Die Apotheke Ahlerstedt informiert: Hopfen, nicht nur gut im Bier

Die Apotheke Ahlerstedt informiert:
Hopfen, nicht nur gut im Bier
Ein warmer Sommerabend, beim Grillen oder „Fußballgucken“, dazu ist ein gutes Bier
bei uns fast „ein Muss“. Bereits im Jahr 1516 legten 2 Herzöge in Bayern fest, dass
zum Brauen von Bier nur Wasser, Gerste und Hopfen verwendet werden darf, und
gaben damit die erste lebensmittelrechtliche Verordnung der Geschichte heraus.
Humulus lupulus, der Hopfen ist eine mehrjährige zweihäusige Kletterstaude, die zur
Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) gehört, und bei uns wild an Flussufern,
feuchten Waldrändern und Gebüschen wächst. In Bayern wird Hopfen großflächig
angebaut, in geringen Mengen auch an Elbe und Saale, insgesamt macht dies 25%
des Weltanbaues aus. Der mehrjährige Wurzelstock der Hopfenpflanze kann bis 1,5
m tief in die Erde wachsen und waagrecht bis zu 2 m lang werden. Aus dem
Wurzelstock sprießen ab Ende April mehrere junge Triebe, von denen die
Hopfenbauern nur etwa 3 weiterranken lassen, die übrigen knippst man ab und
verwendet sie als kulinarische Spezialität. Hopfensprossen sind nur kurze Zeit im
Handel erhältlich, 100 g kosten z.B. auf dem Münchner Viktualienmarkt bis zu 6,-€.
Hier ein Rezept für „Lupolo gratinata“:
600 g Hopfensprossen putzen und circa 1 min lang in kochendem Wasser blanchieren,
abtropfen lassen und in eine mit Butter gefettete Auflaufform schichten. 150 ml Sahne
mit 2 Eßl. gehacktem Majoran, 1 Eßl. gehacktem Bärlauch, Salz, Pfeffer und Muskat
sowie 50g geriebenem Bergkäse und 80g Butter mischen und über die
Hopfensprossen verteilen. 50g geriebenen Bergkäse und 20g geriebenen Parmesan
darüber streuen und bei 200°C 30 min überbacken.
Hopfenranken können eine Länge von bis zu 6m erreichen, sie halten sich mit
widerhakenartigen Kletterhaaren an anderen Pflanzen bzw. den Hopfenstangen fest.
Die Blütezeit dauert von Juli bis September, die weiblichen Pflanzen bekommen
zapfenartige gestielte Blütenstände, die von den Hopfenbauern auch Dolden genannt
werden. Hierin steckt das Aroma, am Grunde der Fruchtschuppen befinden sich gelbe
Harzdrüsen, die das Lupulin bilden. Lupulin ist sowohl für die arzneiliche Wirkung des
Hopfens verantwortlich und für die Bierwürze entscheidend, außerdem wirkt es als
Konservierungsmitte im Bier. Eine Befruchtung der weiblichen Blüte durch den Pollen
einer männlichen Pflanze verringert den Ertrag an Bierwürze, verkürzt das
Erntezeitfenster, da überreife Hopfendolden scheußlich schmecken, und erschwert die
Verarbeitung in der Brauerei. Darum sind die Hopfenfelder komplett pistillat, d. h. es
werden nur weibliche Pflanzen angebaut!
Über die Wirkung des Hopfens als Arzneimittel wusste man schon im Mittelalter
einiges:
Hopfenzapfen wurden als Tee zubereitet zur Beruhigung und
Schlafförderung, bei Angstzuständen und Rastlosigkeit. Die moderne
pharmakologische Forschung hat ergeben, dass Hopfenbitterstoffe antibiotisch
(bakterienabtötend), antimykotisch (gegen Pilze) und sedierend (beruhigend) wirken.
Weiterhin regen die Bitterstoffe den Appetit und die Magensaftskretion an und man hat
sogar Wirkungen ähnlich dem Hormon Östrogen feststellen können. Hopfen oder
Hopfenextrakte sind heute Bestandteile vieler Beruhigungs- und Einschlaftees oder
werden in Kapseln kombiniert mit Baldrian, Melisse, Passsionsblume oder
Johanniskraut verwendet. Bereits das Einatmen des ätherischen Öls der
Hopfenzapfen wirkt beruhigend und schlaffördernd. Wer
Einschlafprobleme hat, könnte es ausprobieren und sich selber
ein Hopfenkissen nähen.