oder ob der „Schuss vor den Bug“
genutzt wird, das europäische Projekt zu verbessern. Die Verantwortlichen
in Politik und Wirtschaft beiderseits des Ärmelkanals werden sich jetzt zusammenreißen müssen. Denn die vom BREXIT ausgehenden Risiken können immens sein. Für die Assetklasse Aktien sprechen perspektivisch die
fehlenden Anlagealternativen in einem andauernden Niedrigrenditeumfeld,
moderate Bewertungen und die Unterstützung der Notenbanken. Wir gehen
davon aus, dass der DAX in 12 Monaten oberhalb von 9.500 Punkten notieren wird.
Die Überraschung, dass die Briten sich in der Mehrheit tatsächlich zum Ausscheiden aus der EU entschlossen haben, führte zu massiver Risikoaversion
über alle Rentenklassen. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen und amerikanische Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit wurden als „sichere Häfen“
stark nachgefragt, sodass sich die Renditen mit -0,08% bzw. 1,50% noch
immer auf historisch niedrigen Niveaus befinden. Die Phase der Unsicherheit sollte sich in den nächsten Wochen fortsetzen, da nach wie vor unklar
ist, wie eine neue britische Regierung im Oktober 2016 aussieht und wann
der Antrag zum EU-Austritt durch den neuen Premierminister gestellt wird.
Eine Abkehr vom Niedrigrenditeumfeld ist daher nicht in Sicht, zudem die
Notenbanken ihre geldpolitischen Stützungsmaßnahmen eher nochmals
ausdehnen werden. Unseres Erachtens nimmt die US-Notenbank von einer
Zinsanhebung in 2016 vermutlich ganz Abstand und visiert erst im zweiten
Quartal 2017 die Fortsetzung der langsamen geldpolitischen Normalisierung
an. Die EZB könnte sich angesichts möglicher Marktturbulenzen und eingetrübter Wachstumsaussichten gezwungen sehen, zumindest den Einlagesatz nochmals moderat zu senken.
Anleihe
Rendite in %
Bund 2 Jahre
-0,64
Bund 5 Jahre
-0,54
Bund 10 Jahre
-0,05
Quelle: Thomson Reuters, Stand 24.06.2016
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Redaktionsschluss 27.06.2016. Die Marktvergleiche beziehen sich auf den Zeitraum vom
17.06.2016 bis 24.06.2016.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf der letzten Seite.
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Redaktionsschluss: 27. Juni 2016
Redaktion: NORD/LB Hannover, Research, Thorsten Strauß
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