Was wir denken, was wir fordern! Anmerkung: Hausärztinnen sind stets mitgemeint, für eine bessere Lesbarkeit verwende ich die männliche Form. Hausärzte sind „nahe bei den Menschen“ und erzielen durch ihre hohe Kompetenz und Empathie bestmögliche Ergebnisqualität. Eine solche primärärztliche Versorgungsebene ist eine notwendige Bedingung für die Finanzierbarkeit eines solidarischen Gesundheitswesens auf hohem Niveau. Der Hausärzteverband unterstützt Hausärzte in ihrer Arbeit durch vielfältige Aktivitäten in unterschiedlichen Gremien: Unsere Mitglieder sind in den KV Gremien Vertreterversammlung, Beratender Fach-, Satzungs-, Finanz- und Beschwerdeausschuß aktiv. Nur Hausärzte können hausärztliche Interessen vertreten. Wir wollen unsere Anliegen selbst verwalten in der Selbstverwaltung. Wir vertreten ebenso Praxisinhaber wie Hausärzte, die in Anstellung arbeiten. Um die Zusammenarbeit von anstellenden und angestellten Hausärzten zu unterstützen, hat der deutsche Hausärzteverband den Kodex Allgemeinmedizin entwickelt. Die J.A.D.E. (Junge Allgemeinmediziner Deutschland) entwickelt Konzepte, die jungen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in den Beruf erleichtern. Um unsere Patienten zu versorgen, benötigen wir eine verlässliche und faire Vergütung. Die Auszahlungsquote von 75% in Hamburg bedeutet schlicht, dass wir Arbeit im Wert von 4 Euro nur mit 3 Euro bezahlt bekommen. Die Folge ist der geringste Fallwert in Deutschland. Wir fordern eine asymmetrische Verteilung zukünftiger Honorarzuwächse: Anstatt die den Kassen abgerungenen jährlichen Zuwächse über alle Fachgruppen gleich zu verteilen (wovon gutgestellte Gruppen noch mehr profitieren), wollen wir die Vergütung derer, die unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Eine faire Höhe der Vergütung wie in unseren Hausarztverträgen mit Fallwerten nach Abzug der Kosten von über 70 Euro muß das Ziel der Verhandlungsführer der KV sein. Doch nicht nur die Höhe der Vergütung, sondern auch deren Struktur ist entscheidend: Wir denken, dass die Arbeit mit multimorbiden Patienten nicht über Einzelleistungsvergütungen abgebildet werden kann, sondern besser über vernünftig strukturierte Pauschalen wie etwa in den Hausartverträgen. Hier gibt es kontaktunabhängige Pauschalen, kontaktabhängige Pauschalen und nach Anzahl der chronischen Erkrankungen gestaffelte Zuschläge – dazu einige wenige Einzelleistungen für Hausbesuche und Gespräche. In der GOÄ benötigt die spezifische hausärztliche Herangehensweise ein eigenes Kapitel, was dieses abbildet. Den Versuch der KBV, Morbidität über abgerechnete Leistungen darstellen zu wollen, lehnen wir ab. Dies führt nur zum Wettkampf mit den Fachgebietsärzten, den wir nicht gewinnen können – und am Ende führt es zu weniger Geld im hausärztlichen Bereich. Hausärzte müssen in der KV über die Verteilung der hausärztlichen Gelder entscheiden. Das ist uns bei der Veränderung der ILB gelungen: Durch unsere Mitarbeit folgt das (zu geringe) Geld jetzt besser den Leistungen als im ursprünglich starren Modell der KV. Dass die KV Hamburg mittlerweile die Honorare aller Fachgruppen der letzten Jahre transparent im Internet darstellt, ist allein unserem Kampf für diese Zahlen geschuldet. Alle anderen Gruppen in der Vertreterversammlung haben sich gegen unsere Anträge gestellt, und nur durch eine von uns mitinitiierte Gesetzesänderung der Stadt Hamburg, die die KV dem Informationsfreiheitsgesetz unterwarf, haben wir diese Zahlen! Wir Hausärzte sind die einzigen Basisversorger. Die Deklarierung von Fachgebietsärzten zu „Grundversorgern“ ist mehr als ein Etikettenschwindel. Ein Spezialist wird nicht zum Hausarzt, wenn er eine Überweisung ausstellt – das ist keine Koordinierungsleistung. Hinter diesen Plänen steckt die Hoffnung, die Friedensgrenze zwischen hausärztlicher und fachgebietsärztlicher Vergütung zu unterlaufen. Haben sich die superspezialisierten Kollegen erstmal in die ambulante spezialärztliche Versorgung durch „freie Verträge“ verabschiedet, verbleiben nach der Logik nur „Grundversorger“ in der KV. Eine Trennung der Honorarteile wäre überflüssig und es kommt wieder zum Zustand der Jahre vor 2002, als zusätzliche Leistungen der Fachgebietsärzte unser Honorar mindern. Das werden wir entschieden bekämpfen. Die Versorgung von Notfällen steht vor großen Umbrüchen: Durch die zunehmende Inanspruchnahme von Ambulanzen durch leicht Erkrankte entstehen hohe Kosten, die im Vorwegabzug von allen Ärzten getragen werden müssen. Durch geschickte Lobby-Arbeit bei gleichzeitig arbeitsunfähiger KBV ist es den Krankenhäusern gelungen, eine höhere Bewertung dieser Notfall-Leistungen zugesichert bekommen zu haben. Die Gegenfinanzierung durch die Kassen fehlt, und in den schlimmsten Szenarien werden uns noch weit höhere Honoraranteile weggenommen und in die Krankenhäuser verschoben. Da ambulante Notfälle am effektivsten von Hausärzten behandelt werden – egal ob in Praxen, Notfallpraxen, fahrendem Notdienst oder Krankenhausambulanzen – müssen wir Hausärzte bei der Ausgestaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Portalpraxen eingebunden werden. Dafür haben wir unsere Bereitschaft gegenüber dem KV Vorstand deutlich gemacht. Die Weiterbildungsordnung muss von Hausärzten erstellt werden. Dass eine Mehrheit aus immer spezialisierter arbeitenden Fachgebietsärzten in den Ärztekammern darüber entscheidet, wie die Weiterbildungsordnung von Hausärzten aussieht, ist nicht hinnehmbar. Wir treten dafür ein, dass auch in Hamburg die Weiterbildung Palliativmedizin wieder rein ambulant erworben werden kann. Andernfalls fehlt der Nachwuchs für die Palliativnetze oder kann nur noch durch Anästhesisten gefüllt werden, die bei der derzeitigen Weiterbildungsordnung die einzige Berufsgruppe ist, die den Kriterienkatalog erfüllen kann. Auch in der Fortbildung sind wir aktiv: Neben der regelmäßigen Hausärztlichen Fortbildung Hamburg (HFH), die wir zusammen mit dem Institut für Allgemeinmedizin gestalten, gibt es noch den Hausärztetag, bei dem uns unser bundeseigenes Institut für hausärztliche Fortbildung unterstützt. Alle diese Fortbildungen sind pharmafrei, denn unsere Freiheit ist uns wichtig! Der Hausarzt ist wie jeder Arzt ein freier Beruf: Er ist dem Patienten verpflichtet und nicht an Weisungen gebunden. Das gilt für uns als auch für die in unseren Praxen angestellten Ärzte. Leider sind klare Tendenzen in den Krankenhäusern und spezialisierten Großpraxen zu erkennen, wo Kapitalinteressen mehr und mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Ärzte nehmen. Dieser Kommerzialisierung der Medizin stellen wir uns entgegen. Dr. Frank Stüven als Listenführer für alle Kolleginnen und Kollegen der Liste 3
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