EDITORIAL 293 Wir Hausärzte sind «an Bord», um Inputs, Erfahrungen und Bedenken einzubringen Interprofessionelle Zusammen arbeit will gelernt sein Brigitte Zirbs Savigny Vorstand «Hausärzte Schweiz» Brigitte Zirbs Savigny Interprofessionelle Projekte sind unsere Zukunft – ob ten sich zu spät oder zu wenig informiert. Das stimmt. wir es wünschen oder nicht. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass wir die interprofes- Nur wenn wir als Haus- und Kinderärzte von Beginn an sionelle Zusammenarbeit und die damit verbundene selber aktiv diesen Prozess mitgestalten, können wir notwendige Kommunikation verbessern müssen. in Zukunft unsere Position als Grundversorger im Nicht nur «der anderen» – auch von uns selber. Gesundheitssystem stärken und sogar noch ausbauen. Um gemeinsam ein langfristiges Projekt zu entwi- Die Darmkrebskampagne von PharmaSuisse ist ein ckeln, müssen Konflikte angesprochen und die Kräfte aktuelles Beispiel dafür. «Hausärzte Schweiz» wurde zum Wohl der Patienten gebündelt werden. Alle Betei- eingeladen, sich an der Kampagne des Schweizer Apo- ligten haben die Chance, aus Fehlern zu lernen und thekerverbandes PharmaSuisse zu beteiligen. Aus zeit- den Prozess zu verbessern. So hat auch diese Kampa- lichen, personellen und finanziellen Gründen konnten gne noch Verbesserungspotential. wir uns nicht als offiziellen Partner einbringen. Uns Genau dafür sind wir als Partner «an Bord». So können war es trotzdem wichtig, bei der Kampagnenentwick- wir Inputs, Bedenken und Erfahrungen von uns Haus- lung und -umsetzung als beratender Partner dabei ärzten aus dieser Pilotphase einbringen und so die ge- zu sein. So konnten wir unsere Meinung im wissen- plante, schweizweite Kampagne im März 2016 verbes- schaftlichen Beirat der Kampagne aktiv einbringen, sern und optimieren – im Sinne von uns Hausärzten. hausarztspezifische Punkte in d ie Kampagne einfliessen lassen und unseren Willen zur interprofessionellen Zusammenarbeit bekräftigen. Hauptziele der Kampagne sind die Prävention und die Sensibilisierung der Patienten. Die Apotheker informieren den Patienten in erster Linie und Zusammenarbeiten bedeutet Wissen teilen, gemeinsam Fehler verbessern, zuhören, sich gegenseitig unterstützen und die Kompetenzen aller Beteiligten optimal einsetzen schlagen allenfalls einen Test vor. Risikopatienten mit einem positiven Testergebnis werden umgehend Ohne unserer aktiven Beteiligung an diesem Projekt an einen Hausarzt überwiesen. Die Apotheker setzen wäre dies nicht möglich, und wir Hausärzte würden sich vorab mit den Hausärzten ihrer Region persönlich eine wichtige Chance zur interprofessionellen Zusam- in Verbindung, informieren sie und klären dabei ab, ob menarbeit verpassen. sie auch neue Patienten aufnehmen würden. Die Wir sind überzeugt, dass diese Form der Zusammen- lückenlose Betreuung von Personen mit erhöhtem Ri- arbeit eine Chance für alle Beteiligten ist. Vielleicht siko ist ein grosses Kampagnenanliegen. Während der öffnen sich dadurch noch andere Türen für eine lokale aktuellen Pilotkampagne werden deshalb sämtliche oder regionale Zusammenarbeit. Zusammenarbeiten Dr. med. Abläufe sorgfältig geprüft, darunter auch der Rückfluss bedeutet Wissen teilen, gemeinsam Fehler verbessern, Brigitte Zirbs Savigny der Meldeformulare, der Aussagen über die ausrei- zuhören, sich gegenseitig unterstützen und d ie spéc. Méd. Int. Générale chende Begleitung der Patienten ermöglichen soll. Kompetenzen aller Beteiligten optimal einsetzen. Zu- Membre du comité MFE Die Pilotphase in zwei Kantonen startete harzig. Die sammenarbeit bedeutet nicht, dass man dabei etwas Kommunikation zwischen Apothekern und Hausärz- verliert – im Gegenteil: Auf lange Sicht gewinnen ten klappte nicht auf Anhieb, und viele Hausärzte fühl- damit alle Beteiligten! Korrespondenz: Médecin de famille, 263, rte de St-Julien 1258 Perly – Genève b.zirbs[at]swissonline.ch PRIMARYCARE – DIE SCHWEIZERISCHE ZEITSCHRIFT FÜR HAUSARZTMEDIZIN 2015;15(17):293
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